Bundeskongress des DSB

von André Schulz
10.06.2021 – Der DSB-Kongress am kommenden Samstag wird online durchgeführt, da das Bundesland Sachsen-Anhalt bisher noch keine Delegierten-Versammlungen erlaubt. Wer als Gast zuschauen möchten, kann beim DSB nach einem Gastzugang fragen. | Foto: Schachbund

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Am kommenden Samstag, den 12. Juni 2021, führt der DSB turnusmäßig seinen ordentlichen Bundeskongress durch. Eigentlich hatte man gehofft, den Kongress unter Vorsichtsmaßnahmen mit den anwesenden Delegierten der Landes- und Mitgliedsverbände im Hotel Maritim in Magdeburg organisieren zu können. Doch die aktuellen und noch bis zum 13. Juni gültigen Corona-Regeln des Bundeslandes Sachsen-Anhalt erlauben keine Versammlung dieser Größenordnung. So wird der Kongress also online durchgeführt.

Wer als Zuschauer oder Gast teilnehmen möchte, kann beim DSB per Mail um einen Gastzugang bitten.

Der Deutsche Schachbund blickt auf zwei ereignisreiche und durch die Corona-Pandemie sehr schwierige Jahre zurück. Anfang 2020 breitete sich in Deutschland und der Welt der Covid19-Virus aus und brachte das öffentliche Leben schließlich zum Erliegen. Die deutschen Schachverbände reagierten sehr schnell und stoppten frühzeitig den Spielbetrieb, der seitdem noch auch nicht wieder aufgenommen werden konnte.

Ersatzweise organisierte der Deutsche Schachbund für die Vereine die Deutsche Schach Online Liga (DSOL), die bisher zweimal, 2020 und 2021, stattfinden konnte und auf sehr positive Resonanz stieß. Auch die Deutsche Internetmeisterschaft wurde inzwischen zweimal durchgeführt, war aber ohnehin als neuer DSB-Event geplant. Daneben gab es zahlreiche weitere offizielle Online-Turniere, vom Weltschachbund FIDE oder der ECU angeboten, mit deutsche Beteiligung.

Im Sommer richtete Baden-Baden eine Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 2020 aus, als Turnier mit acht Vereinsmannschaften am Brett. So wird es in den Annalen zu den Mannschaftsmeisterschaften im Schach für das Jahr 2020 dankenswerterweise keine Lücke geben. Die 2019 begonnene Bundesliga-Saison wartet noch auf ihren Abschluss, wurde verlängert, und kann vielleicht in diesem Jahr beendet werden. Ob das so sein wird, hängt von den kommenden Corona-Bestimmungen der Landesregierungen ab. Noch weiß man nicht, wohin die Reise geht.

Als organisatorisch sehr schwieriger Prozess entpuppte sich im letzten Jahr die Umgründung der Deutschen Schachjugend zur Deutschen Schachjugend e.V. Die vielen damit verbundenen Probleme, durch Personaldiskussionen auch emotional belastet, konnte auf dem außerordentlichen Bundeskongress im letzten Jahr gelöst werden. Zwischen der Jugendorganisation des deutschen Schachs und dem Deutschen Schachbund sind dabei aber auch Gräben entstanden, die es im Sinne einer konstruktiven Zusammenarbeit wieder rasch aufzufüllen gilt, gerade jetzt, wo es in der hoffentlich bald postpandemischen Zeit eine Art Neustart geben soll.

Eine große Baustelle tat sich während des Meistergipfels 2020 in Magdeburg im Ressort Leistungssport auf. Ein Streit zwischen den Nationalspielern Georg Meier und Elisabeth Pähtz wurde öffentlich und eskalierte. Damit verbunden war ein Konflikt zwischen dem Leistungssportreferenten Andreas Jagodzinsky und dem Bundestrainer Dorian Rogozenco. Am Ende trat Jagodzinsky von seinem Amt zurück und der Vertrag von Dorian Rogozenco wurde aufgelöst, nachdem 12 Kaderspieler dem Bundestrainer in einem offenen Brief das Vertrauen entzogen hatten. Schon vorher hatte es Überlegungen aus dem Kreis der Nationalmannschaft gegeben, ob man das ständige Amt des Bundestrainers nicht zugunsten von Honorartrainern für die jeweiligen Turniere aufgeben sollte.

