Parallelen: Bobby Fischer und José Raúl Capablanca

von Johannes Fischer
09.03.2017 – Heute wäre Bobby Fischer 74 Jahre alt geworden. Er wurde am 9. März 1943 in Chicago geboren, einen Tag und ein Jahr nach dem Tod von José Raúl Capablanca, der am 8. März 1942 in New York starb. Zufall?

Kein anderer Weltmeister erreichte auch über die Schachwelt hinaus eine derartige Bekanntheit wie Bobby Fischer. Auf dieser DVD führt Ihnen ein Expertenteam die Facetten der Schachlegende vor und zeigt Ihnen u.a die Gewinntechniken des 11.Weltmeisters

Parallelen: Bobby Fischer und José Raúl Capablanca

Manche Anhänger von Wiedergeburtstheorien glauben, dass sich die Seele nach dem Tod eines Menschen ein Jahr und einen Tag Zeit nimmt, um sich einen neuen Körper zu suchen. Als Beleg für diese These verweisen sie gerne auf zwei Schachweltmeister: José Raúl Capablanca und Bobby Fischer. Capablanca wurde am 19. November 1888 in Havanna geboren und starb am 8. März 1942 in New York. Genau einen Tag und ein Jahr später wurde Bobby Fischer geboren, am 9. März 1943. Allerdings nicht in New York, wo er aufgewachsen ist und das Schachspielen lernte, sondern in Chicago.

Der junge Capablanca

Kurt Allgeier weiß noch mehr über Fischer und Capablanca. In seinem Buch Du hast schon einmal gelebt: Wiedergeburt? Erinnerungen in der Hypnose schreibt er:

„Viele bedeutende Persönlichkeiten haben sich in ihrem Leben so sehr mit einem Genie ihrer Sparte identifiziert, dass sie schließlich zur Überzeugung gelangten: Ich bin seine Wiedergeburt. So glaubt Robert (Bobby) Fischer daran, dass er eine Reinkarnation des kubanischen Schachweltmeisters José Raoul (sic) Capablanca ist. Und nicht nur er glaubt das, Schachexperten, die beide kannten, ... sind geradezu bestürzt über ihre Ähnlichkeit. Rein äußerlich könnten sie Brüder sein. Ihre Art, ihre Lebensauffassung, etwa ihre Vorliebe für teuere (sic) Kleidung und noch kostspieligere Frauen, vor allem aber der Stil und die genialen Einfälle ihres Schachspiels, sind praktisch identisch. Bobby Fischer kam genau ein Jahr und einen Tag nach Capablancas Tod zur Welt. Schon mit 14 Jahren wurde er Schachmeister der Vereinigten Staaten von Amerika. Capablanca war ebenfalls in frühester Jugend schon ein Schachgenie: Er holte sich die kubanische Meisterschaft mit elf Jahren. Zufall?“

(Kurt Allgeier, Du hast schon einmal gelebt, hey! publishing 2013)

Der sehr junge Bobby Fischer

Diese Parallelen sind dann doch frappierend. Vor allem, wenn man weiß, dass Capablancas Zeitgenossen und Biographen ihn als weltgewandt, souverän-lässig und gesellschaftlich geschickt beschreiben, während Fischer als Einzelgänger gilt, der außer Schach keine anderen Interessen hatte. Außerdem würde man natürlich gerne wissen, welche kostspieligen Frauen es im Leben Bobby Fischers gegeben hat.

Aber wie steht es mit dem Schach? Capablanca hat angeblich wenig trainiert, Fischer fanatisch viel. Beide verloren selten und liebten strategisch klares Schach. Und Fischer liebte die Läufer. Ein Beispiel ist die folgende Partie gegen Mihail Tal: Fischer opfert seinen c-Bauern, um einen Endspiel herbeizuführen, in dem sein Läufer besser ist als der gegnerische Springer. Am Ende gewinnt er, weil der Gegner nicht mehr ziehen kann.

