ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Partiesammlungen
Garry Kasparov: Part I 1973-1985
Viele halten Garry Kasparov für den besten Schachspieler aller Zeiten -
wahrscheinlich zurecht. 1985 eroberte er den Thron des Weltmeister und
verlor den Titel im Wettkampf erst 15 Jahre später an Vladimir Kramnik,
Dazwischen hat er eine Reihe von WM-Matches gespielt, die meisten gegen Karpov,
außerdem gegen Short und Anand. Als Kasparov etwa 1979 aus dem Dunkel der UdSSR
im internationalen Turniergeschehen auftauchte, war er schon ein ziemlich
fortgeschrittener Spieler.
Nachdem Kasparov mit My great Predessors (5 Bände) eine Geschichte der
besten Schachgeschichte abgeliefert hat und mit Kasparov on Modern Chess
(3 Bände) die Entwicklung von Schacheröffnungen in den 1970er und 1980er Jahren
sowie seine Begegnungen mit Karpov reflektiert hat, präsentiert er mit Garry
Kasparov on Garry Kasparov eigene kommentierte Partien.
Die neue Reihe ist auf 3 Bände angelegt. Im vorliegenden ersten Band werden
Partien der Jahre 1973 bis 1985 vorgestellt. Es ist Kasparovs
vorweltmeisterliche Phase. Das Buch beginnt mit einigen autobiografischen
Notizen aus der Kinder- und Jugendzeit, in denen Kasparov viele interessante
Erinnerungen aus dem Baku der Sowjetzeit wiedergibt. Sein Vater, selber kein
Schachspieler, hatte das Talent des Jungen erkannt und sich dafür eingesetzt,
dass Garik Weinstein, so der Name von Geburt, Schach studiert. Im Alter von 39
Jahren stirbt der geliebte Vater an Blutkrebs und hinterlässt schmerzhafte
Erinnerungen und eine Schachuhr.
Die erste der insgesamt 100 "memorable games" stammte aus dem Jahre 1973 und
wurde in einem Jugendfreundschaftskampf gegen eine Auswahl Turkmenistans
gespielt. Die letzte Partie entstammt dem WM-Kampf gegen Karpov aus dem Jahr
1985.
Der beste Schachspieler aller Zeiten kommentiert die Partien des besten
Schachspielers aller Zeit. Was kann man da erwarten? Hochklassige Kommentare zu
hochklassigen Partien, natürlich. Und so ist es auch. Logischerweise hat niemand Kasparovs Partien besser verstanden als Kasparov selbst. Die frühen Partien des
jugendlichen Noch-nicht-Weltmeister sind vielleicht weniger gehaltvoll als
die späteren. Aber jede Partie, die in diese Sammlung aufgenommen wurde, hat
ihre Position in der Geschichte der Entwicklung dieses Schachspielers.
Wie schon in den vorherigen Büchern erzählt Kasparov auch die Geschichten, die
zu den Partien gehören, so dass das Buch nicht nur ein reines Schachbuch ist,
sondern sich auch gut zum Lesen eignet. Der Leser erfährt dabei viele
interessante Details aus der Schachgeschichte. Interessant ist es auch, Kasparov
dabei zuzuschauen, wie er "andere" Eröffnungen spielt. So war er in seiner
Jugend ein Anhänger der Caro-Kann-Verteidigung, bis Gufeld ihn einmal auslachte
und sagte: "Schau dich an. Du siehst aus wie einer von der Mafia. Du solltest
nur Sizilianisch spielen."
Die Aufmachung dieses von Everyman verlegten Buches entspricht den
Kasparov-Büchern der früheren Serien, großes Format, Hardcover, schönes und
übersichtliches Druckbild.
Fazit:
Ein weiteres großartiges Kasparov-Buch mit vielen tollen Partien.
Garry Kasparov on Garry Kasparov, Part 1 1973 - 1985
520 Seiten, gebunden, Everyman, 1. Auflage 2011
30,95 Euro
In englischer Sprache
A. Michaltschischin/ O. Stetsko: Kämpfen
und Siegen mit Magnus Carlsen
Erst
vor ein wenigen Tagen erschien diese Sammlung mit Partien des
Weltranglistenersten Magnus Carlsen. Der Norweger begeistert seit einigen Jahren
die Schachwelt. In diesem Buch wird sein schachlicher Werdegang vorgestellt.
