Bundesliga-Party in Hamburg

von André Schulz
07.02.2023 – Der Hamburger SK war am Wochenende der Gastgeber für gleich zwei Bundesligaereignisse. In der ersten Bundesliga empfing der HSK mit Reisepartner Kiel die Südvereine München 1836 und Deggendorf. In der Zweiten Bundesliga spielte die Zweite Mannschaft zusammen mit St. Pauli gegen die Berliner Klubs aus Zehlendorf und Tegel. Zuvor gab es noch das Match gegen Reisepartner Kiel. es war viel los am "Alten Teichweg"! | Fotos: André Schulz (wenn nicht anders angegeben)

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Der Hamburger SK von 1830 ist nicht nur der älteste noch bestehende Schachclub in Deutschland nach der Berliner SG, er ist auch noch einer der vitalsten und größten Schachvereine in Deutschland. Die Auszeichnung "Verein mit den meisten Mitgliedern" teilt man sich im Wechsel mit den Magdeburger Schachzwergen. Der HSK freut sich derzeit über ca. 700 Mitglieder, was für einen Schachclub sehr stattlich ist. Viele Mitglieder kommen aus dem Schulschachbereich. Hier bietet der Hamburger SK seit Jahrzehnten mit seiner Schachschule ein großes Angebot, hat im Laufe der Jahrzehnte schon zahlreiche Großmeister hervorgebracht und räumt regelmäßig die ersten Preise bei Jugendturnieren ab.

Bei den vielen Aktivitäten hilft es, dass der Klub und seine Mitglieder vor Jahren einen festen Platz in einem eigenen Vereinshaus gefunden hat. Hier werden die Trainingskurse angeboten und auch viele Wettkämpfe der Amateurligen gespielt. Für Bundesliga-Wettkämpfe ist das Haus aber zu klein.

Der Hamburger SK ist mit seiner ersten Mannschaft der "Dino" unter den Bundesliga-Teams und in der einteiligen 1. Bundesliga von Anfang an dabei. Im Gegensatz zum Hamburger SV, der im Fußball der Hamburger Platzhirsch ist, und mit dem der HSK eine Zeitlang tatsächlich als Schachabteilung eng verbunden war, ist der HSK aber bisher nicht abgestiegen und wird es auf absehbare Zeit auch nicht tun. Dabei verfolgt der von Christian Zickelbein über Jahrzehnte geführt Klub das Konzept, vor allem lokale Spieler und Eigengewächse, verstärkt mit einigen Profis an die Bretter zu bringen. Der finanzielle Aufwand ist auch hier beachtlich, aber der HSK ist unabhängig geblieben und nicht von einem einzelnen Mäzen alleine abhängig.

Ganz in der Nähe wächst aber auch noch eine zweite starke Kraft im Hamburger Schach heran - die Schachabteilung des FC St. Pauli. Der Verein hat sich an alter Stelle an der Hamburger Reeperbahn ein sehr schönes neues Stadion gebaut, das auch für die Schachabteilung große Räume bereit hält. Schach wurde bei St. Pauli schon immer gespielt, aber in den letzten Jahren geht es mehr und mehr Richtung Spitzenschach. Einige Male stellte St. Pauli in der Vergangenheit auch seine VIP-Lounge für ein großes Open zur Verfügung.

Die erste Mannschaft von St. Pauli spielt in der Zweiten Bundesliga und da die Zweite Liga inzwischen ähnlich wie die Erste Liga organisiert wird, spielt St. Pauli als Reisepartner von HSK II. 

Der Einzelkampf der Ersten Liga Hamburg gegen Kiel

Die Spitzenbretter: Rasmus Svane gegen Ivan Cheparinov und Nihal Sarin gegen Andrey Esipenki

Sie zweite Bundeliga am Samstag mit den Hamburg gegen Berlin- Matches

Am ersten Februar-Wochenende kam in Hamburg nun alles zusammen: Kiel und HSK I empfingen in der Ersten Liga die Südvereine München 1836 und Deggendorf. Und in der Zweiten Bundesliga reisten die Berline Vereine aus Tegel und Zehlendorf an. Am Freitag wurde noch der "Einzelkampf" der "7. Runde" zwischen den Reisepartnern SK Doppelbauer Turm Kiel und dem Hamburger SK gespielt.

Seine Heimspiele trägt der Hamburger SK in der Stadteilschule Alter Teichweg aus. Die Schule ist mit vielen Sportangeboten Olympia-Stützpunkt und eine "Eliteschule des Sports". Am Alten Teichweg trainieren unter anderem die erfolgreichen deutschen Beach-Volleyballer, wie die Vize-Weltmeister Julius Thole und Clemens Wickler. Hier werden aber andere Aktivitäten gefördert. Während er Pandemie machte die von Schuldirektor Björn Lengwenus moderierte Dulsberg Late Night Show Schlagzeilen und erhielt sogar de Grimme-Preise. Wer sich nicht für Sport interessiert: Zu den Schülerinnen gehörte neben anderen auch Zoe Wees. Die Stadteilschule ist auch für Schach eine gute Adresse, denn Schuldirektor Björn Lengwenus hat lange auch als Schachtrainer gewirkt und ist Mitautor von Fritz&Fertig.

