14. Europameisterschaft der Frauen – Belgrader Eindrücke
Die 14. Europameisterschaft der Frauen fand bekanntlich vom 23. Juli bis 3.
August 2013 in der Hauptstadt der Republik Serbien, Belgrad statt.
(serbisch Beograd – übersetzt: weiße (beo) Stadt (grad)), statt. Von Serbiens
ca. sieben Millionen Einwohnern leben alleine in Belgrad ca. 1,1 Millionen, die
damit die bevölkerungsreichste Stadt Serbiens und damit auch wirtschaftliches,
gesellschaftliches und politisches Zentrum ist.
Über den Turnierendstand wurde bereits berichtet. Vielleicht noch erwähnt
werden könnte, dass mit Hoang Thanh Trang (Ungarn) dieses Jahr die 14. der
Setzliste gewann. Vielleicht gewinnt bei der nächsten EM ja die 15. der
Startliste …
Bei täglich bis zu 44 Grad Außentemperatur wurde im angenehm klimatisierten
Saal des Metropol Palace gespielt.
Die Spielerinnen an den ersten sechs Brettern konnten sich über reichlich
Platz und Einzeltische freuen, die anderen Paarungen wurden in Reihen zu acht
Brettern nebeneinander ausgetragen.
Rechts die neue Europameisterin Trang (Ungarn)
Drei der ersten sechs Bretter
Die Bretter ab Paarung 7
Psychodelisches Teppichmuster
Wer findet eine deutsche Teilnehmerin?
Wenn man bedenkt, dass Schach in Jugoslawien Nationalsport war und in Serbien
auch immer noch ist und man sogar beobachten kann, wie auf dem Markt der
Verkäufer inmitten von Kartoffeln und Gemüse mit seinem Kunden erst einmal eine
Partie Schach spielt, dann war die Resonanz auf die Europameisterschaft der
Frauen in Belgrad recht gering.
In der Belgrader Tagespresse, wo früher oft täglich auf einer ganzen Seite
über Schach berichtet wurde, fand man aber immerhin eine Viertelseite mit den
aktuellen Ergebnissen, den Tabellenstand sowie die interessantesten Paarungen
der nächsten Runde.
Wenn die Vorbereitung es zuließ und die Runden täglich um 15:30 Uhr begannen,
konnten die Spielerinnen nach der Partie abends noch den Puls der Stadt erleben.
Gegen Mitternacht waren es immerhin noch 29 Grad und die sehr belebte
Belgrader Innenstadt mit ihren zahlreichen Restaurants und Cafés – teilweise mit
der typisch serbischen Livemusik - lud zum Verweilen ein. Für Nordeuropäer sind
die Preise in den Restaurants durchaus günstig. Der Wechselkurs zwischen EUR und
Dinar entspricht derzeit ca. 1 EUR zu 113 Dinar. Mini-Wechselstuben sind fast an
jeder Ecke zu finden.
Die serbische Küche ist sehr fleischreich. Zu den bekanntesten einheimischen
Fleischgerichten gehören neben den Ćevapčići, den zarten Lammbraten, den
Pljeskavica, (übergroßes Hacksteak/manchmal tellerfüllend), Sarma (mit
Hackfleisch gefüllte Kohlblätter) und das Karađorđeva šnicla (gerolltes
paniertes Schnitzel mit Käse/Schinken-Füllung).
Karađorđeva šnicla
Zu einem typischen serbischen Essen gehört auch ein Šopska Salat aus Tomaten,
Gurken, Zwiebeln und Käse darüber. Als Nachtisch werden überall Pfannkuchen (Palačinke)
mit verschiedenen Füllungen (meistens mit Marmelade oder einer
Nuss-Nougat-Creme) angeboten.
Markenware wie z.B. Milka-Schokolade, Nutella oder auch Käse ist in den
Geschäften teilweise zwei- bis dreifach teurer als in Deutschland. Deutsches
Bier (Bier: serbisch Pivo) findet mal sehr selten; zwei der bekanntesten
einheimischen Biersorten sind „Jelen“ oder „Lav“ (aber alles Geschmackssache …).
Im Restaurant kostet ein Bier (0,5 l) umgerechnet ca. 1,50 – 2 EUR, im Laden
ca. 50 Cent. Einer der bekanntesten Weine dagegen ist der trockene Rotwein
Srpski Vranac, der auch mal „für's Herz“ getrunken wird.
Da Serbien eine sehr reichhaltige Landwirtschaft besitzt (sehr hoher
Himbeeren-Exportanteil), ist Obst hier sehr günstig - für eine Wassermelone
bezahlt man auf dem Land ca. 17 Cent pro Kilo - und wird auch häufig als
Grundlage für „Selbstgebrannte“ genommen. Am bekanntesten dürfte hier der aus
Zwetschgen gebrannte Slivovic
(serb. Šljivovica) sein.
Belgrad hat eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben
sollte. Am spielfreien Tag wurde vom Ausrichter auch extra dafür eine
Stadtrundfahrt organisiert. Neben der Straßenbahn kommt man mit den
Autobuslinien zügig voran. Sie wurden in den letzten Jahren erneuert und sind
überwiegend klimatisiert. Eine Busfahrt kostet rund 1,30 EUR, mit elektronischer
BusChipKarte rund 65 Cent.
Belgrad ist Sitz der
Serbisch-Orthodoxen Kirche und Residenz des Serbischen Patriarchen. Die
größte christliche Kirche des Balkans, die
Kathedrale
Heiliger Sava, befindet sich in Belgrad.
Kathedrale des Heiligen Sava
In Belgrad mündet die Save in die Donau. Hier befindet sich auch mit der
Festung Kalemegdan eines der Wahrzeichen Belgrads.
Mündung Save in Donau; Blick aus Richtung Kalemegdan
Eine Besonderheit in dem an die Festung angrenzen Park Kalemegdan sind die
vielen öffentlichen Schachtische, an denen - solange es das Licht zulässt - fast
rund um die Uhr gespielt wird.
Neben den vielfältigen alten Bauten trifft man aber in der Stadt aber auch
noch Kriegsruinen des NATO-Luftangriffes von 1999 an, die noch nicht behoben
wurden. So z.B. das zerstörte Verteidigungsministerium in Belgrad.
Das bombardierte Verteidigungsministerium
Das Haus der Nationalversammlung in Belgrad – in diesem Parlamentsgebäude
fallen die politischen Entscheidungen für das Land.
Im Süden Belgrads liegt der über 500 Meter hohe Berg Avala, der eine (bei
schönen Wetter, das man ja täglich dort hat) kilometerweite Aussicht bietet.
Blick vom Avala
Von Heiko Spaan
Ergebnisse, Partien...
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