Betrug beim Schachturnier in Indien

von Johannes Fischer
03.05.2015 – Dhruv Kakkar ist 19 Jahre alt und hat eine Wertungszahl von 1517. Dennoch erzielte er beim Dr. Hedgewar Open in New Delhi überraschende Erfolge. Die verdankte er zwei Smartphones, einem Mini-Mikrofon und einem Freund, der 220 km entfernt vor einem Computer saß. Doch nach Kakkars Gewinn gegen GM Praveen Thipsay in Runde fünf wurde der Betrüger entlarvt. Mehr...

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

 

Wie der indische Sportreporter Rakesh Rao in der renommierten indischen Zeitung The Hindu berichtet, erregte das Verhalten des 19-jährigen Dhruv Kakkar während der Partie den Verdacht seines Gegners GM Praveen Thipsay. Der GM wurde trotz eines Elo-Unterschieds von 900 Punkten überspielt und gab nach 87 Zügen auf, aber sein Gegner hatte sich die ganze Partie über seltsam verhalten. So seltsam, dass Thipsay schon während der Partie zum Schiedsrichter ging. "Er brauchte ungefähr zwei Minuten für jeden Zug, egal ob er einen komplizierten Zug spielte oder einfach bei einem Figurentausch mit dem Bauern zurücknahm", erzählte Thipsay The Hindu. "Ich informierte den Hauptschiedsrichter über meinen Verdacht, aber er meinte, ich sollte weiter spielen. Nach 29 Zügen stand ich klar auf Verlust und bot Remis an. Das lehnte mein Gegner jedoch ab. Meine Zweifel bestätigten sich, als er mehrfach einfache Gewinnvarianten nicht fand ... und manchmal hatte ich das Gefühl, er wartete während der Partie noch auf eine Bestätigung von anderer Seite.”

Nach der Partie wurde Kakkar ins Turnierbüro gebeten und durchsucht.

Wie sich zeigte, trug der 19-jährige zwei Smartphones am Körper.

In einem Beutel, den er versteckt an der Hüfte trug, fand man außerdem Batterien, die mit einem Draht und den Smartphones verbunden waren, die er um seine Beine geschnallt hatte.

Schließlich fand man noch ein Mini-Mikrofon in Kakkars linkem Ohr. Mit diesem Mikrofon konnte er die Zugvorschläge seines Freundes Shubham hören, der in einem etwa 220 Kilometer entfernt liegenden Ort vor dem Computer saß und Kakkars Partie mit einer Fritz-Engine verfolgte.

Später gestand Dhruv Kakkar den offensichtlichen Betrug auch schriftlich. Gegenüber The Hindu gab er zu, dass er auch während der ersten vier Runden, die er alle gewonnen hatte, Computerhilfe benutzt hatte. "Ich habe die Apparatur entwickelt und drei Tage mit meinem Freund geübt, bevor wir sie im Turnier ausprobiert haben", erklärte er.

Die Ausrüstung des Schachbetrügers

Hauptschiedsrichter Dharmendra Kumar schloss Kakkar sofort vom Turnier aus und erklärte, er würde dem Indischen Schachverband einen detaillierten Bericht mit Fotos und der technischen Ausrüstung Kakkars schicken.

Nach Angaben von Rakesh Rao, Sportjournalist und Schachspieler

Fotos: Dharmendra Kumar


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren