Rätsel gelöst: Benko verpasste einen tiefliegenden Gewinn
Das Duell "Läufer gegen Springer" kann sehr langwierige Manöver erfordern. Beim Kandidatenturnier 1962 in Curacao stand ein solches Endspiel in der Partir Benkö gegen Kortschnoj auf dem Brett.
Karsten Müller bat die Leser um Mithilfe bei der Analyse.
Pal Benkö
Tatsächlich verpasste Benkö im 57.Zug einen tiefliegenden Gewinn.
Normalerweise strebt der Läufer Dynamik und der Springer Statik an. In diesem Fall hat Benkos Springer nach 46...h3? alles unter Kontrolle und alle Zeit der Welt. Dennoch dauert es ziemlich lange bis der Gewinn offenbar wird.
Kevin Cotreau und Scorpion29 haben korrekte Lösungen eingesandt.
Erneut hat Zoran Petronijevic die beste Lösung eingesandt.
Schlussfolgerungen:
1. Die Anfangsstellung ist remis.
2. Der Zug 46...h3? ist ein schwerwiegender Fehler, nach dem Schwarz verloren ist.
3. Benko verpasste eine tiefliegnde Gewinnidee und nach seinem Zug 57.Sh7? kann sich Schwarz wieder verteidigen.
4. Im Gegensatz zur Meinung von Benko und Timman ist der Zug 62.Kg3 kein Fehler, denn die Stellung ist bereits remis. Ihr Vorschlag 62.Ke2 reicht auch nicht zum Gewinn.
5. Erneut ist im Gegensatz zur Meinung von Benko und Timman der Zug 64...Kc4 kein Fehler. Die Stellung ist immer noch remis.
6. Der entscheidende Fehler ist 66...Kd3?. Danach ist Schwarz verloren.
Die Lösung:
Magic of Chess Tactics 2
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Unser Leser Ted Jewell regte an:
In letzter Zeit hat Zoran Petronijevic in den Endspielrätseln von Karsten Müller zu berühmten Partien wiederholt die beste Antwort gegeben. Es kommt mir in den Sinn, dass ein Beitrag über ihn interessant sein könnte. Andere Schachfreunde könnten von Einblicken in seine analytischen Methoden profitieren. Hier sind einige Fragen, die man sich über ihn stellen könnte.
Sind Sie ein starker Spieler? Haben Sie ein FIDE-Rating? Oder einen Titel?
Ich bin FIDE IM mit Elo 2405. Allerdings habe ich 2003 aufgehört, Over the Board - Schach zu spielen. Mein wirklicher Beruf ist Lehrer für Philosophie und Logik, aber im Moment bin ich arbeitslos. Seit 2003 arbeite ich als Schachtrainer online und das macht mich glücklich. Ich spiele nur Blitzschach auf einigen wenigen Seiten unter dem Nicknamen "zoranp" (playchess.com, ICC, chess.com, lichess...). Im Schach versuche ich, die Wahrheit zu finden, oder zumindest ihr näher zu kommen. Ich analysiere regelmäßig Partien für Chess Informant, und ich habe dort eine kleine Ecke - Endspielfehler. Ich habe vor langer Zeit auch eine CD für ChessBase erstellt, über Caro-Kann (B13-B14). Außerdem habe ich zwei Teile der Enzyklopädie der Schachendspiele - Bauern- und Turmendspiele, herausgegeben von Chess Informant, bearbeitet.
Mit welchen Engines arbeiten Sie? Wie lange lassen Sie eine Engine auf einer bestimmten Stellung laufen? Wie tief gehen Sie in die Varianten hinein?
- Ich benutze Stockfisch 11 - meist die letzte Version. Bevor eine Engine eine Partie analysiert, analysiere ich selbst auf einem realen Brett und versuche, die wichtigsten Ideen zu finden. Wie tief wir in die Analyse mit der Engine einsteigen sollten, hängt davon ab, wie komplex die Stellung ist. Wir sollten wissen, in welchen Stellungen die Engines uns helfen können und in welchen Stellungen sie hilflos (oder fast hilflos) sind. Mit einem Wort, wenn wir also die besten Züge finden wollen, sollten wir etwas vom Schach verstehen.
Wie gehen Sie bei der Analyse genau vor? Machen Sie den Großteil selber oder ist es das Ergebnis mehrerer Engines?
- Ich analysiere immer auf dem Brett und nur dann mit Engine. Ich fahre mit den Engine durch die Varianten - ich lasse mich nicht von Engine leiten - vor allem in Stellungen, in denen die Engine nicht so stark sind. In Stellungen, in denen es keinen klaren Plan gibt (oder wenn es einen tiefen, lang anhaltenden Plan gibt), sind die Engines nicht so nützlich. Übrigens ist die selbstständige Analyse auf dem Brett ohne Engines, ein besonderes Hobby von mir.
Berücksichtigen Sie ältere Analysen?
- Wenn die Partie gut bekannt ist, ja. Man sollte wissen, wo frühere Analytiker aufgehört haben. Natürlich sollte man ihre Analysen überprüfen, bevor man selber tiefer eintaucht. In der letzten Partie, die auf der Chessbase-Website veröffentlicht wurde (Schlechter-Lasker), gab es beispielsweise eine Menge wichtiger Analysen, die man einfach kennen und überprüfen sollte. Deshalb besitze ich eine ordentliche Anzahl von Schachbüchern (ungefähr 2.000).
Noch einmal zusammengefasst: Wenn man in seiner Analyse gut sein will, muss man etwas von Schach verstehen. Engines verstehen einige typische Stellungen nicht, einige bekannte Endspielideen, Festung, etc.... man sollte das selber kennen. Da ich kein Turnierschach spiele, analysiere kaum Eröffnungen. Ich analysiere hauptsächlich Mittelspiel und Endspiele.