Der Europacup: Ein Blick von innen
Der Europacup fand vom 4. bis 10. Oktober in Ohrid, Mazedonien, statt. Die
Stadt liegt nahe der albanischen Grenze an einem wundervollen See, der den
gleichen Namen trägt.
Der See von Ohrid
Die Berge am See von Ohrid
Die Stadt Ohrid mit der Festung Samuli oben auf dem Berg
Blick aus dem Granit-Hotel, wo das Frauenturnier stattfand
25.
Europameisterschaft der Vereine, Ohrid, 4.-10.2009
|
Rk. |
SNo |
FED |
Team |
Games |
+ |
= |
- |
TB1 |
TB2 |
TB3 |
1 |
1 |
RUS |
Economist-SGSEU-1 Saratov |
7 |
7 |
0 |
0 |
14 |
27.5 |
179.5 |
2 |
7 |
ARM |
Mika Yerevan |
7 |
6 |
0 |
1 |
12 |
24.5 |
195.5 |
3 |
2 |
RUS |
Ural Svedrdlovskaya |
7 |
5 |
1 |
1 |
11 |
28.5 |
161.5 |
4 |
8 |
RUS |
SPbChFed Sankt-Peterburg |
7 |
5 |
1 |
1 |
11 |
26 |
187 |
5 |
4 |
GER |
OSG Baden-Baden |
7 |
5 |
0 |
2 |
10 |
33 |
146.5 |
6 |
9 |
UKR |
PVK - Kievchess |
7 |
5 |
0 |
2 |
10 |
29 |
152 |
7 |
13 |
ISR |
Beer Sheva Chess Club |
7 |
5 |
0 |
2 |
10 |
29 |
150 |
8 |
3 |
RUS |
ShSM-64 Moscow |
7 |
5 |
0 |
2 |
10 |
29 |
142 |
... 54 Teams
25.
Europameisterschaft der Vereine, Frauenturnier, Ohrid, 4.-10.2009
|
Rk. |
SNo |
FED |
Team |
Games |
+ |
= |
- |
TB1 |
TB2 |
TB3 |
1 |
2 |
RUS |
Spartak Vidnoe |
7 |
5 |
2 |
0 |
12 |
21.0 |
97.5 |
2 |
1 |
MNC |
Cercle d'Echecs Monte Carlo |
7 |
3 |
3 |
1 |
9 |
18.5 |
86.5 |
3 |
3 |
GEO |
Samaia Tbilisi |
7 |
3 |
3 |
1 |
9 |
15.5 |
105.5 |
4 |
4 |
RUS |
Economist-SGSEU Saratov |
7 |
3 |
3 |
1 |
9 |
15.5 |
101.0 |
5 |
5 |
MNE |
T-com Podgorica |
7 |
4 |
1 |
2 |
9 |
15.0 |
81.5 |
6 |
6 |
ROU |
CS Cotnari-Politehnica Iasi |
7 |
2 |
4 |
1 |
8 |
15.0 |
80.0 |
7 |
9 |
POL |
Polonia Votum Wroclaw |
7 |
3 |
2 |
2 |
8 |
13.0 |
91.0 |
8 |
10 |
SRB |
Radnicki Rudovci |
7 |
3 |
1 |
3 |
7 |
11.0 |
90.5 |
9 |
7 |
ARM |
Mika Yerevan |
7 |
2 |
2 |
3 |
6 |
12.5 |
94.5 |
10 |
8 |
SRB |
BAS Beograd |
7 |
2 |
1 |
4 |
5 |
11.5 |
80.0 |
11 |
11 |
FRA |
Vandoeuvre Echecs |
7 |
1 |
0 |
6 |
2 |
5.5 |
86.5 |
Ich war als Trainer der Ex-Frauenweltmeisterin Antoaneta Stefanova in Ohrid.
Ende August hatte sie mich eingeladen, mit ihr zu arbeiten, und kurz vor dem
Inventi-Turnier in Antwerpen trafen wir uns zu unserem ersten Trainingscamp.
Antoaneta Stefanova mit ihrem neuen Trainer Dejan Bojkov
Die frühere Weltmeisterin mit ihrem ehemaligen Trainer Vladimir Georgiev
Eti spielt zusammen mit den Schwestern Nadezhda und Tatiana Kosintseva,
Ekaterina Lahno und Evgenia Ovod für die Mannschaft von Spartak Vidnoe.
Evgenia Ovod
Die Mannschaft besteht aus lauter Europameisterinnen, aber trotzdem waren
sie hinter der Mannschaft aus Monte Carlo, die die beiden letzten
Wettbewerbe gewonnen hatten, nur an zwei gesetzt. Man rechnete damit, dass
diese beiden Teams den Titel unter sich ausmachen würden.
