Er ist der Beweger von Baden-Baden. WOLFGANG GRENKE
(57), Vorstandsvorsitzender der GrenkeLeasing AG, die Computer, Kopierer und
Telefonanlagen vermietet, fördert soziale Projekte und betätigt sich als
Stadtentwickler, wie der Autor ART KOHR im Interview für die Tageszeitung
"Neues Deutschland" (ND) erfährt. Außerdem hat Grenke der OSG Baden-Baden
den Weg an die Spitze der Schachbundesliga geebnet, dank Verpflichtungen von
Superstars wie dem amtierenden Weltmeister Viswanathan Anand. Der Inder
tritt ab 14. Oktober in Bonn zum WM-Duell gegen den Russen Wladimir Kramnik
an.
ART
KOHR: Sie
sind Chef der GrenkeLeasing AG und Vizepräsident der IHK Karlsruhe, kümmern sich
um Qualitätsmanagement am Markgraf-Ludwig-Gymnasium in Baden-Baden sowie um
Sucht- und Präventionsmedizin in der Region. Sie flitzen ein Kulturzentrum auf
und sponsern den lokalen Schachverein. Kommen Sie überhaupt noch zum Schlafen?
WOLFGANG GRENKE: Der Job geht natürlich stets vor. Abgesehen davon hilft mir
meine Frau, die verschiedenen Aufgaben zu bewältigen, sie ist in viele Aktionen
direkt involviert.
A.KOHR:
Die GrenkeLeasing AG ist Marktführer beim Leasing von Investitionsgütern mit
Anschaffungskosten von weniger als 25.000 Euro. Umsatz 2006: rund 1,18
Milliarden Euro. Trotzdem: Müssen wir befürchten, dass sich der großzügige
Förderer und Sponsor Grenke irgendwann finanziell überhebt?
GRENKE: Nein. Sponsoring und Geschäft halte ich natürlich streng getrennt. Für
meine Initiativen habe ich 2004 die Grenke-Stiftung gegründet, dort haben wir
ein Paket mit fünf Prozent der GrenkeLeasing AG eingebracht. Vom Ertrag kann die
Stiftung eine ganze Menge bewegen.
A.KOHR:
Sie sind ein Vorbild, nachdem unlängst sogar der Bundespräsident die
Leistungsträger der Nation zu mehr sozialem Engagement ermahnt hat.
GRENKE: So hoch möchte ich gar nicht hängen, was ich tue. Aber ich meine
tatsächlich, dass jeder, dem es wirtschaftlich gut geht, eine Verpflichtung hat,
sein Umfeld mitzugestalten. Und entsprechend muss man sich den dazu gehörenden
konkreten Problemen stellen.
A.KOHR:
Aktuelles Leuchtturmprojekt der Grenke-Stiftung in Baden-Baden ist die
Umgestaltung des Kulturforums an der Lichtentaler Allee 8, kurz "LA8" genannt.
Was erwartet Besucher und Gäste zukünftig im Herzen des , in unmittelbarer Nähe
zu Frieder Burda-Museum, Theater und Kurhaus ?
GRENKE: Ein neues Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts. Außerdem
bringen wir neben dem schon zuvor im LA8 ansässigen Internationalen Club, der
das Pferderennen von Iffezheim veranstaltet, hier künftig auch das Schachzentrum
unter. Aus großen Sälen können dann die Bundesligakämpfe der OSG Baden-Baden
live übertragen werden.
A.KOHR:
Die Kosten und das Datum der Eröffnung?
GRENKE: Um die 15 Millionen Euro brutto, die Umsatzsteuer dabei eingerechnet.
Wir hoffen, dass wir im Frühjahr 2009 Einweihung feiern können.
A.KOHR:
Eine selten spektakuläre Spielstätte für einen Schachverein.
GRENKE. Das LA8 wird sicher eine ungewöhnliche Location. Schließlich stammt das
Hauptgebäude, das wir um einen Anbau erweitern, aus dem Jahr 1820, war
königliche Residenz und gehörte später zum Besitz der Rothschilds.
A.KOHR:
1996 ist GrenkeLeasing in den Schachsport eingestiegen. Die OSG Baden-Baden, mit
mehreren Deutschen Meisterschaften in Folge, ist heute das, was Bayern München
in der Fußballbundesliga ist. Was kostet ein Eliteverein wie die OSG?
