Neue Führungstroika bei der Deutschen
Schachjugend
Frauenpower in der DSJ
Bei den Mitgliederzahlen macht es sich nur in ganz kleinen Schritten bemerkbar,
die Deutsche Schachjugend wird weiblicher. Auf der Führungsebene hingegen wird
dies immer deutlicher. Von elf Vorstandsämtern schaffte es das männliche
Geschlecht nur noch sechs zu besetzen, fünf hingegen wurden vom weiblichen
Geschlecht erobert.
Dies entlockte sogar dem Vizepräsidenten
Finanzen des Deutschen Schachbundes Michael S. Langer, der als Beobachter zur
Jugendversammlung am 05./06. März nach Halle-Neustadt gekommen war, ein dickes
Lob: Er hob das hohe an Sachfragen orientierte Diskussionsniveau der Versammlung
hervor und den hohen weiblichen Anteil in den Führungsebenen des JugendSchachs.

Ein Blick in die Versammlung
Mit Jan Pohl hatte ein stellvertretender Vorsitzender der DSJ seinen Rückzug aus
dem Vorstand angekündigt, der seit 1999 die DSJ maßgeblich mitgestaltet hatte
als Bundesjugendsprecher, als Referent für allgemeine Jugendarbeit und eben als
stellvertretender Vorsitzender. Die DSJ bedankte sich für das herausragende
Engagement mit der goldenen Ehrennadel. Ebenfalls seinen Rückzug hatte der
zweite stellvertretende Vorsitzende der DSJ Michael Klein angekündigt, der mit
einer kleinen Pause für sein Examen fast genauso lange in der DSJ mitwirkte als
Referent für Öffentlichkeitsarbeit und als stellvertretender Vorsitzender. Auch
ihm wurde die goldene Ehrennadel verliehen. Jacob Roggon verzichtete auf eine
Wiederwahl zum Nationalen Spielleiter und zog sich in den Arbeitskreis
Spielbetrieb zurück. Auch bei ihm steht jetzt das Examen an. Jacob Roggon hatte
in seiner Zeit als stellvertretender Vorsitzender und als Nationaler Spielleiter
den Spielbetrieb organisatorisch neu aufgestellt und viele neue Akzente gesetzt.
Die DSJ bedankte sich mit der Silbernen Ehrennadel bei ihm.
Geehrt für ihre erfolgreiche, engagierte Arbeit in den Ländern wurde der
langjährige Vorsitzende der Schachjugend Sachsen-Anhalt Michael Zeuner (silberne
Ehrennadel) und der Jugendsprecher des Berliner Schachverbandes Achudhan
Karunaharamoorthy (Jugendehrung).

Christian Warnke ehrt Michael Zeuner

Die Bundesjugendsprecher Christopher Janke und Eric Tietz ehren Achudhan
Karunaharamoorthy
Ein Schwerpunkt der diesjährigen Jugendversammlung neben vielen inhaltlichen
Punkten war es also, eine neue Führungscrew zu wählen. Dies erfolgte in allen
Positionen einvernehmlich also einstimmig:
1. Vorsitzender: Christian Warneke (Hamburg)
Stellv. Vorsitzende: Sonja Häcker (Württemberg)
Stellv. Vorsitzender: Malte Ibs (Schleswig-Holstein)
Referentin für Finanzen: Lisa Molitor (NRW)
Nationaler Spielleiter: Falco Nogatz (Württemberg)
Referentin für Mädchenschach: Lysan Stemmler (Mecklenburg-Vorpommern)
Referent für Öffentlichkeitsarbeit: Carsten Karthaus (Württemberg)
Referentin für Allgemeine Jugendarbeit: Caissa Klug (NRW)
Referentin für Schulschach: Kisten Siebarth (Thüringen)
Bundesjugendsprecher: Eric Tietz (Sachsen)
Bundesjugendsprecher: Christopher Janke (Sachsen)
Geschäftsführer: Jörg Schulz (Berlin)

Carsten Karthaus (Ref. Öffentlichkeitsarbeit), Sonja Häcker (stellv.
Vorsitzende) Eike Schwede (Sitzungsleitung JV)

Der DSJ-Vorsitzende Christian Warneke im Gespräch mit dem Sitzungsleiter Eike
Schwede und dem Geschäftsführer Jörg Schulz
Ein wichtiger inhaltlicher Schwerpunkt war eine Fragerunde
der Jugendvertreter mit dem Vizepräsidenten des DSB Dr. H.-J. Weyer und dem
Sprecher des AK der Landesverbände im DSB H. Bastian über die anstehende Wahl
eines neuen DSB-Präsidenten auf dem Bundeskongress im Juni. Von Dr. Weyer weiß
man, dass er als DSB-Präsident kandidieren wird, von H. Bastian wird dies
vermutet. Wie will sich der DSB aufstellen, um auch in den nächsten Jahren mit
Profil und eigenen Programmen dem schleichenden Mitgliederverlusten begegnen zu
können? Welche Ideen haben die Vertreter des DSB? Und vor allem wie gehen sie
mit den Ideen der Deutschen Schachjugend um? Wollen sie die Jugend mitnehmen auf
den DSB-Weg in die Zukunft? Die gut zweistündige Fragerunde wurde in fünf
Workshops durch die Delegierten vorbereitet. Eine umfangreiche Dokumentation
dieser Fragerunde ist durch Vertreter der DSJ in Arbeit und wird in Kürze
veröffentlicht.

