Dezember. Turniere in Barcelona
Weltausstellung 1888, Weltausstellung 1929 inklusive internationalem Schachturnier, Olympische Spiele 1992, Frauen-Team-Weltmeisterschaft 2021. Barcelona.
Für viele wichtige und weltweit beachtete Veranstaltungen war die Hauptstadt Kataloniens bereits Gastgeber. Dazu gehörten einige hochkarätige Schachveranstaltungen. 1929 fand im Rahmen der Weltausstellung ein Turnier in einer langen schachlichen Historie statt: Kurz vor Beginn der Weltwirtschaftskrise spielten unter anderen José Raúl Capablanca, Vera Menchik und Edgar Colle ein Turnier mit 15 Teilnehmern.
Savielly Tartakower soll seinerzeit für die Organisatoren eine eigene Eröffnung kreiert haben, die bis heute als Katalanische Eröffnung bezeichnet wird. Allerdings kam er in dem Turnier nicht dazu, eine Partie mit dem System zu spielen. 70 Jahre später fand das bislang stärkste Turnier in Barcelona statt. Veranstaltet wurde das Turnier 1989 im Rahmen des damaligen World Cup von der Grand Master Association (GMA): Dabei waren einige Spieler der damaligen Weltelite mit Garry Kasparov, Victor Kortschnoi, Boris Spassky, Nigel Short, Alexander Beliawski, Artur Jussupow und Dr. Robert Hübner.
Attraktionen
Für die zweitgrößte Stadt Spaniens sind Prestigeveranstaltungen immer schon ein wichtiger Teil der Stadtentwicklung gewesen. Im Vorfeld von Weltausstellungen und Olympischen Spielen entstehen in der Regel zahlreiche Bauten, die später zu Attraktionen werden. So wurde der deutsche Pavillon von Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969), einem der bedeutendsten Architekten der Moderne zwar zunächst nach der Weltausstellung 1929 abgerissen, Mitte der 80er-Jahre jedoch wieder errichtet und ist jetzt ein wichtiger Teil der touristischen Attraktionen von Barcelona.
Arc de Triomf, Barcelona, Weltausstellung 1888
Die Hauptstadt von Katalonien, „Catalunya“ auf katalanisch, ist nicht nur schachlich, sondern vor allem kulturell ein Reise wert. Wer sich für Architektur interessiert, der wird auf einen heimischen Giganten der Architektur stoßen, Antoni Gaudi (1852-1926).
Casa Batlló, Gaudi-Haus, Barcelona
Der Katalane wurde in Reus der zweitgrößten Stadt Kataloniens geboren und verbrachte praktisch seine gesamte Schaffenskraft in Barcelona. 1883 übernahm Gaudi die Bauleitung der Basilika „Sagrada Familia“ (Heilige Familie), nachdem ein anderer Architekt das Projekt nach einem Jahr aufgab. Gaudi sollte bis zum Ende seines Lebens vor allem dieses Projekt vorantreiben. Heute ist die Sagrada das bekannteste Wahrzeichen der Stadt.
Jeder dürfte diesen Bau als imposant und kreativ empfinden. Anders als Kirchen und Basiliken der Gotik, beeindruckt die Sagrada Familia durch ihre Verspieltheit und ihre runden, oft wellenförmig anmutenden Formen, wenigen Heiligenbilder und Farbenfreude. Wer den Stil von Gaudi kennenlernen will, der findet noch weitere Zeugnisse in Form von bekannten Häusern, einem Park und weiteren Bauten. Typisch für diesen architektonischen Großmeister sind beispielsweise Mosaike, wie im Park Güell.
Zu den Größten der Stadt gehört zweifelsohne Pablo Ruiz Picasso (1881-1973), der in Barcelona einen Großteil seiner Ausbildung erlebte und später der Stadt Werke aus seinem Frühwerk schenkte und die heutzutage im Picasso-Museum zu sehen sind. Wegen des Franco-Regimes (1936-1975) setzte Picasso allerdings nie wieder einen Fuß auf spanischen Boden und verzichtete 1970 sogar auf die feierliche Eröffnung des ihm gewidmeten Museums.
Ein anderer Künstler von Weltrang ist der in Barcelona geborene Joan Miró (1893 – 1983). Wie Picasso zog es Miró in der Zeit des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) nach Paris. Salvador Dalí (1904-1989), ebenfalls Katalone, gehörte genau wie Miró zu einer Gruppe von Pariser Surrealisten. Der Exzentriker Dalí gilt als Sympathisant von Franco, lebte nach dem Bürgerkrieg in Portlligat in Katalonien und ist vielleicht der umstrittenste der drei katalanischen Großmeister der Kunst. Bekannte Künstler und Architekten prägen noch heute mit ihrem Werk das Erscheinungsbild der Stadt Barcelona. Ihr Schaffen war in der Bevölkerung und Presse zu Lebzeiten gelegentlich jedoch höchst umstritten. Erhalten geblieben ist Barcelona in jedem Fall eine kreative Kunstszene, die in vielen Ausstellungen und genauso in Straßenkunst bewundert werden kann.
