21.09.2015 – Von den 16 bisher noch im Worldcup verbliebenen Spielern sind heute vier ausgeschieden. Caruana, Adams und Topalov schafften den Ausgleich gegen Mamedyarov, Nakamura und Svidler nicht. Wesley So unterlag heute Vachier-Lagrave und ist ebenfalls raus. Wei Yi war der einzige, der seinen Rückstand aufholen konnte. Er bezwang Ding Liren. Hier und in drei weiteren Matches kommt es morgen zum Stichkampf. Mehr...
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In den acht Begegnungen des 1/16-Finales kam es im gestrigen ersten Umgang zu vier Entscheidungen. Caruana, Topalov, Adams und Wei Yi verloren ihre Partien gegen Mamedyarov, Svidler, Nakamura und Ding Liren und befanden sich heute in der Bringschuld.
Fabiano Caruana musste heute gegen Shakhriyar Mamedyarov gewinnen und hatte immerhin den Vorteil der weißen Steine. Der Aseri wählte die Offene Variante der Spanischen Partie und hielt hier zu jeder Zeit die Balance. Am Ende stand ein Remis durch Dauerschach. Caruana ist damit ausgeschieden.
Einen ähnlichen Verlauf nahm der Wettkampf zwischen Hikaru Nakamura und Michael Adams. Nakamura hatte gestern vorgelegt. Heute musste Adams mit Weiß gewinnen, um im Rennen zu bleiben. Doch im Berliner Endspiel gelang es ihm zu keinem Zeitpunkt, einen Vorteil zu erzielen. Auch hier endete die Partie remis und Adams schied damit aus.
Und auch das dritte Match mit gleichen Vorzeichen verlief nach diesem Schema. Svidler hatte gegen Topalov die erste Partie gewonnen, musste seinen Vorsprung heute aber mit den schwarzen Steinen verteidigen. In einer Geschlossenen Variante des Klassischen Spaniers geriet der Bulgare am Ende nach einem Fehler in eine Verluststellung, bot sofort Remis an und Svidler nahm an. Topalov ist damit auch ausgeschieden.
Dem einzigen Spieler, dem nach Rückstand der Ausgleich gelang, war Wei Yi. Der Chinese gewann seine Weißpartie gegen seinen Landsmann Ding Liren. Morgen geht es im Stichkampf weiter.
In die Gewinnerliste trug sich heute auch Maxime Vachier-Lagrave ein. Die gestrige Partie gegen Wesley So endete remis. Doch heute holte sich der Franzose den ganzen Punkt. Nach frühem Damentausch gewann Vachier-Lagrave bei einem taktischen Scharmützel eine Figur - der Rest war Sache der Technik, die allerdings einige Zeit in Anspruch nahm.
Maxime Vachier-Lagrave
Wesley So
Zu den Partien, in denen es gestern keine Entscheidung gab, gehörte die Begegnung Jakovenko gegen Eljanov - für Jakovenko ein Erfolg: Er ist der erste Spieler, der im Worldcup ein Remis gegen Eljanov geschafft hat. Auch die zweite Partie endete unentschieden. Zum selben Ergebnis kam es in den Wettkämpfen Giri gegen Wojtaszek und Karjakin gegen Andreikin.
Pavel Eljanov
Sergey Karjakin
Dmitry Andreikin
Ergebnisse
Name
G1
G2
R1
R2
R1
R2
B1
B2
SD
Total
Veselin Topalov (BUL)
0
1/2
0.5
Peter Svidler (RUS)
1
1/22
1.5
Ding Liren (CHN)
1
0
1
Yi Wei (CHN)
0
1
1
Anish Giri (NED)
1/2
1/22
1
Radoslaw Wojtaszek (POL)
1/2
1/2
1
Wesley So (USA)
1/2
0
0.5
Maxime Vachier-Lagrave (FRA)
1/2
1
1.5
Hikaru Nakamura (USA)
1
1/2/2
1.5
Michael Adams (ENG)
0
1/2
0.5
Pavel Eljanov (UKR)
1/2
1/2
1
Dmitry Jakovenko (RUS)
1/2
1/21/2
1
Fabiano Caruana (USA)
0
1/2
0.5
Shakhriyar Mamedyarov (AZE)
1
1/21/2
1.5
Dmitry Andreikin (RUS)
1/2
1/2/2
1
Sergey Karjakin (RUS)
1/2
1/2
1
Während die 4. Runde gestern begann, sorgte noch eine Schiedsrichterentscheidung, bzw. nicht erfolgte Schiedsrichterentscheidung aus der 3. Runde für Diskussionsstoff. Im Match zwischen Ian Nepomniachtchi und Hikaru Nakamura kam es nach abwechselnden Siegen in allen Stichkampfrunden zur finalen Entscheidungspartie. Hier benutzte Nakamura nun bei der Ausführung seiner Rochade beide Hände, was nicht regelkonform ist. Der Schiedsrichter sah dies nicht und griff deshalb nicht ein. Nepomniachtchi bemerkte das Foul, spielte aber weiter. Hinterher legte er beim Schiedsgericht Protest ein, doch dieser wurde abgewiesen.
