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Hohe Siege in Heidelberg
Von André Schulz
Wenn man als "Kleiner" einen der Spitzenclubs als Reisepartner hat, dann bringt das für die eigene Mannschaft Vor- und Nachteile. Eine positiver Effekt ist z.B., dass man im Glanz der prominenten Spieler des Partnervereins auch in den Genuss einer vermehrten Zuschauerzahl kommt. Ein anderer ist der, dass mancher Verein vielleicht überlegt, im Wettkampf gegen den Topclub einige seiner Spieler einzusparen, weil man ja sowieso keine Chance hat und der Aufwand für die Profis ohne Nutzen wäre. Davon profitiert man dann auch als Reisepartner des Topvereins. Ein Nachteil entsteht allerdings dann, wenn zwei "hoch gerüstete" Proficlubs aufeinander treffen und die "kleinen" Reisepartner dann im Nachgang quasi "en passant" zertrümmert wird.
Für Heidelberg-Handschuhsheim und den Hamburger SK, die Reisepartner von Baden-Baden und Werder, kam heute nach dem gestrigen Spitzenkampf der Top-Teams die "Stunde der Wahrheit." Der nominelle Spielstärkeunterschied betrug zwischen Goliat und David betrug zumeist 200-250 Elopunkte. Hohe Endresultate waren also zu erwarten. An manchen Brettern gab es dann auch klare "Ansagen", aber bisweilen setzt sich der spielstärkere Spieler auch mal nicht durch.
In Baden-Baden gegen Hamburg war zu erwarten, dass die Hanseaten die gestrige
Niederlage des Meisters gegen Bremen auszubaden hätten. So macht Anand auch
recht kurzen Prozess mit Kempinski und wischte dessen Scheveninger Variante in
28. Zügen mit hübschen Schlägen taktisch vom Brett. In Movsesian-Heinemann
erwies sich das schwarze Gegenspiel nach einem Qualitätsopfer als nicht
stichhaltig genug. Shirov-Baramidze im Breyer-Spanier war lange ausgeglichen,
aber dann ließ sich der Hamburger vom Figurentanz des Spaniers verwirren und
musste mit einem hilflosen König in der Mitte die Segel streichen. Eine
interessante und anspruchsvolle Partie bot Dirk Sebastian lange gegen Peter
Heine Nielsen im Sizilianischen Grand Prix-Angriff, doch dann ließ der Hamburger
die Öffnung der langen Diagonalen zu, was sich bald als entscheidend erwies.
Ehsan Ghaem Maghani und Dorian Rogozenco hatten mit den weißen Steinen gegen
Peter Svidler und Etienne Bacrot Remis geholt. So blieben noch die beiden
Partien Reeh gegen Adams und Naiditsch gegen Huschenbeth. Oliver Reeh und
Michael Adams kennen sich sehr gut aus alten Solinger Tagen. Der TV-ChessBase
Moderator und ChessBase-Magazin-Taktikexperte lässt in seinen wenigen
Bundesligapartien gelegentlich sein großes Talent aus früheren Tagen aufblitzen.
Dies musste kürzlich Anna Muzychuk auf schmerzliche Weise erkennen. Und Michael
Adams hatte heute ebenfalls keinen leichten Gang, obwohl er ca. 250 Punkte mehr
auf die Elowaage brachte. In einem ruhigen Aufbau gegen den Dameninder ließ der
Hamburger erst nichts anbrennen und ging dann gefährlich im Zentrum vor, was ihm
eine Qualität einbrachte. Von da an kämpfte sein früherer Mannschaftskollege ums
Remis. Allerdings sind Weltklassespieler wie Adams in der Lage sich in
schwierigen Positionen auch zäh zu verteidigen und das tat der Engländer dann
auch so erfolgreich, dass Oliver Reeh sich schließlich mit einem halben Punkt
zufrieden gab.
