Bundesliga: Baden-Baden, Bremen oder Solingen

von ChessBase
28.02.2010 – Mit Baden-Baden, Solingen und Bremen liegen drei Mannschaften mit gleicher Punktzahl (20 P.) an der Spitze. Alle drei Spitzenteams kamen heute zu Siegen - in Heidelberg, wo die Weltelite nach dem gestrigen Spitzenkampf noch überschüssige Energien besaß, mit hohen Ergebnissen für die Favoriten. Im Falle eines Gleichstandes am Ende der Saison käme es zu einem Stichkampf um die Meisterschaft. Zuvor spielen aber noch Werder und Solingen gegeneinander. Hier entscheidet es sich, ob der Stichkampf überhaupt stattfindet und wer ihn gegen Baden-Baden spielen wird. In der Abstiegsfrage kommt es ebenfalls noch am letzten Doppelspieltag zu richtungsweisenden Wettkämpfen, u.a. zwischen Bayern München und SF BerlinSchachbundesliga...Mehr...

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Hohe Siege in Heidelberg
Von André Schulz

Wenn man als "Kleiner" einen der Spitzenclubs als Reisepartner hat, dann bringt das für die eigene Mannschaft Vor- und Nachteile. Eine positiver Effekt ist z.B., dass man im Glanz der prominenten Spieler des Partnervereins auch in den Genuss einer vermehrten Zuschauerzahl kommt. Ein anderer ist der, dass mancher Verein vielleicht überlegt, im Wettkampf gegen den Topclub einige seiner Spieler einzusparen, weil man ja sowieso keine Chance hat und der Aufwand für die Profis ohne Nutzen wäre. Davon profitiert man dann auch als Reisepartner des Topvereins. Ein Nachteil entsteht allerdings dann, wenn zwei "hoch gerüstete" Proficlubs aufeinander treffen und die "kleinen" Reisepartner dann im Nachgang quasi "en passant" zertrümmert wird.

Für Heidelberg-Handschuhsheim und den Hamburger SK, die Reisepartner von Baden-Baden und Werder, kam heute nach dem gestrigen Spitzenkampf der Top-Teams die "Stunde der Wahrheit." Der nominelle Spielstärkeunterschied betrug zwischen Goliat und David betrug zumeist 200-250 Elopunkte. Hohe Endresultate waren also zu erwarten. An manchen Brettern gab es dann auch klare "Ansagen", aber bisweilen setzt sich der spielstärkere Spieler auch mal nicht durch.

In Baden-Baden gegen Hamburg war zu erwarten, dass die Hanseaten die gestrige Niederlage des Meisters gegen Bremen auszubaden hätten. So macht Anand auch recht kurzen Prozess mit Kempinski und wischte dessen Scheveninger Variante in 28. Zügen mit hübschen Schlägen taktisch vom Brett. In Movsesian-Heinemann erwies sich das schwarze Gegenspiel nach einem Qualitätsopfer als nicht stichhaltig genug. Shirov-Baramidze im Breyer-Spanier war lange ausgeglichen, aber dann ließ sich der Hamburger vom Figurentanz des Spaniers verwirren und musste mit einem hilflosen König in der Mitte die Segel streichen. Eine interessante und anspruchsvolle Partie bot Dirk Sebastian lange gegen Peter Heine Nielsen im Sizilianischen Grand Prix-Angriff, doch dann ließ der Hamburger die Öffnung der langen Diagonalen zu, was sich bald als entscheidend erwies.

Ehsan Ghaem Maghani und Dorian Rogozenco hatten mit den weißen Steinen gegen Peter Svidler und Etienne Bacrot Remis geholt. So blieben noch die beiden Partien Reeh gegen Adams und Naiditsch gegen Huschenbeth. Oliver Reeh und Michael Adams kennen sich sehr gut aus alten Solinger Tagen. Der TV-ChessBase Moderator und ChessBase-Magazin-Taktikexperte lässt in seinen wenigen Bundesligapartien gelegentlich sein großes Talent aus früheren Tagen aufblitzen. Dies musste kürzlich Anna Muzychuk auf schmerzliche Weise erkennen. Und Michael Adams hatte heute ebenfalls keinen leichten Gang, obwohl er ca. 250 Punkte mehr auf die Elowaage brachte. In einem ruhigen Aufbau gegen den Dameninder ließ der Hamburger erst nichts anbrennen und ging dann gefährlich im Zentrum vor, was ihm eine Qualität einbrachte. Von da an kämpfte sein früherer Mannschaftskollege ums Remis. Allerdings sind Weltklassespieler wie Adams in der Lage sich in schwierigen Positionen auch zäh zu verteidigen und das tat der Engländer dann auch so erfolgreich, dass Oliver Reeh sich schließlich mit einem halben Punkt zufrieden gab. 

