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Macht Karjakin zum Spieler des Jahres!
Von Misha Savinov
Es gab 40.000 Gründe am Qualifikationsturnier zur Blitzweltmeisterschaft
teilzunehmen, das in Moskau am 26. Februar, einen Tag nach Ende des Aeroflot
Opens gespielt wurde. Die Teilnehmer der A1 und A2 Aeroflot-Turniere hatten das
schöne Privileg, ohne Startgeld am Blitzturnier teilnehmen zu dürfen, die
anderen mussten Startgeld entrichten – 300 EUR. Doch das hielt eine Reihe
starker Spieler, die auf das Aeroflot Open verzichtet hatten, nicht auf, frohen
Mutes an diesem eintägigen Turnier teilzunehmen, in dem der Gewinner zehn Riesen
ausgezahlt bekam. Svidler, Mamedyarov, Gashimov, Jakovenko, Pomonariov, Tkachiev,
etc., etc... Ein großer Name fehlte – aber Grischuk hatte eine gute
Entschuldigung.
Den Großteil des Turniers verfolgte ich die Spitzenbretter, machte Fotos und
plauderte mit den Spielern, die ihre Partien beendet hatten. Die meisten
Teilnehmer haben nur wenig Zeit sich auszuruhen: nächste Woche beginnt die
Europameisterschaft in Budva. Relativ kleine Preise (bedenkt man die
Lebenshaltungskosten!) und ein sehr starkes Teilnehmerfeld – aber viele Spieler
freuen sich über die Möglichkeit, am Weltmeisterschaftszyklus teilzunehmen. Und
spielen immer noch gerne ein bisschen Blitzschach, selbst wenn es sie vor Beginn
der Europameisterschaft eine Menge wertvoller Energie kosten könnte!
Der spätere Sieger Sergey Karjakin kam kurz vor Mittag an, zog sein Jackett aus,
begrüßte Freund und Bekannte, um dann frühstücken zu gehen. Vielleicht ist das
einer der Gründe für seinen Erfolg – neben brillantem schachlichem Können und
neu gewonnenem Selbstvertrauen nach seinem Sieg in Wijk aan Zee.
Die Organisatoren bei der Einschreibung für das Turnier. Hier versuchen
polnische Großmeister drei Anmeldungen unter Dach und Fach zu bekommen. Die
Verwirrung klärte sich, als der dritte Spieler eintraf.
Das Leben außerhalb des Spielsaals war so bunt wie eh und je beim Aeroflot Open.
(Mitte: Großmeister Vlad Tkachiev und Aleksey Aleksandrov)
Die Schiedsrichter baten die Spieler an die Bretter. Die Spieler folgten der
Aufforderung, beeilten sich dabei aber nicht sonderlich, sondern machten immer
wieder Pause, um Freunden Hallo zu sagen. Hier trifft Ernesto Inarkiev Sergey
Grigoriants.
Dieses Mal gab es keine Online-Übertragung. Ein paar Dinge mussten noch in
Ordnung gebracht werden.
Von links nach rechts – Max Dlugy, Ruslan Ponomariov, Zakhar Efimenko und Josef
Resch. Mr. Resch hat nicht gespielt J aber wollte ein so großartiges Turnier
nicht verpassen.
Dmitry Jakovenko war der Spieler mit der höchsten Elo-Zahl, aber schätzte seine
eigenen Chancen realistisch ein – Dmitry galt im Blitzen nie als einer der
Spitzenleute. Er wurde 55.
Sergey Karjakin begann das Turnier als Nummer 7. Es gab nur sechs Plätze im
Finale, aber ich hatte keinen Zweifel, dass Sergey sich qualifizieren würde, da
er bislang in allen Satellites erfolgreich gewesen war. Außerdem war er ein
bisschen erzürnt darüber, dass er keine Gelegenheit bekommen hatte, sich letztes
Jahr für das Turnier in Kasachstan zu qualifizieren.
Brandheiße Favoriten: Vugar Gashimov...
