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Berichte und Impressionen von Karl Koopmeiners (Deutschland), Fabrice Wantiez (Belgien) und Jan Cheung (Niederlande)
Von Karl Koopmeiners
Zur Eröffnung Musik
Brigadier General H Steffers bei der Eröffnung
Vom 05. bis 10.07.2015 fand die 26. NATO-Schachmeisterschaft in Amsterdam statt. Die NATO-Meisterschaften werden seit 1989 jedes Jahr von wechselnden Ländern ausgerichtet und haben somit bereits eine gewisse Tradition. Sie werden als siebenrundiges Einzelturnier mit Mannschaftswertung ausgetragen. Je Nation können bis zu acht Spieler antreten, die in der Mannschaft ihrer Nation bzw. in NATO oder Veteranen Teams zum Einsatz kommen. Sowohl hinsichtlich der Anzahl der Spieler als auch der an den Start gehenden Mannschaften konnten diesjährig neue Teilnehmerrekorde aufgestellt werden: Es waren insgesamt 108 Spieler vertreten, die sich auf 18 Teams verteilten.
Die gute Organisation aber auch die offene, lebendige Atmosphäre der niederländischen Hauptstadt haben sicherlich ein Übriges dazu beigetragen. Nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ war die Meisterschaft gut besetzt. So war erstmals seit vier Jahren wieder ein Großmeister mit von der Partie.
Schiedsrichter Luc Cornet
Schiedsrichter Jos Pots
Neben den sportlichen Aspekten, die natürlich im Vordergrund standen, bietet die Veranstaltung eine ausgezeichnete Plattform, um nationenübergreifend Kontakte zu knüpfen, ja sogar jahrelange Freundschaften zu schließen. So ging das Turnier denn auch unter der Ägide eines erfahrenen Schiedsrichterteams in freundschaftlicher Atmosphäre völlig reibungslos über die Bühne.
Kaan Cappon, Belgien
Luc Windey, Belgien
Enrico Balmaceda, USA, vs Oliver Nill
Mustafa Ulusoy, Türkei
Hendrik Steffers (Ned) vs Alexander Volodin (EST)
Pierre Christen, Luxemburg
Jelani Ghiacy, Kanada
Samuel Jiminez, Kanada
Francois Mottais
Diana Pazeriene, Litauen, und Daniel Vercauteren, Belgien
Diana Pazeriene, Litauen
Sportlich wurde allerdings mit scharfer Klinge gekämpft. Sowohl die Einzel- als auch die Mannschaftswertung, bei der die besten vier Spieler je Nation in die Wertung kommen, waren bis zur letzten Partie des Turniers hart umrungen. Die dänische Mannschaft konnte sich bis zur fünften Runde einen Einpunktevorsprung erarbeiten. In Runde sechs allerdings erlebte die dänische Equipe einen herben Rückschlag, sodass sich das deutsche Team mit einem halben Punkt Vorsprung vor Polen an die Spitze setzen konnte.
In der letzten Runde – ohne direkten deutsch-polnischen Vergleich – drehte das polnische Team noch einmal mächtig auf. Die deutsche Mannschaft hielt jedoch dagegen. Ebenso wie Polen konnte sie mit 3,5 aus 4 möglichen Zählern in der letzten Runde den Vorsprung ins Ziel retten und sich mit insgesamt 21 Punkten erneut die Mannschaftswertung sichern! Als Belohnung durfte das deutsche Team unter der Mannschaftsführung von Karl Koopmeiners die etwa zehn Kilogramm schwere Skulptur des mittelalterlichen Königs Knut von Dänemark als Wandertrophäe – wie schon in den drei Jahren zuvor – wieder mit nach Hause nehmen.
Dreimal Karl Koopmeiners, in drei Trikots
Oder so...
Aber auch andere hatten richtige Trikots
Es scheint, als hätte Knut in Deutschland eine zweite Heimat gefunden.