In der Partie der jungen Leute Naditsch und Huschenbeth war der Elounterschied ebenfalls deutlich, aber das Hamburger Talent hielt auch mit Schwarz im Sizilianer dem Druck des deutschen Ranglistenersten stand. Zum Schluss stand eine Endspiel Dame und Bauer gegen Dame auf dem Brett, das objektiv vermutlich remis ist. Aber der weiße Bauer war schon ein Feld weiter vorne als der schwarze Kollege und so sah Naidistch sich motiviert weiter auf Gewinn zu spielen. Nach ca. sieben Stunden Spielzeit, etlichen Schachgeboten und 101 Zügen betrat der weiße Bauer immerhin schon die sechste Reihe, während sein Gegenüber keine nennenswerten Fortschritte unternommen hatte. Im 130.Zug. musste der Hamburger dann aufgeben.

In Bremen gegen Handschuhsheim war die Ausgangsposition für den Aufsteiger noch ungünstiger. So stand es dann auch schon am frühen Nachmittag 5:0 für Werder. In Ginsburg gegen Eljanov, Efimenko-Gurevic und Chernov gegen Fressinet kämpften die Heidelberger noch um halbe Punkte. Schließlich gewann Eljanov, während Gurevic tatsächlich eine Remis schaffte. Fressinet erhöhte dann zum Endstand von 7,5:0,5.

Die Wettkämpfe in der Heidelberger Stadthalle mit zahlreichen Topstars überstrahlten diesmal alles andere, aber natürlich wurde auch anderswo gutes Schach gespielt. Lachender Dritter des Spitzenkampfes war sowieso Solingen. Die Klingenstädter Truppe mit einem guten Mix aus erfahrenen Spielern und vielen Talenten hat sich in den letzten Jahren zum Spitzenteam entwickelt. Nun liegt Solingen dank der Baden-Badener Niederlage punktgleich mit an der Spitze. Gestern gab es einen Sieg gegen Wattenscheid, heute gegen Emsdetten, das wieder Anish Giri ans erste Brett brachte. Die Vor-Entscheidung über die Meisterschaft fällt am letzten Doppelspieltag, wenn Werder gegen Solingen spielt. Wer in einen Stichkampf mit Baden-Baden will, muss diesen Kampf gewinnen.

 

Tabelle:
 1. OSG Baden Baden    11 20 63½  
 2. Werder Bremen      11 20 56 
 3. SG Solingen        11 20 56 
 4. SV Mülheim Nord    11 17 55 
 5. SV Wattenscheid    11 15 50 
 6. Hamburger SK       11 13 48½  
 7. SC Remagen         11 12 47 
 8. SF Katernberg      11 12 42½ 
 9. SC Eppingen        11 11 46 
10. SK Turm Emsdette   11 10 44½ 
11. SG Trier           11  8 39½ 
12. Schachfreunde Be   11  6 39 
13. FC Bayern Münche   11  4 33½ 
14. SK Heidelberg Ha   11  4 29½ 
15. SK König Tegel     11  2 27½ 
16. Erfurter SK        11  2 26 



