Biel: Wojtaszek Sieger im GM-Triathlon

von Sebastian Siebrecht
30.07.2020 – Auch in der letzten Runde im klassischen Teil des Großmeister-Triathlons beim Schachfestival in Biel wurde verbissen und erfolgreich gekämpft. Am Ende hatte Radoslaw Wojtaszek im Fotofinish die Nase vorn. Sebastian Siebrecht berichtet.

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Schachfestival Biel, 20.-29.7.2020

Furioses Finale – Wojtaszek siegt hauchdünn in Biel

Die letzte Runde des GM-Triathlons zeigte fantastisches Kampfschach.

Vier Entscheidungen in hochkarätigen Partien.

Pentala Harikrishna machte den Anfang. Der indische Spitzengroßmeister griff wieder mit Schwarz den gegnerischen König an und wirbelte in Opferlaune mit seinen Figuren seinen spanischen Widersacher David Anton Gujiarro im großen Stile nach 32 Zügen nieder.

Somit war Radoslaw Wojtaszek als Tabellenführer in Zugzwang, er musste ebenfalls gewinnen, um das Turnier zum ersten Mal in seiner Karriere zu gewinnen (zweimal scheiterte er Knapp auf dem zweiten Platz).

In dieser Drucksituation spielte auch der Pole sein bestes Schach und zeigte sich in taktischen Gefilden auf der Höhe. Schließlich konnte er durch einen geschickten Abtausch in ein  gewonnenes Bauernendspiel abwickeln und somit seinen hauchdünnen Vorsprung im Gesamtklassement ins Ziel retten.

 

48.Txg6+ Kxg6 49.Se5+ Kf6 50.Sxf7 Kxf7 51.e4 fxe3+ 52.Kxe3 b6 53.h4 c5 54.f4 Kg7 55.Kf3 [55.h5 reicht nicht: 55...Kh6 56.f5 Kxh5 57.Kf4 cxd4 58.f6 (Nicht 58.b3 d3 59.Ke3 Kg5 und Schwarz gewinnt.) 58...Kg6 59.Ke5 d3 60.Ke6 d2 61.f7 d1D 62.f8D und Weiß wird Dauerschach geben.; 55.f5 ist aber OK: 55...Kf6 56.Kf4 cxd4 57.h5 d3 58.Ke3 Kxf5 59.Kxd3 Kg5 60.Kd4 und gewinnt.]

55...Kg6 56.Kg4 Kg7 [56...cxd4 57.f5+ Kf6 58.Kf4 d3 59.Ke3 wie oben.]

57.h5 Kf6 58.f5 cxd4 59.h6 1-0


Michael Adams spielte erneut eine für ihn typische, strategische Meisterleistung. Nach Bauernopfer für Spiel und Struktur machte der Engländer seinem Spitznamen „Spyder“ wieder alle Ehre. Langsam und durch langes Lavieren setzte seinen Gegner Arkadij Naiditsch unter Druck und wickelte in ein klar besseres Turmendspiel ab. Nun zeigte Naiditsch großartige Verteidigungsressourcen. Schließlich setzte sich Adams aber mit seiner perfekten Endspieltechnik durch.

 

Die deutsche Nachwuchshoffnung Vincent Keymer wurde in der Eröffnung durch den ungewöhnlichen Zug. 4 La4 aus dem Konzept gebracht. Sein bisher glückloser Gegner, der Franzose Romain Edouard spielte eine starke Partie und konnte Schwächen am Königsflügel des Deutschen kreieren. Nach dem starken weiten Damenzug Db6 war Keymer nicht merh in der Lage seine Probleme zu lösen. In der Folge zeigte sich der Franzose auch taktisch auf der  Höhe und gewann in einem schönen Finale seinen ersten vollen Punkt im klassischen Turnier. Damit konnte er sich noch auf den siebten Gesamtrang verbessern.

Keymer spielte insgesamt ein starkes Turnier. Erfrischendes Angriffsschach und mit den Besten auf Augenhöhe. Bitter ist natürlich immer eine Niederlage in der letzten Runde.

Es bleibt ein starker vierter Platz. Auf zu weiteren Taten! 

Endstand

Rank Name Games Classical Rapid Blitz Total
1 GM Radoslaw Wojtaszek 28 14 12 11 37
2 GM Pentala Harikrishna 28 20.5 10 6 36.5
3 GM Michael Adams 28 16.5 8 11 35.5
4 GM Vincent Keymer 28 13.5 10 4.5 28
5 GM Arkadij Naiditsch 28 11 5 6.5 22.5
6 GM David Antón Guijarro 28 9.5 4 8.5 22
7 GM Romain Édouard 28 10 4 3.5 17.5
8 GM Noël Studer 28 7 3 5 15

Partien

 

 

Die Schweizer Jugendmeister

U10:

1.Mikhail Akishkov 6/7 DSSP

2.Colin Federer 5,5/7 Zürichchess4kids

3.Dominik Mattenberger 5/7 DSSP

U12:

1.Julius Scherler 5,5/7 Zürich Reti

2.Matthias Mattenberger 5/7 DSSP

3.Raphael Gut 5/7 DSSP

U14:

 

1.Raphael Erne 5,5/7 Neuchatel

2.Steve Papaux 5/7 Echallens

3.Matteo Jaggy 5/7 DSSP

U16:

1.Niels Stijve 6,5/7 Payerne

2.Jannik Bounlom 5,5/7 Aadorf

3.Samuil Kostov Deyan 4,5/7 Geneve

Corona-Hauptturnier

Im Corona-Hauptturnier wurde der französische Großmeister Christian Bauer seiner Favoritenstellung vollauf mit einem Start-Ziel-Sieg mit 8/9 vollauf gerecht.

Sehr stark der zweite und dritte Platz auf dem Podium von den Deutschen Frank Buchenau und Gerlef Meins mit jeweils 7,5 Punkten aus 9 Partien. 

Endstand

Rg. Name Pkt.  Wtg1 
1 Bauer Christian 8,0 54,5
2 Buchenau Frank 7,5 48,5
3 Meins Gerlef 7,5 48,0
4 Bellahcene Bilel 7,0 52,0
5 Gschnitzer Adrian 7,0 50,0
6 Mathieu Phileas 7,0 48,5
7 Pham Khoi 7,0 44,5
8 Fecker Noah 6,5 46,0
9 Baenziger Fabian 6,5 45,0
10 Siebrecht Sebastian 6,5 45,0
11 Adrian Claude 6,5 44,0
12 Rohrer Christophe 6,0 48,0
13 Youssoupov Moisse 6,0 47,5
14 Saya Ethan 6,0 45,5
15 Jovanovic Sladjan 6,0 45,0

150 Spieler

Partien

 

Servus! Sebastian Siebrecht

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Sebastian Siebrecht, Jahrgang 1973, spielt seit seinem elften Lebensjahr Schach und wurde 2008 Schachgroßmeister. Neben seiner Schachkarriere gründete er eine Eventagentur und betätigte sich als Kommentator, Moderator, Speaker, Analytiker und Journalist. Darüber hinaus engagierte er sich für Grundschulschachprojekte. Seit 2012 bietet er in Einkaufszentren in der Reihe "Faszination Schach" Schachunterricht und Schachevents an. 2015 wurde er vom Deutschen Schachbund als "Trainer des Jahres" ausgezeichnet.

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