Adrian Michaltschischin ist Leiter der FIDE-Trainerakademie, sicher einer der
besten Schachtrainer der Welt und hat auch bei ChessBase schon eine Reihe von
DVDs zu Mittelspielthemen vorgestellt. Oleg Stetsko ist als Co-Autor mehrer
Schachbücher verzeichnet. Im Klappentext erfährt man, dass er früher
Militärpilot war. Sicher hat er sich bei längeren Flügen in seiner Mig-21 die
Zeit mit einem Steckschach vertrieben.
Magnus Carlsen ist "Everybody's Darling", nicht nur in der Schachpresse. Und das
völlig zurecht. Der junge Mann aus Norwegen ist pures Gold für die Schachwelt.
Er stammt aus einer "ganz normalen" Familie, in der ein schachbegeisterter Vater
seinen Kindern, drei Mädchen und einem Jungen, eben auch Schach beibringt. Nun
ist Norwegen zwar nicht der Nabel der Schachwelt. Das macht aber nichts.
Inzwischen kann man im Internet mit jedem in der Welt Schach spielen und auf
seinem Computer mit ChessBase alle Partien anschauen und analysieren. Magnus
lernt Schach mit fünf Jahren, aber erst mit acht Jahren fängt er mit ernsthaftem
Turnierschach an. Seine frühen Ziele sind: 1. Seine älteren Schwestern schlagen.
2. Seinen Vater schlagen 3. Norwegischer Meister werden. Nacheinader kann
er das verwirklichen und bald danach hätte er fast auch noch Garry Kasparov beim
Schnellschachturnier 2004 in Reykjavik besiegt. Der beste Schachspieler aller
Zeiten wundert sich hinterher, wieso jemand aus "the middle of nowhere" so gut
Schach spielen kann. Zum ersten Mal seit Bobby Fischer gibt es wieder einen
Schachspieler aus dem "Westen", der das Zeug zum Weltmeister hat, und dabei auch
noch wie ein ganz normaler Mensch daher kommt, ohne jede Allüren. Die
Bekleidungsfirma G-Star wählt ihn, einen Schachspieler (!), als Werbebotschafter
für ihre Kampagne.
Im vorliegenden Buch wird Carlsens biografischer Werdegang kurz angerissen und
mit einigen Partiefragmenten unterfüttert. Es folgen auf über 300 Seiten 64
analysierte und kommentierte Partien, die in drei Gruppen unterteilt sind: 1.
Vom Meister zum Großmeister, 2. Der Weg nach oben, 3. Das Leben an der
Weltspitze. Die Partien werden dabei im Zusammenhang mit den Umständen, unter
denen sie gespielt wurden, vorgestellt. Ao erfährt man nebenher auch noch etwas
vom internationalen Schachturnierzirkus. Trainer, Kommentatoren und
Journalisten, die sich zu den Erfolgen des neuen Superstars äußern, werden
zitiert, so dass sich auch für den nicht so informierten Leser ein ganz gutes
Bild von der "Schachpersönlichkeit" Carlsens ergibt. Carlsens Stärken sind sein
fotografisches Gedächtnis und seine unglaublich Energie, die ihn jede Partie auf
Gewinn spielen lässt, auch in völlig ausgeglichenen Stellungen. Berühmt ist z.B.
Carlsens Sieg gegen Ponomariov im Turm-Endspiel mit drei gegen drei Bauern an
einem Flügel. Selbst vier gegen drei Bauern wäre für jeden anderen Spieler noch
remis.
Und was sagt Carlsen selbst? "Lieber wäre ich der beste Fußballer der Welt. Aber
so ist es auch OK."
Anregende Lektüre für Fans des Schachsuperstars mit hohem Lehrwert.
Broschiert: 320 Seiten
Verlag: Edition Olms; Auflage: 1., Auflage 2011
ISBN-10: 3283010218
ISBN-13: 978-3283010218
24,95 Euro
Das Buch erschien gleichzeitig auch in englischer Sprache, ebenfalls bei Edition
Olms:
Adrian Mikhalchishin/Oleg Stetsko: Fighting Chess with Magnus Carlsen
Eröffnungen
Boris Awruch:
Grünfeld-Indische Verteidigung, in zwei Bänden
Die Anzahl der interessanten
Neuerscheinungen mit Eröffnungsthemen scheint mir gegenüber den Vorjahren
deutlich zurück gegangen zu sein. Eine Ausnahme bilden die zwei Bände von Boris
Awruch (engl: Boris Avrukh) zur Grünfeld-Verteidigung. Der israelische
Großmeister mit russischen Wurzeln gehört zu den Spitzenspielen des Landes und
hat mehrfach in der Landesauswahl gespielt. Mit seinem zweibändigen Werk 1.d4
hat er sich bereits sehr erfolgreich als Autor betätigt. Zuvor hat er auch schon
über viele Jahre für das ChessBase Magazin und andere Publikationen kommentiert.
