Königliche Damen und geistreiches Spiel
Von Dagobert Kohlmeyer
Mein Berliner Schachfreund Klaus Möckel ist ein bekannter Schriftsteller,
der vor allem mit Kriminalromanen Furore machte. Etliche von ihnen sind
verfilmt worden. Möckel gehörte in jungen Jahren zu den hoffnungsvollen
Nachwuchsspielern der DDR, gab seine Schach-Ambitionen aber schon früh
zugunsten von Familie und Beruf auf. Der heute 75-Jährige ist auch ein
bekannter Romanist. Jetzt hat Möckel ein dickes Buch über die Geliebten der
Könige am französischen Hof vorgelegt. Vier Jahre arbeitete der Autor daran,
studierte zu diesem Zweck auch vor Ort in Frankreich viele Quellen.
Herausgekommen sind zwölf fesselnde Porträts ganz unterschiedlicher und sehr
beeindruckender Frauen, die zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert lebten.
Auch wenn es in dem Werk nicht um das Schachspiel geht, es wird nur einmal
im zweiten Kapitel erwähnt, kann man nach Möckels Worten davon ausgehen,
dass die Mätressen als gebildete Damen die Kunst solcher Brettspiele wie
Dame oder Schach beherrschten. Ansonsten wurde am Hofe vor allem Karten und
Billard gespielt, erklärt der Autor.
Bei der vergnüglichen Lektüre sieht man es schwarz auf weiß: Frankreichs
königliche Mätressen waren schön und mächtig. Sie ließen sich ihre Dienste
mit Schlössern und Adelstiteln vergolden. Ihre Rolle erschöpfte sich aber
nicht nur im Liebesdienst. Sie nahmen Einfluss auf das Leben am Hof und
manchmal auch auf die politischen Geschicke des Landes. Häufig jedoch waren
sie von Neid, Missgunst sowie Intrigen umgeben. Auch selbst erwiesen sie
sich als Meisterinnen im Ränkespiel.
Als berühmteste aller französischen Mätressen gilt ohne Zweifel die Marquise
von Pompadour. Sie war eine gebildete und kunstbegabte Dame, die
verschwenderisch sowie mitunter großherzig sein konnte und eine schöne
Umgebung liebte. In jedem Frühjahr hat sie, so Klaus Möckel, alle ihre Räume
mit frischen Blumen schmücken lassen. Madame Pompadour ist das elfte Kapitel
im Buch gewidmet.
Bei einer Lesung und Buchpräsentation in der Berliner Urania (es war der
Internationale Frauentag) würzte Möckel die Lektüre mit Anekdoten vom
Sonnenkönig Ludwig, dem XIV. und anderen historischen Persönlichkeiten.
Das Buch „Die Gespielinnen des Königs“ liest sich nicht nur sehr amüsant, es
gibt gleichzeitig einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des
französischen Hofes zwischen Spätmittelalter und Französischer Revolution.
Klaus Möckel: Die Gespielinnen des Königs, 395 Seiten, Verlag Das Neue
Berlin 2010, 16,95 Euro
Dass Klaus Möckel noch immer ein starker Schachspieler ist, der auch heute
noch gern mal die Figuren tanzen lässt, zeigt sein Sieg über Viktor
Kortschnoi bei einem Simultan in Berlin.
Kortschnoi – Möckel...
Im illustren Kreis der Gäste dieses Abends befand sich auch Möckels Schul-
und Schachfreund Professor Sieghart Dittmann. Der 75-Jährige ist ein
bekannter Epidemiologe, der u.a. die Abteilung für Infektionskrankheiten und
Impfprogramme des Regionalbüros Europa der WHO in Kopenhagen leitete.
Älteren Schachfreunden ist Dittmann sicher noch bekannt, denn er spielte von
1956 -1960 im DDR-Team an der Seite von Wolfgang Uhlmann bei drei
Schacholympiaden.
Dittmann und Möckel
Zugunsten seiner Medizinlaufbahn hängte er dann (ähnlich wie Möckel) jedoch
seine Schachkarriere an den Nagel. Als eine von Dittmanns besten Partien
gilt der Sieg über Gedeon Barcza bei der Olympiade 1958 in München.
Dittmann – Barcza