Belgrad Grand Prix: Drama in Gruppe A

von André Schulz
08.03.2022 – Die vier Halbfinalisten stehen fest. Anish Giri, Richard Rapport, Maxime Vachier-Lagrave und Dmitry Andreikin, nach einer Nervenschlacht gegen Etienne Bacrot in Gruppe A, bestreiten die K.o.-Runde beim Grand Prix in Belgrad. | Fotos: Mark Livshitz (Worldchess/ FIDE)

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Die Gruppe A war die umkämpfteste Gruppe beim Grand Prix in Belgrad, mit zwei punktgleichen Spielern vor der letzten Runde, Sam Shankland und Dmitry Andreikin. Shankland traf mit den schwarzen Steinen in der Schlussrunde auf Alexander Grischuk. Der russische Spitzenspieler reagierte mit der Moskauer Variante (3.Lb5) auf Shanklands Sizilianische Verteidigung. Nach einem schwarzen Läuferfianchetto erhielt die Partie die Struktur des Maroczy-Aufbaus und verflachte dann recht schnell. Remis zu Enttäuschung von Shankland.

Shankland musste nun warten, was in der Partie zwischen Dmitry Andreikin und Etienne Bacrot passierte. Dort spielte sich dann ein Drama ab.
 

 

[Eine lebendige offene Position aus dem Angenommenen Damengambit, in der viel passieren kann.]

24.e4 Sc6!? 25.Dxb8+!? [Andreikin muss gewinnen, wenn er das Halbfinale erreichen will und sorgt für Verwicklungen.]

25...Sxb8 [25...Txb8 26.Sxc6 Sf4 (26...Ta8 27.exd5) 27.Sxb8 Dxb8 28.Lxf4 Dxf4 29.Tc8+ Lf8 30.Td1 mit Gewinnstellung, da derLäufer fällt.]

26.Tc8+ Lf8

 

27.exd5 exd5? [Besser war 27...Dxd5 28.Ta4 Db7 29.Tac4 f6 30.T4c7 Dxb2 31.Sd7 Sxd7 32.Txa8 Se5 33.Le3 Sg6 34.Txa6 und die Partie ist noch offen.]

28.Tac1?! [Genauer war 28.Te1 f6 29.Sd3 Kf7 30.Tee8 Sd7 31.Txa8 und die weißen Steine dominieren.]

28...f6

 

29.Sc6 a5 [Besser war 29...Sxc6 30.Txa8 (30.T1xc6? Txc8 31.Txd6 Lxd6–+) 30...Dd7 31.Txa6 Se5 mit beiderseitigen Chancen.]

30.Td8 [30.Scd4!?]

30...Dc7 31.Sfd4 Db7 32.Sxa5 Dxb2

 

33.Sdb3 [Mit seinen letzten Zügen, vermutlich in Zeitnot, hat Weiß keine Fortschritte gemacht. Die weißen Springer stehen nun weit weg vom schwarzen König und sind aneinander gebunden. 33.Se6 Kf7 34.Sxf8 Dxd2=]

33...Kf7 34.Lf4 Lb4 35.Tc7+?! [Alles oder nichts. Weiß geht aufs Ganze. Objektiv besser war 35.Txd5 Sa6 36.Le3 Lxa5 37.Sxa5 Sb4]

35...Kg6 36.Tg8 Lxa5 37.Sxa5 Txa5? [37...Kf5! Königssicherheit ging vor! Mit Tempo. 38.Lc1 Db4 39.g3 Txa5 40.Tgxg7 Ta1]

 

38.g4 [Droht nun Matt.]

38...Sd7? [Besser war 38...f5 39.Txb8 Da1+ (39...Dxb8 40.Tc6++–) 40.Kg2 Ta6 mit besseren Chancen für Schwarz.]

39.Txd7 [Droht immer noch Matt.]

39...Db1+? [Wirft die Partie weg. 39...f5 war die einzige Verteidigung. g7 ist gedeckt.]

40.Kg2 De4+ [40...f5 41.Tgxg7+ Kf6 42.g5+ Ke6 43.Td6#]

41.Kg3 Ta3+ 42.Kh4 1–0

Mit dieser Nervenschlacht hat sich Andreikin das Halbfinale erreicht.

Das angenommene Damengambit

Das Damengambit (1.d4 d5 2.c4) ist die am häufigsten gespielte Variante einer Damenbauer-Eröffnung. Wann man den Bauern wieder zurückgibt und wie man den Zeitaufwand des Weißspielers am besten ausnutzen kann, erfährt man auf dieser DVD.

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Dmitry Andreikin

In der Gruppe B sicherte sich Anish Giri mit den schwarzen Steinen und einem Remis gegen seinen Verfolger Nikita Vitiugov den Gruppensieg und damit den Einzug ins Halbfinale. Durch Zugumstellung war die Partie aus der Englischen Eröffnung in der Tarrasch Verteidigung des Damengambits gelandet. Giri hielt dort ohne große Probleme die Balance und kam zum gewünschten halben Punkt.

M. Amin Tabatabaei gewann gegen Hariskrishna und zog noch mit Vitiugov gleich.

Richard Rapport benötigte in Gruppe C gegen Alexei Shirov ebenfalls nur einen halben Punkt zum Gruppensieg, den er mit den schwarzen Steinen auch erreichte. Im 30. Zug wurde der Punkt geteilt.

Die Partie zwischen Vidit und Vladimir Fedoseev endete ebenfalls remis, aber das Ergebnis hatte keine Bedeutung mehr. Im Interview erzählt Rapport, wie sehr er Shirov und dessen taktisch ausgeprägtes Spiel als Jugendlicher bewundert hat.

Maxime Vachier-Lagrave war in Gruppe D der einzige Spieler, dem es gelungen war, in den ersten fünf Runden eine Partie zu gewinnen, gegen Alexander Predke. Vachier-Lagrave spielte mit Schwarz gegen seinen Verfolger Shakhriyar Mamedyarov. Mit der langen Rochade in der Abtauschvariante des Damnegambits zeigte der aserische Großmeister aggressive Absichten am Königsflügel an. Der französische Großmeister hielt aber am Damenflügel dagegen. Im 35. Zug stellte Mamedyarov seine Gewinnversuche ein. Der Punkt wurde geteilt. In der zweiten Partie hätte Yu Yangyi mit einem Sieg über Alexandr Predke noch einen Stichkampf gegen Vachier-Lagrave erreichen können, aber der Chinese verlor die Partie.

Interview mit Maxime Vachier-Lagrave:

 

Ergebnisse

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.