Denkspiele in
Peking
Elisabeth Pähtz grüßt aus dem Reich der Mitte
Von Dagobert Kohlmeyer
Deutschlands
Schachkönigin Elisabeth Pähtz ist schon viel in der Welt herumgekommen. Gerade
hält sich die 23-jährige Großmeisterin in Peking auf, wo am Freitagabend die 1.
World Mind Sports Games eröffnet wurden. Zwei Monate nach den Olympischen
Spielen tragen dort die Denksportler in den Disziplinen Schach, Dame, Go und
Bridge ihre eigenen Wettbewerbe aus.
Das IOC
unterstützt das Festival, weil die genannten Spiele keine Chance haben, in
absehbarer Zeit ins olympische Programm aufgenommen zu werden.
Die Mind Games gehören deshalb wie die Paralympics zum
Gesamtkonzept der diesjährigen Olympiade in Peking.
Elisabeth Pähtz
freute sich auf ihren ersten Start am Wochenende, ein Blitzturnier mit namhafter
Konkurrenz. Ihr Hotel liegt unmittelbar am Convention Center, wo die Wettbewerbe
stattfinden. „Aus meinem Zimmer kann ich ein Stück von Olympiastadion sehen. Es
sieht aus wie ein ovales Ei“, sagte uns die Großmeisterin vom SC Kreuzberg am
Telefon.
Beinahe wäre ihr
erster Trip nach China jedoch ins Wasser gefallen. Der Zug nach Frankfurt/Main
stand wegen Stromausfall 90 Minuten auf der Strecke. Nur durch das
Entgegenkommen von Air China durfte Elisabeth noch 25 Minuten vor dem Flug
einchecken. „Ich bin noch nie in meinem Leben mit 15 Kilo Gepäck so gerannt“.
Gemeinsam mit der
Großmeisterin flogen die Ungarn und viele Bridgespieler. „Der Empfang in Peking
war sehr freundlich, Hotel und Essen sind super. Wir können zwischen
westeuropäischer und asiatischer Küche wählen“, fasste die Schachlady ihre
ersten Eindrücke zusammen.
Bei der Ankunft
und Akkreditierung hat Elli folgendes erlebt:
„Am Flughafen in
Peking gab es ein Info Desk, wo sich die Spieler der World Mind Games sammelten.
Von da fuhren dann Busse zum Convention Center. Dort tummelten sich fast nur
Bridge Spieler, egal wo man hinsah, überall Bridge in jedem Alter.
Schließlich bekam ich meine Hundekarte und fragte nach dem Hotel, was ich dummer
Weise nicht ausgedruckt hatte. Ein Mann von der chinesischen Organisation wollte
mir nämlich klar machen, dass alle Spieler in Apartments im Olympischen Dorf
(wie in Turin 2006) untergebracht sind. Also fragte ich, ob ich mit meinen
Computer online gehen könnte, um meine Hotelreservation zu beweisen.
Schließlich zeigte ich ihm wenig später diese Reservierung, und er fragte mich,
von wem ich das bekommen hätte, da die Chinesen die Hotels nicht zahlen würden.
Nach ein paar Anrufen jedoch bestätigte er meine Reservation im Grand Hotel,
einem 4-Sterne-Hotel direkt neben dem Convention Center.
Das Grand Hotel
Wenig später traf ich bereits die indischen Mädels, die im Appartement bleiben
sollten. Wegen Platzmangels sind sie glücklicherweise im Crown Plaza Hotel
untergebracht wurden. Ein 5-Sterne-Hotel! Das Essen jedoch beziehen die meisten
Spieler im Grand Plaza, meinem Hotel.
Hier schlafen die Inder
Insgesamt ist es hier ein bisschen chaotisch, durch die Unmengen von Spielern
und die teilweisen lustigen Englischkenntnisse der Chinesen.
Als die Ungarn bei der Registrierung nach ihren Hundekarten fragten, fand man
diese nicht und warum? Weil der Chinese "Chess" nicht deuten konnte und erstmal
bei Bridge nachschauen musste. Bei der Übermenge an Bridgespielern... kein
Wunder“.
So weit einige
Eindrücke von Elisabeth Pähtz.
Boomtown Peking
Bei diesen Weltspielen des Denksports mit
über 3000 Teilnehmern aus über 100 Nationen werden in den Disziplinen Schach,
Dame, Go und Bridge insgesamt 36 Goldmedaillen vergeben. Elisabeth Pähtz startet
in Peking gleich dreimal: Im Blitzschach, Schnellschach und Mixed. Als Duo
spielt sie dann gemeinsam mit Deutschlands Nr. 1 Arkadij Naiditsch aus Dortmund.
Dieser reist erst später an, weil er am Wochenende noch Bundesliga zu spielen
hatte. Mit von der Partie in Peking sind auch die neue Schachweltmeisterin
Alexandra Kostenjuk (Russland) sowie Exweltmeisterin Antoaneta Stefanowa
(Bulgarien). Kostenjuks Erfolg bei der WM in Naltschik bezeichnete Elisabeth als
verdient. Die Russin sei souverän durch das Turnier marschiert.
Elisabeths Vater
Thomas Pähtz packt in zwei Wochen ebenfalls die Koffer, um nach Asien zu reisen.
Der Großmeister und Schachtrainer betreut zur Jugend-WM im vietnamesischen Vung
Tau die deutsche Meisterin U10 Sonja Bluhm aus Hessen.
Text: Dagobert Kohlmeyer
Fotos: Elisabeth Pähtz (8), D. Kohlmeyer (2)