Bayern gewinnt Frauen-Mannschaftsmeisterschaft der Länder

von Pressemitteilung
04.06.2024 – Die besten deutschen Frauen im Schach trafen sich vergangene Woche in Braunfels und spielten in den Auswahlteams der Verbände die Deutsche Frauen-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände (DFMM-LV) aus. Bayern gewann vor Schleswig Holstein und Nordrhein-Westfalen. | Fotos. Schachbund

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Pressemitteilung des Schachbundes

Braunfels: Bayern siegt vor Überraschungsteam Schleswig-Holstein und NRW

Die schönste Finalnachricht bei der Deutschen Frauen-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände (DFMM-LV) lautete vorab, dass die am Vortag erkrankte hessische Spielerin wieder gesund und munter und unter Applaus am Sonntag am Brett sitzen konnte, wie Turnierdirektorin Nadja Jussupow sehr zur Freude aller Teilnehmerinnen und Anwesenden bekanntgab!

Hessen 1 hat wegen der Ereignisse um die Vorverlegung der Partie am Samstag von Brett 1 in Runde 4 Protest eingelegt, über den noch entschieden werden wird.

In den Partien der Schlussrunde der DFMM-LV konnten sich die Favoritinnen aus Bayern zunächst klar mit 7:1 gegen die Hauptstädterinnen durchsetzen und damit die Weichen für den ersten Titelgewinn seit 2016 stellen.

Berlin gegen Bayern. Vorn Alina Rath und Hanna Marie Klek, dahinter Brigitte von Herman und Jana Schneider. Foto: Veit Godoj

Schon recht früh zeichnete sich ein Erfolg der Bayerinnen ab, die an allen Brettern deutliche Wertungsvorteile gegenüber den Berlinerinnen hatten. Der Elo-Schnitt von Bayern betrug 2112, der von Berlin 1913. Als die bayerischen Nationalspielerinnen WGM Hanna Marie Klek gegen Schachboxweltmeisterin CM Alina Rath und WGM Jana Schneider gegen WFM Brigitte von Herman (mit einem hübschen Turmopfer) schließlich ihre Partien gewinnen konnten, war das Match bereits entschieden. Elnaz Bazzazi gelang gegen WFM Maria Horvath der Ehrenpunkt für die Berlinerinnen. Nur noch in der Partie von Amina Fock gegen Jana Bardorz an Brett 4, hatte die Berlinerin einige Zeit besser gestanden. Ansonsten dominierte Bayern das Match.

Jana Schneider

Französisch besiegen mit der Vorstoßvariante

Die Videos behandeln die spannende Französisch Vorstoßvariante, beginnend mit 1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5. Neben zahlreichen Nebenvarianten liegt der Hauptfokus auf den beiden meistgespielten Systemen mit 3…c5 4.c3 Sc6 5.Sf3 Db6 und 5…Ld7.

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Nur wenn Nordrhein-Westfalen gegen Schleswig-Holstein ebenfalls hoch gewinnen würde, würde der Titelgewinn der Bayerinnen vielleicht noch einmal in Gefahr geraten. Nordrhein-Westfalen brachte einen Eloschnitt von 2028 an die Bretter, bei Schleswig-Holstein waren es 1949. Doch nach einem klaren Sieg für Nordrhein-Westfalen sah der Wettkampfverlauf gar nicht aus: Zwar gewann Lisa-Marie Möller an 7 gegen Anke Freter, doch an Brett 3 war Michelle Trunz mit Schwarz schon früh in eine nachteilige Position geraten, die die mit Weiß spielende Katerina Bräutigam für Schleswig-Holstein konsequent zum Gewinn führen konnte. Die Norddeutschen hielten insgesamt weiter überraschend gut mit und beim Stande von 2,5:2,5 gab es den ersten ganz kritischen Moment für die rheinischen Spielerinnen, als an Brett 6 WFM Julia Freitag mit Weiß gegen Emily Rosmait in eine glatt verlorene Stellung geriet, aus der sie sich gerade noch mit einem Dauerschach retten konnte – 3:3 mit „Glück“ für NRW. Der Druck auf die beiden noch spielenden Spitzenbretter von NRW war immens.

Lilian Schirmbeck 

Die Entscheidung fiel dann an Brett 1, wo die mit Schwarz spielende WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky gegen die junge WFM Lisa Sickmann anfänglich Vorteil hatte, dieser aber bei starker Gegenwehr der für Lübeck spielenden Lisa immer weiter dahinschmolz. Schließlich gelang Lisa ein Materialgewinn im Endspiel, den sie zum unerwarteten Sieg ausbauen konnte, sehr zur Freude der Frauen aus dem Norden!