Die russischen Spieler verfügen über eine phantastische Organisation. Am
Geld für Trainer haben sie nicht gespart – Yury Dokhoian, der legendäre
Trainer von Garry Kasparov (und augenblicklicher Sekundant von Sergey
Karjakin) war vor Ort, um die Kosintseva-Schwestern zu betreuen.
Beide
punkteten gut und holten Silbermedaillen für ihre Ergebnisse am 1. bzw. 3.
Brett. Dokhoian ist ein bemerkenswerter Trainer, der bei jedem Verlust
seiner Schüler mit leidet. Doch nach der Partie zeigt er eine ganz andere
Seite von sich und wird zu einem Menschen mit viel Sinn für Humor, der genau
analysiert, was geschehen ist. Robert Fontaine war ebenfalls vor Ort, um
seine Frau Katya zu unterstützen und zu betreuen. Und last but not least war
da noch unsere Mannschaftsleiterin WGM Elmira Mirzoeva, stets gut gelaunt
und optimistisch und immer da, wenn die Mädchen sie brauchten.
Elmira Mirzoeva
Das Turnier lief gut für unser Team. Es begann mehr als überzeugend mit
einem 4-0 Sieg gegen die solide Mannschaft von “Mika”- Erevan. Dann folgten
zwei Unentschieden gegen “Economist” und “Samaia”- Tiflis. Gegen Tiflis
hatten wir ein bisschen Pech, denn in den Schwarzpartien verteidigten wir
uns gut, aber in den Weißpartien konnten wir unsere guten Stellungen nicht
nutzen. Nach diesem Wettkampf fanden die Damen ihren Rhythmus und gewannen
drei Mal in Folge. Besonders wichtig war dabei der 3,5:0,5 Sieg in der
sechsten Runde gegen eines der besten Teams “T-com”- Podgoritsa. Vor der
Runde sorgte die starke Leistung von Ekaterina Kovalevskaya – Brett Vier der
Mannschaft aus Montenegro – für Gesprächsstoff in unserer Mannschaft. “Wir
haben ebenfalls eine Katya an Brett Vier”, stellte Dokhoian fest.
Tatsächlich erwies sich unsere Katya als stärker und brachte “Spartak” einen
Schwarzsieg.
Auszeichnungen für Ekateryna Lahno und Almira Skripchenko
Kateryna Lahno und Antoaneta Stefanova
Nach dieser Niederlage musste das montenegrinische Team in der
letzten Runde pausieren, doch am Ende fehlte ihnen nur ein halber Punkt zur
Bronzemedaille. Ein seltsames Schicksal für einen Medaillenkandidaten.
Tatsächlich führte der Turniermodus – sieben Runden bei elf Mannschaften –
zu einigen seltsamen Situationen. Zum Beispiel spielte die Mannschaft von
Monte Carlo in der ersten Runde Unentschieden, aber hatte dann das Glück, am
nächsten Tag gegen die Außenseiter von ”Vandoeuvre” gelost zu werden und
nach einem 4-0 waren sie sofort wieder zurück an der Spitze. Und in der
letzten Runde konnte Tabellenführer “Spartak” nicht gegen die Mannschaft auf
Platz Drei, Monte Carlo, antreten, weil die Paarungen am unteren Ende der
Tabelle das nicht zuließen.
Bei den Herren habe ich mich darüber gewundert,
dass die Mannschaft aus “Baden-Baden”, die in den ersten fünf Runden
lediglich 5 Brettpunkte abgegeben hatte, nicht einmal mehr theoretische
Chancen auf den Titel hatte, weil sie knapp gegen “Mika”-Eriwan verloren
hatte (Naiditsch hatte in einer klar besseren Stellung einen ganzen Turm
eingestellt).
Tomofeev und Chuchelov bei der Analyse
Doch zurück zur sechsten und entscheidenden Runde des Frauenturniers, in der
sich das russische Team den Titel sicherte. Vor der Runde hatten wir die
gleiche Zahl von Mannschaftspunkten wie die Georgierinnen, während Monte
Carlo einen Punkt hinter uns lag. Wir rechneten damit, dass die Entscheidung
über den Titel erst in der letzten Runde fallen würde, aber… Erst einmal
gönnte die Mannschaft aus Tiflis ihrem Brett Eins, Maya Chiburdanidze, eine
Pause und verlor ihren Kampf. Und dann kam Monte Carlo nicht mit “Mika”
zurecht und spielte einen weiteren Wettkampf Remis. Dadurch war “Spartak”-
Vidnoe eine Runde vor Schluss Turniersieger!
