ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Der zweite Tag der Mensch-Maschine-Mannschaftsweltmeisterschaft war aus
menschlicher Sicht sehr erfreulich. Nach der vernichtend scheinenden und
deprimierenden Auftaktniederlage der Runde Eins, als alle drei Partien zugunsten
der Maschinen ausfielen, konnte die menschliche Spezies, bzw. deren ausgewählte
Repräsentanten zurückschlagen.
Rustam Kasimdzhanov und Alexander Khalifman legten ihre Partien gegen Junior und
Hydra sehr sachlich und ruhig an, wobe Kasimdzhanov der Theorie im
Lb5-Sizilianer längere Zeit folgte, während Khalifman es vorzog, früh auf
Nebenwege Mit den weißen Steinen gelang es einigermaßen mühelos, die
Partie auch nach der Eröffnung noch in ruhigen Fahrwassern zu halten und
problemlos zum Remis zu kommen.
Ruslan Ponomariov ging gegen Fritz einen anderen Weg. Nach einem Damenausfall
nach b3 hatte sein maschineller Gegner den Bauern auf b7 geopfert und dafür
Entwicklungsvorsprung bekommen. Der frühere FIDE-Weltmeister konnte diesen
zunächst neutralisieren, aber mit Hilfe des positionellen Zugeständnisses
e6-e5-e4 verschaffte sich Fritz am Königsflügel großen Raumvorteil, den er zu
einem Angriff nutzte, der besonders wegen einiger abseits stehender weißer
Figuren gefährlich war. Im 31.Zug passierte Ponomariov dann ein seltenes
Missgeschick, das eigentlich zum Partieverlust hätte führen müssen, stattdessen
aber praktisch zufällig zum Gewinn führt.
"An dieser Stelle hat Ponomariov große Schwierigkeiten und nur wenige Züge. Nach
31.Db2 oder 31. Dd2 muss er mit 31...Sc4 rechnen. Nach dem Schlagen auf c4 wird
der Doppelbauer auf der d-Linie aufgelöst, der Läufer auf d3 steht dort mitten
im weißen Lager einzementiert. Auch g7-g5 liegt in der Luft, nach dem Schlagen
auf d3 hat Schwarz Motive mit Se4 und Angriff auf f2 und c3." (Rainer Knaak) Mit
31.g4? hoffte er die Probleme durch Angriff auf die Dame zu lösen, wonach die
schwarzen Steine auf d3 und d5 in Gefahr gerieten. Aus Bilbao wird berichtet,
dass Ponomariov übersehen hatte, dass Schwarz mit dem h-Bauern auf g3 e.p.
nehmen kann. Er hatte den g-Bauern schon in der Hand, las er dieser Möglichkeit
gewahr wurde, hatte dann aber keine Wahl mehr. Nach dem Nehmen auf g3 steht Weiß
auf Verlust. In der Diagrammstellung folgte
31.g4? [31.Qb2!?] 31...hxg3 32.fxg3 g5 33.g4 Qh7
34.Nh5 [34.Nxd3 exd3 35.Qg2 Ne4-+] 34...Nxh5 35.gxh5 Qxh5-+
36.Qh2 Qh4 37.Kg2 Rxc3 38.Rxc3 Rxc3 39.Qg3
Und nun hätte Schwarz mit dem einfachen 39...Qxg3+ 40.Kxg3 f5 ein überlegenes
Endspiel mit Mehrbauer spielen können, das kaum zu halten sein wird. Die
Zuschauer rechneten damit, dass Ponomariov bald aufgeben würde.
Die Stellung und der Zug 39...Dxg3 wird von Fritz 9 ebenfalls richtig beurteilt.
Allerdings berechnet Fritz 9 auch den Zug 39...Lc2? zunächst als sehr positiv.
In Bilbao spielt Fritz auf einem Notebook, dass zwar sehr kräftig ist, aber
natürlich nicht die Geschwindigkeit eines schnellen Dualrechners hat. In dieser
konkreten Situation wäre es aber nötig gewesen schneller und tiefer zur rechnen.
Dann hätte Fritz gesehen, dass 39...Lc2? wegen des späteren
Freibauerndurchbruchs zum Verlust führt, so lag die entscheidende Beurteilung
jenseits des Rechenhorizonts.
Es gibt eben doch Glück im Schach und dieses war Ponomariov und mit ihm der
menschlichen Rasse hold, die dadurch einen wichtigem Punkt in der
intellektuellen Auseinandersetzung mit den eigenen maschinellen Geschöpfen holen
konnte. Am Ende zählt nur der Sieg!
André Schulz
Zeitplan
So, 20. November
Ruslan Ponomariov vs Junior 0-1
Hydra vs Rustan Kasimdzhanov 1-0
Fritz vs Alexander Khalifman 1-0
Die Partien der ersten Runde...
Mo,21. November
Ruslan Ponomariov vs Fritz 1-0
Rustan Kasimdzhanov vs Junior 1/2
Alexander Khalifman vs Hydra 1/2
Die Partien der zweiten Runde...
Di, 22. November
Hydra vs Ruslan Ponomariov
Fritz vs Rustan Kasimdzhanov
Junior vs Alexander Khalifman
Mi, 23. November
Junior vs Ruslan Ponomariov
Rustan Kasimdzhanov vs Hydra
Alexander Khalifman vs Fritz
Drei FIDE-Weltmeister: Rustam Kasimdzhanov, Alexander Khalifman, Ruslan
Ponomariov
Die entscheidende Partie: Ponomariov gegen Fritz. Als Bediener sitzt
Programmierer Matthias feist am Tisch.
Ponomariov: Sein Fehler g2-g4? führte zum Sieg
Nach der Partie erzählte ein strahlender Ruslan Ponomariov, dass man ihm
nachsage, seine menschlichen Gegner hypnotisieren zu können. "Dass dies auch bei
Maschinen funktioniert, wusste ich bisher nicht."
Alexander Khalifman vs Hydra, bedient von Ulf Lorenz: ½-½
Rustam Kasimdzhanov vs Deep Junior: ½-½