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Seit 2013 ist Magnus Carlsen Weltmeister, fast zehn Jahre lang. Die Weltrangliste führt der Norweger schon länger an, mit großem Abstand zum Rest, zur Zeit mit 55 Elopunkten für Ding Liren. Selten hat ein Schachweltmeister die übrigen Spieler so dominiert wie Magnus Carlsen, mit Ausnahme von Garry Kasparov vielleicht. Der 13. Weltmeister gewann den Titel 1985 und behielt ihn 15 Jahre lang, bevor er ihn 2000 an Vladimir Kramnik verlor. In dieser Zeit hat Kasparov den Titel fünfmal erfolgreich verteidigt, 2000 gegen Kramnik ohne Erfolg. Fünf Jahre später trat Kasparov vom Turnierschach zurück.
Magnus Carlsen bringt es in seinen neun Dienstjahren auch schon auf fünf Titelkämpfe, davon vier Titelverteidigungen. Vielleicht sind Titelkämpfe im Rhythmus von zwei Jahren einfach zu viele. In den goldenen Zeiten, bevor die FIDE-Präsidenten Florencio Campomanes und Kirsan Iljumzhinov das WM-System zerstörten, reichte ein Weltmeisterschaftszyklus über drei Jahre mit Zonenturnieren, Interzonenturnieren, Kandidatenturnieren oder Wettkämpfen und dem Weltmeisterschaftskampf. So schlecht war das nicht. Der Weltmeister hatte drei Jahre Zeit, seinen Titel zu genießen.
Mit seiner Dienstzeit befindet sich Magnus Carlsen im oberen Mittelfeld der Weltmeister. Vor ihm liegen aber noch Anatoly Karpov (10 Jahre), Garry Kasparov (15 Jahre), Alexander Aljechin (18 Jahre) und Emanuel Lasker (27 Jahre). Vielleicht kann man bei Aljechin und Lasker die Dienstjahre nicht voll anrechnen. Zur Weltmeister-Zeit von Lasker kam es zum Ersten Weltkrieg. Davor hatte Lasker auch jahrelang überhaupt kein Schach gespielt und sich nicht um Titelkämpfe gekümmert. Bei Aljechin war es der Zweite Weltkrieg, der einen weiteren Titelkampf nach 1939 verhinderte und danach Aljechins plötzlicher Tod. Zwischenzeitlich hatte Aljechin seinen Titel für zwei Jahre an Max Euwe verloren, holte ihn sich aber zurück. Aber wer weiß, wie es ausgegangen wäre, hätte Aljechin die andauernde Herausforderung in den 1930er Jahren von Capablanca angenommen?
Schon kurz nach dem Weltmeisterschaftskampf in Dubai gegen Ian Nepomniachtchi hatte Magnus Carlsen angedeutet, dass er vielleicht keinen weiteren WM-Kampf mehr spielen wolle, zumindest nicht gegen einen Spieler "seiner Generation." Falls ein jüngerer Spieler sich im kommenden Kandidatenturnier qualifizieren würde, im Besonderen war Alireza Firouzja gemeint, wäre das vielleicht noch eine Herausforderung. Ähnliche Gedanken hatte Carlsen sogar schon 2018 nach dem WM-Kampf gegen Caruana geäußert.
Den Weltmeistertitel zu jagen und dann zu gewinnen, ist sicher der größte Erfolg, den ein Schachspieler erzielen kann. Mehr geht nicht. Darauf folgen allerdings schwierige mentale Herausforderungen. Den Titel verteidigen macht nämlich keinen Spaß. Der Weltmeister kann hier nur verlieren und nicht das gewinnen, was er schon hat. Am schlimmsten ist es wohl, wenn man erneut gegen den gleichen Gegner antreten muss. Vassily Smyslov und Michail Tal machten die Erfahrung, als die die WM-Kämpfe gegen Botvinnik gewannen, in den folgenden Revanchekämpfe aber scheiterten, weil sie nicht die Motivation und Kraft hatten, den Titel gegen den gleichen Gegner noch einmal zu gewinnen.
Bobby Fischer hatte noch nicht einmal die mentale Stärke, seinen nach einigen vergeblichen Anläufen gewonnenen Weltmeister-Titel auch nur einmal zu verteidigen. Er sucht Ausflüchte, zur Titelverteidigung anzutreten und fand sie. Nach seiner Vorstellung hat er den Titel nie verloren und konnte so zu einem "Revanche-Wettkampf" gegen Spasski 20 Jahre später antreten.
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Sehen Sie, welche Eröffnungen Carlsen wählt, um seinen Gegner im Mittelspiel strategisch zu überspielen oder ein vorteilhaftes Endspiel zu erhalten.
Magnus Carlsen hat nun ganz aktuell in einem Gespräch mit zwei Journalisten der norwegischen Boulevard Zeitung Verdens Gang seinen Andeutungen vom letzten Dezember wiederholt, eigentlich sogar verstärkt. Im Gespräch meine Carlsen, dass er es bereue, nach dem letzten WM-Kampf nicht gleich gesagt zu haben, dass er als Weltmeister zurücktritt. Andererseits sei er sich selber aber nicht im Klaren darüber, ob er zur Titelverteidigung 2023 vielleicht doch noch antreten wolle oder nicht. Die endgültige Entscheidung will Carlsen später treffen. Es wird wohl davon abhängen, wer sich als Herausforderer qualifiziert.
Carlsen, der in seinen Interviews meist sehr offen ist, auch hier, räumt ein, dass die Zeit zwischen 2010 und 2013 für ihn einfacher und besser war. Er war bereits der beste Spieler, Nummer Eins der Weltrangliste, aber noch nicht Weltmeister. Er habe dieses Leben genossen, sagte Carlsen den Verdens Gang-Journalisten. Er wollte den Weltmeistertitel gewinnen, schaffte es, und stellte dann fest, dass von nun ein Großteil seiner Identität mit diesem Titel verbunden war.
Nicht nur öffentlich hatte sich Magnus Carlsen im letzten Dezember über einen Rücktritt als Weltmeister geäußert. Seinem Team, so verriet Carlsens Chef-Sekundant Peter Heine Nielsen kürzlich in einem Artikel in Skakbladet, hatte er seinen möglichen Rücktritt als Weltmeister schon vor dem Wettkampf angekündigt. Das Team sollte von Anfang an wissen, dass dies auch der letzte WM-Kampf der Carlsen-Sekundanten sein könnte.
Ein Rücktritt als Weltmeister, falls es dazu kommt, solle aber nicht bedeuten, dass Magnus Carlsen nicht mehr an Turnieren mitspielen werde. Vier bis fünf Turniere pro Jahre sind geplant, dazu die Online-Turniere der Champions Chess Tour.