 
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1.e4 c5 2.Nf3 Nc6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 e5 5.Nb5 a6 6.Nd6+ Bxd6 7.Qxd6 Qf6 8.Qd1 Qg6 9.Nc3 Nge7 10.h4 h5 11.Bg5 d5 12.Bxe7 d4 13.Bg5 dxc3 14.bxc3 Qxe4+ 15.Be2 f6 16.Be3 Bg4 17.Qd3 Qxd3 18.cxd3 Bxe2 19.Kxe2 0-0-0 20.Rad1 Ne7 21.d4 Nd5 22.Rc1 Rhe8 23.Rhd1 f5 24.Bg5 Rd7 25.dxe5 Rxe5+ 26.Kf3 Re4 27.Rd3 Rc4
Tal konnte mit der auf höchsten Niveau selten gespielten Löwenthal-Variante im Sizilianer problemlos ausgleichen und auch in diesem Endspiel steht Schwarz nicht schlechter, obwohl der weiße Läufer gefährlich werden kann. In seinem Buch "Learn from the Legends" beschäftigt sich Mihail Marin mit Fischers Vorliebe für die Läufer und schreibt über diese Stellung: "Wenn man sich den Damenflügel anschaut, dann könnte man glauben, dass Schwarz eine gute Stellung hat. Die weiße Struktur ist ziemlich schwach und die weißen Türme scheinen dazu verurteilt zu sein, den Bauern c3 zu decken. Eine tiefere Analyse zeigt jedoch, dass es eine Reihe von Dingen gibt, die für Weiß günstig sind: Vor allem steht sein König bereit, in die gegnerische Stellung einzudringen und sich auf die Bauern zu stürzen, sobald f4 nicht mehr unter Beschuss steht." (Mihail Marin, Learn from the Legends, S. 196, meine (jf) Übersetzung. 28.Rcd1! Weiß opfert den c-Bauern, um die Vorzüge seiner eigenen Stellung entfalten zu können. Rxc3 29.Rxc3+ Nxc3 30.Rc1 Rc7 31.Bf4 Rc6 32.Be5 Nd5 Die von Marin angegebene Variante 32...Nxa2 33.Rxc6+ bxc6 34.Bxg7 c5 35.Kf4 c4 36.Kxf5 c3 37.g4 c2 38.Bb2 hxg4 39.h5 illustriert die Vorteile des Läufers im Vergleich zum Springer: der schnelle Läufer kann an beiden Flügeln spielen und das fällt dem langsamen Springer schwer. 33.Rd1
33...Nf6? Laut Marin der "entscheidende Fehler", der das Eindringen des weißen Königs erlaubt. Notwendig war Marin zufolge 33...Rc5 34.Kf4 g6 35.f3 Nd7 36.Bd6 Rc2 37.g3 Re2 Wenn Schwarz den a-Bauern nimmt, erobert Weiß die schwarzen Bauern am Königsflügel - und weil Weiß den Läufer hat, sind seine Freibauern am Königsflügel viel gefährlicher als die schwarzen Freibauern am Damenflügel. 38.Kg5 Re6 39.Bf4 Nf8 40.Rd6 a5 41.Kh6 Re2 42.Rd2 Re7 Nach 42...Re6 43.Kg7 Nd7 44.Rc2+ Kd8 45.Bg5+ Ke8 46.Rc8# hätte Weiß ein hübsches Matt aufs Brett gezaubert. 43.Bd6 Rh7+ 44.Kg5 Rf7 45.Rb2 f4 Schwarz gibt einen Bauern, um wenigstens etwas Gegenspiel zu bekommen. 46.Bxf4 Rf5+ 47.Kh6 b5 48.Bd6 b4 49.g4 Rxf3 50.g5! Der g-Bauer will keinen Abtausch, sondern hat ehrgeizigere Pläne. Ne6 51.Kxg6 Rd3 52.Be5 Re3 53.Kf5 Nf8 54.Rg2 Rf3+ 55.Bf4 Kd7 56.g6! Weiß opfert seinen Läufer, aber Schwarz kann den Vormarsch des g-Bauern nicht mehr stoppen. Ne6 57.g7 Rxf4+ 58.Ke5 Rf8 59.gxf8Q Nxf8 Das Endspiel Turm gegen Springer ist leicht gewonnen für Weiß. 60.Kd5 a4 61.Rg7+ Ke8 62.Kd6 b3 63.a3
1–0
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Fischer,R-Tal,M-1–01962B32Candidates Tournament11

Auch Capablanca wusste die Vorzüge des Läufers zu schätzen. In der folgenden Partie gegen Marshall macht er es wie Fischer: Er opfert seinen c-Bauern, um einen Endspiel herbeizuführen, in dem sein Läufer besser ist als der gegnerische Springer. Am Ende gewinnt er, weil der Gegner nicht mehr ziehen kann. Zufall?

