ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
14 Bücher
Garry Kasparov: Kasparov vs Karpov
Das Buch von Garry Kasparov "Kasparov vs Karpov" wird als zweiter
Teil der Reihe "Kasparov on modern Chess" vorgestellt. Der ausgezeichnete erste
Teil "Revolutions in the 70s" befasste sich mit der Entwicklung bestimmter
Eröffnungen, denen Kasparov im Laufe seines Karriere Interesse entgegen gebracht hat. Anscheinend besteht zwischen den beiden Bänden
kein direkter inhaltlicher Zusammenhang - hier eine Sammlung von
Eröffnungsanalysen und Partien, dort die Auseinandersetzung mit dem ärgsten
Rivalen -, trotzdem gibt es aber doch mehr als nur eine zufällige
Zusammenfassung unter einen Reihentitel, wenn man die Dinge in der zeitlichen
Abfolge von Kasparovs Schaffen als Schachspieler betrachtet.
Kasparov stellt die nicht immer nur schachliche Konfrontation mit seinem
Vorgänger als Weltmeister Anatoly Karpov aus seiner Sicht dar, angefangen mit
den ersten Begegnungen, als der junge Karpov gegen den noch jüngeren Kasparov
1975 in Leningrad simultan spielte über die erste echte Turnierpartie bei den
UdSSR-Mannschaftsmeisterschaften 1981 bis zu den ersten beiden
Weltmeisterschaftsmatches, von denen der erste bekanntlich unter bis heute nicht
vollständig geklärten Umständen abgebrochen wurde und Kasparov im zweiten 1985
schließlich den Titel eroberte.
Der Leser erfährt einige interessante biografische Details aus Kasparovs Leben,
die vielleicht nicht jedem bekannt sind, so z.B. die Umstände seiner
Namensänderung von Weinstein in Kasparov und dass Leonard Barden im Guardian
schon nach Kasparovs siebtem Platz bei den UdSSR-Jugendmeisterschaften 1975 in
diesem den Nachfolger von Karpov als Weltmeister sah - im Jahr 1990! Barden
behielt recht und hat sich nur um ein paar Jahre in seiner Voraussage vertan.
Das Buch enthält 76 Partien zwischen den beiden besten Spielern jener Zeit. Mit
Kasparov hat der etwas bessere der beiden Spieler die Partien auf die kompetenteste
Weise kommentiert, die man sich vorstellen kann. Wie könnte man je besseres
Anschauungsmaterial für die Entwicklung des eigenen Schachverständnisses
erhalten als von dem Spieler, den viele für den besten der Schachgeschichte
überhaupt halten? Auch wer das Buch mehr aus dokumentarischem Blickwinkel sieht, kommt
auf seine Kosten. Das Nacherleben der Schlacht zwischen den beiden führenden
Schachspielern ist auch aus über 20-jähriger Distanz noch ein Atem beraubendes
Schauspiel.
Das häusliche Analysebrett eines jeden Schachfreundes wird seinem Besitzer
auf ewig dankbar sein, dass auf ihm solch großartige Partien und Analysen
ausgeführt wurden.
Fazit: Großes Kopfkino für alle Schachfreunde, egal ob fortgeschritten oder
Anfänger
Garry Kasparov: Kasparov vs Karpov
In englischer Sprache.
Gebunden, 424 Seiten
Verlag: Everyman Chess, 2008
Preis EUR 31,70
ISBN-10: 1857444337
ISBN-13: 978-1857444339
Robert Hübner: Der Weltmeisterschaftskampf Lasker - Steinitz 1894 und weitere
Zweikämpfe Laskers.
