Baku: Kleine Zwischenbilanz

von André Schulz
09.09.2016 – Dorian Rogozenco gab vor der heutigen 7. Runde der Schacholympiade eine kurzes Statement ab und zeigte sich mit den bisherigen Leistungen der beiden deutschen Mannschaften im Großen und Ganzen zufrieden. "Die Männer haben gegen zwei sehr starke Gegner verloren, die anderen vier Kämpfe wurden gewonnen." Besonders beeindruckt ist der Bundestrainer von der Organisation. "Man merkt, dass die Schacholympiade hier höchste Priorität genießt." Gestern war die Präsidententochter Leyla Aliyeva Ehrengast der Schacholympiade. Mehr...

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Zur gestrigen 6. Runde der Schacholympiade in Baku erschien Leyla Aliyeva als Ehrengast in der Chrystal Hall. Sie ist die älteste Tochter von Staatspräsident Ilham Aliyev und neben anderen Aktivitäten Vizepräsidentin der Heydar Aliyev-Stiftung. Aliyeva wurde von einem Tross von Journalisten begleitet und eröffnete die Runde mit dem symbolischen ersten Zug am Brett von Magnus Carlsen.

Faik Gasamov, Leyla Aliyeva, Mahir Mamedov, Foto: Maria Emelianova

Foto: Maria Emelianova

Leyla Aliyeva in der Schachbox, Foto: Maria Emelianova

Gespräch mit Kirsan Ilyumzhinov, Foto: Maria Emelianova

Der erste Zug am Brett von Magnus Carlsen. Hat ihm aber nicht viel Glück gebracht. Foto: David Llada

Mit Russland hatte die deutsche Mannschaft gestern einen übermächtigen Gegner, verlor glatt 1:3 und fiel mit acht Mannschaftspunkten auf Rang 33 zurück. Die Frauen haben einen Punkt mehr und belegen mit dem 11. Platz ziemlich genau den Rang, den sie auch in der Setzliste einnehmen.

Bundestrainer Dorian Rogozenco gab vor der heutigen 7. Runde eine kurzes Statement zum bisherigen Verlauf aus deutscher Sicht.

Dorian Rogozenco, Foto: André Schulz

Wie läuft die Schacholympiade bisher aus deutsche Sicht? Seid ihr mit den Ergebnissen im Offenen Turnier und im Frauenturnier zufrieden?

Die Männer haben zweimal verloren, gegen zwei sehr starke Gegner, die Ukraine und gestern gegen Russland. Die übrigen vier Wettkämpfe haben wir gewonnen. So gesehen, ist das im Großen und Ganzen in Ordnung. Bei unserem Frauenteam habe ich persönlich etwas mehr erwartet. Aber mein Gefühl sagt mir, dass da noch etwas kommen wird.

War für die beiden Teams mehr möglich, oder sind die Ergebnisse so in Ordnung? Wo lief etwas schief, wo hat etwas besonders gut geklappt?

Bei den Männern hatten wir gegen die Ukraine am Ende auch sehr gute Chancen auf ein 2:2, leider hat ist es dann aber nicht dazu gekommen. Dafür fiel das Ergebnis gegen Israel mit 3:1 etwas zu hoch aus. Ansonsten sind die Ergebnisse aber insgesamt gerecht und entsprechen dem Verlauf in den einzelnen Partien.

Wie ist die Stimmung in den Mannschaften?

Wir hatten bei der Europameisterschaft im letzten Jahr in Reykjavik einen perfekten Team-Spirit. Und auch hier ist die Stimmung gut.

Trainieren Männer und Frauen gemeinsam und bereiten sich gemeinsam auf die nächsten Wettkämpfe vor, oder bleiben die Teams für sich?

Nein, die Männer und Frauen bereiten sich getrennt vor. Allerdings sind die Kapitäne ständig im Kontakt und wir besprechen auch einige Vorbereitungsaspekte.

Seid ihr mit den Bedingungen zufrieden? Wie ist die Schacholympiade organisiert, auch im Vergleich zu anderen Olympiaden, zum Beispiel in Tromsö?

Wir sind sehr zufrieden. Die Spielbedingungen sind ausgezeichnet und die Organisatoren geben sich viel Mühe. Man merkt überall, dass die Olympiade für Baku und das Land Aserbaidschan höchste Priorität hat. Eine solche Aufmerksamkeit selbst bei den höchsten staatlichen Stellen ist für eine Schachveranstaltung, auch für eine so große wie die Schacholympiade, außergewöhnlich. Ich habe bisher als Spieler an fünf Schacholympiaden teilgenommen und als Trainer zuvor an einer. Das ist also meine sechste Schacholympiade, aber nirgendwo sonst wurde dem Turnier eine so hohe Priorität eingeräumt Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich dieser Schacholympiade eine 8 geben.

 

Georg Meier, Foto: Paul Truong

Der heutige Gegner der Männer ist Weißrussland, auch nicht unbedingt ein leichter Gegner. Die Weißrussen hatten einen sehr guten Start und fielen dann zurück. Die Frauen treffen auf das Team aus Usbekistan.

Foto: Paul Truong

Foto: Paul Truong

Im Open liegt die Österreichische Mannschaft derzeit auf Platz 46, etwas hinter ihrem Platz in der Setzliste. Die Österreicher kamen in der zweiten Runde gegen Ungarn unter die Räder. Schlimmer war aber die völlig unerwartete Niederlage gegen Südafrika in Runde vier. Zwischendurch hat sich die Mannschaft mit Siegen gegen leichte Gegner erholt, hat aber nun Lospech und trifft auf Frankreich. Die Franzosen sich achte der Setzliste, leisteten sich aber gegen Spanien und Griechenland zwei Remis und gegen Paraguay sogar eine Niederlage. Mit acht Punkten bewegen sie sich derzeit in unerwarteter Tabellenregion.

Die österreichischen Frauen, mit der nach Österreich geheirateten ("Tu felix Austria") Regina Pokorna an Brett eins, aber ohne Eva Moser, sind 35ste der Setzliste und 49ste in der Tabelle. gestern gelang ein Sieg über die Engländerinnen, heute ist der Gegner Malaysia.

Das Schweizer Team, 48ster der Setzliste kann bisher mit seinen Ergebnissen sehr zufrieden sein. Sie hat alle Wettkämpfe gewonnen, außer gegen die Gegner aus Südamerika, Argentinien und Brasilien. Mit Rang 30 ist das Team derzeit sogar die beste "deutschsprachige" Mannschaft. Heute spielt die Schweiz gegen Ungarn. Der Zehnte der Setzliste und Silbermedaillengewinner von Tromsö treibt sich nach ein paar Misserfolgen ebenfalls in nicht adäquaten Tabellenregionen herum.

Ungarn mit spielstarkem Coach im Rücken, Foto: Paul Truong

Die Schweizer Frauen sind als 40ste im Bereich der Erwartung und können heute gegen Singapur punkten, das allerdings mit Li Ruofan eine frühere Spitzenspielerin aus China ans erste Brett bringt.

Der Bus mit den offiziellen Journalisten, Vijay Kumar, dahinter Eteri Kublashvili, Susan Polgar, Nastassiya Karlovich, David Llada, Foto: Paul Truong

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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