Nach den Partien wird in Elista eine Pressekonferenz abgehalten. Zum Teil
beantworten auch die Sekundanten und Betreuer Fragen der Journalisten. Hier
ein Auszug aus Interviwes mit Silvia Danailov und Carsten Hensel.
Wie Silvio Danailov zugab, gehört einer der geheimnisvollen Namen im Team
von Topalov einem Parapsychologen. "Wir zeigen ihn nicht in der
Öffentlichkeit," sagte Danailov, "weil wir Angst vor einer Überreaktion der
Medien haben. Solche Leute mögen keine Publicity. Manchmal spricht er mit
Veselin, aber meistens redet er mit mir. ich waren übrigens alle, wegen der
beiden Auftaktniederlagen vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Veselins Kampfgeist
ist ungebrochen."
Vladmir Kramniks Manager Carsten Hensel reagierte auf die Anwesenheit der
geheim gehaltenen Mitglieder in Topalovs Team wie folgt: "Ich sage ihnen
meine persönliche Meinung. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber die
Unterstützung durch einen Parapsychologen halte ich für Blödsinn (ein
stärkeres Wort wurde verwendet) So etwas bringt nur dann etwas, wenn die
andere Seite das ernst nimmt und wir machen das nicht. Vladimir hat eine
starke Persönlichkeit und fühlt sich für alles eine Entscheidungen selbst
verantwortlich, an Brett und außerhalb. Es gibt nichts, wovor wir Angst haben
müssen.
Kramnik hat seinen eigenen Koch mitgebracht, allerdings nicht weil er der
örtlichen Küche misstraut. Da Kramnik an einer chronischen
Polyarthritis leidet, wurde ihm von seinem Arzt empfohlen, bestimmte Zutaten
im Essen zu meiden, darunter einige, die beim Kochen sehr gebräuchlich sind.
Es wäre zu kompliziert gewesen, den Koch vor Ort zu instruieren und so war
dies die einfachere Lösung. Veselin Topalov ist andererseits sehr glücklich
mit der neuen Küche, vor allem seit man hier auch Bulgarischen Salat (mit
Gemüse und Käse) zubereiten kann. Topalov isst während eines Wettkampfes kein
Fleisch, sondern nur Fisch, Gemüse und Früchte.
Pressekonferenz zur Partie 2:
Nach der zweiten Partie hat FIDE-Präsident Kirsan Ilyumshinov nicht nur
die Pressekonferenz geleitet, sondern auch die meisten Fragen selbst
gestellt.
Ilyumszhinov: Vladimir, hats du bemerkt, dass nach
31...Lxf8 Weiß mit 32.Txg4+ Lg7 33.Dc7 sofort gewinnen konnte?
Position nach 31.gxSf8D+
Kramnik: (überlegt ein paar Sekunden) Nein, (er schüttelt
den Kopf), um ehrlich zu sein habe ich 33.Dc7 völlig übersehen. Ich hatte
schon vorher die weißen Möglichkeiten nicht richtig eingeschätzt.
Position nach 29.hxg6
Zuerst wollte ich 29...Sxg6 spielen, aber dann hat Weiß ein fantastisches
Matt.
30.Dxg6! Wenn 30.Txg6, dann 30…Kh8. Und nach 30.Dxg6+ hxg6 31.Txg6+ Kh7 folgt
32.Tg3! Ich habe einen Extrazug und eine Extra-Dame, aber keine Verteidigung
gegen das Matt. Danach sah es so aus, dass ich keine Wahl hätte. Vielleicht
gibt es andere Züge als 28...Txb2, Vielleicht 28...Dc4?
Die Engines geben anstatt 31...Lxf8 den Zug 31..Kxf8 an, mit Remis (im
ersten Diagramm)
Kramnik: Remis? Das sah mir sehr gefährlich aus. Iach
habe auch 33.f5! übersehen. Es stellte sich heraus, dass nach
33.f5 exf5
34.Sg5 Schwarz hilflos ist. Erst dachte ich 33...Te7 macht Remis. Aber Weiß
gibt einfach Schach und spielt das ruhige Tf1 mit raschem Matt. Nun, ich wr
glücklich, nicht sofort zu verlieren. Insgesamt war es eine sehr nervöse
Partie. Es ist immer schwierig nach einer Partie wie der ersten zu spielen,
aber was soll man machen. Auf der anderen Seite war es ehr spannend für die
Zuschauer.
Veselin, was hattest du nach 31…Kxf8 geplant?
Topalov: Ich habe viel gerechnet, fand aber nichts
wirklich Gutes. Erst dachte ich, ich gewinne, aber dann sah ich 35...Lg5. Die
Stellung ist sehr interessant und vielleicht muss ich remis forcieren. Wenn
man aber ein Matt in drei nicht sieht, stimmt etwas nicht. Allerdings gewann
32.Dg6 ebenfalls, wenn auch nicht in drei Zügen. Ich habe das Matt nicht
gesehen und auch nicht danach gesucht. Ich sah, dass nach 31..Kxf8 kein
Gewinn zu finden war. Deshalb war ich nach 31.Lxf8 so glücklich, dass ich
ohne Nachdenken das Schach mit der Dame gab.
Im 41. Zug war ein forciertes Remis mit Sg5 anstatt f5 möglich – hast
du es gesehen?
Topalov: Ja, aber ich wollte weiter auf Gewinn spielen.
Selbst nach 41.Lxa3 ist die Stellung objektiv remis. Ich dachte ich gewinne
einen Bauern, wenn ich den König nach d6 bringe, aber dann kam ich in
Zeitnot.
Veselin, wie wirst du den Ruhetag verbringen. Die Aufgabe muss sein,
dass alles schnell zu vergessen.
Topalov: Im Allgemeinen bin ich gut im Vergessen (lacht).
Ich komme mit Niederlagen ganz gut klar. Ich brauche nur etwas Ruhe.