Wer Barcelona und die Katalanen noch besser verstehen möchte, der kann sich mit den politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen spätestens beginnend mit dem spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) beschäftigen. Am 11. September 1714 wurde die Stadt Barcelona eingenommen und ihrer Unabhängigkeit beraubt. Hierin sind die Ursachen der jüngsten politischen Spannungen zu sehen, die sich aus dem Bestreben der Unabhängigkeit von Spanien ergeben und zu einigem politischem Ärger mit Madrid geführt haben. Ein anderer Konflikt ist die katalanische Sprache, die kein Dialekt des Spanischen ist, sondern ihre eigenen Wurzeln hat. Die spanischen Herrscher versuchten die katalanische Sprache nach 1714 zurück zu drängen, waren aber letztlich nicht erfolgreich damit. Wer den Konflikt etwas sportlicher erklärt haben will, der sei auf die Konflikte zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid verwiesen. Eine populäre Erklärung der lange Zeit fehlenden Titel der spanischen Nationalmannschaft geht auf die landsmännischen Konflikte zurück.
Der Barca-Store
Schach in Barcelona
Im Dezember scheinen sich zwei Turniere in Barcelona zu etablieren. Die Turniere finden in kurzer zeitlicher Abfolge nahe der katalonischen Hauptstadt statt. Den Anfang machte Ende November 2021 das 2. Open in Elllobregat. Das Turnier wurde in einer Gruppe ausgetragen. Die 157 Teilnehmer brachten einen hohen Eloschnitt von 2306 auf die Rating-Waage und der Sieger war in diesem Jahr Nodirbek Abdusattorov nach einem Stichkampf vor Murali Karthikeyan. Die Tour geht fünf Tage später weiter in Sitges, einem Vorort von Barcelona. Ende September 2021 war Sitges bereits Austragungsort für die Frauen-Team-Weltmeisterschaft der FIDE gewesen. Das internationale Open „Sunway Sitges“ findet inzwischen in der neunten Auflage statt. In der A-Gruppe spielen 275 Spieler mit, in der B-Gruppe 108. Die größte Teilnehmergruppe im A-Turnier, vor den Spaniern, besteht aus über 60 Indern. Angeführt von einigen Großmeistern von denen Nihal Sarin der nominell stärkste Spieler ist. Etwas mehr als zwei Dutzend deutsche Spieler sind ebenfalls dabei.
El Llobregat Open Chess Tournament
Schachturnier-Ergebnisserver Chess-results.com - elllobregat Open Chess TnmT- 2nd Edition 2021
1 |
1 |
|
GM |
Abdusattorov Nodirbek |
UZB |
2646 |
7,0 |
49,0 |
53,5 |
40,75 |
2 |
4 |
|
GM |
Karthikeyan Murali |
IND |
2630 |
7,0 |
46,0 |
49,0 |
37,25 |
3 |
36 |
|
IM |
Garriga Cazorla Pere |
ESP |
2477 |
7,0 |
42,0 |
45,0 |
33,25 |
4 |
5 |
|
GM |
Erigaisi Arjun |
IND |
2627 |
6,5 |
47,5 |
52,0 |
36,50 |
5 |
43 |
|
IM |
Aditya Mittal |
IND |
2459 |
6,5 |
47,5 |
48,5 |
32,25 |
6 |
14 |
|
GM |
Meshkovs Nikita |
LAT |
2557 |
6,5 |
46,5 |
50,5 |
34,75 |
7 |
12 |
|
GM |
Yuffa Daniil |
ESP |
2567 |
6,5 |
46,5 |
50,0 |
34,75 |
8 |
27 |
|
IM |
Muradli Mahammad |
AZE |
2501 |
6,5 |
45,5 |
50,0 |
34,50 |
9 |
3 |
|
GM |
Santos Latasa Jaime |
ESP |
2633 |
6,5 |
45,0 |
49,5 |
35,00 |
10 |
8 |
|
GM |
Puranik Abhimanyu |
IND |
2604 |
6,5 |
43,0 |
46,0 |
32,00 |
11 |
20 |
|
GM |
Van Foreest Lucas |
NED |
2532 |
6,5 |
41,5 |
43,5 |
29,50 |
12 |
6 |
|
GM |
Sethuraman S.P. |
IND |
2620 |
6,0 |
48,0 |
52,5 |
33,50 |
13 |
11 |
|
GM |
Safarli Eltaj |
AZE |
2579 |
6,0 |
47,5 |
52,0 |
33,25 |
14 |
25 |
|
GM |
Krzyzanowski Marcin |
POL |
2510 |
6,0 |
47,0 |
51,0 |
31,00 |
15 |
33 |
|
IM |
Beerdsen Thomas |
NED |
2484 |
6,0 |
46,5 |
50,0 |
31,00 |
157 Spieler
Sunway Chess Festival
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