Die Regeln sehen vor, dass ein Spieler, der in einer Blitzpartie einen illegalen Zug ausführt, die Partie verliert. Der Schiedsrichter ist angehalten, in diesem Fall einzuschreiten. Zwar standen während der Partie fünf Schiedsrichter um den Tisch herum, doch der einzig offiziell eingeteilte Schiedsrichter war damit beschäftigt die Partien mitzuschreiben.
Nepomniachtchi reichte Protest ein und musste dafür eine Gebühr von 500 Dollar entrichten. In der Verhandlung mit dem Schiedsgericht wurde dem Spieler mitgeteilt, dass er hätte protestieren müssen, der Schiedsrichter säße nur da, um die Züge zu notieren. "Bedeutet das, falls mein Gegner mir seine Dame ins Gesicht wirft, macht der Schiedsrichter gar nichts und notiert nur auf seinem Zettel: "Dame schlägt in Nepomniachtchis Gesicht", fragte Nepomniachtchi nach, erntete aber nur ein Achselzucken.
Der Vollständigkeit halber hier noch die korrekte Vorgehensweise, wenn der Schiedsrichter die beidhändige Rochade bemerkt hätte:
a) Hätte er ein gleichzeitiges Berühren von Turm und König gesehen (was sehr wahrscheinlich ist - man sehe sich nur das Video auf der verlinkten englischsprachigen Site in Originalgeschwindigkeit an), hätte er Naka ermahnen oder verwarnen können. Die Rochade hätte aber Bestand gehabt.
b) Hätte er klar erkannt, dass der Turm zuerst berührt wurde (was unwahrscheinlich ist, siehe Video), hätte Naka statt der Rochade einen Turmzug machen müssen (was in der Tat großen Einfluss auf die Partie hätte haben können).
Da der der Schiri aber anscheinend nichts bemerkt hatte, hätte Nepo ihn darauf aufmerksam machen können, bevor er eine eigene Figur in Zugabsicht berührte. Da in diesem Fall aber wohl kaum bewiesen hätte werden können, dass Naka zuerst den Turm berührte (es sei denn, man hätte direkt den Videobeweis zuhilfe genommen), wäre es höchstens zu einer Ermahnung gekommen.
hinni 22.09.2015 09:02
Hallo,
ich möchte kurz eingehen auf den in diesem Beitrag angeführten Satz „Die Regeln sehen vor, dass ein Spieler, der in einer Blitzpartie einen illegalen Zug ausführt, die Partie verliert.“
Dieser Satz ist im vorliegenden Streitfall eigentlich völlig irrelevant und führt die meisten Leser wohl nur in die Irre, denn er suggeriert ja, dass Naka die Partie aufgrund dieses Vorfalls womöglich hätte verlieren sollen oder können. Das ist aber keineswegs der Fall. Ich will kurz erläutern, warum:
1. Man kann wohl davon ausgehen, dass es sich um eine Blitzpartie handelte, bei der eigens ein Schiedsrichter anwesend war. Damit gelten eben nicht mehr die speziellen Blitzregeln, sondern gemäß FIDE-Anhang B3 die normalen Turnierregeln.
1a) Und wie bei einem normalen Turnier (bspw. Mannschaftskampf oder Open) auch: Sieht der Schiri die Regelwidrigkeit, wird/sollte er eingreifen, sieht er’s nicht, kann/sollte der Spieler rechtzeitig reklamieren. Das hat Nepo versäumt. (Sehr wohl kann man sich natürlich darüber wundern, dass der anwesende Schiri kein Auge dafür hatte, was auf dem Brett passierte.)
1b) Weil im vorliegenden Fall die Blitzregeln aber gar nicht zur Anwendung kommen (sondern die Turnierregeln), verliert der erste regelwidrige Zug auch nicht.
2. Noch wichtiger aber ist: Bei der von Naka ausgeführten „zweihändigen“ Rochade handelt es sich doch gar nicht um einen regelwidrigen Zug, sondern lediglich um die regelwidrige Ausführung eines (regelkonformen) Zuges!
Fazit: Um einen Partieverlust (wie es der oben angeführte Satz insinuiert) geht es gar nicht, denn erstens gelten nicht die Blitzregeln, und zweitens handelt es sich auch nicht um einen regelwidrigen Zug.
Viele Grüße
Uwe Hinrichs
(FIDE-Schiedsrichter)
PS: Der verlinkte englische Text liefert ja viele weitere Informationen (und insbesondere fehlt dort der irreführende Hinweis auf „regelwidriger Zug im Blitzen verliert“) - aber nicht jeder macht sich die Mühe, auch noch den englischen Text zu lesen …
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