Bundesligastart in Berlin
Von Dagobert Kohlmeyer
Rathaus Zehlendorf
Gegenüber die Kirche
Die Schach-Bundesliga startete am Wochenende
in ihre stärkste Saison. Noch nie haben so viele Top-Großmeister in der höchsten
deutschen Spielklasse die Figuren gesetzt. Einer der vier Schauplätze war die
Hauptstadt. Titelverteidiger OSC Baden-Baden bestritt in Berlin zwei
Auswärtsspiele. Zum ersten Mal übrigens. Gastgeber war der Aufsteiger SK
Zehlendorf, der im Rathaus des gleichnamigen Berliner Stadtbezirks die
Schachtische für die Badener, den SK Kreuzberg und Turm Trier gedeckt hatte.
Jürgen Brustkern bei der Begrüßung
Zehlendorf liegt im tiefen Süden. Der
Bundesliga-Aufsteiger ist ein Traditionsverein, der in diesem Jahr sein 60.
Jubiläum feierte. Er gab dazu eine schöne Broschüre heraus, in der an glorreiche
Zeiten erinnert wird. Immerhin spielte kein Geringerer als der unvergessene
Michail Tal eine Saison lang für die Zehlendorfer.
Tal
Andere Koryphäen waren der kauzige IM Heinz
Lehmann oder der mehrfache Berliner Meister Harald Lieb. Letzterer spielte noch
bis 2006 in der 1. Bundesliga. Da war Harald schon 71 Jahre und damit ältester
Akteur in unserer höchsten Spielklasse.
Harald Lieb
Warten auf Anand
… war an diesem Wochenende
vergeblich. Das Star-Ensemble des OSC Baden-Baden wird gewöhnlich von Vishy
Anand angeführt. Der jüngst in Mexiko gekürte Weltmeister besetzt schon seit
etlichen Jahren das Spitzenbrett des deutschen Meisters. Beim Auftakt an der
Spree fehlte er allerdings. Vishy ist immer noch in Indien und ließ sich gerade
von Millionen seiner Landsleute feiern. Erst in der Hauptstadt Delhi, dann zu
Hause in seiner Heimatstadt Chennai (dem früheren Madras).
Neben Anand haben die Badener
ja noch andere große Zugpferde: den vierfachen russischen Landesmeister Peter
Swidler, den Schachromantiker Alexej Schirow oder den Wunderknaben Magnus
Carlsen. Swidler spielte in Berlin am ersten Brett, Carlsen war noch beim Blind
World Cup im spanischen Bilbao. Alexej Schirow spielt beim Finale der spanischen
Mannschaftsmeisterschaft in Calvia. Nun, der OSC konnte ohne weiteres auf einige
seiner Top Leute verzichten, die erste Hürde war nicht so schwer. (siehe
Ergebnisse).
Peter Svidler
Der Präsident des Berliner
Schachverbandes Matthias Kribben
sprach zur Eröffnung zu den Teams und freute sich, dass die neue
Saison an der Spree mit so einem
Paukenschlag beginnt: „Wir sind in der Hauptstadt an viele Leckerbissen gewöhnt,
doch dieses erste Bundesliga-Wochenende bietet etwas ganz Besonderes für die
Freunde des Schachs.“ Kribben wünschte dem Aufsteiger SK Zehlendorf das
notwendige Glück im Kampf gegen die übermächtige Konkurrenz und äußerte die
guter Hoffnung, dass der SC Kreuzberg mit seinem Weltklasse-Spieler Levon
Aronian wieder vorn in der Tabelle mitmischt. Mit Stolz verwies Matthias Kribben
darauf, dass seit vielen Jahren zwei, manchmal auch drei Berliner Vereine in der
ersten Bundesliga spielen. „Schach ist die erfolgreichste Sportart in der
Hauptstadt, „denn in keiner anderen Disziplin sind so viele Berliner Vereine in
der jeweiligen Eliteklasse!“, so der DSB-Vizepräsident.
Mathias Kribben mit Nachwuchs
Die Klubs in der Hauptstadt
backen jedoch auf Grund ihrer geringeren finanziellen Möglichkeiten viel
kleinere Brötchen als der deutsche Meister, der an seinen vorderen Brettern -
ähnlich wie andere Spitzenteams - keinen einzigen deutschen Spieler hat. In der
1. Schach-Bundesliga gibt es 16 Vereine. Gespielt wird an acht Brettern, die
Kader sind etwa doppelt so stark. Die Statistiker haben flink errechnet: In
dieser Saison sind nur noch 35 der 128 für die Bretter 1-8 gemeldeten Spieler
Deutsche. (siehe Umfrage von ChessBase). Dieser Trend verwundert keinen
Eingeweihten. Auch in anderen Sportarten von Basketball über Tischtennis bis
Eishockey kommen in Deutschland vorwiegend ausländische Stars zum Einsatz.
