Auszug aus Pressekonferenz und Interviews

von ChessBase
27.09.2006 – Nach jedem Spieltag gibt es unmittelbar im Anschluss eine Pressekonferenz mit den Spielern. Besonders die Ausführungen von Kramnik und Topalov zur zweiten Partie waren sehr interessant. Demnach hat Topalov noch sehr lange versucht, auf Gewinn zu spielen. Später ist ihm die Partie in Zeitnot entglitten. Topalovs Manager Danailov hat die Identität eines der fünf unbekannten Teammitglieder gelüftet. Angeblich soll es sich um einen Parapsychologen handeln. Kramniks Manager Carsten Hensel meinte dazu, er halte die Anwesenheit eines Parapsychologen für Blödsinn und man lasse sich dadurch nicht beeindrucken. Mehr...

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Parapsychologen, Essen und Kampfgeist

Nach den Partien wird in Elista eine Pressekonferenz abgehalten. Zum Teil beantworten auch die Sekundanten und Betreuer Fragen der Journalisten. Hier ein Auszug aus Interviwes mit Silvia Danailov und Carsten Hensel.

Wie Silvio Danailov zugab, gehört einer der geheimnisvollen Namen im Team von Topalov einem Parapsychologen. "Wir zeigen ihn nicht in der Öffentlichkeit," sagte Danailov, "weil wir Angst vor einer Überreaktion der Medien haben. Solche Leute mögen keine Publicity. Manchmal spricht er mit Veselin, aber meistens redet er mit mir. ich waren übrigens alle, wegen der beiden Auftaktniederlagen vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Veselins Kampfgeist ist ungebrochen."

Vladmir Kramniks Manager Carsten Hensel reagierte auf die Anwesenheit der geheim gehaltenen Mitglieder in Topalovs Team wie folgt: "Ich sage ihnen meine persönliche Meinung. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber die Unterstützung durch einen Parapsychologen halte ich für Blödsinn (ein stärkeres Wort wurde verwendet) So etwas bringt nur dann etwas, wenn die andere Seite das ernst nimmt und wir machen das nicht. Vladimir hat eine starke Persönlichkeit und fühlt sich für alles eine Entscheidungen selbst verantwortlich, an Brett und außerhalb. Es gibt nichts, wovor wir Angst haben müssen.

Kramnik hat seinen eigenen Koch mitgebracht, allerdings nicht weil er der örtlichen Küche misstraut. Da Kramnik an einer chronischen Polyarthritis leidet, wurde ihm von seinem Arzt empfohlen, bestimmte Zutaten im Essen zu meiden, darunter einige, die beim Kochen sehr gebräuchlich sind. Es wäre zu kompliziert gewesen, den Koch vor Ort zu instruieren und so war dies die einfachere Lösung. Veselin Topalov ist andererseits sehr glücklich mit der neuen Küche, vor allem seit man hier auch Bulgarischen Salat (mit Gemüse und Käse) zubereiten kann. Topalov isst während eines Wettkampfes kein Fleisch, sondern nur Fisch, Gemüse und Früchte.

Pressekonferenz zur Partie 2:

Nach der zweiten Partie hat FIDE-Präsident Kirsan Ilyumshinov nicht nur die Pressekonferenz geleitet, sondern auch die meisten Fragen selbst gestellt.

Ilyumszhinov: Vladimir, hats du bemerkt, dass nach 31...Lxf8 Weiß mit 32.Txg4+ Lg7 33.Dc7 sofort gewinnen konnte?


Position nach 31.gxSf8D+

Kramnik: (überlegt ein paar Sekunden) Nein, (er schüttelt den Kopf), um ehrlich zu sein habe ich 33.Dc7 völlig übersehen. Ich hatte schon vorher die weißen Möglichkeiten nicht richtig eingeschätzt.


Position nach 29.hxg6

Zuerst wollte ich 29...Sxg6 spielen, aber dann hat Weiß ein fantastisches Matt. 30.Dxg6! Wenn 30.Txg6, dann 30…Kh8. Und nach 30.Dxg6+ hxg6 31.Txg6+ Kh7 folgt 32.Tg3! Ich habe einen Extrazug und eine Extra-Dame, aber keine Verteidigung gegen das Matt. Danach sah es so aus, dass ich keine Wahl hätte. Vielleicht gibt es andere Züge als 28...Txb2, Vielleicht 28...Dc4? 

Die Engines geben anstatt 31...Lxf8 den Zug 31..Kxf8 an, mit Remis (im ersten Diagramm)

Kramnik: Remis? Das sah mir sehr gefährlich aus. Iach habe auch 33.f5! übersehen. Es stellte sich heraus, dass nach 33.f5 exf5 34.Sg5 Schwarz hilflos ist. Erst dachte ich 33...Te7 macht Remis. Aber Weiß gibt einfach Schach und spielt das ruhige Tf1 mit raschem Matt. Nun, ich wr glücklich, nicht sofort zu verlieren. Insgesamt war es eine sehr nervöse Partie. Es ist immer schwierig nach einer Partie wie der ersten zu spielen, aber was soll man machen. Auf der anderen Seite war es ehr spannend für die Zuschauer.

Veselin, was hattest du nach 31…Kxf8 geplant?

Topalov: Ich habe viel gerechnet, fand aber nichts wirklich Gutes. Erst dachte ich, ich gewinne, aber dann sah ich 35...Lg5. Die Stellung ist sehr interessant und vielleicht muss ich remis forcieren. Wenn man aber ein Matt in drei nicht sieht, stimmt etwas nicht. Allerdings gewann 32.Dg6 ebenfalls, wenn auch nicht in drei Zügen. Ich habe das Matt nicht gesehen und auch nicht danach gesucht. Ich sah, dass nach 31..Kxf8 kein Gewinn zu finden war. Deshalb war ich nach 31.Lxf8 so glücklich, dass ich ohne Nachdenken das Schach mit der Dame gab.  

Im 41. Zug war ein forciertes Remis mit Sg5 anstatt f5 möglich – hast du es gesehen?

Topalov: Ja, aber ich wollte weiter auf Gewinn spielen. Selbst nach 41.Lxa3 ist die Stellung objektiv remis. Ich dachte ich gewinne einen Bauern, wenn ich den König nach d6 bringe, aber dann kam ich in Zeitnot.

Veselin, wie wirst du den Ruhetag verbringen. Die Aufgabe muss sein, dass alles schnell zu vergessen.

Topalov: Im Allgemeinen bin ich gut im Vergessen (lacht). Ich komme mit Niederlagen ganz gut klar. Ich brauche nur etwas Ruhe.
 

 

 

 

 


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