Der Hamburger SK wollte bei diesem Großereignis am Alten Teichweg nicht nur ein guter Gastgeber sein sondern auch Werbung fürs Schach machen. Also organisierten viele fleißige Helfer aus dem Verein ein buntes und unterhaltsames Rahmenprogramm und verwandelten den Event in eine große Schachparty!

Alle vorbereitet...

Und los!

Für den Einzelkampf am Freitag wurden Oliver Reeh und André Schulz mit ihrem TV ChessBase eingeladen. Sie kommentierten die laufenden Partien vor einem Ü-Notebook, führten Interviews mit Betreuern und Spielern und ließen sich nach den Partien die Züge erklären.

André Schulz und Oliver Reeh | Foto: Evi Zickebein

Interview mit Mitorganisatorin Evi Zickelbein

Die Svane-Brüder schauen sich die Partie von Frederik Svane an

Spitzenschach: Nihal Sarin und Andrey Esipenko

Die ChessBase-Moderatoren mit ihren Assistenten (Schülerpraktikanten) Bruno Barembruch | Foto: Evi Zickebein

Das fand im Kinosaal der Schule vor interessierten Zuschauern statt und wurde auch fünf Stunden lang ins Internet gestreamt. Darüber hinaus gab es Simultanvorführungen, einen Buchstand und auf einem großen schönen Gartenschach mit Holzfiguren konnte man Großschach spielen.

Im VIP-Raum war man nah dran: Frederik Svane und Daniil Yuffa mit Kiebitzen

Für die Zuschauer war das alles frei, auch der Zugang zu den Spielsälen in der Aula und in der Mensa der Schule. Wer ganz nah ran wollte, konnte gegen Eintritt auch in den VIP-Bereich, wo man den Spielern bei den Analysen über die Schulter schauen konnte und Snacks und Getränke bekommen konnte.

Vor Rundenbeginn: Metall-Scan auch beim interessierten Journalisten | Foto: Evi Zickebein

Schiedsrichter Hugo Schulz eröffnet die Runde

Da Kiel nicht so gut in die Saison gestartet ist, brachte die Mannschaftsführung einige Schwergewichte ans Brett. Und für den HSK das gleiche gilt, war das auch hier der Fall. Aber auch München 1836 hat einige sehr starke Spiele in seinen Reihen und brachte diese mit nach Hamburg. 

So tummelten sich also an diesem Wochenende zahlreiche starke und bekannte Spieler in den Schulräumen am Alten Teichweg. Kiel brachte Ivan Cheparinov, Andrey Esipenko und Ex-Europameister Anton Demchenko mit. Der HSK spielte neben seinem Stamm, darunter Rasmus und Frederick Svane und Luis Engel mit Nihal Sarin und Lein Mendonca. München 1836 reiste mit Pavel Eljanov, Gawain Jones und Ivan Saric an.

Ivan Cheparinov

Pavel Eljanov

The Ruy Lopez Breyer Variation

Niemand Geringeres als Pavel Eljanov bringt Ihnen die Variante näher, die Gyula Breyer bereits 1911 entdeckte und die heute im Eröffnugnsrepertoire von Weltmeistern wie Kasparov, Kramnik, Anand oder Carlsen ist.

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Luis Engel

Das Spielertypen Standardmodell - Zur Selbstanalyse und Vorbereitung auf Gegner

Spielstile im Schach sind ein wichtiges und entsprechend oft diskutiertes Thema. GM Dr. Karsten Müller und GM Luis Engel greifen ein auf 4 Spielertypen beruhendes Modell von GM Lars Bo Hansen auf – und zwar ‘Aktivspieler’, ‘Pragmatiker’, ‘Theoretiker’ und

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Kiels Mannschaftsführer Wolfgang Pajeken freute sich über sechs Punkt an diesem Wochenende

Auch in der Zweiten Bundesliga traten einige Großmeister an, so Bartosz und Monica Socko und Igor Janik für St. Pauli oder Robert Rabiega für Tegel.Spitzenreiter HSK II spielte unter anderem mit The Big Greek Georgios Souleidis und Eline Roebers, die beim Tata Steel Masters für Aufsehen sorgte, mit ihrer aggressiven Spielweise und ihrem Sieg über Erwin l`Ami. Zehlendorf hatte mit Leonid Sawlin einen ehemaligen U16-Europameister in seinen Reihen.

Robert Rabiega

Georgios Souleidis schreibt

Die offenen Spiele - Ein ausführlicher Überblick

Georgios Souleidis erklärt auf seiner DVD in 9 Stunden Videolektionen und viel Zusatzmaterial das ganze Gebiet der Offenen Spiele.

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Eline Roebers denkt nach

In der ersten Liga verlor der HSK seinen Kampf gegen Kiel, punkte aber doppelt am Samstag und Sonntag. Kiel freute sich über sechs Punkte an diesem langen Wochenende. In der Zweiten Bundesliga holte der HSK II drei Punkte gegen die Berliner. St. Pauli unterlag zweimal ganz knapp.

Ergebnisdienst Bundesliga...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.