Fragerunde mit DSB-Vertretern

Fragerunde mit DSB-Vertretern: Malte Ibs, Herbert Bastian, Michael Klein, Dr.
Hans-Jürgen Weyer
Ein anderer inhaltlicher Schwerpunkt war der Bereich Kinderschach. Die DSJ
stellte noch einmal ihre Angebote wie das Kinderschachpatent, das 2010 erstmals
durchgeführte Kinderschachcamp vor, informierte über ein neues
Zertifikationssystem für gute Kinderschachturniere. Deutlich wurde, die Vereine
im DSB haben im Bereich Kinderschach noch einen großen Nachholbedarf. Viele
Eltern, die eine frühzeitige Förderung ihrer Kinder mit Schach wollen, finden
keine Unterstützung in den Vereinen. Deshalb wurde auch ausführlich der
Methodenkoffer für den Schachunterricht der DSJ vorgestellt, der gut 30
Lehrmethoden enthält, wie man kindgerecht und spielerisch an das Schach
heranführen kann. Der Methodenkoffer ist für die Übungsleitern in Schule und
Verein eine wirklich gute Hilfe bei der Arbeit mit Kindern. Michael Zeuner
stellte das Modell „Schachzwerge Magdeburg“ vor, ein Modell wie man Kinder aus
Kindergärten und Grundschulen systematisch fördern kann und sie zugleich zu
Mitgliedern machen kann. Alleine durch dieses Modell hat der Schachverband
Sachsen-Anhalt seine Mitgliederzahl im vergangenen Jahr um gut 200 Mitglieder im
Bereich U8 gesteigert!
Informiert wurde über die Internationale Jugendarbeit, bei der neu in 2011 der
deutsch-japanische Simultanaustausch hinzukommt, über das Jugendevent der
Deutschen Sportjugend, den Bundesfreiwilligendienst, der durch das
Familienministerium derzeit aufgebaut wird und der den Zivildienst ersetzen
soll.
Intensiv wurde auch über die zentrale DEM
2011 informiert, die wieder in Oberhof vom 11.-19.06. durchgeführt wird. Die
wichtigste Information war dabei vielleicht, dass die Preise stabil bleiben und
in 2011 die gleichen Preise wie in 2010 gelten. Die DSJ unterstrich noch mal,
dass Nullkarenz bei der Jugend weiterhin gilt, denn Schach ist Sport und Sport
wird betrieben unter der Fahne des Fair play, wozu auch gehört, dass zwei
Mannschaften, zwei Spieler gleichzeitig den gemeinsamen Schachkampf aufnehmen.
In diesem Jahr hat der DSB die Deutsche Familienmeisterschaft an die DSJ
vergeben, se wird am letzten Wochenende der DEM in Oberhof am 18.06.
ausgetragen. Die DEM erhält zudem einen leistungssportlichen Höhepunkt: Es wird
einen Zweikampf zwischen einem der besten deutschen Nationalspieler geben und
einem der Spitzenspieler aus Frankreich: GM Jan Gustafsson duelliert sich in
vier Wettkampfpartien, vier Schnell- und vier Blitzschachpartien mit GM Laurent
Fressinet. Natürlich stehen beide Spitzengroßmeister auch für Simultankämpfe,
Partieanalysen etc zur Verfügung, Zwei Stars zum Anfassen sozusagen.
Unter dem Tagesordnungspunkt Anträge beschäftigte sich die Jugendversammlung mit
einigen kleineren Spielordnungsänderungen und dem Versuch der Deutschen
Ländermeisterschaft mehr Leben einzuhauchen durch die Möglichkeit, dass einzelne
Länder Spielgemeinschaften bilden dürfen, und der DSJ erlaubt wird, ausländische
Auswahlmannschaften einzuladen.
In der Begrüßungsansprache des Präsidenten des Schachverbandes Sachsen Anhalt
lobte Dr. G. Reinemann das umfangreiche und ideenreiche Programm der Deutschen
Schachjugend und wünschte sich, dass mehr davon vom Deutschen Schachbund
aufgegriffen werde und es eine intensivere Zusammenarbeit zwischen DSB und DSJ
geben sollte. Dem ist nach diesem Wochenende intensiver Arbeit für das
Jugendschach in Deutschland nichts hinzuzufügen außer der Hoffnung, dass diese
Worte eines Landespräsidenten auch im DSB gehört werden.
(Jörg Schulz)