01.08.2018 – Shakriyar Mamedyarov, der gestern schon als Turniersieger feststand, ließ das Turnier in Biel mit einem Remis ausklingen. Nico Georgiadis stellte seine Partie gegen Magnus Carlsen einzügig ein, während Maxime Vachier-Lagrave einen schönen Angriffssieg gegen David Navara feierte. | Fotos: Simon Bohnenblust, Lennart Ootes
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In der gestrigen Vorschlussrunde hatte Magnus Carlsen gegen Shakhriyar Mamedyarov seine Position überschätzt, zu provokativ und riskant gespielt und war dann in einem schlechten Endspiel gelandet. Das hätte man vielleicht noch remis halten können. Doch irgendwie war der Carlsen-Express in dem Wunsch, Spitzenreiter Mamedyarov noch abzufangen, mental engleist und so entglitt dem Weltmeister die Partie ganz und gar aus den Händen. Dabei hatte das Turnier, das man ja schon als Vorbereitung auf den kommenden WM-Kampf gegen Caruana sehen muss, für Carlsen so gut begonnen: mit zwei schönen, recht spektakulären Siegen. Doch dann ging es nicht in gleichem Tempo weiter. Auf die zwei Siege folgten drei Remis, unter anderem gegen Nico Georgiadis. Der junge Schweizer war in diesem top besetzten Turnier mit 0 aus 4 gestartet. Ausgerechnet gegen den Weltmeister gelang ihm dann der ersten halbe Punktgewinn.
Durch den Sieg über Carlsen stand Mamedyarov schon gestern vorzeitig als Sieger fest und konnte sich heute ein Remis leisten.
Mamedyarov vorzeitig Turniersieger
In seiner Partie gegen Peter Svidler wurden in der Mikenas-Variante der Englischen Partie schon früh die Damen getauscht und dann gingen in regelmäßigen Abständen die Figuren paarweise vom Brett. Im Turmendspiel sorgte eine dreifache Stellungswiederholung schließlich für die ordnungsgemäße Teilung des Punktes.
Remis im 38.Zug
Carlsen gegen Georgiadis
Magnus Carlsen hatte sich im Unterschied dazu offenbar vorgenommen, seine Partie gegen Nico Georgiadis diesmal zu gewinnen und zog auf 1.e4 c5 den Zug 2.Sa3. Die Idee ist c3 und d4 folgen zu lassen und den Springer nach c2 zu führen. Durch Zugumstellung entstand eine Position aus der Alapin-Variante.
Schwarz spielte hier 6...De4+ und Carlsen antwortete mit dem bislang selten gespielten 7.Kf1, eine Idee von Corinna Peptan aus dem Jahr 2007. In der Folge wurden erst die Damen, dann noch einige weitere Steine getauscht und schließlich mündete die Partie in ein Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und Springer, in dem Carlsen mit einem Doppelbauern etwas schlechter stand, die Partie sich aber wohl noch in der Remisbreite befand.
Der schwarze Turm ist eingedrungen. Die weißen Bauern am Königsflügel sind zersplittert, die Bauern am Damenflügel gefährdet. Weiß sollte die Partie aber halten können.
Ein paar Züge später war es jedoch Schwarz, der die Partie einzügig wegwarf.
Georgiadis spielte hier 46...b3? (46...bxc3 ist remis) und hatte wohl 47...La3 im Sinn. Nach 47. Sf3 kommt der Springer jedoch nach d2, deckt b1 und holt sich den Bauern c4. Schwarz gab auf.
Maxime Vachier-Lagrave und David Navara schafften es, in der viel gespielten, inzwischen aber nicht mehr ganz so Modernen Variante der Italienischen Partie neue Nuancen zu entdecken.
Peter Svidler hat etwas Interessantes entdeckt
Navara spielte nämlich a7-a5 und ließ Sc6-e7 folgen. Das kam bisher an dieser Stelle selten vor. Vachier-Lagrave brachte bald danach seinen Bauern nach d4. Auf unbekanntem Terrain spielte der tschechische Großmeister dann ein etwas schablonenhaftes Manöver, das dem Weißen einen starken Angriff einräumte.
Navara zog hier das vorbereitete 15...Sg5. Nach Tausch auf g5 kam jedoch die weiße Dame nach h5. Einige Züge später kippte die Partie endgültig zugunsten von Weiß.
Weiß spielte hier stark 19.h4 und nach 19...g6 20.Dh6. Es folgte 20...gxf5 21.exf5 f6 22.Dg6+ mit entscheidendem Angriff.
Italienisch gilt als gediegener Partieanfang, bei dem wenig Figuren getauscht werden und gehaltvolle Stellungen entstehen, in denen es mehr auf Pläne ankommt als auf forcierte Varianten. So zeigt hier die Pläne aus schwarzer Sicht.
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