Bartosz Socko
Swidler gegen Maksimenko
Nielsen und Meister
Anand-Sekundant Nielsen
Kalinitschew gegen Jaracz
Movsesian und Berczes
Aronian gegen Kotronias
Socko gegen Bobras
Raoul Strohaecker, Jugendbrett von Baden-Baden
Der Auftakt zur
Schach-Bundesliga in Berlin war sehr gut besucht. Um die Spieltische von Levon
Aronian, Peter Swidler oder Elisabeth Pähtz (SC Kreuzberg) drängten sich viele
Kiebitze. „Wann sieht man schon mal so viele Stars versammelt“, sagten sich die
hauptstädtischen Schachfreunde und pilgerten ins Zehlendorfer Rathaus.
Elisabeth Pähtz
Es zeigte sich jedoch auch: Die
Schachszene ist und bleibt bei ihren Veranstaltungen weitgehend unter sich.
Außer Berliner Klubspielern, Angehörigen der Bundesliga-Akteure oder
Schachjournalisten kam so gut wie kein anderes Publikum. Vertreter anderer
Medien wurden nicht gesichtet.
Obwohl die Bundesliga als
stärkste der Welt gilt, hat unser Sport in Deutschland längst nicht die
entsprechende Aufmerksamkeit und den Stellenwert, den der verdient. „Die mit dem
Schach verbunden erzieherischen und geistigen Möglichkeiten werden vielfach
unterschätzt“, meint DSB-Präsident Robert von Weizsäcker. Der Uniprofessor aus
München trat sein Amt bekanntlich mit dem Ziel an, „die Akzeptanz des Schachs in
der Öffentlichkeit zu erhöhen“. Diesem Vorhaben kann man nur kräftig zustimmen.
Schiedsrichter in Berlin, Bade und Möller
Ergebnisse des 1. Spieltages
SK Zehlendorf 1½-6½ OSC Baden Baden
3 Maksimenko,An 0 : 1 Svidler,Peter 2
6 Berczes,David 0 : 1 Movsesian,Ser 7
8 Prohaszka,Pet 0 : 1 Naiditsch,Ark 10
9 Meister,Jakov 0 : 1 Nielsen,Peter 11
10 Berger,Steve 0 : 1 Dautov,Rustem 12
11 Werner,Dimo 1 : 0 Schlosser,Phi 13
12 Orzech,Domini ½ : ½ Doettling,Fab 14
15 Brener,Ilia 0 : 1 Strohhaeker,R 15
SC Kreuzberg 3½-4½ SC Trier
1 Aronian,Levon ½ : ½ Kotronias,Vas 1
3 Socko,Bartosz 1 : 0 Bobras,Piotr 3
6 Tischbierek,R 0 : 1 Flumbort,Andr 4
7 Kalinitschew, ½ : ½ Jaracz,Pawel 5
8 Volke,Karsten ½ : ½ Gonda,Laszlo 7
9 Paehtz,Elisab ½ : ½ Galyas,Miklos 8
11 Loeffler,Stef 0 : 1 Seger,Ruedige 9
13 Richter,Micha ½ : ½ Kolbus,Dietma 10
SC Remagen 3½-4½ Erfurter SK
5 Fedorchuk,Ser ½ : ½ Kraemer,Marti 1
6 Goloshchapov, 1 : 0 Votava,Jan 2
7 Degraeve,Jean 0 : 1 Haba,Petr 3
8 Popovic,Petar ½ : ½ Kuczynski,Rob 4
9 Mainka,Romual ½ : ½ Machelett,Hei 5
11 Boidman,Yuri ½ : ½ Mueller,Matth 6
12 Swinkels,Robi ½ : ½ Enders,Peter 7
14 Schulz,Klaus- 0 : 1 Casper,Thomas 8