Am Beginn seiner 27 Jahre währenden Weltmeisterstand - vermutlich ein Rekord für
die Ewigkeit - stand Laskers Gewinn des Wettkampfes gegen Steinitz 1894. Zuvor
hatte Emanuel Lasker schon eine Reihe von Wettkämpfen gespielt, die ihm wertvolle Erfahrung
für den kommenden WM-Kampf geliefert hatten. Dazu gehört das Match gegen Curt von Bardeleben, 1889 in Berlin, der Wettkampf gegen Jaques Mieses 1889/1890 in
Leipzig, der Wettkampf gegen Henry Edward Bird Februar 1890 in Liverpool, der
Zweikampf gegen Nickloas Miniati März 1890 in Manchester, der Wettkampf gegen
Berthold Englisch September 1890 in Wien, das Match gegen Joseph Henry
Blackburne Mai/Juni 1892 in London, der Zweikampf gegen Henry Edward Bird
August/September 1892 in Newcastle-upon-Tyne und der Wettkampf gegen Jackson
Showalter Dezember 19892 in Logansport und April 1893 in Kokomo.
Nicht zustande kam ein Wettkampf gegen Tarrasch. Lasker lud ihn zum Wettkampf um
1000,- Mark ein, doch Tarrasch, der gerade den Schachkongress in Dresden
gewonnen hatte, lehnte mit dem Hinweis ab, Lasker solle erst ein großes Turnier
gewinnen.
Die Wettkämpfe wurden anscheinend um heute gering erscheinende Summen gespielt, doch die
Preissummen spiegeln nicht die wirklichen Verhältnisse jener Zeiten wider. Tatsächlich
entsprechen die 450,- Mark, die zwischen Lasker und Mieses im Wettkampf von 1889
zur Disposition standen, heute einer Kaufkraft von fast 4000 Euro.
Hübner würdigt die "Vorbereitungswettkämpfe" Lasker in angemessener Weise auf 55
Seiten am Anfang seines Werkes und kommentiert einige der Partien. Die
Partiekommentare sind zum Teil knapp, aber treffend und beschreiben den
Charakter der Partien. Mitunter widmet Hübner den Partien auch etwas längere
Betrachtungen, ohne dabei jedoch ausschweifend zu werden.
Im Anschluss folgt die ausführliche Betrachtung des Weltmeisterschaftskampfes
zwischen Wilhelm Steinitz und Emanuel Lasker, der von März bis Mai 1894 in New
York, Philadelphia und Montreal stattfand und über 19 Partien geführt wurde.
Lasker gewann mit 12:7, wobei nur vier Partien remis endeten.
Robert Hübner bespricht alle Partien dieses WM-Kampfes ausführlich und
kommentiert unter Einbeziehung früherer Partiekommentierungen, gemäß dem
wissenschaftlichem Ansatz, den der Autor bei allen seinen Arbeiten zugrunde legt:
Ältere Quellen und neue
eigene Gedanken führen zum erhofften Erkenntniszugewinn. Tatsächlich hat
das Nebeneinander der Anmerkungen für den lesenden und nacherlebenden Schachfreund einen
durchaus lehrreichen
Effekt.
Das Schlusskapitel bietet eine Betrachtung des spannenden Wettkampfes Laskers
mit Carl Schlechter in Wien und Berlin Januar/Februar 1910. Erst mit der zehnten
und letzten Partie gelingt dem Titelverteidiger der Ausgleich, der zur
Titelverteidigung genügte. In diesem Wettkampf sieht Hübner neben dem Zweikampf
gegen Capablanca den größten Misserfolg in Laskers Karriere.
Hübners Buch über die Wettkämpfe Emanuel Laskers eignet sich als hervorragende
Lektüre für jeden Schachfreund, der sich abseits des hektischen Schachalltags
auf diesen Genuss einlassen möchte. In wohltuend sachlichem und unaufgeregten
Stil vermittelt der sowohl schachlich wie historisch kompetente Autor dem Leser auf profunde Weise ein
bedeutendes Stück deutscher Schachgeschichte. Das Buch ist zudem ausgezeichnet
aufgemacht und auch optisch eine Zierde für jeden Bücherschrank.
Fazit: Sehr empfehlenswerte Darstellung eines bedeutenden Stücks deutscher
Schachgeschichte
Robert Dr. Hübner: Der Weltmeisterschaftskampf Lasker-Steinitz 1894
und weitere Zweikämpfe Laskers
Deutsch, 236 Seiten, 311 Diagramme, 15 Fotos, Gebundene Ausgabe
Verlag: Edition Marco, 2008.
