Anlässlich der Einführung der Bundesliga vor 50 Jahren äußerte der sich der damalige Spielleiter des Deutschen Schachbundes und "Vater der Bundesliga" Helmut Nöttger wie folgt:
"In erster Linie soll die Bundesliga jungen Nachwuchs-Spielern die Chance geben, ihre Kräfte mit gestandenen Meistern und Großmeistern zu messen."
Prof. Ingo Althöfer, Mathematiker, Informatiker, Spieleerfinder und im Übrigen auch großer Lego-Fan, ist in der Schachwelt vor allem durch seine "Dreihirn"-Experimente bekannt geworden. Dabei spielte er mit Computern gegen Schachgroßmeister, ließ zwei Engines rechnen und entschied dann mit seinem eigenen Schachverständnis, welcher Zug gespielt wurde.
Ingo Althöfer beobachtet seit Jahrzehnten das Wettkampfgeschehen in der Schachwelt, darunter auch die Wettkämpfe der Bundesliga. 1996 wurde die Ausländer-Beschränkung in der Bundesliga völlig aufgehoben und seitdem hat sich nicht nur der Anteil der nicht-einheimischen Spieler sukzessive erhöht - einige Mannschaften setzten praktisch nur noch Gastspieler aus dem Ausland ein.
Nicht nur Ingo Althöfer wünscht sich wieder eine Bundesliga mit vielen einheimischen Spielern und hat deshalb einen "Einheimischen-Preis" ausgelobt. Den Preis erhält die beste Mannschaft, die in ihren 112 Bundesliga-Partien mindestens zu 50% Spieler mit der Nationalität GER einsetzt.
Von den potenziell in Frage kommenden Teams (vor allem Deizisau, HSK, Dresden und Mülheim Nord) hatte Althöfer sich frühzeitig bestätigen lassen, dass sie den Preis auch annehmen würden.
Am Ende hatte der Hamburger SK die Nase vorn. Deizisau verpasste knapp die Voraussetzungen für den Preis (nur 55 statt der geforderten 56 Einsätze von Spielern mit der Länderkennung GER). Neben dem Hamburger SK erfüllten nur noch der USV TU Dresden und Absteiger Mülheim die Preisbedingung. Sie erhielten einen Trostpreis.
Die Übergabe des Preis übernahm der Stifter Ingo Althöfer selber beim Saisonabschluss des Hamburger SK am 5. Juli. Der HSK-Mannschaftsführer Reinhard Ahrens und Julian Kramer, Stammspieler des Teams (in dieser Saison mit seiner dritten GM-Norm) nahmen den Preis entgegen (Titelbild). Den Preis hat Lego-Fan Ingo Althöfer selber gebaut - eine Deutschlandkarte auf einer Lego-Platte, auf der die Orte der 15 Bundesliga-Teams der vergangenen Saison durch kleine Röhren markiert sind. Zu Meister Düsseldorf, Vizemeister Viernheim und zu Hamburg, Dresden und Mülheim hat Ingo Althöfer noch kleine Modelle auf den Rand um die Karte gesteckt:
* Düsseldorf: Rosenstein-Tower (vorwiegend in der Farbe rosa; in Anlehnung an Mäzen Vadim Rosenstein)
* Viernheim: Häuserkarree mit vier Häusern abwechselnd in den Vereinsfarben gelb und blau
* HSK: Vereinsheim in klein
* Dresden: grün-schwarzer Tower
* MÜLheim: kleine altmodische Windmühle
In der Karte ist am Ort der einen zurückgezogenen Mannschaft von Kiel ein kleines schwarzes Loch.

Die beiden Trostpreise sind etwas weniger aufwendig gebaut | Foto: Ingo Althöfer.
Auch in der Saison 2025/26 soll es wieder eine Einheimischen-Trophäe geben. Sollte der Hamburger SK seinen Titel verteidigen, will Ingo Althöfer das HSK-Vereinsheim aus Leo-Modell nachbauen.
