Burkhard Starke (1941-2021)
- ein Mann mit vielen Talenten
von Rainer Knaak
Burkhard Starke hat sich als Schachübungsleiter und Autor einen Namen gemacht. Bei ChessBase erschien zuerst "100 Jahre Schach", aber noch bekannter sind wohl "Starke Bauernregeln", mit denen der Autor ein außergewöhnliches Standardwerk für die Schachausbildung verfasste. Am 23.2. verstarb Burkhard Starke völlig unerwartet.
Burkhard war geistig noch voll auf der Höhe und eigentlich auch körperlich fit. Noch am Vortag hatten wir telefoniert. Er steckte immer voller Ideen und Pläne, ein weiteres Buch steht kurz vor der Fertigstellung und wird hoffentlich publiziert werden.
Ich habe Burkhard Anfang 1970 kennengelernt, wir spielten beide für die 1. Mannschaft der Schachgemeinschaft Leipzig. Im März stand zuerst das Städteturnier in Moskau an (wo die SGL Zweiter wurde), direkt danach ging es zu einem Vergleichskampf nach Riga. Im April spielten wir beide die Endrunde der DDR-Sonderliga in Dresden, d.h. 12 Runden in 9 Tagen. Als Burkhard sich wenig später für viele Jahre vom Schach zurückzog, war zwischen uns schon eine Freundschaft entstanden, die bis heute gehalten hat. Jeder Besuch bei ihm bedeutete für mich eine Erweiterung meines Weltbildes, nicht selten durfte ich etwas aus seiner umfangreichen Bibliothek mitnehmen.
Burkhard besaß viele Talente und nicht alle standen im Zusammenhang mit Schach. So hat er 2006 ein ausgezeichnetes Buch mit Limericks veröffentlicht: "202 starke Limericks", BoD 2006, von Burkhard Heinrich. Einige davon waren bereits im DDR-Eulenspiegel erschienen, andere waren dort abgelehnt worden, weil sie politisch nicht opportun waren. Ein weiteres Werk ist "Weltkrieg vom Hörensagen", BoD, von Burkhard Heinrich Starke, erst im Dezember 2020 erschienen.
Doch vor allem war Burkhard mit Leib und Seele Schachspieler. Er erreichte ein Rating von etwa 2100, aber als Übungsleiter besaß er ganz sicher Großmeisterstärke. Burkhard hat viele Nachwuchsmannschaften von Motor Gohlis Nord (später fusioniert zu Schachgemeinschaft Leipzig) zu Medaillen geführt, sein bekanntester Schützling war Melanie Ohme (später Lubbe).
Burkhard Starke mit Paul Gaffron
Viele Jahre war er Landestrainer von Sachsen. Doch Burkhard ging auch in Schulschach-Arbeitsgemeinschaften und hatte so als Übungsleiter mit Schülern ganz verschiedener Spielstärken zu tun. Fürs Training verwendete er Schach-Bauernregeln - von ihm erfundene gereimte Eselsbrücken und Faustregeln, die meist einfache Sachverhalte abbilden, mitunter auch etwas kompliziertere. So entstand eine einzigartige Lehrmethode, die er über 20 Jahre lang dank Input aus der Praxis ständig erweiterte und verbesserte. Publiziert wurden sie erstmals 2007 bei ChessBase als "Starke Bauernregeln" und sind als zeitloses Produkt nach wie vor erhältlich.
Drei Jahre später erschien das Werk auch als Buch: "Starke Bauernregeln" (Die ungeschriebenen Gesetze des Schachspiels in über 200 gereimten Eselsbrücken und Faustregeln) - 2010 von Edition Olms liebevoll und mit hohem Aufwand gestaltet.
Starke Bauernregeln
Im Jahr 2000 war auch schon die CD-Rom "100 Jahre Schach" bei ChessBase erschienen, welches später als "Ein langes Schachjahrhundert" im Beyer-Verlag erschien. Hier betätigte sich Burkhard als Historiker.
Langes Schachjahrhundert
Am 23.2. verstarb Burkhard Starke, vermutlich an Herzversagen. Ich werde die nie enden wollenden Gespräche mit ihm über Schach vermissen.
Rainer Knaak