Auch seine Monografie zur Grünfeldindischenverteidigung ist im Quality
Chess-Verlag erschienen und wurde schon bald nach Erscheinen aus dem Englischen
in deutsche Sprache übertragen.
Das Konzept der Monografie zur Grünfeld-Verteidigung ist das gleiche wie bei
1.d4 - hier aus Sicht des Spieler der schwarzen Steine, aber natürlich haben
auch Spieler, die gegen Grünfeld antreten, ihren Nutzen. Awruch gibt zu jeder
Variante, die Weiß wählen könnte eine Repertoire-Empfehlung und stellt diese so
ausführlich dar, dass man damit getrost - dem Konzept der Quality Chess Reihe
"Grandmaster-Repertoire", in dem die Bänder erschienen sich, tatsächlich auch
gegen Großmeister antreten könnte. Zu diesem Zweck hat Awruch alle Varianten
maschinell geprüft, dabei zahlreiche Fehler und Ungenauigkeiten entdeckt und
viele Neuerungen gefunden. Da Awruch selber die Grünfeld-Verteidigung als
Hauptwaffe gegen 1.d4 im Repertoire hat, ist er seiner Aufgabe auch mit einem
gehörigen Maß an Eigeninteresse gefolgt.
Band 1 enthält Nebenvarianten wie 3.f3, das Fianchetto-System, Varianten mit
4.Da4 und 4.Db3, die Geschlossene Variante (4.e3). Abspiele mit 4.Lf4 und 4.Lg5
/5.Lg5, sowie die Russische Variante 5.Db3, kurz: alles außer der
Abtauschvariante. Band 2 enthält die "alte" Abtauchvariante (Weiß zieht den
Königsspringer nach e2) und die neue Abtauschvariante mit Sf3.
Awruchs Monografie über Grünfeld-Indische Verteidigung ist ein überzeugendes
Werk. Der
Leser spürt überall im Text, dass der Autor seine Verteidigung wirklich
gut kennt. Wie in allen anderen Publikationen dieses Verlages sind die
Notationen, Haupt- und Nebenvarianten sehr übersichtlich und leicht lesbar
dargestellt. Viele, aber auch nicht zu viele, Diagramme unterstützen die
Lesbarkeit. An jedem Kapitelende folgt ein Fazit mit einer genauen Beurteilung
des jeweiligen Abspiels. Hier und zwischendurch gibt Awruch auch allgemeine
Hinweise zu Plänen und Spielanleitungen. Ich wüsste nicht, wie man es noch
besser machen könnte.
Wenn man überhaupt irgend etwas Kritisches anmerken möchte, dann wäre
höchstens darauf hinzuweisen, dass eine Repertoireauswahl immer auch eine unter
Umständen starke Reduktion darstellt. Dies ist konzeptionell begründet und eine
Komplett-Darstellung einer großen Eröffnung ist heutzutage sicher nicht nur
mühsam, sondern angesichts der riesigen Partienmengen zumindest in Buchform auch
kaum mehr möglich. Aus schwarzer Sicht ist der Verlust sicher überschaubar, aber
der Nutzen für den Weißspieler ist in einigen Varianten doch stark reduziert.
Eine Frage wäre noch, ob ein Amateurspieler Nutzen aus diesem Buch ziehen kann
oder ob es nicht zu speziell ist: Ich denke, dass auch Spieler ab 1500 Elo hier
eine ausgezeichnete Anleitung zur Grünfeld-Verteidungung an die Hand bekommen.
Auch wenn man nicht alles auswendig lernt, bleibt beim Lesen einiges hängen
und wer sich die Mühe macht. Varianten auswendig zu lernen, kann damit eine Menge an mangelndem
Spielverständnis kompensieren - denn viele Varianten der Grünfeld-Verteidigung sind sehr konkret.
Awruchs Monografie zur Grünfeld-Indischen Verteidigung ist ein
herausragendes Eröffnungswerk- sowohl inhaltlich, als auch in Bezug auf die
Darstellung und Lesbarkeit. Für viele Schwarzspieler ist sie sicher ab sofort die neu
"Grünfeld-Bibel", für den Weißspieler eingeschränkt nützlich.