Preis: 34,00 Euro
ISBN-13 978-3-924833-22-0
Mario Tal: Bruderküsse und Freudentränen
Mario Tal: Bruderküsse und Freudentränen
Deutsch, Broschiert, 400 Seiten
Verlag: Papyrossa Verlagsges, 2008
Preis: 29,80 Euro
ISBN-10: 3894383933
ISBN-13: 978-3894383930
Eröffnungen
Monografien:
David Vigorito: Play the Semi-Slav
David Vigorito: Play the Semi-Slav
In englischer Sprache, Broschiert, 277 Seiten
Verlag: Quality Chess, 2008
Preis 24,99 Euro
ISBN-10: 9185779016
ISBN-13: 978-9185779017
Jon Cox: The Berlin Wall
"Die Variante, die Kasparov" besiegte, heißt es im Innenteil als Untertitel
zu Jon Cox' Buch "The Berlin Wall", das im gleichen Verlag - Qualitiy Chess"
erschien wie obiges Buch von David Vigorito und sich durch dieselben
Vorzüge in Bezug auf die Aufmachung hervortut. Tatsächlich war es die
Unbezwingbarkeit der Berliner Verteidigung in der Spanischen Partie, die
Garry Kasparov in seinem Weltmeisterschaftskampf gegen Vladimir Kramnik,
London 2000, zur Verzweiflung trieb. Kramnik variierte zudem seine Züge
innerhalb der Variante und Kasparov fand keinen Ansatzpunkt für seine
gefährlichen Hausanalysen. "I was outprepared", war sein Fazit. Jonathan
Speelman spielte zur gleichen Zeit in Hamburg in der Bundesliga, sah eine
der WM-Partien und kommentierte: "Was, einfach gegen Kasparov die Damen
tauschen und das ist es?". Wegen der scheinbaren Unüberwindlichkeit der
Verteidigung und in Anspielung auf das Bauwerk in Berlin wurde die
Verteidigung dann Berliner Mauer genannt.
Kurz vor dem Wettkampf zwischen Kasparov und Kramnik gewann die Berliner
Variante an Popularität und wurde dann von Kramnik und seinem Team als
Hauptwaffe gegen 1.e4 erkoren. Schon in der Eröffnung werden die Damen
getauscht und es es entsteht ein Endspiel mit der immer gleichen
Bauernstruktur, bei der die schwarze Majorität am Damenflügel entwertet ist.
Eigentlich sind kaum Variantenkenntnisse notwendig. Im Vordergrund steht
vielmehr das Verständnis der Struktur und der möglichen Endspiele.
Der englische Internationale Meister Jon Cox
zäumt daher das "Berliner Pferd" konsequenterweise von der anderen Seite
auf. Zu Beginn der Betrachtung des über 300 Seiten starken Buches stehen
nach einer kurzen Einführung über die positionellen Gegebenheiten die möglichen
"Berliner" Endspiele und Empfehlungen, wie diese zu behandeln sind. Die Erläuterungen
erfolgen anhand von Beispielen aus der Turnierpraxis. Diese nehmen etwa 70
Seiten Raum ein, werden also gründlich untersucht. Es folgt im zweiten
Abschnitt eine Darstellung der typischen positionellen Themen in der
Berliner Verteidigung auf noch einmal etwa 50 Seiten. Schließlich stellt der
Autor im zweiten Teil des Buches aber auch die Eröffnungstheorie dar.
Jon Cox' Buch besticht durch seinen logischen Ansatz in der Darstellung
dieser Eröffnung und durch die Gründlichkeit der Darstellung.
Fazit: Beispielhafte und ausführliche Erläuterung einer sehr populären
Eröffnungsvariante. Wer bisher noch nicht die Berliner Verteidigung spielte,
sollte jetzt damit beginnen.