Diese und andere Vorgänge in seiner jüngeren Amtszeit hat DSB-Präsident Ullrich Krause in seinem Bericht in der Kongressbroschüre ausführlich erläutert. Die Broschüre enthält viele weitere Berichte von anderen Amtsträgern, ist veröffentlicht und kann von jedem, der sich ein eigenes Bild machen möchte, eingesehen werden.

In allen Sportarten gab es als Folge der Corona-Vorschriften und mangels Betätigungsmöglichkeiten und Angeboten Rückgänge bei den Mitgliedszahlen, im Schnitt in einer Größenordnung von 10-15%. Auch der Deutsche Schachbund verzeichnet ein Minus bei den Mitgliedern in den Vereinen. In welcher Größenordnung sich das bewegt, konnte noch nicht exakt beziffert werden. Es scheint aber, dass es geringer ausfällt, als bei den Bewegungssportarten. Bekanntlich haben ja alle Sportverbände nach dem Beginn des Corona-Lockdowns neidisch auf die Schachspieler geguckt, die mit ihrem Sport einfach komplett ins Internet umgezogen sind. Schach kann eben beides sein, Sport und auch eSport, wenn nötig.

Neben den Berichten des Präsidiums und der Referenten, sowie den Ehrungen für verdiente Schachfreunde, stehen auf dem kommenden Bundeskongress die Neuwahlen für die verschiedenen Ämter an. Es ist heutzutage gar nicht so einfach, Schachfreunde zu finden, die sich und ihre Zeit für Ehrenämter zur Verfügung zu stellen. Für andere Sportarten und gemeinnützige Organisationen gilt das übrigens auch. Man sollte deshalb jedem dankbar sein, der sich für ein Ehrenamt zu Verfügung stellt. Finanziell honoriert wird das nicht. Dann sollten wir Schachfreunde aber wenigstens als kleine ideelle Vergütung Anerkennung zollen und Dankbarkeit zeigen. Wie schwierig es ist, Kandidaten für Ämter und Aufgaben zu finden, sieht man daran, dass einige Plätze auf der vom DSB veröffentlichten Liste von Kandidaten für Referentenaufgaben bislang frei bleiben.

DSB-Präsident Ullrich Krause stellt sich für sein Amt zur Wiederwahl und hat ein Team für die Ämter der Vizepräsidenten zusammengestellt. Als Gegenkandidatin für das Amt des Präsidenten (der Präsidentin) hat Olga Birkholz, bisher Vizepräsidentin Leistungssport, ihren Hut in den Ring geworfen.

Wenn die unselige Corona-Pandemie hoffentlich nun bald zum Stillstand kommen wird, sieht der Deutsche Schachbund einer Reihe von Aufgaben entgegen, wobei der "Deutsche Schachbund" nicht etwa nur das Präsidium und die Referenten sind. Viel wichtiger sind die Schachfreunde vor Ort, die das Vereinsleben in Gang halten oder wieder in Schwung bringen, vielleicht neue Mitglieder anwerben - mit Unterstützung der Verbandsführung.

Die vom DSB veröffentlichte Kongressbroschüre zeichnet ein gutes Stimmungsbild des gegenwärtigen Zustandes des Deutschen Schachverbandes, das nicht überall so harmonisch ist, wie man sich das wünschen würde. Gerade jetzt ist es aber wichtig, dass die deutschen Schachfreunde geschlossen zusammenstehen, nach vorne blicken und wieder für positive Nachrichten sorgen. 

DSB-Seite zum Bundeskongress...

DSB: Alle Kandidaten und Kandidatinnen...

Kongressbroschüre...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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