Platz Mannschaft Punkte
1 Deutschland 21
2 Polen 20,5
3 Dänemark 18,5
4 Niederlande 17
5 Veteranen Captains Team 17
6 Slowenien 16
7 NATO-Team 2 16
8 Ungarn 16
9 Frankreich 16
10 Italien 15,5
11 Belgien 15,5
12 Vereinigte Staaten von Amerika 14,5
13 Litauen 14,5
14 Großbritannien 14
15 Lettland 13
16 Kanada 13
17 Veteranen Team 12,5
18 NATO-Team 1 12,5
19 Estland 12
Rear Admiral Arie-Jan de Waard, Karl Koopmeiners
Deutschland
Polen nur ganz knapp geschlagen
Polen, Deutschland, Dänemark
Die Einzelwertung wurde in der letzten Runde im direkten Vergleich zwischen der deutschen Nummer eins, IM Lorenz Drabke, und dem estnischen GM Aleksandr Volodin entschieden. Volodin war mit einem halben Punkt Vorsprung in die Runde gegangen. In einer ausgeglichenen Partie musste sich Lorenz Drabke schließlich ins Remis fügen, sodass mit Aleksandr Volodin (6 Punkte) der Beste der Setzliste das Turnier gewann. Lorenz Drabke musste sich mit 5,5 Punkten nach Wertung mit dem dritten Platz zufriedengeben.
Lorenz Drabke
Rear Admiral Arie-Jan de Waard übergibt die Medaille
Einzelsieger Alexander Volodin aus Estland
Die ersten Drei, v.l., Finn Pedersen, Alexander Volodin, Lorenz Drabke
David Ross, England
Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:
IM Lorenz Drabke, OSG Baden-Baden (6 Punkte/3. Platz)
FM Mark Helbig, Klub Kölner Schachfreunde 1967 (5,5/6.),
Ulrich Bohn, SV 03/25 Koblenz (5/7.),
Oliver Nill, vereinslos (5/10.),
Hans-Christoph Andersen, Godesberger Schachklub 1929 (4,5/20.),
Ewald Fichtner, FC Bayern München (4/37.),
Christian Marquardt, SV 03/25 Koblenz (4/33.),
Karl Koopmeiners, Godesberger Schachklub 1929 (3,5/63.).
Besonders hervorzuheben ist das Ergebnis von Ulrich Bohn, der neben Lorenz Drabke als Einziger ein Remis gegen den Turniersieger erreichte und insgesamt eine Turnierleistung von knapp 200 Punkten über seiner Elo-Zahl erspielte.
Ulrich Bohn
Ulrich Bohn gegen Alexander Volodin
Ewald Fichner (GER)
Oliver Nill (GER)
Alle Informationen zu Paarungen und Platzierungen können auf der Internetseite www.natochess.com eingesehen werden.
Neben dem Turnier blieb dennoch Zeit für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm:
Die Eröffnungszeremonie fand im Rathaus in repräsentativem Rahmen statt. Bei einer Grachtenfahrt konnte man die Sehenswürdigkeiten und die lebendige und zugleich dennoch entspannte Atmosphäre Amsterdams genießen. Wer am Ende des Turniers noch nicht genug vom Schach hatte, der konnte sich beim anschließenden Blitzturnier noch einmal mit den anderen messen.
Abgerundet wurde die rundum gelungene Veranstaltung durch ein Bankett, nach welchem man sich von den Spielern der anderen Nationen herzlich verabschiedete und sich natürlich gleich wieder für die kommende NATO-Meisterschaft 2016 in England verabredete. Die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. als Unterstützer für den Schachsport in der Bundeswehr wird auch dann wieder versuchen, ein starkes Team zu entsenden.
Großes Gruppenbild mit allen Beteiligten
(Fabrice Wantiez)
Der Geigenspieler, eine von vielen Skulpturen in Amsterdam
Deine Quais, Amsterdam...
Maritime Architektur
Wohnen am Wasser einmal anders
Bücher,...
Schachspiele,...
Uhren aus Euwes Zeit,...
... und noch älter.
Von Jan Cheung (Fotos und Text)
Das 17. Jahrhundert, das in den Niederlanden das „Goldene Jahrhundert“ genannt wird, war in der Geschichte Amsterdams eine wichtige Zeit. Mit Handelsbeziehungen zum heutigen Kapstadt (Südafrika), Sri Lanka, Jakarta (Indonesien) und Nagasaki (Japan) wurden die Niederlande zu einer der größten Handelsmächte der Welt. Die Stadt Amsterdam, die im 13. Jahrhundert gegründet worden war, wuchs schnell. In und um die Stadt herum legte man aus mehreren Gründen Kanäle, so genannte Grachten, an: Damit ließen sich Waren und Abfall transportieren und sie halfen bei der Verteidigung der Stadt. 2010 wurde das Grachtengebiet in das Welterbe der UNESCO aufgenommen.