GRENKE: Zwischen 150.000 und 200.000 Euro im Jahr.
A.KOHR:
Sicher kein Vergleich mit Fußball, und doch: Wie rechnet sich das? Schach ist
ein Spiel, das sich nach außen schwer vermitteln lässt. Bloß Spezialisten
verstehen, was während einer Partie geschieht.
GRENKE: Denken wir über Sponsoring nach, sind zwei Dinge entscheidend: Wie
glaubwürdig ist das angestrebte Ziel? Und passt es zum Profil von GrenkeLeasing?
Die Universität Konstanz hat in einer Studie nachgewiesen, dass die regelmäßige
Beschäftigung mit dem Schach die Leistung des Gehirns stark verbessert. Die
Förderung junger Menschen ist eine zentrale Zukunftsaufgabe, deswegen haben wir
uns für den Denksport Nr. 1 entschieden, nach den unzweideutigen Ergebnissen der
Konstanzer Studie. Zumal Schach perfekt zugeschnitten ist auf unsere CI, die
Corporate Identity. Wir sind spezialisiert auf das Leasing von EDV-Anlagen,
dabei geht es ja um Datensammlung und Informationsverarbeitung, wie
im Schach. Entsprechend haben wir in das Bild unserer Marke jetzt auch
Schachmotive integriert.
A.KOHR: Aber
am Ende müssen Sie als Kaufmann für das Geld, das Sie in eine Sache stecken,
auch etwas wieder rauskriegen. Funktioniert das mit Schach?
GRENKE: Wenn Sie das 50. Label an Kleidung oder Wagen eines Rennsportfahrers
sind, werden Sie gar nicht wahrgenommen. Obwohl das um einiges mehr kostet als
das, was wir für Schach ausgeben.
A.KOHR:
Schach hat aber massive Probleme, von einer regelunkundigen Öffentlichkeit
überhaupt wahrgenommen zu werden. Das beunruhigt Sie nicht?
GRENKE: Man muss eben auf allen Ebenen aktiv sein. Anfang Juli ist Baden-Badens
Frontmann Viswanathan Anand in Frank Elstners Personality-Show "Menschen der
Woche" im SWR aufgetreten. Und zusätzlich zu unserem Engagement für die OSG
Baden-Baden fördern wir seit 2005 die Schnellschach-WM im Rahmen der Mainzer
Chess Classic jährlich im August. Das Turnier findet international viel
Beachtung, das rechtfertigt unseren Einstieg.
A.KOHR:
Sie setzen auf Schach in Marketing und Werbung. Andere Sponsoren resignieren,
jüngstes Beispiel ist die Entscheidung des Börsenblatts Der Aktionär, trotz
Klassenerhalts in der bevorstehenden Saison 2008/2009 einen Start des TSV
Bindlach in der Bundesliga finanziell nicht weiter zu unterstützen ...
GRENKE: ... dass die Außendarstellung des Schachbundesliga nicht professionell
genug ist, wird niemand bestreiten. Ob man deswegen das Handtuch wirft oder sich
sagt, das machen wir besser, das muss jeder für sich entscheiden.
A.KOHR:
Ihre Spitzenkraft, der Schachweltmeister Viswanathan Anand, muss sich demnächst,
nämlich ab 14. Oktober, in Bonn dem Herausforderer und Vorgänger Wladimir
Kramnik zum Zweikampf stellen. Ihr Tipp?
GRENKE: Selbstverständlich wünsche ich mir, dass Vishy Anand seinen Titel
verteidigt. Und ich glaube auch, dass er das schafft.
A.KOHR:
Setzt sich der Unternehmer, Kultur- und Schachsponsor Wolfgang Grenke auch
selber mal ans Brett?
GRENKE: Ein Junge aus dem Nachbarhaus hatte Schach gelernt von seinem Vater, der
anschließend auch mir das Spiel beibrachte, da war ich acht oder neun Jahre alt.
Als 17-jähriger schloss ich mich einem Verein an. Aktuell spiele ich für den OSG
Baden-Baden in der sechsten Mannschaft.