Schwerverbrecher als Studiogast
Die Wahl des Schachexperten für die Live-Übertragung des Tata-Steel-Turniers beim norwegischen Fernsehsenders TV2 sorgt in Norwegen für Empörung und Schlagzeilen.
Die Redaktion lud David Toska als Experten ins Studio ein. David Toska war in seiner Jugendzeit ein talentierter Schachspieler, geriet dann jedoch auf die schiefe Bahn. Im April 2004 war Toska Anführer eine Bande, die den größten Raubüberfall in der Geschichte Norwegens verübte.
Mit kugelsicheren Westen, Skimasken, Helmen und automatischen Waffen ausgerüstet überfiel die Bande am 5. April 2004 um 8 Uhr morgens das Hauptquartier der Nokas Cash Handling in Stavanger.
Wegen eines Feiertages war die Polizeistation in Stavanger an diesem Tag unterbesetzt. Außerdem unternahm die Bande mehrere Ablenkungs- und Störmanöver. Unter anderem wurde die Ausfahrt des Polizeipräsidiums von einem brennenden Lastwagen blockiert, Nebelgranaten auf das Polizei-Gebäude geworfen und Stachelstreifen auf den Straßen um das Polizeipräsidium verteilt.
Der Einbruch in das Nokas Gebäude erfolgte durch ein Fenster im Erdgeschoss, das zwar durch kugelsicheres Glas geschützt war, aber mit Hilfe eines Rammbocks, eines Vorschlaghammers und über 100 Schüssen aus automatischen Waffen aufgebrochen werden konnte.
Bevor die dreizehnköpfige Band den Tatort verlassen konnte, traf die Polizei ein. Es kam zu einer Schießerei, bei der ein Polizist getötet wurde. Mehrere Personen wurden verletzt. Die Bande entkam schließlich mit einer Beute von 57,4 Millionen Kronen (ca. 10 Millionen US-Dollar). Mit Hilfe von DNA-Analysen konnte die Polizei später die Täter ermitteln. David Nokas wurde zudem der Teilnahme von mehreren weiteren Banküberfällen überführt. Er wurde 2007 zu 20 Jahren Haft verurteilt, kam aber 2018 wegen guter Führung vorzeitig frei. Von der Beute blieben 51 Millionen Kronen verschwunden.
Der Raubüberfalls wurde im Jahr 2010 unter den Titel "Nokas" verfilmt.
Die Einladung von David Toska als Studiogast während der Übertragung des Tata Steel Turniers führte in der norwegischen Öffentlichkeit zu heftigen Protesten. Dem Sender TV 2 wurde Glorifizierung eines Schwerverbrechers vorgeworfen. Sponsoren zogen sich aus der Live-Übertragung zurück.
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