In der Partie der jungen Leute Naditsch und Huschenbeth war der Elounterschied
ebenfalls deutlich, aber das Hamburger Talent hielt auch mit Schwarz im
Sizilianer dem Druck des deutschen Ranglistenersten stand. Zum Schluss stand
eine Endspiel Dame und Bauer gegen Dame auf dem Brett, das objektiv vermutlich
remis ist. Aber der weiße Bauer war schon ein Feld weiter vorne als der schwarze
Kollege und so sah Naidistch sich motiviert weiter auf Gewinn zu spielen. Nach
ca. sieben Stunden Spielzeit, etlichen Schachgeboten und 101 Zügen betrat der
weiße Bauer immerhin schon die sechste Reihe, während sein Gegenüber keine
nennenswerten Fortschritte unternommen hatte. Im 130.Zug. musste der Hamburger
dann aufgeben.
In Bremen gegen Handschuhsheim war die Ausgangsposition für den Aufsteiger noch
ungünstiger. So stand es dann auch schon am frühen Nachmittag 5:0 für Werder. In
Ginsburg gegen Eljanov, Efimenko-Gurevic und Chernov gegen Fressinet kämpften
die Heidelberger noch um halbe Punkte. Schließlich gewann Eljanov, während
Gurevic tatsächlich eine Remis schaffte. Fressinet erhöhte dann zum Endstand von
7,5:0,5.
Die Wettkämpfe in der Heidelberger Stadthalle mit zahlreichen Topstars
überstrahlten diesmal alles andere, aber natürlich wurde auch anderswo gutes
Schach gespielt. Lachender Dritter des Spitzenkampfes war sowieso Solingen. Die
Klingenstädter Truppe mit einem guten Mix aus erfahrenen Spielern und vielen
Talenten hat sich in den letzten Jahren zum Spitzenteam entwickelt. Nun liegt
Solingen dank der Baden-Badener Niederlage punktgleich mit an der Spitze.
Gestern gab es einen Sieg gegen Wattenscheid, heute gegen Emsdetten, das wieder
Anish Giri ans erste Brett brachte. Die Vor-Entscheidung über die Meisterschaft
fällt am letzten Doppelspieltag, wenn Werder gegen Solingen spielt. Wer in einen
Stichkampf mit Baden-Baden will, muss diesen Kampf gewinnen.
Tabelle: 1. OSG Baden Baden 11 20 63½ 2. Werder Bremen 11 20 56 3. SG Solingen 11 20 56 4. SV Mülheim Nord 11 17 55 5. SV Wattenscheid 11 15 50 6. Hamburger SK 11 13 48½ 7. SC Remagen 11 12 47 8. SF Katernberg 11 12 42½ 9. SC Eppingen 11 11 46 10. SK Turm Emsdette 11 10 44½ 11. SG Trier 11 8 39½ 12. Schachfreunde Be 11 6 39 13. FC Bayern Münche 11 4 33½ 14. SK Heidelberg Ha 11 4 29½ 15. SK König Tegel 11 2 27½ 16. Erfurter SK 11 2 26
Runde 10
Aller Ergebnisse:
FC Bayern Münche 2½-5½ SF Katernberg 3 Schenk,Andrea ½ : ½ Chuchelov,Vla 2 4 Marcelin,Cyri 0 : 1 Firman,Nazar 3 8 Renner,Christ 1 : 0 Seel,Christia 4 9 Belezky,Alexa ½ : ½ Bischoff,Klau 5 10 Meissner,Bern 0 : 1 Glek,Igor V 7 11 Meister,Peter ½ : ½ Zaragatski,Il 8 12 Reich,Thomas 0 : 1 Siebrecht,Seb 12 17 Jorczik,Julia 0 : 1 Scholz,Christ 13