Runde 10

Runde 11


Aller Ergebnisse:
FC Bayern Münche 2½-5½ SF Katernberg   
 3 Schenk,Andrea ½ : ½ Chuchelov,Vla  2
 4 Marcelin,Cyri 0 : 1 Firman,Nazar   3
 8 Renner,Christ 1 : 0 Seel,Christia  4
 9 Belezky,Alexa ½ : ½ Bischoff,Klau  5
10 Meissner,Bern 0 : 1 Glek,Igor V    7
11 Meister,Peter ½ : ½ Zaragatski,Il  8
12 Reich,Thomas  0 : 1 Siebrecht,Seb 12
17 Jorczik,Julia 0 : 1 Scholz,Christ 13
Erfurter SK      1½-6½ SV Mülheim Nord 
 1 Romanov,Evgen ½ : ½ Landa,Konstan  5
 3 Michiels,Bart ½ : ½ Fridman,Danie  6
 5 Casper,Thomas 0 : 1 Berelovich,Al 10
 7 Enders,Peter  ½ : ½ Levin,Felix   11
 8 Mueller,Matth 0 : 1 Hausrath,Dani 12
10 Schoene,Maria 0 : 1 Saltaev,Mihai 13
11 Troyke,Christ 0 : 1 Schebler,Gerh 14
12 Schuetze,Norm 0 : 1 Kaufeld,Juerg 16
Hamburger SK     1½-5½ OSG Baden Baden 
 2 Kempinski,Rob 0 : 1 Anand,Viswana  1
 3 Ghaem Maghami ½ : ½ Svidler,Peter  3
 4 Baramidze,Dav 0 : 1 Shirov,Alexei  4
 6 Rogozenco,Dor ½ : ½ Bacrot,Etienn  5
11 Heinemann,Thi 0 : 1 Movsesian,Ser  6
13 Reeh,Oliver   ½ : ½ Adams,Michael  7
14 Huschenbeth,N H : H Naiditsch,Ark  8
15 Sebastian,Dir 0 : 1 Nielsen,Peter 10
Werder Bremen    7½-½ SK Heidelberg Ha
 1 Gashimov,Vuga 1 : 0 Ikonnikov,Via  1
 2 Mamedyarov,Sh 1 : 0 Svetushkin,Dm  2
 4 Eljanov,Pavel 1 : 0 Ginsburg,Genn  3
 5 Efimenko,Zaha ½ : ½ Gurevic,Vladi  4
 6 Fressinet,Lau 1 : 0 Chernov,Vadim  5
 8 Areshchenko,A 1 : 0 Gerigk,Erasmu  7
 9 Roiz,Michael  1 : 0 Schwalfenberg  8
10 Nyback,Tomi   1 : 0 Vatter,Hans-J 10

SV Wattenscheid  5 - 3 SC Remagen      
 2 Najer,Evgeniy ½ : ½ Parligras,Mir  5
 3 Macieja,Bartl 1 : 0 Huebner,Rober  6
 7 Johannessen,L ½ : ½ Dgebuadze,Ale  8
 8 Appel,Ralf    1 : 0 Swinkels,Robi 10
10 Handke,Floria 1 : 0 Teske,Henrik  11
14 Straeter,Timo ½ : ½ Popovic,Petar 12
16 Gohla,Ulf     ½ : ½ Schulz,Klaus- 15
17 Koerber,Matth 0 : 1 Bok,Benjamin  16
SK Turm Emsdette 2½-5½ SG Solingen     
 2 Giri,Anish    ½ : ½ Nikolic,Predr  3
 6 Janssen,Ruud  ½ : ½ Buhmann,Raine  4
 9 Brandenburg,D ½ : ½ Werle,Jan      5
10 Breder,Dennis 0 : 1 Jussupow,Artu  7
11 Fiebig,Thomas 0 : 1 Ragger,Markus  9
12 Pruijssers,Ro 0 : 1 Ernst,Sipke   10
14 Richter,Chris ½ : ½ Naumann,Alexa 11
15 Zumsande,Mart ½ : ½ Hoffmann,Mich 12
Schachfreunde Be 3½-4½ SC Eppingen     
 4 Lauber,Arnd   0 : 1 Berkes,Ferenc  3
 5 Polzin,Rainer 1 : 0 Gyimesi,Zolta  5
 7 Schneider,Ilj 0 : 1 Braun,Arik     8
 9 Agopov,Mikail 0 : 1 Bindrich,Falk  9
11 Thiede,Lars   1 : 0 Medvegy,Zolta 10
13 Degtiarev,Evg 0 : 1 Muzychuk,Anna 12
15 Wintzer,Joach ½ : ½ Paehtz,Elisab 13
17 Abel,Dennes   1 : 0 Vogt,Lothar   15
SK König Tegel   2½-5½ SG Trier        
 1 Rabiega,Rober ½ : ½ Lupulescu,Con  1
 2 Stern,Rene    ½ : ½ Cyborowski,Lu  3
 3 Muse,Mladen   ½ : ½ Haslinger,Ste  4
 4 Von Herman,Ul ½ : ½ Gordon,Stephe  5
 6 Fruebing,Stef 0 : 1 Jaracz,Pawel   6
 9 Sarbok,Torste ½ : ½ Flumbort,Andr  8
10 Breier,Andrea 0 : 1 Seger,Ruedige 11
17 Kachibadze,Ge 0 : 1 Cioara,Andrei 13

Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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