Saratov gegen T-Com
Der Erfolg war das Ergebnis des guten Spiels aller Mannschaftsmitglieder.
Spartak Vidnoe vor der Siegerehrung
Spartak Vidnoe
feiert seinen Sieg
Außer den Silbermedaillen für Nadya und Tatiana Kosintseva für das jeweils
zweitbeste Einzelergebnis an ihren Brettern gewann die Mannschaft noch zwei
Goldmedaillen für das beste Einzelergebnis – Antoaneta Stefanova für ihre
Leistung an Brett zwei und Katerina Lahno für ihr Ergebnis an Brett vier.
Mit 5,5 aus 6 erzielte Katya auch die beste Performance bei den Frauen:
2772.
Beste Ergebnisse für Humpy Koneru und Tatiana Kosintseva
Stefanova, Dembo, Cmilyte
Ovod, T.Kosintseva und Mirzoeva. N.Kosintseva spricht mit Dochojan
Mir blieb nicht viel Zeit, das Geschehen bei den Männern zu verfolgen, denn
sie spielten in einem anderen Hotel, dem INEX Goritsa. Generell gewann ich
den Eindruck, dass die junge Mannschaft aus Saratov ziemlich überzeugend
gewann. Zur brenzligsten Situation kam es für sie wahrscheinlich in der
ersten Runde. Doch dass sie alle ihre Wettkämpfe gewonnen haben (wenngleich
auch meist mit minimalem Vorsprung) spricht für sich. Es fällt schwer, einen
bestimmten Spieler hervorzuheben, sie haben als Mannschaft ausgezeichnet
gespielt. Was die Einzelleistungen betrifft, so hinterließ das Spiel von
Levon Aronian einen starken Eindruck, auch wenn er in der letzten Runde
gegen Mamedyarov verlor. Beeindruckendes Schach zeigte auch Peter Svidler.
Er gewann die Silbermedaille für die zweitbeste Einzelleistung an Brett
zwei, aber erzielte die beste Performance bei den Herren: 2920! Die
Goldmedaille für das beste Ergebnis an Brett Eins ging an Vladimir Georgiev,
den ehemaligen Trainer von Eti. Er spielte für KSH Llamkos (Kosovo) und
holte 5 aus 6. Die meisten Punkte holten Michael Adams (Baden-Baden) und
Artur Zarka (Roskovec), beide erzielten 6,5/7.
Lauter Medaillentraäger: Onischuk, Stefanova, Miroshnichenko, Georgiev
Das Turnier war ausgezeichnet organisiert. Schön waren vor allem der Service
und die Einstellung den Spielern gegenüber. Dazu kamen noch ein paar
ungewöhnliche Rahmenveranstaltungen – wie die Unterwasserschachpartie. Das
Nationalfernsehen berichtete ausführlich vom Turnier und die Ergebnisse der
Heimmannschaft Alkaloid wurden genau verfolgt. Sie starteten mit fünf Siegen
und es ist schade, dass sie nicht mehr daraus machen konnten. Ein Spieler im
Team zeigte besonders gutes Schach, acht Jahre nach seinem ersten Besuch in
Ohrid. Andrey Volokitin gewann die Goldmedaille für das beste Ergebnis an
Brett drei überzeugend mit 6/7 und zu jedermanns Überraschung gewann er
etliche Partien nicht in seinem “üblichen” scharfen Stil, sondern in
eleganten Turmendspielen.
Eti hatte einen freien Tag, an dem wir das Kloster St. Naum besichtigten,
das 905 errichtet wurde.
Naum, Schüler von Cyril und Methodius (den
Schöpfern des kyrillischen Alphabets, das heute noch in Russland, der
Ukraine, Bulgarien, Mazedonien und Serbien benutzt wird) hat etwa zwanzig
Kilometer entfernt von Ohrid gelebt.
Das Kloster von Naum
Pfauen leben friedlich im Garten des
Klosters.
Der Mönch am Eingang erzählte uns, was wir machen müssen, um
glücklich zu werden.
Frühling im Kloster
Fresken in der Kirche
Wir dachten an einen Wunsch während wir das Grab des
Heiligen berührten und mit dem rechten Ohr haben wir versucht, seinem Herzen
zuzuhören.
Ich konnte es nicht hören, aber ich hoffe, mein Wunsch geht in Erfüllung.
See Ohrid
GM Dejan Bojkov
www.dejanbojkov.blogspot.com