Boris Awruch
Grünfeld-Indische Verteidigung, Band 1
362 Seiten, gebunden, Quality Chess, 1. Auflage 2011.
24,99 Euro
Boris Awruch
Grünfeld-Indische Verteidigung, Band 2
270 Seiten, gebunden, Quality Chess, 1. Auflage 2011, original erschienen 2011.
24,99 Euro
Taktik
Helmut
Pfleger: Zeit-Knaller
Mit seiner Schach-Kolumne in der Zeit erzielt Dr. Helmut Pfleger eine große
Reichweite im Bemühen, Schach populär zu machen. Und der Bamberger Großmeister
nutzt diese Chance seit vielen, vielen Jahren sehr gut. In der
schacherzählerischen Tradition eines Martin Beheim-Schwarzbachs: ein
leichtfüßige Begleittext wird mit einer pointierten Kombination verbunden. Viele
Zeit-Leser, auch wenn sie sonst keine Berührung mit Schach haben, schätzen die
Kolumnen sehr.
Für die vorliegende Sammlung, oder soll man sagen: Retrospektive, wurden 120
besonders amüsante Zeit-Kolumnen aus drei Jahrzehnten zusammengestellt. Der Band
enthält außerdem ein umfangreiches Interview mit dem Kolumnisten selbst und als
Zugabe noch ein mehrseitiges Lebens-Kalendarium zahlreicher bekannter
Schachspieler.
Helmut
Pfleger
Zeit-Knaller
159 Seiten, kartoniert, Edition Olms, 1. Auflage 2011
16,80 Euro
Erinnerungen
Yuri Averbakh: Centre-Stage and Behind the Scenes
Im Jahr 1935 gab Emanuel Lasker in Moskau ein Simultanvorstellung, an der auch
drei jugendliche miteinander befreunde Schachspieler teilnahmen: Isaac Linder,
Vassily Smyslov und Yuri Averbakh. Alle Anfang der 1920er Jahre geboren gingen
sie im Schach ihren Weg. Linder wurde Schachhistoriker, Smyslov Weltmeister und
Yuri Averbakh ein starker Großmeister, "Endspielpapst", Schachjournalist,
Trainer und Funktionär (Vizepräsident des Schachverbandes). Man kann es sich
kaum vorstellen, aber Averbakh moderierte tatsächlich früher im sowjetischen
Fernsehen nicht nur eine Schachsendung, sondern eine solche, die nur Endspiele
zum Thema hatte. So populär war Schach. Als Spieler und als Vertreter des
sowjetischen Verbandes war Averbakh bei vielen Turnieren und Wettkämpfe zugegen.
Yuri Averbakhs "Centre-Stage and Behind the Scenes" ist eine sehr persönliche
Autobiografie eines Menschen, der eng mit dem Schach verbunden war.
Schachpartien sind allerdings überhaupt keine enthalten. Averbakhs Erinnerungen
beginnen mit ein paar Splittern aus den frühen 1920er Jahren. Er berichtet von
seinen Eltern und Großeltern, die mütterlicherseits aus Kaluga stammen, wo auch
Averbakh 1922 geboren ist. In seinem Vorwort umreißt er in wenigen Sätzen schon
die Ereignisse, die das Leben seiner Generation bestimmen - die
postrevolutionäre Phase, die Stalinzeit, den großen Terror, den großen
Vaterländischen Krieg, die Zeit der Stagnation, die Perestroika und das Ende
der Sowjetunion. Mit den folgen Berichten lädt der Zeitzeuge den Leser ein, ihn
auf seiner Erinnerungsreise zu begleiten. Wer sich für Geschichte, besonders für
Schachgeschichte, interessiert, für den ist dieses Dokument eine ergiebige
Quelle, vor allem natürlich aus dem Reich der Sowjetunion.
Die Menschen sterben früh, wegen der schlechten Lebensbedingungen, oder
verschwinden zu Zeiten des Großen Terrors, Mitte der 1930er Jahre, auch einfach.
Manchmal sind es Zufälle, die einem das Leben erhalten. Während Averbakh bei
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 17-jährig noch zur Schule gehen darf, wird sein
ein Jahr älterer Freund Volodya Peterson eingezogen und stirbt zwei Jahre später
an der Front.
Averbakhs erste intensive Begegnung mit Schach und seinen Stars ist die
besagte Simultanvorstellung von Lasker und Spielmann am Rande des Moskauer GM-Turniers.