Nach dem Sieg der Niederlande gegen die spanischen Besatzer 1648 war nicht mehr der Katholizismus, sondern der Protestantismus die Hauptreligion. In Südeuropa verfolgte Juden fanden in Amsterdam eine neue Heimat. Die Stadt wurde zu klein und so erschloss man im Westen neues Gebiet, den heutigen Stadtteil Jordaan. Ursprünglich war dieses Gebiet für arme Leute gedacht und so waren Straßen und Häuser schmal und eng.
Dem katholischen Glauben anzuhängen, war erlaubt, aber in der Öffentlichkeit durfte man das nicht zeigen. Außerdem wurden arme Katholiken nicht von der Stadt unterstützt. So beschlossen reiche Katholiken, ihren armen Glaubensgenossen beizustehen und errichteten kleine Häuser für sie. Vor etwa vierhundert Jahren wurde so ein kleiner Vorhof in der Karthuizersstraat errichtet.
Dieses Gebäude wurde bis heute erhalten und ist für bedürftige alleinstehende Frauen unter 30 gedacht.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts hatte der Stadtrat Pläne, die kleinen Häuser und Straßen abreißen zu lassen und sie durch moderne Gebäude zu ersetzen. Nach starkem Widerstand von Gruppen wie „Monument Care“ wurde dieser Plan aufgegeben und die Gebäude renoviert, ohne den Charakter der Gegend zu ändern. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts lebten viele Künstler in den billigen Wohnungen in einem kleinen Bereich in der Nähe des Jordaans, bekannt als „Neun Straßen Stadtviertel“. In diesem Viertel aus neun Straßen, die nach Berufen aus dem 14. Jahrhundert benannt sind, entwickelte sich durch kleine Geschäfte mit Antiquitäten, ausgefallener Kleidung und Cafés neues Leben. In einer der Straßen stößt man auch heute noch auf einen Friseursalon für alte Männer.
Der Stadtteil hat sich mittlerweile sehr gut entwickelt und so wurde dieses Viertel in den letzten zehn Jahren zum Touristenmagnet. Doch der Erfolg hatte Schattenseiten. Die Mieten schossen in die Höhe und die kleinen Kleidergeschäfte konnten von ihren Einnahmen nicht mehr leben. Die Amsterdamer fürchten jetzt, dass das Viertel von großen internationalen Marken übernommen wird, die den historischen Charakter dieses Viertels zerstören könnten. Zur Zeit können wir noch an den kleinen Läden entlangschlendern und glauben, wir seien ins 17. Jahrhundert zurückversetzt worden. Holländer, die noch nie in diesem Viertel waren, können durch den holländischen Film “Hartenstraat”, der 2014 erschienen ist, einen ersten Eindruck bekommen.
Geht man im Jordaan-Viertel spazieren, fühlt man sich wie im Museum. Auf einem Schild, das rechts von dieser kleinen Bar angebracht ist, kann man lesen, dass das Gebäude 1643 errichtet wurde.
Schaut man genauer hin, sieht man, dass manche Gebäude über dem Haupteingang einen Giebel haben.
Bis zur französischen Besatzung der Niederlande durch die Franzosen im 19. Jahrhundert hatten die Gebäude keine Hausnummern, aber der Giebel zeigte an, wer dort lebte.
Das Dach der Häuser verrät, in welchem Jahrhundert es gebaut wurde. Hier sieht man ein Haus aus dem 17. Jahrhundert.
Und hier ein Lagerhaus aus dem 18. Jahrhundert.
Im Jordaan gibt es viel zu sehen. Entdecken Sie diesen Stadtteil! Es gibt viele versteckte Höfe, wo sich die Bewohner dem hektischen Leben der Stadt entziehen können. Manche dieser Höfe sind Teil von Museen. Die Gassen sind eng. Wenn Sie glauben, Sie hätten sich verlaufen, schauen Sie nach oben und halten nach dem Westturm, dem „Westertoren“, Ausschau, der die Richtung weisen kann.
Fotos: Fabrice Wantiez, Karl Koopmeiners, Jan Cheung
Partienservice: Jan Cheung