Jon Cox: The Berlin Wall
In englischer Sprache, Broschiert, 312 Seiten
Verlag: Quality Chess, 2008
Preis: 23,99 Euro
ISBN-10: 9185779024
ISBN-13: 978-9185779024
John Emms, Glenn Flear, Andrew Greet: Dangerous Weapons 1.e4 e5
Fazit: Interessanter Ideengeber für unternehmungslustige Spieler
John Emms, Glenn Flear, Andrew Greet: Dangerous Weapons 1.e4 e5
In englischer Sprache, Broschiert, 336 Seiten
Verlag: Everyman Chess, 2008
Preis: 23,40 Euro
ISBN-10: 1857445422
ISBN-13: 978-1857445428
Deutsche Übersetzung englischer Originalwerke:
Nigel Davies: Geheimnisse der Modernen Verteidigung
und
John L. Watson: Französisch. Verblüffen Sie Ihre Gegner!
In deutscher Sprache, Gebunden, 336 Seiten
Preis: 23,00 Euro
Verlag: Everyman, 2008
ISBN-13: 978-3-932336-15-7
Repertoirebücher, Übersichten
Boris Avrukh: 1.d4 - Volume 1
Auch Boris Arukhs Buch "1.d4 Volume" erschien im Qualilty Chess Verlag,
hinter dem das Duo John Shaw und Jacob Aagaard steht. Der israelische
Großmeister Boris Avrukh (30) ist einer der stärksten Spieler seines Landes und
war Mitglied der israelischen Mannschaft, die bei der Schacholympiade in Dresden
die Silbermedaille gewann. Über viele Jahre hat der Autor bereits mit
Kommentaren am ChessBase Magazin mitgewirkt und sich auch dort durch seine
sorgfältige Arbeit ausgezeichnet. Nun hat er auch sein erste Buch
veröffentlicht. "1.d4" ist ein Repertoirebuch, das im Titel das Thema vorgibt.
Band 1 beschäftigt sich mit allen Eröffnungen, in denen die klassische Antwort
1...d5 gespielt wird und stellt in insgesamt 29 Kapiteln die vom Autor
empfohlenen weißen Antworten dar. Einen zentralen Raum nimmt dabei die
Katalanische Eröffnung als Antwort auf das Orthodoxe Damengambit ein. Diese
wieder sehr aktuelle Eröffnung wird mit großer Gründlichkeit über 12 Kapitel und mit knapp 250 Seiten
sehr ausführlich und in allen Einzelheiten aus weißer Sicht dargestellt.
Im zweiten Teil folgt in 9 Kapiteln eine Erörterung der Slawischen Verteidigung,
die Avrukh mit 3.Sf3 und 4.e3 bekämpft. Der Vorteil dieser Methode besteht im
Unterschied zum klassischen Aufbau mit 3.Sf3 und 4.Sc3 darin, dass Schwarz
keinen Weg in die solide Verteidigung mit 4...dxc4 und 5...Lf5 findet und auch
nicht die scharfen und theorielastigen Varianten der Halbslawischen Verteidigung
(Meraner, Botvinnik, Anti-Moskauer Gambit etc.) erreicht. Avrukh zeigt diesen Weg und übersieht auch keinen der
möglichen Übergänge in andere Eröffnungen, wie z.B. in den Stonewall, wenn
Schwarz zu 4...f5 greift. Der letzte Teil ist den übrigen Varianten nach 1...d5
gewidmet: Tarrasch-Verteidigung, Tschigorin-Verteidigung, Keres-Variante, Albins
Gegengambit und Angenommenes Damengambit.