Für das Turnier selber im Museum der feinen Künste hatte Averbakh keine
Eintrittskarte bekommen, zu groß war das Interesse der Bevölkerung.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu ersten Sportvergleichen zwischen
Sportlern der UdSSR und solchen aus den kontrollierten Ländern, die aber zum
Ärger von Stalin wenig erfolgreich verliefen. So kam es, dass die Sportler, auch
die Schachspieler, mit finanziellen Anreizen zu besonderen Leistungen angespornt
wurden.
Nachdem Averbakh Vizepräsident seines Verbandes wurde, war er bei vielen
Turnieren und kritischen Wettkämpfen dabei und berichtet in seiner Autobiografie
auch von Begebenheiten hinter den Kulissen, die bisher nicht bekannt geworden
sind. Eines dieser Turniere war das Kandidatenturnier in Curacao von 1962.
Petrosian, Geller und Keres spielten dort nur kurze Remisen gegeneinander, um
sich gegen den härtesten Konkurrenten Fischer besonders anzustrengen. Fischer
hat dies später als Verschwörung der Sowjetspieler gegen ihn öffentlich
angeprangert. Averbakh weist diese Deutung zurück. Petrosian und Geller seien
immer gute Freunde gewesen und hätten auch bei anderer Gelegenheit schnell remis
gespielt. Keres sei ein untadeliger Sportsmann gewesen - was stimmt - und es sei
schwer vorstellbar, dass der Este sich für so etwas hergegeben hätte. Die Gründe
für seine Remis lägen woanders.
Es gibt zahlreiche weitere Hintergrundberichte zu besonderen Schnittpunkten der
Schachgeschichte. Averbakh setzt außerdem in einigen Kurzportraits Denkmäler für
einige Sowjetmeister und Zeitgenossen, die hierzulande nicht so bekannt geworden sind.
Spannende Lektüre für Schachfreunde, die vom Schach mehr als nur Varianten wissen wollen.
Yuri Averbakh: Centre-Stage and Behind the Scenes
Personal Memoir of a Soviet Chess Legend
268 Seiten, kartoniert, New in Chess, 1. Auflage 2011
ISBN-10: 9056913646
ISBN-13: 978-9056913649
28,90 Euro
Lesebuch
Frank Wenzel: 64 berühmte Felder
Das
knapp 250 Seiten starke Buch von Frank Wenzel ist der gelungene Versuch, Schach
auf leichtfüßige erzählerische Weise dem Leser näher zu bringen. Entsprechend
der Anzahl der Felder auf dem Schachbrett stellt der Autor in 64 Kapiteln Motive
und Themen des Schachspiels vor und verbindet diese mit berühmten Partien und
Begebenheiten aus der Schachgeschichte. So erfährt der kommende Schachfreund
gleichzeitig etwas über "Schachtechnik" und Schachkultur. Das Buch ist hübsch
aufgemacht und liefert einen unterhaltsamen Einstieg in die Welt des Schachs.
Ideale Urlaubslektüre.
Ein nettes Lesebuch, dass viel Appetit auf Schach macht.
Frank Wenzel
64 berühmte Felder
240 Seiten, Verlag: Pro Business; Auflage: 1., Auflage 2010
ISBN-10: 3868055789
ISBN-13: 978-3868055788
Preis: ca. 25 Euro
Roman
Gerhard Josten: Aljechins Gambit
Die Umstände von Alexander Aljechins Tod, 1946 in Estoril lassen eine Reihe von
Fragen offen. Gemäß des Totenscheins wäre der 4. Schachweltmeister an seinem
Abendessen erstickt. Auf dem bekannten Bild, dass den toten Aljechin an einem
Tisch sitzend zeigt, sind leere Teller zu sehen, aber keine Essensreste.
Erstickte er etwa am allerletzten Bissen seiner Mahlzeit?
Weitere
Ungereimtheiten führten zu verschiedenen Verschwörungstheorien, die man in dem
Artikel: Alechins
Tod - ein ungelöstes Rätsel? nachlesen kann. Es war genau dieser Artikel auf
der ChessBase-Newsseite, der
Gerhard Josten zu der vorliegenden Erzählung inspirierte.
