Belgrader Impressionen

von ChessBase
28.08.2013 – Während bei den Weltmeisterschaften die Spieler gut verdienen, funktionieren die Europameisterschaften der European Chess Union nach einem Geschäftsmodell, das auch den Organisatoren zugute kommt. Nicht ohne Grund finden die Wettbewerbe mit möglichst vielen Teilnehmern gerne in Südosteuropa statt. Die 14. Euro der Frauen wurde Anfang August in Belgrad gespielt. Belgrader Impressionen...

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14. Europameisterschaft der Frauen – Belgrader Eindrücke  

Die 14. Europameisterschaft der Frauen fand bekanntlich vom 23. Juli bis 3. August 2013 in der Hauptstadt der Republik Serbien, Belgrad statt.  (serbisch Beograd – übersetzt: weiße (beo) Stadt (grad)), statt.  Von Serbiens ca. sieben Millionen Einwohnern leben alleine in Belgrad ca. 1,1 Millionen, die damit die bevölkerungsreichste Stadt Serbiens und damit auch wirtschaftliches, gesellschaftliches und politisches Zentrum ist.

Über den Turnierendstand wurde bereits berichtet. Vielleicht noch erwähnt werden könnte, dass mit Hoang Thanh Trang (Ungarn) dieses Jahr die 14. der Setzliste gewann. Vielleicht gewinnt bei der nächsten EM ja die 15. der Startliste …  

Bei täglich bis zu 44 Grad Außentemperatur wurde im angenehm klimatisierten Saal des Metropol Palace gespielt.

Die Spielerinnen an den ersten sechs Brettern konnten sich über reichlich Platz und Einzeltische freuen, die anderen Paarungen wurden in Reihen zu acht Brettern nebeneinander ausgetragen.

Rechts die neue Europameisterin Trang (Ungarn)

Drei der ersten sechs Bretter

Die Bretter ab Paarung 7

Psychodelisches Teppichmuster

Wer findet eine deutsche Teilnehmerin?

Wenn man bedenkt, dass Schach in Jugoslawien Nationalsport war und in Serbien auch immer noch ist und man sogar beobachten kann, wie auf dem Markt der Verkäufer inmitten von Kartoffeln und Gemüse mit seinem Kunden erst einmal eine Partie Schach spielt, dann war die Resonanz auf die Europameisterschaft der Frauen in Belgrad recht gering.

In der Belgrader Tagespresse, wo früher oft täglich auf einer ganzen Seite über Schach berichtet wurde, fand man aber immerhin eine Viertelseite mit den aktuellen Ergebnissen, den Tabellenstand sowie die interessantesten Paarungen der nächsten Runde.  

Wenn die Vorbereitung es zuließ und die Runden täglich um 15:30 Uhr begannen, konnten die Spielerinnen nach der Partie abends noch den Puls der Stadt erleben.

Gegen Mitternacht waren es immerhin noch 29 Grad und die sehr belebte Belgrader Innenstadt mit ihren zahlreichen Restaurants und Cafés – teilweise mit der typisch serbischen Livemusik - lud zum Verweilen ein. Für Nordeuropäer sind die Preise in den Restaurants durchaus günstig. Der Wechselkurs zwischen EUR und Dinar entspricht derzeit ca. 1 EUR zu 113 Dinar. Mini-Wechselstuben sind fast an jeder Ecke zu finden.

Die serbische Küche ist sehr fleischreich. Zu den bekanntesten einheimischen Fleischgerichten gehören neben den Ćevapčići, den zarten Lammbraten, den Pljeskavica, (übergroßes Hacksteak/manchmal tellerfüllend), Sarma (mit Hackfleisch gefüllte Kohlblätter) und das Karađorđeva šnicla (gerolltes paniertes Schnitzel mit Käse/Schinken-Füllung).

Karađorđeva šnicla

Zu einem typischen serbischen Essen gehört auch ein Šopska Salat aus Tomaten, Gurken, Zwiebeln und Käse darüber. Als Nachtisch werden überall Pfannkuchen (Palačinke) mit verschiedenen Füllungen (meistens mit Marmelade oder einer Nuss-Nougat-Creme) angeboten.

Markenware wie z.B. Milka-Schokolade, Nutella oder auch Käse ist in den Geschäften teilweise zwei- bis dreifach teurer als in Deutschland. Deutsches Bier (Bier: serbisch Pivo) findet mal sehr selten; zwei der bekanntesten einheimischen Biersorten sind „Jelen“ oder „Lav“ (aber alles Geschmackssache …).

Im Restaurant kostet ein Bier (0,5 l) umgerechnet ca. 1,50 – 2 EUR, im Laden ca. 50 Cent. Einer der bekanntesten Weine dagegen ist der trockene Rotwein Srpski Vranac, der auch mal „für's Herz“ getrunken wird.

Da Serbien eine sehr reichhaltige Landwirtschaft besitzt (sehr hoher Himbeeren-Exportanteil), ist Obst hier sehr günstig - für eine Wassermelone bezahlt man auf dem Land ca. 17 Cent pro Kilo - und wird auch häufig als Grundlage für „Selbstgebrannte“ genommen. Am bekanntesten dürfte hier der aus Zwetschgen gebrannte Slivovic (serb. Šljivovica) sein.

Belgrad hat eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben sollte. Am spielfreien Tag wurde vom Ausrichter auch extra dafür eine Stadtrundfahrt organisiert. Neben der Straßenbahn kommt man mit den Autobuslinien zügig voran. Sie wurden in den letzten Jahren erneuert und sind überwiegend klimatisiert. Eine Busfahrt kostet rund 1,30 EUR, mit elektronischer BusChipKarte rund 65 Cent.

Belgrad ist Sitz der Serbisch-Orthodoxen Kirche und Residenz des Serbischen Patriarchen. Die größte christliche Kirche des Balkans, die Kathedrale Heiliger Sava, befindet sich in Belgrad.  

Kathedrale des Heiligen Sava

In Belgrad mündet die Save in die Donau. Hier befindet sich auch mit der Festung Kalemegdan eines der Wahrzeichen Belgrads.

 Mündung Save in Donau; Blick aus Richtung Kalemegdan

Eine Besonderheit in dem an die Festung angrenzen Park Kalemegdan sind die vielen öffentlichen Schachtische, an denen - solange es das Licht zulässt - fast rund um die Uhr gespielt wird.

Neben den vielfältigen alten Bauten trifft man aber in der Stadt aber auch noch Kriegsruinen des NATO-Luftangriffes von 1999 an, die noch nicht behoben wurden. So z.B. das zerstörte Verteidigungsministerium in Belgrad.

Das bombardierte Verteidigungsministerium

Das Haus der Nationalversammlung in Belgrad – in diesem Parlamentsgebäude fallen die politischen Entscheidungen für das Land.

Im Süden Belgrads liegt der über 500 Meter hohe Berg Avala, der eine (bei schönen Wetter, das man ja täglich dort hat) kilometerweite Aussicht bietet.

Blick vom Avala

 

Von Heiko Spaan

 

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Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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