Im Vorwort stellt Boris Avrukh fest, dass es in jüngster Zeit im Spitzenschach
einen Trend weg von 1.e4 und hin zu 1.d4 gibt. "1.d4 ist eine beliebte Waffe
gegen Marshall. Russisch, usw." wird Shirovs Erklärung dafür zitiert. In der Tat
hat viele Spieler eine gewisse Müdigkeit der z.T. sehr langen forcierten
Varianten in den genannten Eröffnungen, aber auch Sweshnikov, Najdorf usw.
ergriffen und sie wollen neue Dinge entdecken. Nicht zuletzt Anand hat gezeigt,
dass man mit dem Wechsel zur richtigen Zeit, viel bewegen kann. Avrukhs
sorgfältiges und auf hohem Niveau erstelltes Buch bietet auch dem Nichtprofi
einen bequemen Einstieg in die d4-Welt, insofern er den Empfehlungen des Autors mit der Katalanischen Eröffnung als wichtigste Waffe
gegen 1... d5 folgen möchte. Wir
freuen uns auf Band 2.
Fazit: Sehr gründliche Darstellung der d4-Welt aus weißer Sicht auf
Großmeisterniveau mit unverzichtbarer aktueller Darstellung der Katalanischen
Eröffnung.
Boris Avrukh: 1.d4 - Volume 1
In englischer Sprache, Broschiert, 288 Seiten
Verlag: Quality Chess, 2008
Preis: 24,99 Euro
ISBN-10: 1906552053
ISBN-13: 978-1906552053
Alexander
Matanovic, Zdenko Krnic (Hrsg.): Enzyklopädie der Schacheröffnungen Band E, 4.Auflage
Für alle älteren Schachspieler in der Vorcomputerzeit waren die Bänder der
Enzyklopädie der Schacheröffnungen aus dem Schachinformator-Verlag in Belgrad
praktisch die "Bibel" in Bezug auf die Eröffnungstheorie. Das gesamte Gebiet wurde
in die Teilgebiete A, B, C, D, und E eingeteilt, mit zahlreichen weiteren
alphanumerischen Unterteilungen, den so genannten Eco-Code. Dieser wird auch heute noch
vielfach angewandt, nicht zuletzt in den ChessBase-Datenbanken. Vielen
Schachspielern sind die ECO-Bezeichnungen in Fleisch und Blut übergegangen und
jeder Caro-Kann-Spieler weiß, dass sein Gebiet z.B. B12-B19 umfasst, während die Meraner-Leute bespielsweise D45-D49 im Blick haben.
Der ECO-Code wurde in den Siebziger Jahren entwickelt und spiegelt auch den
Stand der damaligen Zeit wieder. So gibt es große Strecken von Zahlencodes, die sich über Gebiete erstrecken, die heute
eröffnungstheoretisch kaum noch Bedeutung haben, während sich die Theorie großer
Abschnitt erst nach der Festlegung des Codes entwickelt hat. Die
ganze moderne Abtauschvariante (mit Sf3) in der Grünfeldverteidigung, praktisch
zur Hauptvariante geworden, muss sich einen einzigen ECO-Code teilen - D85. Die Sweshnikov-Verteidigung zwängt sich komplett in den Bereich B33. Es gibt viele
weitere solcher Beispiele.
In der ECO werden die Eröffnungsvarianten thematisch katalogisiert und
tabellarisch zusammen gefasst, wodurch eine sehr schnell zu erfassende Übersicht
der einzelnen Varianten möglich ist. Jede Variante ist mit zahlreichen
Anmerkungen versehen, die auf Kommentare oder Nebenvarianten verweisen. Im Laufe
der verschiedenen Auflagen nach 1976 wurde der Abschnitt der Anmerkungen immer
umfangreicher, was das Lesen der Tabellen erschwert, da häufiges Umblättern auf
die Anmerkungen erforderlich ist. Eine einzelne Tabelle der aktuellen Auflage kann gerne auch einmal
mit 500 Anmerkungen versehen sein, selbst Tabellen mit 700 Anmerkungen sind
enthalten, so dass man sich fragen muss, ob eine Unterteilung der Gebiete auf
mehr Tabellen und damit eine Aufteilung der Eröffnungsbereiche, hier Bereich
"E", in mehrere Bände nicht vielleicht doch
sinnvoll gewesen wäre.
Neben den schon genannten gibt es weitere konzeptionelle Schwächen in der ECO.
Der Druck mit einem fest definierten rechten Seitenrand erfordert, dass alle
Varianten einer einzelnen Übersicht genau an der gleichen Stelle enden müssen.