Starb der
Schachweltmeister wirklich infolge seines zu hohen Alkoholgenusses an einem
Stück Fleisch oder wurde er für seine Aktivitäten während des Zweiten
Weltkrieges von der Résistance oder dem KGB ermordet? Mit Hilfe von Gerhard
Jostens Erzählung kann man diese Ideen an der Seite eines örtlichen Kommissars,
der sich bei der eigenmächtigen Aufklärung des Falles plötzlich inmitten einer
weltweiter Prozesse sieht, auf unterhaltsame Weise verfolgen. Am Ende steht
jedenfalls eine überraschende Wendung des Falles.
Gerhard Josten
Aljechins Gambit.
153 Seiten, Verlag Helmut Ladwig, Gebundene Ausgabe:
ISBN-13: 9783941210349
ISBN-10: 3941210343
Preis: 25 Euro
Kultur- und Wissenschaft
Ernst Strouhal (Hrsg.): Schach und Alter
Passagen des Spiels III
"Alter"
ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Die Menschen werden immer älter und
damit steigt auch der Anteil der Menschen im fortgeschrittenen Alter innerhalb
unserer Gesellschaft. Diese sind jedoch größtenteils am wirtschaftlichen
Produktionsprozess nicht mehr beteiligt. Die körperliche und geistige
Leistungsfähigkeit lässt nach. Welche Rolle kann Schach als Übungssport für das
Gehirn hier einnehmen?
2008 wurde in Wien an der Universität für angewandte Kunst ein
interdisziplinäres Symposium "Spiel und Alter" durchgeführt, dessen
schriftlicher Niederschlag sich in diesem Buche in insgesamt 14 Aufsätzen
wiederfindet. Diese kreisen im verschiedene Aspekte des Themas "Schach und
Alter". Unter den Autoren findet man neben dem des Initiators Prof. Ernst
Strouhal bekannte Namen wie: Christian Hesse, Michael Ehn, Hans Holländer,
Helmut Pfleger, Harry Schaack oder Susanne Poldauf. Unterschiedliche
Fragestellungen werden behandelt, wie: Wodurch entsteht Schachverständnis? Kann
man Schachintelligenz üben? Was ist Begabung? Kann man durch Schach das "Altern"
verzögern und kann mit Schach verbundene geistige Beschäftigung auch als Demenz
- und Alzheimer-Prävention dienen? Dazu werden verschiedene Studien zitiert und
präsentiert. In einigen Beiträgen werden Schachspieler - im Dialog, z.B.
Stefan Kindermann - oder im Portrait - Viktor Kortschnoj - vorgestellt.
Vlastimil Hort und Viktor Kortschnoj - wer könnte das besser - sprechen über die
Kunst, Niederlagen zu verdauen. Michael Ehn liefert eine hochinteressante
demografische Analyse des Wiener Schachvereinslebens - ohne Zweifel auf fast
jeden anderen Schachbezirk in der Welt übertragbar.
Eine interessante Ausatzsammlung zu einem Thema, dass uns in der Zukunft mehr und mehr beherrschen wird.
Ernst Strouhal (Hrsg.): Passagen des Spiels III: Schach und Alter
210 Seiten, Kartoniert, Springer-Verlag/ Wien, 1. Auflage 2011
34,- Euro
Außerdem erschienen:
Ulrich Schädler und Ernst Strouhal (Hrsg.): Spiel
und Bürgerlichkeit
Passagen des Spiels I
Ulrich Schädler und Ernst Strouhal (Hrsg.): Passagen des Spiels I: Spiel und
Bürgerlichkeit
348 Seiten, Springer-Verlag Wien, 1. Auflage 2010
Taschenbuch: 348 Seiten
ISBN-10: 3709100828
ISBN-13: 978-3709100820
ca. 38,- Euro
Matthias Fuchs und Ernst Strouhal (Hrsg.): Das
Spiel und seine Grenzen
Passagen des Spiels II
Matthias Fuchs und Ernst Strouhal (Hrsg.)
Passagen des Spiels II: Das Spiel und seine Grenzen
272 Seiten, Verlag: Springer Vienna; 1. Auflage 2010
ISBN-10: 3709100844
ISBN-13: 978-3709100844
ca. 34,- Euro
Nikolaos Karatsioras: Das Harte und das
Amorphe
Das
Schachspiel als Konstruktions- und Imaginationsmodell literarischer Texte
Dissertation zur Rolle des Schachspiels in literarischen Texten.
Nikolaos Karatsioras: Das Harte und das Amorphe
Das Schachspiel als Konstruktions- und Imaginationsmodell literarischer Texte.
262 Seiten, Kartoniert, Frank&Timme,1. Auflage 2011
29,80 Euro