"2. Tournament of Peace" in Rovinj
Die jugoslawische Kleinstadt Rovinj liegt an der Westküste der Halbinsel Istrien, vis-a-vis von Venedig auf der anderen Adriaseite, und zur Republik Venedig hat das Städtchen in früheren Zeiten tatsächlich einmal gehört. Aber auch andere haben hier geherrscht: Napoleon, Österreich, Italien. Mit dem Ende des 2. Weltkriegs kam Rovinj schließlich zu Jugoslawien. Unmittelbar auf das Kriegsende folgte vor 25 Jahren auch die Gründung der Vereinten Nationen, ein Ereignis, dessen mit dem "Tournament of Peace" nun gedacht werden soll.
So schaut es in Rovinj heutigentags aus
Bis vor kurzem haben hier also überwiegend Italiener gelebt, und so verwundert es nicht, dass Bobby Fischer es in der 1. Runde des Turniers mit einem Gegner zu tun bekam, der, obwohl selber Jugoslawe, einen italienisch klingenden Namen besitzt: Bruno Parma.
27 Jahre alt ist Fischer inzwischen, und viele halten ihn für stärker als den amtierenden Weltmeister Boris Spassky. In der Partie gegen Parma erreichte Fischer zunächst nichts, doch im Endspiel legte er dann eine überlegene Konzentrationsfähigkeit an den Tag, die durchaus "weltmeisterlich" genannt werden kann. Parma konnte mit der Zielstrebigkeit des Amerikaners schließlich nicht mehr mithalten:
Bobby Fischer
Ein beeindruckender Sieg für Bobby Fischer, der aber beileibe nicht der einzige Spieler war, der am ersten Turniertag seine Partie gewinnen konnte. So bekam auch Fischers Landsmann Walter Browne für seine Partie gegen den Jugoslawen Drazen Marovic einen vollen Punkt notiert; weil die übermittelte Schlussstellung eigentlich ausgeglichen war, steht zu vermuten, dass Marovic letztlich wohl die Bedenkzeit überschritten hat.
Wirklich glänzen konnte indes noch keiner der nach Rovinj gekommenen Weltklassespieler. Exweltmeister Tigran Petrosjan kam zum Beispiel gegen den Jugoslawen Risto Nicevski zu einem einfachen Sieg, als dieser seine solide Stellung mit einem nassforschen Bauernvorstoß verdarb:
Die jugoslawischen Gastgeber mussten also einiges einstecken, doch sie gingen keinesfalls leer aus. Svetozar Gligoric konnte mit den schwarzen Steinen keinen Geringeren als Exweltmeister Vassily Smyslov bezwingen. Smyslow bot seinem Gegner im Mittelspiel den Damentausch an, was er besser nicht getan hätte:
Einen insgesamt starken Eindruck hinterließ Mijo Udovcic bei seinem Sieg gegen den Rumänen Theodor Ghitescu. Ghitescu verpasste allerdings ein hübsches taktisches Rettungsmanöver:
Eine überraschende Niederlage gab es für Viktor Kortschnoj, einen der stärksten Spieler der Welt. Der Jugoslawe Dragoljub Minic bestrafte Kortschnojs überbordenden Optimismus mit einigen präzisen Schlägen:
Ergebnisse der 1. Runde
Tabelle nach der 1. Runde
Partien