... und Shakhriyar Mamedyarov. Letzterer ließ nie einen Zweifel daran, dass er
am Blitzturnier teilnehmen würde, selbst nachdem er sich vom Aeroflot Open
zurückgezogen hatte, weil er glaubte, einer seiner Gegner hätte betrogen.
Van Wely – Robson: das Revanchematch! Ray Robson gewann im Aeroflot A1 Open,
aber im Blitz nahm der Holländer Revanche – 2-0.
Peter Svidler hatte in seiner ersten Partie (gespielt wurden 9 Doppelrunden)
gegen IM Alexei Pridorozhni eine hoffnungsvolle Stellung, die er irgendwie hielt
und sogar gewann! Auf dem Foto sieht man, wie Peter versucht, seine Figuren zu
entwickeln. Peter gewann den Wettkampf 2-0, aber am Ende landete sein Gegner vor
ihm und wurde Achter.
Die erste Überraschung: Max Dlugy zertrümmert Mamedyarov in ihrer ersten Partie
(der Wettkampf endete 1-1).
Arkadij Naiditsch hatte wirklich Pech, nur Siebter zu werden. Ja, er gewann
Geld; nein, er hat sich nicht fürs Finale qualifiziert.
Jakovenko, Karjakin und Svidler gewannen ihre Erstrunden-Wettkämpfe alle mit
2-0.
Ruslan Ponomariov hatte mit 5 aus 6 einen guten Start, kam dann aber außer Tritt
und landete schließlich auf dem 18. Platz.
Der übliche Ärger mit den Uhren: Dieses Mal verweigerte die Uhr Ernesto Inarkiev
zwei Sekunden Zeitzuschlag nach jedem Zug (die Bedenkzeit betrug 3 Minuten + 2
Sekunden).
Hauptschiedsrichter Filipovicz entschied zugunsten Inarkievs, der den Wettkampf
aber dennoch 0-2 verlor.
Die engen Freunde Valentina Gunina und Sergey Yudin saßen in einer der Runden
nahe beieinander (was bei 82 Brettern gar nicht so leicht ist!). Das inspirierte
IM Yudin so sehr, dass er drei Runden später schon am ersten Brett saß und am
Ende schließlich auf einem respektablen elften Platz landete.
Der berühmte Trainer Anatoly Bykhovsky (viele Jahre hat er das sowjetische
Jugendteam trainiert und in den 90ern war er Trainer von Alexander Grischuk)
beobachtet, wie Ray Robson gegen Vadim Zvjaginsev spielt.
Peter Svidler schlägt Van Wely in Runde 4 mit 2-0.
Alexander Khalifman ist zu Besuch. Er nahm weder am Aeroflot Open noch am Blitz
teil und wurde freudig begrüßt.
Spielen macht Spaß, Zuschauen macht noch mehr Spaß und den Zuschauern
zuzuschauen macht am meisten Spaß! Von links nach rechts: Vladimir Potkin, Boris
Grachev, Maxim Rodshtein und Evgeny Tomashevsky.
Tatiana Kosintseva und Yury Dokhoian, Trainer der russischen
Frauen-Nationalmannschaft. Tatiana erzielte +2 beim Aeroflot A1 Open – eine
ausgezeichnete Leistung der jungen Dame!
Sergey Karjakin setzte sich vom Start weg an die Spitze und spielte regelmäßig
an Brett 1. Hier versucht er verzweifelt, an sein Brett zu kommen.
An Brett 4 spielt Ruslan Ponomariov gegen Schachfanatiker Semyon Dvoirys: 1-1.
Der erste Spieler, der Karjakins Einladung überlebte, war Vugar Gashimov – sie
trennten sich in der fünften Runde 1-1. Tatsächlich konnte sich Karjakin in
einer der Partien nur mit Glück halten.
Organisator Alexander Bakh verfolgt die Partien an den Spitzenbrettern. Hinter
ihm stehen IM Dmitry Novitzky und GM Alexander Huzman.
