Der größte Widersacher auf dem Weg zu seinem ersten Turniersieg beim World Cup schien für Magnus Carlsen eine Lebensmittelvergiftung gewesen zu sein, die er sich während oder nach dem Halbfinale zugezogen hatte. Die Vergiftung setzte ihm zu und so sah er sich außerstande, seine beiden regulären Finalpartien gegen Praggnanandhaa mit der üblichen Energie zu spielen. Die erste Partie, in der Carlsen die schwarzen Steine führte, schien noch wie eine normale einigermaßen ruhige Partie. Doch in seiner Weißpartie sorgte Carlsen mit einer unambitionierten Eröffnung und raschem Tausch der meisten Steine in einer für ihn ungewöhnlichen Weise für eine belanglose Partie, die dann auch schon nach 30 Zügen und eineinviertel Stunde mit der Punkteteilung endete. Das zog eine Verlängerung in Form eines Stichkampfes nach sich und die spannendste Frage war: Hatte sich der Weltranglistenerste inzwischen so weit erholt, dass er dem Ansturm des indischen Teenagers Praggnanandhaa standhalten würde?
Praggnanandhaa führte in der ersten Partie die weißen Steine, eröffnete mit dem Königsbauern und es kam eine Italienische Partie aufs Brett, die meist gespielte Eröffnung dieser Tage. Aufgrund einer Vielzahl von möglichen Zugumstellungen ist diese alte und so moderne Eröffnung in allen ihren Feinheiten nur schwer zu durchschauen. Soll Weiß im Zentrum, am Königsflügel oder am Damenflügel vorgehen? Soll Schwarz mit a6 oder a5 auf weißes a4 reagieren? Lässt man Lg5 oder Lg4 zu oder verhindert es mit h3 und h6. Und so weiter. Fragen über Fragen.
My Black Secrets in the Modern Italian
Italienisch gilt als gediegener Partieanfang, bei dem wenig Figuren getauscht werden und gehaltvolle Stellungen entstehen, in denen es mehr auf Pläne ankommt als auf forcierte Varianten. So zeigt hier die Pläne aus schwarzer Sicht.
Mehr...
Praggnanandhaa kam mit frühem a4, Carlsen verhinderte Lg5 nicht, Praggnanandhaa verzichtete aber auf den Zug, weil Carlsen noch nicht rochiert hatte und mit h6 und g5 hätte reagieren können. Stattdessen zog der Inder 7.Le3 und erhielt nach 7...Lxe3 8. fxe3 eine halboffene f-Linie. Im folgenden Mittelspiel hatte Praggnanandhaa die Initiative, die sich nach dem Damentausch aber verflüchtigte. Dann zeigte der Weltranglistenerste seine Klasse in einem eigentlich ausgeglichenen Endspiel. Carlsen hatte sich erholt!
Mit dem Sieg in der Tasche befand sich Carlsen natürlich in seiner sehr angenehmen Position. In der zweiten Partie führte der Norweger die weißen Steine und für Praggnanandhaa war die Aufgabe, mit einem Sieg in dieser Partie eine weitere Verlängerungsrunde zu erzwingen, sehr schwer. Sie erwies sich als nicht lösbar Carlsen ließ die Luft aus der Partie - keine Gewinnchance für Praggnananhaa. Der jüngste Finalteilnehmer in einem World Cup Finale akzeptierte ein Remis und damit Matchniederlage. Magnus Carlsen gewann zum ersten Mal in seiner Karriere auch den World Cup!
Match um Platz drei
Im kleinen Finale ging Fabiano Caruana mit einem Sieg in der ersten Partie in Führung, Mit den schwarzen Steinen konterte er Abasovs Trompowsky Eröffnung 1.d4 Sf6 2.Lg5 mit dem ungewöhnlichen Zug 2...Sc6 und erhielt im weiteren Verlauf einen starken Angriff.
Navigating the Ruy Lopez Vol.1-3
Spanisch ist eine der ältesten Eröffnungen überhaupt und genießt von Clubebene bis hin zur Weltspitze unvermindert hohe Popularität. In dieser DVD-Reihe präsentiert der amerikanische Super-GM Fabiano Caruana im Gespräch mit Oliver Reeh ein komplettes Repertoire.
Mehr...
Auch die zweite Partie endete mit einem souveränen Sieg von Caruana.
Alle Partien Offenes Turnier
Alle Partien Frauenturnier
Turnierseite...