Godesberger SK 3 - 5 Bindlach-Aktionä
1 Kasimdzhanov, ½ : ½ Navara,David 1
2 Lutz,Christop ½ : ½ Laznicka,Vikt 3
3 Sprenger,Jan- 0 : 1 Baramidze,Dav 4
4 Steingrimsson 0 : 1 Bindrich,Falk 5
6 Jenni,Florian ½ : ½ Prusikin,Mich 6
7 Likavsky,Toma ½ : ½ Slobodjan,Rom 7
9 Jackelen,Thom ½ : ½ Bunzmann,Dimi 8
11 Dranov,Alexan ½ : ½ Schneider,Ilj 12
Hamburger SK 3½-4½ TV Tegernsee
2 Gustafsson,Ja ½ : ½ Volokitin,And 1
3 Ftacnik,Lubom ½ : ½ Khenkin,Igor 4
4 Kempinski,Rob ½ : ½ Sokolov,Andre 5
7 Mueller,Karst ½ : ½ Ribli,Zoltan 6
8 Heinemann,Thi ½ : ½ Rozentalis,Ed 7
9 Beikert,Guent 1 : 0 Teske,Henrik 8
10 Reeh,Oliver 0 : 1 Bromberger,St 9
11 Sebastian,Dir 0 : 1 Boensch,Uwe 10
Werder Bremen 5 - 3 SC Eppingen
2 Efimenko,Zaha ½ : ½ Berkes,Ferenc 2
3 Areshchenko,A ½ : ½ Acs,Peter 6
5 Meier,Georg ½ : ½ Guliyev,Namig 7
6 Kritz,Leonid ½ : ½ Medvegy,Zolta 8
8 Nyback,Tomi ½ : ½ Vogt,Lothar 9
9 Babula,Vlasti ½ : ½ Meinhardt,Max 10
10 Pelletier,Yan 1 : 0 Miltner,Arndt 11
11 Fish,Gennadij 1 : 0 Welz,Thomas 14
SV Wattenscheid 4 - 4 SV Mülheim Nord
1 Eljanov,Pavel ½ : ½ Landa,Konstan 2
2 Najer,Evgeniy ½ : ½ Fridman,Danie 3
4 Rustemov,Alex 0 : 1 Vachier-Lagra 4
6 Bartel,Mateus 1 : 0 Tregubov,Pave 5
7 Czarnota,Pawe 0 : 1 Potkin,Vladim 6
8 Appel,Ralf 1 : 0 Berelovich,Al 8
9 Holzke,Frank ½ : ½ Saltaev,Mihai 11
10 Handke,Floria ½ : ½ Hausrath,Dani 12
SG Aljechin Soli 6 - 2 SF Katernberg
1 Stellwagen,Da 1 : 0 Glek,Igor V 3
2 Nikolic,Predr ½ : ½ Chuchelov,Vla 6
3 Jussupow,Artu 1 : 0 Firman,Nazar 7
4 Sandipan,Chan ½ : ½ Seel,Christia 8
5 Naumann,Alexa 0 : 1 Senff,Martin 9
7 Hoffmann,Mich 1 : 0 Siebrecht,Seb 10
8 Ragger,Markus 1 : 0 Souleidis,Geo 12
10 Ernst,Sipke 1 : 0 Scholz,Christ 13
Tabelle:
1. OSC Baden Baden 1 2 6½
2. SG Aljechin Soli 1 2 6
3. Bindlach-Aktionä 1 2 5
4. Werder Bremen 1 2 5
5. TV Tegernsee 1 2 4½
6. Erfurter SK 1 2 4½
7. SC Trier 1 2 4½
8. SV Wattenscheid 1 1 4
9. SV Mülheim Nord 1 1 4
10. SC Kreuzberg 1 0 3½
11. SC Remagen 1 0 3½
12. Hamburger SK 1 0 3½
13. SC Eppingen 1 0 3
14. Godesberger SK 1 0 3
15. SF Katernberg 1 0 2
16. SK Zehlendorf 1 0 1½
Vorgezogenes Spiel der 7.Runde
SV Wattenscheid 4½-3½ SG Aljechin Soli
1 Eljanov,Pavel 1 : 0 Stellwagen,Da 1
2 Najer,Evgeniy ½ : ½ Nikolic,Predr 2
4 Rustemov,Alex 1 : 0 Jussupow,Artu 3
6 Bartel,Mateus 0 : 1 Sandipan,Chan 4
7 Czarnota,Pawe ½ : ½ Naumann,Alexa 5
8 Appel,Ralf 1 : 0 Hoffmann,Mich 7
9 Holzke,Frank 0 : 1 Ernst,Sipke 10
10 Handke,Floria ½ : ½ Wegerle,Joerg 12