Wie mit der Schere abgeschnitten werden Zugfolgen der Partien durchtrennt,
manchmal an sehr kritischen Stellen. Dann folgt das Urteil des Autors in
klassischen Symbolen oder mit der vom Infomator-Team entwickelten
internationalen Symbolsprache und den bekannten Zeichen für "Weiß steht etwas
besser", "Weiß steht klar besser", "die Partie steht gleich", "unklar" usw. In vielen
Fällen ist die Stelle, an der die Variante durchtrennt wurde, jedoch gar nicht
für ein profundes Urteil geeignet. In der Beispielpartie entwickelte sich die
Dinge vielleicht erst später in eine bestimmte Richtung und das Urteil über eine
spätere Stelle in der Partie wurde vorgezogen. Oft genug hat sich das Urteil
über eine Variante im Laufe der jüngeren Schachgeschichte auch als völlig falsch
erwiesen und musste in der folgenden Auflage revidiert werden. Zuvor wurden aber
noch zahlreiche Spieler, die daran glaubten, in die Irre geleitet.
Auch die Reduktion auf eine reine Symbolsprache birgt viele Missverständnisse.
So kann das Urteil "=" alles mögliche bedeuten, z.B. "Die Stellung ist
langweilig und totremis", "die Partie endet durch Dauerschach", "die Chancen
sind in einer ruhigen Stellung ausgeglichen", "in einer scharfen und
undurchsichtigen Stellung haben beide Seiten gleiche Möglichkeiten" und vieles
mehr. Das Urteil "Weiß steht besser" legt dem Weißspieler einer Variante
vielleicht nahe, in der Partie hier angekommen, entwickelten sich die Dinge
praktisch von selbst in seinem Sinne. Doch ohne Verständnis der Gegebenheiten in
einer Variante, die in der ECO niemals erklärt werden, wird er sich selbst dann
schwer tun, wenn die Stellung laut ECO für ihn gewonnen sein sollte.
Ein weiterer Nachteil der ECO, die im vorliegenden Band etwa 670 Seiten umfasst,
ist der lange Zeitraum zwischen zwei Auflagen. Die erste Auflage des E-Bandes
erschien m.W. 1978. Die zweite Auflage wurde 1991 veröffentlicht, die dritte
Auflage 1998. Nun erscheint erste 10 Jahre später die 4.Auflage.
Behält man die oben genannten kritischen Anmerkungen im Hinterkopf, so ist
die ECO dennoch eine sehr interessante Lektüre für alle Turnierspieler, die sich schnell
einen Überblick über bestimmte Eröffnungen verschaffen wollen. Bei der
Fragestellung, "Was soll ich gegen die xy-Variante spielen", kommt man mit der ECO recht
schnell zu einem brauchbaren Ergebnis. Zwar ist dieses mit Hilfe von Computer
und Datenbanken u.U. noch schneller erreichbar, aber das Arbeiten mit
Tabellenbuch und Schachbrett bietet ebenfalls viele Vorteile.
ECO Band E umfasst traditionell die Eröffnungen Katalanisch, Bogoindisch,
Damenindisch, Nimzoindisch und Königsindisch. Die Codes sind so aufgebaut, dass
die Nebenvarianten am Anfang aufgeführt werden, die Hauptvarianten am Schluss.
Allerdings haben sich später wie gesagt manche Eröffnungen ganz anders
entwickelt und ihre Hauptvarianten verlagert. Vom früheren Konzept, die
einzelnen Gebiete namhaften Autoren zur Bearbeitung anzutragen, ist man seit
langem abgekommen. Heute werden alle Eröffnungen vom gleichen jugoslawischen
Autorenkollektiv bearbeitet. Besonders kurz nach Drucklegung ist die ECO, hier
mit Band E in der 4.Auflage ein interessantes und überaus umfangreiches
Tabellenwerk zur schnellen Begutachtung, aber auch zum intensiven
Variantenstudium.
