Beginn der Seniorenweltmeisterschaft in Bled

von Thorsten Cmiel
20.11.2018 – Der kleine Ort Bled im heutigen Slowenien spielte in der Geschichte des Schachs als Autragungsort großer Turnier oft eine Rolle, ebenso wie das Grand Hotel Toplice. 1931 gewann Alexander Aljechin hier ein stark besetztes Turnier. Fast 90 Jahre später wird bei der Senioren-Weltmeisterschaft an gleicher Stelle immer noch Schach gespielt. | Fotos: Thorsten Cmiel

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Senioren-Weltmeisterschaft an historischem Ort

Bled ist eine kleine Gemeinde mit weniger als 10.000 Einwohnern im heutigen Slowenien, südlich der österreichischen Grenze und unweit von Klagenfurt. Wenn man sich vorher umhört bei denjenigen, die hier schon ein Turnier gespielt haben dann hört man nur Schwärmereien.

Blick auf den See

November 2018: Beim Blick aus dem Spielsaal kann man auf den Bleder See blicken und versteht intuitiv warum einige der besten Großmeister der Schachgeschichte sich hier wohl fühlten. Der Marsch um den See ist sechs Kilometer lang und dauert etwa anderthalb Stunden. Vermutlich wandelten hier in der Vergangenheit schon manche Schachmeister. Denn immer wieder fanden in Bled hochklassig besetzte Turniere statt. Eine Auswahl: 1931 spielte in Bled Alexander Aljechin ein doppelrundiges internationales Turnier. Turnierort war wie 2018 das Grand Hotel Toplice. Ein Blick in die Datenbank zeigt: der damalige Weltmeister gewann das Turnier ohne Niederlage mit 20,5 aus 26 (+15) und zwar mit satten 5,5 Punkten mehr als Efim Bogoljubow. Als Dritter ging Aron Nimzowitsch durchs Ziel.

 

 

 

1949 spielte Ex-Weltmeister Max Euwe in Bled gegen Vasja Pirc einen Wettkampf, der Unentschieden endete. Der schachlich vermutlich wichtigste Wettkampf war das Kandidatenturnier von 1959 mit acht Top-Spielern am Start: Robert James Fischer, damals gerade einmal 16 Jahre alt, landete auf dem sechsten Platz. Das Turnier hatte vier Durchgänge und wurde von Mikhail Tal vor Paul Keres, Tigran Petrosjan und Vassily Smyslov gewonnen.

1965 fand zwischen Mikhail Tal und Bent Larsen das Halbfinale zur Schachweltmeisterschaft statt, nachdem die beiden vorher Lajos Portisch und Boris Ivkov ausgeschaltet hatten – ebenfalls in Bled.

 

2002 war Bled Austragungsort der Schacholympiade. Es gewann damals Russland in der Besetzung Kasparov, Khalifman, Grishuk, Morozevich, Svidler, Rublevsky vor Ungarn und Armenien. Garri Kasparov erzielte am ersten Brett 7,5 aus neun Partien. In der elften Runde spielte Russland gegen das deutsche Team (letztlich 17. Platz) und gewann mit dreieinhalb Punkten souverän.

In Bled wurden bei den verschiedenen Turnieren und Matches haufenweise interessante Schachpartien gespielt, die man heute noch mit Genuss nachspielen kann. 

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Tatsächlich ist der Spielsaal sensationell und unübertrefflich.

Der Turniersaal

Die Hoteldirektion des „Grand Hotel Toplice“ ist allerdings nicht nur stolz auf Gäste aus dem Schach. Zu den bisherigen illustren Hotelgästen gehörten u.a: Madeline Albright 1994, Prince Charles 1999, die Slowenin Melanija Knavs und Donald Trump 2004, Ban Ki Mun 2008, Receep Tayyip Erdogan 2012, Norbert Lammert 2012.

Senioren-Weltmeisterschaft 2018 in Zahlen

In der jüngeren Altersgruppe (50+) spielen knapp über 100 Teilnehmer mit. Darunter zehn Großmeister und 15 Internationale Meister. Die Favoriten sind Zurab Sturua (GEO, 2529), Karen Movzisian (ARM, 2513) und Klaus Bischoff (GER, 2507). Beachtlich ist sicherlich, dass GM Ketevan Arakhamia-Grant (SCO, 2373) nicht bei den Frauen, sondern in der offenen Klasse antritt.

Bei den älteren Senioren (65+) sind gleich mehrere Exweltmeister am Start. Die größten Chancen haben sicherlich Anatolli Vaisser (FRA, 2504), Evgeny Sveshnikov (RUS 2496) und Nukim Raskovsky (RUS, 2482).  Für Deutschland geht hier Lothar Vogt (GER, 2359) an den Start.

Adrian Mihailchishin, Anatoly Vaisser

Bei den jüngeren Seniorinnen kommt vermutlich niemand an Elvira Berend, der Titelverteidigerin aus Luxemburg (2332), vorbei. Bei den älteren Frauen (65+) ist die legendäre Nona Gaprindashvili sicherlich erneut die Favoritin.

Nona Gaprindashvili

Übertragen werden täglich ab 15 Uhr jeweils 15 Bretter in beiden offenen Gruppen und jeweils fünf Partien bei den Frauen. Gespielt wird vom 18. bis zum 29. November. Der 24. November ist ein Ruhetag und kann für ein Schnellschachturnier genutzt werden. Kuriosum am Rande: Wegen der geringen Teilnehmerzahl (24 und 20 Frauen) fragte der Schiedsrichter vor dem Turnier die Frauen, ob Sie mit einem neunrundigen Turnier einverstanden seien. Zusatz war: wenn eine Spielerin dagegen sei, müsse man wegen der Ausschreibung elf Runden spielen. Letztlich gab es die „unerwünschte“ Gegenstimme und diese Turniere gehen daher über die volle Distanz.

Die größte Reisegruppe wird von den Deutschen gebildet: 43 Teilnehmer aus Deutschland spielen diesmal mit.

Rg. Name Pkt.  Wtg1 
1 Sturua Zurab 2,0 0,0
  Movsziszian Karen 2,0 0,0
  Danielsen Henrik 2,0 0,0
  Prie Eric 2,0 0,0
  Soffer Ram 2,0 0,0
  Arkell Keith C 2,0 0,0
  Porper Edward 2,0 0,0
  Cummings David H. 2,0 0,0
  Plotkin Victor 2,0 0,0
  Namyslo Holger 2,0 0,0
11 Mencinger Vojko 2,0 0,0
  Mannion Stephen R 2,0 0,0
  Petran Peter 2,0 0,0
  Dougherty Michael 2,0 0,0
15 Bischoff Klaus 2,0 0,0
  Kalegin Evgenij 2,0 0,0
  Matthews Shane 2,0 0,0
18 Bagaturov Giorgi 2,0 0,0
  Kastelic Marian 2,0 0,0
20 Arakhamia-Grant Ketevan 1,5 0,0
  Berend Fred 1,5 0,0
  Lagunov Evgenij 1,5 0,0
23 Kranzl Peter 1,5 0,0
  Baimurzin Aitkazy 1,5 0,0
  Gavrish Leonid 1,5 0,0
26 Teo Kok Siong 1,5 0,0
  Cmiel Thorsten 1,5 0,0
28 Farrell Neil 1,5 0,0
29 Ernst Michael 1,0 0,0
  Koehler Gerhard Dr. 1,0 0,0

101 Teilnehmer

 

 

 

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Ergebnisse bei Chess-results...

 


Thorsten Cmiel ist Fide-Meister lebt in Köln und Milano und arbeitet als freier Finanzjournalist.

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