Nigel Davies, The 4…Sf6 Caro-Kann
Rezension von FM Christan Srienz
Der junge Nigel Davies hatte große Ambitionen. Im Turnier von Long Pine 1981 brachte er eine vorbereitete, selten gespielte Variante zum Einsatz, die sich gegen seinen Gegner John Fedorowicz jedoch als Rohrkrepierer zu erkennen gab. Enttäuscht kehrt er der Zugfolge seit diesem 1. April 1981 den Rücken zu. Es bleibt bis zum heutigen Tage die letzte Partie, die unser Autor mit Caro Kann spielt. Als Schwarzer wohlgemerkt, mit den weißen Steinen kam er wiederholt zum vollen Punkt.
Fedorowicz-Davies 1981 - der kritische Moment nach 10.Lg2.
Auf der DVD erläutert Davies, was er besser hätte machen müssen.
Mit dieser DVD bearbeitet Nigel Davies sein in Kreisen von Schachspieler/innen nicht ungewöhnliches Trauma. Davies ist überzeugt, genau die oben genannte - vor 36 Jahren gespielte - Partie versetzte der gesamten Caro Kann Variante mit 5…gf6 (Davies nennt sie Bronstein-Variante) einen schlechten Ruf, der bis heute anhielt. Eines dürfte jedoch sicher sein: Nigel Davies wird wieder Caro-Kann spielen. Gewiss, denn er ist der Meinung, die dunkle Zeit von 4… Sf6 ist vorbei. Gegen die bewährten weißen Aufstellungen sind Gegenmittel gefunden worden, wodurch es nun wieder interessant sei, den Gegner oder die Gegnerin mit 4…Sf6 und dann je nach Lust und Laune mit 5…ef6: oder 5…gf6 zu fordern. Ein nicht zu vernachlässigender Vorteil, es kommt zu anderen Stellungstypen als nach den bewährten 4…Lf5 und 4…Sd7.
Anhand Partien von Larsen, Botvinnik und Kortschnoi werden erprobte Pläne dargestellt und die in beiden Varianten in Kauf genommenen Konzessionen einer zerrupften Bauernstruktur durch dynamisches Spiel zu kompensieren versucht. Trotzdem ist immer noch spürbar: Bei der 5…gf6 Variante behandelt Davies sehr respektvoll den weißen Versuch des Fianchettos des Königsläufers, den er damals in der unleidlichen Partie gegen Fedorowicz erleben musste. Dennoch, auch hier traut er der Seite mit dem von ihm zärtlich genannten „little grouping of the three pawns“, womit er die Bauern f7, e7 und f6 meint, zu, die Stellung im dynamischen Gleichgewicht zu halten. Sein Antidot: h7-h5, verfeinert durch die „richtige Zugfolge“, je nachdem, ob mit 6.c3, 6.Sf3 oder g3 gestartet wird.
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Davies geht es in seiner DVD um grundlegende Strategien, gut verpackt in Partien der ganz großen Meister. Ein Vergnügen wie Saviely Tartakover unser aller Siegbert Tarrasch 1922 mit der 5…ef6 Variante vorführt. Ein Genuss, Viktor Kortschnoi am Werk zu sehen. Aus den letzten 5 Jahren sind eine Handvoll wichtiger Partien auf der DVD zu finden.
Eine zarte Enttäuschung machte sich breit, weil ich eine Partie aus meiner Kindheit, die für mich berühmte Fernsehpartie zwischen Tony Miles und dem damaligen Weltmeister Anatoly Karpov in Bath 1983, nicht fand. Raten Sie, wer wen mit Caro-Kann 5…gf6 bog?
Anm. der Redaktion: Diese Partie finden Sie zum Nachspielen in der ChessBase Live-Database - einfach im Suchfeld "Miles Karpov 1983" eingeben!
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Nigel Davies: The 4…Sf6 Caro-Kann
• Videospielzeit: 4 Std. (Englisch) • Interaktiver Taktiktest mit Videofeedback • Exklusive Datenbank mit 50 Modellpartien
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Video-Tipp
Im ChessBase Videoportal können Sie sich die Sendung "Carlsens Caro-Kann" (TV ChessBase vom Januar 2017) ansehen, in deren Mittelpunkt Magnus Carlsens Schwarzsieg mit der 4...Sf6-Variante gegen Npomniachtchi steht! Mit IM Oliver Reeh und André Schulz, kostenlos für alle ChessBase Premium-User.