Carlsen und Nakamura spielen Chess960 Wettkampf

von Johannes Fischer
09.02.2018 – Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura sind schon lange Rivalen. Jetzt treffen sie wieder aufeinander: am Freitag, den 9. Februar 2018, 17.00 Uhr, beginnt ihr Match um die "inoffizielle Weltmeisterschaft" im Chess960. Der Wettkampf endet am 13. Februar, Austragungsort ist die norwegische Stadt Hovikodden, nahe Oslo, gespielt werden acht Schnell- und acht Blitzpartien. (Foto: Pnkt Design und Web Agency)

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Programm

Am Eröffnungstag stehen zwei Schnellpartien auf dem Programm. Die erste beginnt um 17:00 Uhr, die zweite um 20:00 Uhr. Auch an den folgenden Tagen, von Samstag bis Montag, werden jeweils zwei Schnellpartien gespielt. Am Dienstag, den 13. Februar, folgen acht Blitzpartien.

Bedenkzeit

Die Bedenkzeiten sind ungewöhnlich: in den Schnellpartien haben Carlsen und Nakamura 45 Minuten für die ersten 45 Züge, danach bekommen sie noch einmal eine Viertelstunde für den Rest der Partie. Einen Zeitzuschlag gibt es jedoch nicht.

In den Blitzpartien haben beide Spieler 10 Minuten für die ganze Partie und bekommen einen Zeitzuschlag von 5 Sekunden pro Zug.

Nakamura and Carlsen

Langjährige Rivalen: Ihre erste Turnierpartie haben Nakamura und Carlsen 2005 gespielt.
Bislang war Carlsen deutlich erfolgreicher | Foto: frchess.com

Modus

Beim Chess960 wird die Aufstellung der Figuren auf der Grundreihe bekanntlich ausgelost. Bei diesem Wettkampf allerdings nicht für alle 16 Partien, sondern nur acht Mal, denn Carlsen und Nakamura spielen die gleiche Ausgangsstellung einmal mit Weiß und einmal mit Schwarz. Diese Entscheidung sorgte für Kontroversen.

So meinte der norwegische Großmeister Jon Ludvig Hammer, Sekundant von Carlsen und Kommentator für den norwegischen Sender TV2, der Farbwechsel könnte unerwartete Folgen haben.

Zwischen der Bekanntgabe der Ausgangsstellung und dem Beginn der zweiten Partie liegen liegen drei Stunden und 15 Minuten. Ich würde so weit gehen, zu behaupten, es wäre unprofessionell, wenn die Spieler nicht versuchen würden, dies auszunutzen, indem sie Sekundanten beauftragen, die Ausgangsstellung zu untersuchen und spontan, mit Hilfe von zuvor gespielten Computerpartien, Eröffnungstheorie zu etablieren.

Eigentlich, so der Gedanke bei Chess960, sollen die 960 unterschiedlichen Ausgangspositionen Eröffnungstheorie überflüssig machen. Kreativität, so die Anhänger dieser Schachvariante, ist wieder wichtiger als Gedächtnis und Fleiß. Aber Hammer ist skeptisch:

Sollte Fischer Random die vorherrschende Schachvariante werden, dann würde das meiner Meinung nach zu einem enormen Zuwachs an Eröffnungstheorie führen, ganz im Gegensatz zu dem, was die Anhänger dieser Variante glauben. Im Moment, wo Fischer Random in erster Linie ein Kuriosum ist, gibt es allerdings kaum Computeranalysen in der Eröffnung.

Die Begründung, warum die Spieler die gleiche Stellung einmal mit Weiß und einmal mit Schwarz spielen sollen, lautet, dass manche Ausgangsstellungen einfach günstig für eine Seite sind  — in Enginepartien mit bestimmten Ausgangsstellungen hat Weiß mitunter einen Score von 60% oder mehr erzielt. Zum Beispiel in folgender Stellung:

 

Sollte es im Wettkampf zwischen Carlsen und Nakamura zu solchen Stellungen kommen, in denen Weiß von Beginn an besser steht, so ist laut Hammer der Spieler im Vorteil, der diese Stellung in der zweiten Partie mit Weiß spielt - denn nach einem kurzen eröffnungstheoretischen Crashkurs in der Pause zwischen den Partien kann er diesen Vorteil besser zur Geltung bringen.

So oder so - das Medieninteresse an diesem Wettkampf ist groß, vor allem in Norwegen. Der norwegische Fernsehsender überträgt alle 16 Partien in voller Länge. Für das internationale Publikum gibt es einen englischen Live-Kommentar mit GM Yasser Seirawan und IM Anna Rudolf.

Und wer ist Favorit?

Schwer zu sagen. Als Weltmeister und klare Nummer eins der Welt im klassischen, im Blitz- und im Schnellschach ist Magnus Carlsen in jedem Wettkampf und in jedem Turnier Favorit. Aber auch Nakamura ist bekanntlich ein ausgezeichneter Blitz- und Schnellschachspieler und er hat angenehme Erinnerungen an Chess960. Vor neun Jahren gewann er die inoffizielle Chess960 Schachweltmeisterschaft, die im Rahmen der Chess Classic Mainz gespielt wurde. Er besiegte Levon Aronian im Finale mit 3½ : ½.

Nakamura and Aronian in 2009

Nakamura und Aronian in Mainz 2009 | Foto: Macauley Peterson

Turnierseite


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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