Betrug beim Schachfestival Imperia?
Das Schachfestival im italienischen Imperia hat eine lange Tradition - dieses Jahr feierte es 57. Geburtstag. Herzstück des Festivals, das vom 30. August bis 6. September stattfand, war das offene Turnier. 63 Spieler gingen an den Start, Sieger war am Ende der russische Großmeister Igor Naumkin. Mit 7 Punkten lag er nach 9 Runden einen halben Punkt vor fünf Spielern mit je 6,5 Punkten.
Schlussstand
...63 Teilnehmer
Dieses Jahr berichteten sogar internationale Medien wie die BBC oder der Telegraph über das Turnier. Der Grund dafür war einmal mehr ein Betrugsverdacht. Unter Verdacht geraten ist der 37-jährige Italiener Arcangelo Ricciardi, der mit einer Elo-Zahl von 1829 in das Turnier gestartet ist. Nach sieben Runden lag Ricciardi mit 6 aus 7 an der Spitze des Feldes. Das ungewöhnlich starke Spiel und das seltsame Verhalten des Italieners weckte den Verdacht von Jean Coqueraut, der Internationaler Schiedsrichter ist und das Turniergeschehen beaufsichtigte.
Coqueraut hatte Ricciardi im Laufe des Turniers genau beobachtet und festgestellt, dass sich der Italiener verdächtig benahm. Ricciardi stand während der Partie nicht ein einziges Mal auf und versteckte eine Hand die ganze Zeit in seiner Achselhöhle. Wie Coqueraut der italienischen Zeitung La Stampa mitteilte, "blinzelte er auch auf höchst unnatürliche Weise". Der Schiedsrichter entschloss sich schließlich dazu, Ricciardi mit einem Metalldetektor zu untersuchen. Wie sich zeigte, hatte Ricciardi einen Anhänger um den Hals, in dem eine Minikamera versteckt war, die mit einem kleinen Kasten unter der Achselhöhle verbunden war.
Ricciardi behauptete, der Anhänger sei ein "Glücksbringer", aber die Organisatoren entschieden, ihn vom Turnier auszuschließen und alle seine Partien als verloren zu werten, da er während der Partie elektronische Hilfsmittel nutzte - und das verstieß gegen die Regeln. Die Organisatoren nahmen an, Ricciardi hätte die elektronischen Hilfsmittel genutzt, um Partiestellung und Züge an einen Helfer zu übermitteln. Der, so die Vermutung, hatte Zugang zu einem Schachcomputer und übermittelte die Vorschläge des Computers dann mit Hilfe von Morsezeichen wieder an Ricciardi. Für Schiedsrichter Coqueraut würde das auch die hektischen Augenbewegungen Ricciardis erklären: "Er hat versucht, Morsezeichen zu dekodieren."
Partieformular der Partie Passerotti vs Ricciardi
Arcangelo Ricciardis Partien der Runden 1 bis 6
Turnierseite...
Bericht bei der BBC...
Bericht im Telegraph