Überraschungssieger St. Petersburg

von ChessBase
10.10.2011 – Eigentlich war die Mannschaft des Schachverbandes St.Petersburg "nur" Vierter der Setzliste bei der zurückliegenden Europameisterschaft der Vereine in Rogaska Slatina (dt. Rohitsch-Sauerbrunn). Aber alles, was Peter Svidler derzeit anfasst, wird zu Gold. Zwar war das persönliche Ergebnis des Spitzenbrettes der St. Petersburger Mannschaft nicht so überragend, aber die ihn umgebende "Aura des Erfolges" ließ dafür die nachfolgenden Bretter erblühen. Vitiugov und Zvjaginsev spielten überragend. Irina Sudakova und Elena Mikheeva freuen sich in ihrem "St.Petersburg-Bericht" über den Erfolg ihres Teams. Bericht und Bilder des Erfolgs...

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Der Europäische Vereinspokal: Innenansichten des Siegerteams
Text: Irina Sudakova Foto: Elena Mikheeva

“Seht Ihr jetzt, dass Ihr nur in Slowenien spielen solltet?”, meinte Boris Kutin während unsere St. Petersburger Mannschaft in der sechsten Runde des Europäischen Vereinspokals gegen die OSG Baden-Baden spielte. Tatsächlich kamen Wetter, Umgebung, Küche und Getränke Sloweniens den Vorlieben unseres Teams sehr entgegen.


Sattes Sommergrün in Rogaska Slatina


Kurhaus


Schornsteinfeger bringen Glück


Im stilvollen Turniersaal

Seit Juli wussten wir, dass Vassily Ivanchuk beim Vereinspokal nicht spielen konnte, da zeitgleich das Bilbao Masters stattfand, aber wir wollten keinen anderen Spieler ins Team einladen und entschieden uns schließlich dafür, mit nur sieben Spielern anzutreten – und tatsächlich brachte uns die Sieben Glück.

Unser Spitzenbrett Peter Svidler war immer noch sehr erschöpft (drei Mal dürfen Sie raten, warum) und tauchte zwei Tage lang irgendwo unter.


Peter Svidler etwas ausgepumpt

Wir hegen den Verdacht, dass er fast die ganze Zeit geschlafen hat. Aber seine “Aura” strahlte auf alle um ihn herum ab, und die fehlende Energie seines Spiels wurde durch Nikita Vitiugovs +4 und Vadim Zvaginsevs +5 kompensiert – beide erzielten das beste Ergebnis an ihren jeweiligen Brettern und gewannen einen Brettpreis.


Nikita Vitiugov

Seit 2008 hat der Schachverband von St. Petersburg eine Mannschaft zum Europäischen Vereinspokal entsandt. Doch obwohl die Mannschaften immer besser wurden und wir immer unter den ersten Zehn gelandet sind, hinderte uns irgendetwas daran, noch erfolgreicher zu sein.


Maxim Matlakov

Dieses Jahr lagen wir auf Rang Vier der Setzliste, aber aus irgendeinem Grunde zählte keiner der Experten unsere Mannschaft zu den wirklichen Favoriten. Allerdings traten wir dieses Jahr mit einer deutlich jüngeren Mannschaft als in den Vorjahren an, wobei wir jedoch darauf geachtet haben, dass der Kern der Mannschaft aus Großmeistern besteht, die in St. Petersburg wohnen. Die Stimmung in der Mannschaft war gut, überzogene Erwartungen gab es nicht und alle konnten befreit aufspielen.



Wang Hao


Jon Ludvig Hammer


Eljanov, Andreikin, Moiseenko




Radjabov von Socar war der beste Spieler des Turniers


Ugra mit Rublevsky, Dreev, Zhigalko





Richard Rapport aus Ungarn

Nach der dritten Runde lagen wir an der Spitze des Feldes und danach war jede Runde eine Entscheidungsrunde. Denn der Modus des Turniers lässt eigentlich nicht zu, dass man sich nach einer Niederlage noch Hoffnungen auf den ersten Platz macht, obwohl die Mannschaft von Ural 2008 nach einer Niederlage am Ende mit 12 aus 14 doch noch die Goldmedaille gewann.