 
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1.d4 d5 2.Nf3 Nf6 3.c4 e6 4.Nc3 Nbd7 5.Bg5 Be7 6.e3 0-0 7.Rc1 c6 8.Qc2 dxc4 9.Bxc4 Nd5 10.Bxe7 Qxe7 11.0-0 Nxc3 12.Qxc3 b6 13.e4 Bb7 14.Rfe1 Rfd8 15.d5 Nc5 16.dxe6 Nxe6 17.Bxe6 Qxe6 18.Nd4
Weiß nimmt den Bauern c6 aufs Korn und möchte mit seinem Springer nach f5 gehen, um den schwarzen König anzugreifen. Doch mit dem folgenden Bauernopfer erstickt Schwarz die weiße Initiative ehe sie begonnen hat. 18...Qe5! Schwarz opfert einen Bauern und geht zugleich ins Endspiel. Aber nach dem Damentausch hat Schwarz dank seiner aktiven Figuren mehr als genug Kompensation für den Bauern. 19.Nxc6 Qxc3 20.Rxc3 Rd2 21.Rb1 Re8 22.e5 g5! Hindert Weiß daran, den Bauern auf e5 mit f4 zu decken und bereit den Vormarsch des schwarzen Königs vor. 23.h4 Weiß opfert einen Bauern, um den Bauern auf e5 besser schützen zu können, aber dieses aktive Vorgehen bringt ihm neuen Ärger. Besser war das abwartende, passive 23.h3. gxh4 24.Re1 Re6! Schwarz nimmt g2 ins Visier - und das ist für Weiß sehr unangenehm. 25.Rec1 Kg7 26.b4 Weiß will den Springer auf c6 mit 27.b5 schützen... b5 aber das lässt Schwarz natürlich nicht zu. 27.a3 Rg6 28.Kf1 Ra2 29.Kg1 Weiß hat sich in eine Zugzwangstellung manövriert: Der Springer auf c6 kann nicht ziehen und die weißen Türme müssen den Springer decken. Und schon bald gehen Weiß die Züge aus. h3 30.g3 a6 31.e6 Auch nach z.B. 31.Rc5 Rh6 32.f4 Rxa3 33.f5 Rxg3+ 34.Kf2 Rg2+ 35.Kf3 Rb2 ist die weiße Stellung hoffnungslos. 31...Rxe6 32.g4 Rh6 33.f3 Rd6!
Schwarz will die Türme auf der zweiten Reihe verdoppeln. Und wegen der prekären Stellung des Springers auf c6 kann Weiß diese Drohung nicht parieren. 34.Ne7 Rdd2 35.Nf5+ Kf6 36.Nh4 Kg5 37.Nf5 Rg2+ 38.Kf1 h2 39.f4+ Kxf4
0–1
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Marshall,F-Capablanca,J-0–11918D64Manhattan CC International

Wer der eventuellen Seelenverwandtschaft und den Parallelen im Schach von Bobby Fischer und José Raúl Capablanca tiefer erforschen möchte, kann das mit Hilfe von zwei Fritztrainer-DVDs tun:

29,90 €

Auf der ChessBase-DVD geht ein Expertenteam Capablancas Spiel auf den Grund. Niklas Huschenbeth stellt die Eröffnungen des dritten Weltmeisters vor. Oliver Reeh hat eine erlesene Auswahl an kleinen Kombinationen (Capablancas berühmte "petite combinaison") zusammengestellt und im interaktiven Format aufbereitet. Mihail Marin geht auf Capablancas strategische Leistungen ein und findet erstaunliche Parallelen im Spiel von Bobby Fischer. Unser Endspielexperte Karsten Müller konnte unter einer Vielzahl von Beispielen wählen; denn Capablanca wickelte gern ins Endspiel ab, er war sich seiner besonderen Stärke bewusst und schuf etliche Meisterwerke der Endspielkunst. Die DVD enthält zudem alle Partien von Capablanca, viele davon kommentiert. Ein biographischer Teil, Tabellen sowie je eine Taktik- und Endspieldatenbank runden die DVD

• 6 Std. 12 min (Deutsch)
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• Capablanca-Powerbook: Das Eröffnungsrepertoire des dritten Weltmeisters als Variantenbaum
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Kein anderer Schachweltmeister erreichte auch über die Schachwelt hinaus eine derartige Bekanntheit wie Robert James Fischer. Was aber machte das Ausnahmekönnen des US-Amerikaners aus und befähigte ihn dazu, sich im Alleingang gegen die sowjetische Schachschule durchzusetzen?

Auf dieser DVD führt Ihnen ein Expertenteam die Facetten der Schachlegende vor und zeigt Ihnen die Gewinntechniken und Strategien des 11. Weltmeisters. Großmeister Dorian Rogozenco stellt die Eröffnungen Fischers vor und zeichnet die Entwicklung seines Repertoires nach. Welche Varianten spielte Fischer und welche Quellen nutzte er, um sich gegen die sowjetischen Spitzenspieler zu wappnen? Mihail Marin demonstriert anhand von Partien gegen Spassky, Taimanov u.a. den speziellen Stil Fischers und erläutert die strategische Sonderbegabung des 11. Weltmeisters. Karsten Müller ist nicht nur ein international führender Endspiel-Experte sondern auch ein ausgewiesener Fischer-Kenner. Seine kongenialen Videoanalysen der legendären „Fischer-Endspiele“ gibt es nur auf dieser DVD! Kombinieren wie Fischer! Bundesligaspieler Oliver Reeh hat die besten Kombinationen des Weltmeisters für Sie zusammengestellt. Jetzt sind Sie am Zug! Versuchen Sie, Fischers Glanztaten selbst zu finden und geben Sie Ihren Lösungszug auf dem Brett ein. Mit Feedback im Videoformat!

• Videospielzeit: ca. 5 Std. (Deutsch)
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Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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