Pressemitteilung zum Einheimischen-Preis
50 Jahre Schach-Bundesliga
Vorbemerkung
Seit 1977 verfolge ich die Schach-Bundesliga, zuerst die mit vier Staffeln, und ab 1980 natürlich die einteilige. Einige Male war ich im Laufe der Jahre auch als Zuschauer vor Ort dabei, so Ende der 1980er in Bielefeld, in den 90ern in Erfurt, 2017 in der Lounge des Bremer Weserstadions, 2018 in Berlin bei der zentralen Endrunde, und in der Saison 2023/24 sogar an mehreren Wochenenden.
Eine wesentliche Änderung passierte 1996, als die bis dahin geltende Ausländer-Beschränkung - höchstens zwei im Einsatz pro Kampf und höchstens drei im Kader überhaupt - ersatzlos gestrichen wurde. Die Folgen waren vielfältig. Durch die vielen Meister und Großmeister aus der Fremde wurde die Liga bunter, aber auch unübersichtlicher. Der Bezug der Mannschaft zum lokalen Umfeld ließ bei vielen Vereinen nach. Ein wichtiger Aspekte bei der Internationalisierung war, dass ausländische Großmeister oft für weniger Geld spielten als ihre deutschen Kollegen.
Öfters passierte es auch, dass sich deutsche Spieler, die den Aufstieg in die Bundesliga erkämpft hatten, plötzlich in der zweiten Reihe ihres Kaders wiederfanden. Aktuell zeigt sich dieses Phänomen vor allem bei St. Pauli. Man darf gespannt sein, wie viele BuLi-Einsätze die deutschen "Kiez-Schächer" in der Saison 2024/25 bekommen werden.
Manchmal wurden und werden ganze Söldner-Teams von einem Mäzen zusammengekauft, mit nur wenigen deutschen Spielern als Feigenblättchen.
Vor diesem Hintergrund habe ich mich nach längerem Überlegen entschlossen, einen "Einheimischen-Preis" auszuschreiben.
Der Einheimischen-Preis für die Saison 2024/25
Als Privatperson habe ich für die BuLi-Saison 2024/25 einen "Einheimischen-Preis" ausgesetzt: für das erfolgreichste Team, was in den 112 Partien der Saison mindestens 56 Mal Spieler mit FIDE-Nationalität "Deutsch" einsetzt. Wegen der technischen Einfachheit wird hier "Deutsch" als FIDE-Nationalität GER verstanden.
Genau drei Teams erfüllten die Bedingung mit mindestens 56 GER-Einsätzen: Der Hamburger SK, der USV TU Dresden und der SV Mülheim-Nord. Am Ende der Saison landete der HSK auf Rang 5, Dresden auf 8, und Mülheim auf 15 (leider Absteiger).
Die Trophäe ist kein Wanderpokal, sondern verbleibt auf Dauer beim Sieger. Sie wird im Mai oder Juni 2025 persönlich von mir in Hamburg überreicht werden.
Die Dresdner und Mülheimer bekommen ihre kleinere Trost-Trophäe in den nächsten Tagen zugeschickt. Es ist eine Deutchland-Karte aus LEGO-Steinen. Sechs Orte sind besonders markiert: Meister Düsseldorf durch einen Rosenstein-Tower, Vize-Meister Vierheim durch einen 4-Häuser-Block und Dritter Baden-Baden durch ein zweigeteiltes Schwimmbad. Die drei "GER-reichen" Teams sind klar zu erkennen, wenn man berücksichtigt, dass die kleine Windmühle für Mülheim steht.
Auch für die Bundesliga-Saison 2025/26 ist die Vergabe eines Einheimischen-Preises vorgesehen.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Einige Teams hatten aus einem einfachen Grund gar keine Chance auf den Einheimischen-Preis 2024-25. Sie hatten nämlich weniger als vier GER-Spieler in ihrem 16er- oder 18er-Kader...
Deizisau verpasste die 50-Prozent-Marke bei der GER-Spielern nur um eine einzige Partie!
Pressemitteilung bei althofer.de...