In Runde 5 mussten wir gegen die sehr starke Mannschaft von Tomsk-400 antreten und Vadim Zvjaginsev (der in Runde Vier als Einziger gewonnen hatte) fand sich gegen Viorel Bologan ziemlich schnell in einer sehr passiven Stellung mit Minusbauern wieder.


Ponomariov und


Inarkiev für Tomsk

Das spornte den Rest der Mannschaft an und drei Siege von Vitiugov, Movsesian und Khairullin sicherten uns den Sieg. Vadim konnte seine Partie noch ins Remis retten und meinte anschließend: “Wo ist das Problem? Gute Stellung, fehlt nur ein Bauer, aber das passiert.” Dennoch baten wir ihn, in den nächsten Runden das materielle Gleichgewicht zu wahren, falls er noch einmal eine solche Stellung spielen müsste.

Das Match in Runde Sechs gegen Baden-Baden endete Unentschieden


Adams und Shirov für Baden-Baden

... und damit sah die Lage an der Tabellenspitze vor der siebten und entscheidenden Runde wie folgt aus:  St. Petersburg, 11 (28), Baden-Baden, 11(27), Socar, 10 (27,5), Economist, 10 (27,5), ShSM-64, 10 (27), Mika 10 (25,5) – danach folgten eine ganze Reihe von Teams mit 9 Punkten. Sollten wir unseren letzten Kampf gegen Mika verlieren, würden wir gar nicht mehr unter den ersten drei landen.


Die Spieler von Mika: Sargissian


Andriasian


Pashikian

Doch die erfolgreiche “Strategie” aus der fünften Runde bewährte sich ein zweites Mal – von Beginn an standen wir an einem Brett deutlich schlechter, aber konnten Peters Niederlage mit zwei Siegen ausgleichen. Die letzte Partie des Turniers spielte Sergey Movsesian, dessen Endspielpräzision uns den Gesamtsieg sicherte.

Letztes Jahr hatte der Kapitän des Titelverteidigers Economist Saratov vergessen, den Pokal zum Turnier mitzubringen, also hatten sie gar keine andere Wahl, als noch einmal zu gewinnen.


Saratov, rechts

Wir sollten ebenfalls ernsthaft überlegen, ob wir unseren Sieg nicht im nächsten Jahr wiederholen. Und auch wenn man nur das Gewicht des Pokals bedenkt spricht einiges dafür, die Trophäe in St. Petersburg zu behalten.

Das Frauenturnier gewann das Team von AVS mit Antoaneta Stefanova,  Kateryna Lahno, Viktorija Cmilyte Natalija Pogonina und Mariya Muzychuk.


Antoaneta Stefanova


Viktorija Cmilyte

Nummer eins der Setzliste war eigentlich die Mannschaft aus Monte Carlo.


Cercle d'Echecs de Monte-Carlo mit Yifan Hou und Anna Muzychuk


Anna Muzychuk

Die "Monegassinen" verloren aber schon gleich ihren ersten Wettkampf gegen Giprotechtrans und wurden am Ende "nur" Vierte.


Elina Danielian für Mika


Valentina Gunina


Betul Cemre Yildiz




Die Mannschaft der Oslo Schakselskap: Sylvia Johnsen, Marie Frank-Nielsen, Yerazik Khachatourian und Ellisiv Reppen

Bilder von der Siegerehrung:


Novy Bor (Dritter) in schwarzen Polohemden


SOCAR, Zweiter (in Jacketts)


St. Petersburg (in Jeans)


Die Globalisierung hat auch Armenien erreicht: Das Team von Mika


Und Rumänian auch: Das ist die Mannschaft von Timisoara


Sieger AVS


Die besten Einzelspieler: Radjabov (m.), Tomashevsky (re.) und Jakovenko




Gruppenbild im Hotel: Sieger St.Petersburg

 

 

 

 

 

 

 


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