Lisa Sickmann | Foto: Schachjugend Schleswig-Holstein

Auch WGM Eva Kulovana hatte sich an Brett 2 zunächst einen Qualitätsvorteil gegen Inken Köhler erspielt, konnte diesen aber nicht zum Sieg verdichten, die Partie endete Remis und Schleswig-Holstein hatte das Unwahrscheinliche vollbracht und die Titelverteidigerinnen aus NRW besiegt!

Endstand

Pl. Mannschaft MP MP2 BP 1 2 3 4 5
1 Bayern 1 9 31 30,5 12s6½ 2w6½ 4s6½ 3w4 6s7
2 Schleswig-Holstein 8 29 25,5 7w6½ 1s1½ 8w6 9s7 3s4½
3 Nordrhein-Westfalen 7 32 26,0 8w6½ 5s5½ 9w6½ 1s4 2w3½
4 Baden-Württemberg 7 30 24,0 10s6 6w6 1w1½ 5s4 9w6½
5 Sachsen 7 25 24,0 11s6 3w2½ 10s6 4w4 12s5½
6 Berlin 6 25 21,0 14w7 4s2 7w6 8s5 1w1
7 Bayern 2 5 23 19,0 2s1½ 13w6 6s2 12w4 10s5½
8 Hamburg 4 27 19,0 3s1½ 11w6 2s2 6w3 13s6½
9 Hessen 1 4 27 16,0 13s7½ 12w4½ 3s1½ 2w1 4s1½
10 Rheinland-Pfalz 4 23 16,5 4w2 14s5 5w2 11s5 7w2½
11 Thüringen 4 17 19,5 5w2 8s2 13w7 10w3 14s5½
12 Niedersachsen 3 25 17,0 1w1½ 9s3½ 14w5½ 7s4 5w2½
13 Saarland 2 17 9,5 9w½ 7s2 11s1 14w4½ 8w1½
14 Hessen 2 0 19 12,5 6s1 10w3 12s2½ 13s3½ 11w2½

Partien

So wurden die Bayerinnen mit 9:1 Mannschaftspunkten und einem Mannschaftspunkt Vorsprung ungeschlagen Deutsche Meisterinnen der Landesverbände! Schleswig-Holstein erkämpfte sich sensationell mit 8:2 Punkten den zweiten Platz und bestätigte damit den Silberrang vom Vorjahr. Das Team aus NRW belegte Platz mit 7:3 Punkten Platz drei und konnte seine Siegesserie von drei Deutschen Meisterschaften in Folge nicht fortsetzen.

Die vier Spitzenbretter der Bayerinnen, angeführt von den beiden Nationalspielerinnen WGM Hanna Marie Klek (4,5 aus 5) und WGM Jana Schneider (4 aus 5) ergänzt von WIM Yelyzaveta Hrebenshchykova (4,5 aus 5) und der talentierten Jugendlichen Jana Bardorz (4 aus 5), blieben in 20 Partien ungeschlagen und gaben nur 6 Remis ab. Mit diesem Quartett und auch mit den weiteren Brettern WIM Nellya Vidonyak (4 aus 5), Margarethe Wagner (4,5 aus 5), WFM Maria Horvath (1 aus 5) und Vanessa Bräuer (4 aus 5) war Bayern der Konkurrenz überlegen und holte verdient den Titel.

Die Schleswig-Holsteinerinnen haben bewiesen, dass im hohen Norden in den letzten Jahren eine Hochburg des deutschen Frauenschachs entstanden ist. Zweimal Platz zwei hintereinander bei der DFMM-LV und vor allem der aktuelle Erfolg gegen NRW im direkten Duell sind eine deutliche Bestätigung hierfür. Das Team um die Braunfels-Evergreens Anke Freter und Britta Leib und die jungen Spielerinnen Lisa Sickmann, Inken Köhler, Katerina und Irina Bräutigam, Alexandra Mundt und Emily Rosmait ist das Überraschungsteam von Braunfels 2024.

Übrigens waren Anke und Britta schon jeweils über zwanzig Mal in Braunfels dabei! Nur Diana Skibbe aus Thüringen dürfte in dieser Statistik noch weiter vorne liegen, da sie fast immer mit von der Partie war, wie sich Anke und Britta erinnern.

Die diesmal unterlegenen Spielerinnen aus NRW werden im nächsten Jahr bestimmt alles versuchen, sich den Titel zurückzuholen.

Herzlichen Glückwunsch an die drei siegreichen Teams!

Beitrag beim Schachbund...


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