Erfurter SK 1½-6½ SV Mülheim Nord 1 Romanov,Evgen ½ : ½ Landa,Konstan 5 3 Michiels,Bart ½ : ½ Fridman,Danie 6 5 Casper,Thomas 0 : 1 Berelovich,Al 10 7 Enders,Peter ½ : ½ Levin,Felix 11 8 Mueller,Matth 0 : 1 Hausrath,Dani 12 10 Schoene,Maria 0 : 1 Saltaev,Mihai 13 11 Troyke,Christ 0 : 1 Schebler,Gerh 14 12 Schuetze,Norm 0 : 1 Kaufeld,Juerg 16
Hamburger SK 1½-5½ OSG Baden Baden 2 Kempinski,Rob 0 : 1 Anand,Viswana 1 3 Ghaem Maghami ½ : ½ Svidler,Peter 3 4 Baramidze,Dav 0 : 1 Shirov,Alexei 4 6 Rogozenco,Dor ½ : ½ Bacrot,Etienn 5 11 Heinemann,Thi 0 : 1 Movsesian,Ser 6 13 Reeh,Oliver ½ : ½ Adams,Michael 7 14 Huschenbeth,N H : H Naiditsch,Ark 8 15 Sebastian,Dir 0 : 1 Nielsen,Peter 10
Werder Bremen 7½-½ SK Heidelberg Ha 1 Gashimov,Vuga 1 : 0 Ikonnikov,Via 1 2 Mamedyarov,Sh 1 : 0 Svetushkin,Dm 2 4 Eljanov,Pavel 1 : 0 Ginsburg,Genn 3 5 Efimenko,Zaha ½ : ½ Gurevic,Vladi 4 6 Fressinet,Lau 1 : 0 Chernov,Vadim 5 8 Areshchenko,A 1 : 0 Gerigk,Erasmu 7 9 Roiz,Michael 1 : 0 Schwalfenberg 8 10 Nyback,Tomi 1 : 0 Vatter,Hans-J 10 SV Wattenscheid 5 - 3 SC Remagen 2 Najer,Evgeniy ½ : ½ Parligras,Mir 5 3 Macieja,Bartl 1 : 0 Huebner,Rober 6 7 Johannessen,L ½ : ½ Dgebuadze,Ale 8 8 Appel,Ralf 1 : 0 Swinkels,Robi 10 10 Handke,Floria 1 : 0 Teske,Henrik 11 14 Straeter,Timo ½ : ½ Popovic,Petar 12 16 Gohla,Ulf ½ : ½ Schulz,Klaus- 15 17 Koerber,Matth 0 : 1 Bok,Benjamin 16
SK Turm Emsdette 2½-5½ SG Solingen 2 Giri,Anish ½ : ½ Nikolic,Predr 3 6 Janssen,Ruud ½ : ½ Buhmann,Raine 4 9 Brandenburg,D ½ : ½ Werle,Jan 5 10 Breder,Dennis 0 : 1 Jussupow,Artu 7 11 Fiebig,Thomas 0 : 1 Ragger,Markus 9 12 Pruijssers,Ro 0 : 1 Ernst,Sipke 10 14 Richter,Chris ½ : ½ Naumann,Alexa 11 15 Zumsande,Mart ½ : ½ Hoffmann,Mich 12
Schachfreunde Be 3½-4½ SC Eppingen 4 Lauber,Arnd 0 : 1 Berkes,Ferenc 3 5 Polzin,Rainer 1 : 0 Gyimesi,Zolta 5 7 Schneider,Ilj 0 : 1 Braun,Arik 8 9 Agopov,Mikail 0 : 1 Bindrich,Falk 9 11 Thiede,Lars 1 : 0 Medvegy,Zolta 10 13 Degtiarev,Evg 0 : 1 Muzychuk,Anna 12 15 Wintzer,Joach ½ : ½ Paehtz,Elisab 13 17 Abel,Dennes 1 : 0 Vogt,Lothar 15
SK König Tegel 2½-5½ SG Trier 1 Rabiega,Rober ½ : ½ Lupulescu,Con 1 2 Stern,Rene ½ : ½ Cyborowski,Lu 3 3 Muse,Mladen ½ : ½ Haslinger,Ste 4 4 Von Herman,Ul ½ : ½ Gordon,Stephe 5 6 Fruebing,Stef 0 : 1 Jaracz,Pawel 6 9 Sarbok,Torste ½ : ½ Flumbort,Andr 8 10 Breier,Andrea 0 : 1 Seger,Ruedige 11 17 Kachibadze,Ge 0 : 1 Cioara,Andrei 13