Bobby Fischer in Johnny Carsons "Tonight Show"

von Johannes Fischer
24.02.2021 – Nachdem Boris Spassky die 21. Partie des WM-Kampfs Fischer-Spassky 1972 in Reykjavik aufgegeben hatte, wurde Bobby Fischer am 1. September 1972 11. Weltmeister der Schachgeschichte. Doch danach spielte Fischer 20 Jahre keine offizielle Turnier- oder Wettkampfpartie mehr und versteckte sich bald vor Journalisten, Fans und Kollegen. Aber bevor Fischer aus der Öffentlichkeit verschwand, absolvierte er noch eine Reihe öffentlicher Auftritte, und am 8. November 1972 war er in Johnny Carsonss legendärer "Tonight Show" zu Gast. Fischer sprach über Schach, sein Verhältnis zu Spassky, über Heirats- und Zukunftspläne und zeigte, dass Schach nicht das einzige Spiel ist, das er beherrscht. | Bilder: Screenshots aus der Sendung

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Bobby Fischer in Johnny Carsons "Tonight Show"

Die "Tonight Show" war die erste Late Night Show der Welt und feierte am 27. September 1954 Premiere, damals allerdings noch unter dem Namen "Tonight". Zur "Tonight Show" und zur erfolgreichsten Late Night Show des amerikanischen Fernsehens wurde die Sendung mit Johnny Carson, der von 1962 bis zu seinem Karriereende 1992 moderierte.

Johnny Carson

In der Sendung vom 8. November 1972 hatte Carson Bobby Fischer zu Gast. Fischer galt als schwierig und launisch, aber Carson zeigte, warum er als Moderator so beliebt und erfolgreich war. In leichtem Plauderton stellte er interessante und kritische Fragen, die Fischer bereitwillig und offen beantwortete.

Unter anderem fragte Carson nach Fischers Zukunftsplänen und ob er vorhätte, zu heiraten oder ob das seinem Schach schaden könnte. Fischer meinte, er könnte sich vorstellen, noch 30 Jahre lang Weltmeister zu bleiben und eine Heirat könnte seinen Spiel zwar etwas schaden, aber da er im Moment die Nummer eins sei, könnte er sich das wohl leisten.

Bobby Fischer in der "Tonight Show"

Natürlich sprachen die beiden auch über den WM-Kampf gegen Spassky und Carson wollte wissen, ob Fischer versucht hätte, psychologisch einzuschüchtern. Worauf Fischer meinte, er wollte Spassky nicht psychologisch einschüchtern, und er wüsste durch "gemeinsame Freunde und gemeinsame Feinde", dass Spassky es schätzen würde, dass Fischer sich für gute Spielbedingungen und ein hohes Preisgeld eingesetzt hätte.

Ein Höhepunkt der Sendung kam, als Fischer seine Fähigkeiten demonstrierte, das 15-Puzzle zu lösen. "Ich will nicht angeben, aber ich bin der Schnellste der Welt."

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Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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