Svilders Nachlassen begann in Runde 7: 0,5-1,5 gegen Karjakin. Danach verlor
Peter mit dem gleichen Ergebnis gegen Bareev und nachdem er so alle Chancen auf
Qualifikation und einen vernünftigen Preis eingebüsst hatte, wurde er auch noch
0-2 von Mateusz Bartel abserviert. Einer der Top-Favoriten bei jedem
Blitzturnier landete nur auf dem 47. Platz.
Können Sie sich vorstellen, dass Bareev dieses Turmendspiel mit einem Mehrbauern
auf d2 nicht gewann? Nun, er hat sogar verloren! Doch Respekt vor Evgenys
Kampfgeist: Die nächste Partie machte er Remis und gewann dann zwei Wettkämpfe
nacheinander: erst gegen Svidler und dann gegen Alexander Rakhmanov. Das 2-0 im
zweiten Wettkampf sicherte Bareev den vierten Platz – 13 Punkte aus 18 Partien!
Zhou Jianchao wurde Sechster und qualifizierte sich für die
Blitzweltmeisterschaft.
Runde 8, Karjakin schlägt Tkachiev 2-0. In der Schlussrunde zerlegte Tkachiev
Igor Lysij 2-0 und gehörte wieder zu den sechst Besten – er wurde Fünfter!
Der Armenier Zaven Andriasian bereitete sich auf seinen Kampf gegen Vugar
Gashimov in Runde 8 vor. Der Wettkampf endete 1-1, genau wie Andriasians
Schlussrundenmatch gegen Naiditsch. Dadurch wurde der Armenier Neunter.
Schaut mal, wer da kommt! Shakhriyar Mamedyarov begann schrecklich, fiel auf die
50%-Marke zurück und gewann dann sechs Partien in Folge!
Peter Svidler erzählt Vugar Gashimov seine traurige Geschichte.
Das Finale! Sergey Karjakin, der das ganze Turnier über geführt hatte, musste in
der Schlussrunde gegen den starken Shakhriyar Mamedyarov antreten. Karjakin
brauchte einen Punkt aus zwei Partien und hatte in der ersten Partie Schwarz.
Und es war eine großartige Partie! Leider wurden die Partien nicht online
übertragen. Mamedyarov kam im Meraner zu großem Eröffnungsvorteil, den er
energisch ausbaute. Karjakin fand eine Reihe guter Verteidigungszüge, aber nach
der missratenen Eröffnung war seine Stellung nicht mehr zu halten. Als beide
Spieler nur noch drei Sekunden auf der Uhr hatten, opferte Mamedyarov einen
Läufer auf g5. Karjakin nahm mit dem h-Bauern und jetzt spielte Shakh nicht
Dxg5+ nebst h5-h6, sondern sofort h5-h6+??, worauf Karjakin den Bauern einfach
nahm: Kxh6. Mamedyarov erkannte sofort, dass er den Gewinn verpasst hatte, warf
einen verzweifelten Blick auf die Uhr, ballte seine linke Hand zur Faust und
erzwang kopfschüttelnd das Dauerschach.
In der letzten Partie hatte Karjakin alles unter Kontrolle. Er erhielt großen
Vorteil und irgendwann bot sein Gegner klug Remis an. Sergey nahm an und
sicherte sich so den ersten Platz. Mamedyarov wurde am Ende Dritter.
Die Schlusstabelle:
http://www.aeroflotchess.com/blitz/2009/tournament_table_acc_places.html
Glückwunsch an die Gewinner! Mir und zahlreichen anderen Zuschauern hat es
großen Spaß gemacht, dieses Turnier zu verfolgen. Ich würde mich sehr freuen,
mehr als nur zwei solche Turniere pro Jahr zu sehen und ich bin überzeugt,
solche Turniere verdienen ein viel größeres Publikum. Wie bei der
Weltmeisterschaft in Kasachstan, wo die Partie mit hochklassigen Kommentaren
live im Fernsehen übertragen wurde. Das ist die Zukunft des Schachs.