Fazit: Unverzichtbares und umfangreiches Tabellenwerk zum Eröffnungsstudium,
besonders für Spieler mit fotografischem Gedächtnis geeignet.
Alexander Matanovic, Zdenko Krnic (Hrsg.):Enzyklopädie der Schacheröffnungen
Band E, 4.Auflage
Figurine Notation, Gebunden, 672 Seiten
Informator Verlag, 2008
Preis: 37,00 Euro
Training
Mark Dvoretzky: Dvoretzky's Analytical Manual
Schachpsychologie, Schachwissenschaft
Marion Bönsch-Kauke: Nervenkrieg - von Aura bis Zweikampf
Marion Bönsch-Kauke: Nervenkrieg - von Aura bis Zweikampf
Broschiert, 318 Seiten
Verlag: Frank & Timme, 2008
Preis: 24,80 Euro
ISBN-10: 3865962041
ISBN-13: 978-3865962041
Marion Bönsch-Kauke: Klüger durch Schach
Während das vorgenannte Buch ein durchaus praktischer Leitfaden ist, verfolgt
"Klüger durch Schach. Wissenschaftliche Forschung zu den Werten des
Schachspiels." wie der Untertitel bereits aussagt einen sehr viel
wissenschaftlicheren Ansatz. Die Autorin spürt der Frage nach dem Ursprung von
besonderen schachlichen Fähigkeiten nach und stellt eine Reihe von
wissenschaftlichen Arbeiten vor, die zu diesem Thema bisher veröffentlicht
wurden. Mit der Materialzusammenstellung betritt sie schon Neuland, denn zwar
gibt es viele Bücher, die sich mit bestimmten Themen des Schachspiels und seiner
Facetten beschäftigt, aber eine echte Metatheorie, die sich mit den
Voraussetzungen zum Erwerb von herausragender
Schachfähigkeit oder dem zugrunde liegenden psychologischem Antrieb beim Turnierschach
beschäftigt, wurde bisher nicht systematisch entwickelt. Marion Bönsch-Kaukes 400 Seiten schweres Werk bildet nun einen
hervorragenden Ausgangspunkt, diese Theorie auf wissenschaftlicher Grundlage zu
erstellen. Die im Buch formulierten Imagethesen zum Schach werden auch
Schulpädagogen mit Interesse zur Kenntnis nehmen.
Fazit: Beeindruckendes Grundlagenwerk zur Metatheorie der Schachfähigkeit und ihres Nutzens für die Persönlichkeitsbildung.
Marion Bönsch-Kauke: Klüger durch Schach
Gebunden, 406 Seiten
Verlag: Leibniz, 2008
Preis: 24,80 Euro
ISBN-10: 393115503X
ISBN-13: 978-3931155032
Christian M. Warneke: Analytisches und strategisches Denken im Assessment Center
Dieses Buch erschien bereits im letzten Jahr und wurde mit dem zweiten Preis
beim Wettbewerb um den Wissenschaftspreis 2007 der Karpow-Schachakademie
ausgezeichnet. Christian Warnecke hat ein Studium der Psychologie und
Sportwissenschaft absolviert und liefert mit seiner wissenschaftlichen Arbeit
ein neues aus dem Schachspiel abgeleitetes Modell zur Beurteilung der
analytischen und strategischen Fähigkeiten von Bewerbern in neudeutsch nun so
genannten Assessment Centern. Dies wird vielleicht in erster Linie für
Mitarbeiter oder Leiter von Personalbüros größerer Firmen eine interessante
Anregung sein, da der Autor aber seinen Vorschlag mit der Darstellung einiger
einigen grundlegenden Studien zum Thema Intelligenzentwicklung und Schach
unterfüttert, ist das Buch auch für Schachpädagogen von Interesse.
Fazit: Aufschlussreiche Lektüre zum Thema Schach und Intelligenz
Christian M. Warneke: Analytisches und strategisches Denken im Assessment Center
VDM Verlag Dr. Müller, 2007
Preis: 68,00 Euro
ISBN: 978-3-8364-0975-9