23.07.2018 – Der Weltmeister zeigt sich bisher beim Schachfestival in Biel in ausgezeichneter Form. Heute rang Magnus Carlsen Maxime Vachier-Lagrave nieder. Peter Svidler feierte gegen Nico Georgiadis den zweiten Tagessieg. | Fotos: Lennart Ootes (Schachfestival Biel)
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Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft
Als Magnus Carlsen im letzten Herbst in Hamburg weilte, räumte er im Interview mit dem Zeit-Journalisten Ullrich Stock ein, dass er von seiner allerbesten Form, die er hatte, bevor er Weltmeister wurde, etwas entfernt sei. Er müsse sich auch körperlich wieder besser in Form bringen, meinte der Weltmeister, um dann auch am Schachbrett wieder zur Höchstform aufzulaufen. Lange Turnierpausen täten ihm auch nicht gut, urteilte Carlsen selbstkritisch. Wenn er den kommenden WM-Kampf besser überstehen wolle, als den vergangenen gegen Sergey Karjakin, müsse er mehr spielen, um im Rhythmus zu bleiben. Im letzten November stand noch nicht fest, wer der Herausforderer von Carlsen sein würde. Inzwischen weiß man, dass es Fabiano Caruana ist.
Wenn Carlsen gegen Caruana so spielt wie gegen Karjakin, dann wird er ernsthafte Probleme bekommen, meinte Mihail Marin am vergangenen Freitag in der TV ChessBase-Sendung. In New York hat er gegen einen Herausforderer gespielt, der keinen eigenständigen Versuch gemacht hat Partien zu gewinnen. Gegen Caruana kann sich Carlsen nicht so viele Fehler erlauben erlauben wie gegen Karjakin. Dann sei er den Titel los, war sich Mihail Marin sicher.
Dass er gegen Karjakin nahe dran war, seinen WM-Titel zu verlieren, wusste Carlsen damals in New York selbst. Seine Turnierteilnahme in Biel darf man also getrost auch als Teil seiner Vorbereitung auf den kommenden WM-Kampf sehen. Ohne große Turnierpraxis dort anzutreten, wäre sicher nicht der richtige Matchplan.
An Biel hat Magnus Carlsen sicher viele gute Erinnerungen. Das Turnier und die Organisation zeichnet durch eine fast familiäre Atmosphäre aus. Biel ist eine Uhrenstadt, Zentrum des Swatch-Konsortiums, und so perfekt wie die Schweizer Uhren greifen auch die Teile des Schachfestivals ineinander. Das Team ist eingespielt. Viele sind schon seit Jahren dabei. Hier ist Schweizer Perfektion kein Zufall. Carlsen spielte zwischen 2005 und 2008 regelmäßig in Biel, zu einer Zeit, als er den Wunderkind-Status schon hinter sich gelassen hatte, und sich anschickte die Nummer Eins zu werden. 2011 und 2012 kehrte er zurück. Bald danach wurde er Weltmeister.
Und bei hochsommerlichen Temperaturen kann man es im Kongresszentrum in Biel sehr gut aushalten. Der große Saal ist bestens klimatisiert!
Gestern besiegte Magnus Carlsen mit den weißen Steinen Davis Navara in einer spektakulären Partie. In einem auf den ersten Blick nicht so gelungen aussehenden Abspiel der Wiener Variante gab Carlsen die Dame für Turm und Leichtfigur, nahm noch ein paar Bauern mit und gewann dann das Endspiel.
Alle Turmendspiele sind remis, aber nicht bei jedem
Heute spielte er mit Schwarz gegen Maxime Vachier-Lagrave und konfrontierte das französische Theoriemonster mit der Pirc-Verteidigung, nicht gerade Carlsens Leib- und Mageneröffnung. So oft hatte der Franzose diese Verteidigung bisher noch nicht auf dem Brett. Nach 4.Lf4 verließ die Partie recht schnell bekannte Vorbilder, was sicher in Carlsens Sinne war. Nach frühem Damentausch hatte Schwarz keine Sorgen. Als auch noch die verbliebenen Leichtfiguren getauscht waren, stand schließlich ein Doppelturmendspiel auf dem Brett. Der leicht ironische Lehrsatz, dass alle Turmendspiele remis seien, gilt für Magnus Carlsen am allerwenigsten, und als Vachier-Lagrave das Tor zu seiner Stellung nur einen Spalt öffnete, drang der Weltmeister dort ein und krempelte nun seine Ärmel hoch.
Weiß spielte 32.Tgh4, wonach Carlsen die Gelegenheit nutzte und mit 32...Tg8 über die g-Linie auf die weiße zweite Reihe kam.
Spannende Partie
Einige Züge später entstand dann diese Position:
Carlsen spielte 55.... d1D und holte sich den b-Bauern und auch den a-Bauern. Der Versuch für Weiß, im Gegenzug den e-Bauern zu schlagen, reicht nicht, weil beim Tausch eines Turmpaares das folgende Turmendspiel mit dem Randbauern und entfernten weißen König für Weiß verloren ist. Gut, wer seine Turmendspiele kennt!
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David Navara und Shakhriyar Mamedyarov führten ihr Duell auf dem Terrain der Offenen Variante der Spanischen Partie, in einer Variante, die die älteren Schachfreunde aus dem WM-Kampf Karpov-Kortschnoj, 1981, kennen. Für die beiden jungen Protagonisten war dies historisches Anschauungsmaterial. Beide, 1985 geboren, waren zum Zeitpunkte jenes WM-Kampfes noch nicht auf der Welt. Um Zug 15 wich die Partie von den bekannten Vorbildern ab. Schwarz musste sich in der Folge von seinem Rochaderecht verabschieden, aber bei reduzierten Material konnte Weiß dies trotz der Damen auf dem Brett nicht ausnutzen.
Hier folgte 22...g5, wonach "die Maschine" Weiß nach 23.Sf5 schon in Gewinnvorteil sieht. Weiß spielte aber 23.Db4, mit weniger vorteilhafter Stellung.
Mamedyarov auf Kortschnojs Spuren
Zu einem Sieg kam auch Peter Svidler gegen Nico Giorgiadis. In der Russischen Variante der Sizilianischen Verteidigung hielt der junge Schweizer lange mit. Dann erzielte der russische Routinier jedoch ein Übergewicht am schwarzen Königsflügel.
Mit dem Einschlag 39.Sxh6 demonstrierte Weiß hier seinen Vorteil. Schwarz kann den Springer nicht schlagen, da Weiß dann mit Dame und Turm einen unwiderstehlichen Mattangriff bekäme. Schwarz verteidigte sich noch zäh, konnte die Niederlage aber nicht abwenden.
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