Échecs aux
Dames
ou
Championnat de France féminin des Clubs 2005
Von Eva Maria
Zickelbein
Vom 11. bis 13. Februar fand in Paris die Französische
Frauenmannschaftsmeisterschaft statt. In der höchsten französischen Liga, der
Top16, gibt es seit vielen Jahren ein obligatorisches Frauenbrett, doch seit
zehn Jahren wird zur verstärkten Förderung des Frauenschachs auch eine eigene
Mannschaftsmeisterschaft ausgerichtet.
Jocelyne Wolfangel, die in der Fédération Française des Échecs für Frauenschach
zuständig ist, möchte dieses Turnier nach dem Vorbild der Männerligen aufwerten
und in absehbarer Zeit auch eine 2. Liga einrichten. Vorbild ist hier die
Frauen-Bundesliga, die ja 1991 auch aus einem Wochenend-Vereinsturnier mit
Vierer-Teams hervorgegangen ist und sich inzwischen so fest etabliert hat, dass
es mit 2. Liga, Regionalliga und Landesliga einen richtigen eigenen
Frauen-Spielbetrieb gibt.
Über Sinn und Unsinn eines solchen separaten Spielbetriebes kann man(n) sich
natürlich vortrefflich streiten, aber Fakt ist, dass seit Gründung der
Frauen-Bundesliga mehr Frauen und Mädchen beim Schach geblieben sind und die
Mitgliederzahlen der Frauen in den Schachklubs stetig steigen. Passend dazu die
Grußworte von Philippe Poulain, Präsident des ausrichtenden Klubs Clichy Echecs
92: „Le monde des Echecs Féminins est en pleine mutation.
Les anciennes
images des joueuses dont la féminité se serait perdue au contact des 64 cases
sont désormais révolues. A l’image de notre equipe, elles allient de nos jours
le charme au talent et c’est à Clichy cette année qu’elles nous enchanterons
dans le cadre des 10ème Championnats de France, pour notre plus grand plaisir!”
Diese Sätze sind natürlich nur auf Französisch so richtig
schön – hier aber trotzdem ein Übersetzungsversuch: “Die Welt des Frauenschachs
verändert sich rasant. Die alten Vorstellungen über Spielerinnen, deren
Weiblichkeit sich mit dem Kontakt der 64 Felder auslöscht, wird es nicht mehr
geben. Wie in unserem Team vereinen die Spielerinnen heutzutage Charme und
Talent, und in Clichy werden sie uns in diesem Jahr bei den 10. Französischen
Meisterschaften zu unserem großen Vergnügen entzücken!“
Familie Armas mit Zickelbein: Jules, Rike, Evi, Lara und Lena
Zehn Teams qualifizieren sich regional für die Endrunde, die
an einem Wochenende ausgetragen wird. Mein französischer Klub, L’Échiquier
Naujacais, war mangels Konkurrenz im Raum Auquitaine direkt für die Endrunde
spielberechtigt und ich zögerte keine Sekunde, als mich Rike Wohlers-Armas
fragte, ob ich Lust hätte, im Februar ein nettes Wochenende in Paris zu
verbringen und nebenbei ein bisschen Schach zu spielen. Dass es umgekehrt werden
würde, hätte ich natürlich vorher wissen können, aber das trübt nicht die Freude
eines solchen Erlebnisses! So durfte ich also das Familien-Team aus Naujac
unterstützen, das aus Rike Wohlers-Armas, ihren Töchtern Lara und Lena und ihrem
Mann Jules Armas, der zugleich als Teamchef fungierte, bestand.
David gegen Goliat in Runde 1: Naujac gegen Clichy und...
Offiziell waren wir von zehn Teams an neun gesetzt, doch vor
der ersten Runde stellte sich heraus, dass wir plötzlich auf den sechsten Platz
vorgerückt waren und es somit in der ersten Runde mit der favorisierten
Heimmannschaft aus Clichy zu tun haben würden, die mit Weltmeisterin Antoaneta
Stefanova, WGM Silvia Collas, WIM Marina Martsynovskya und Sophie Bujisho an
allen Brettern mindestens 200 Elopunkte mehr aufzubieten hatten als unser Team
aus Naujac-sur-Mer. Der Wettkampfverlauf war allerdings nicht so eindeutig wie
das klare Endergebnis: Lara und Lena wehrten sich lange gegen ihre starken
Gegnerinnen, Lara stand sogar lange Zeit deutlich besser, und ich verpasste nur
knapp den richtigen Zeitpunkt zu einem gewinnbringenden Opfer am Königsflügel.
...das Endergebnis.
Auch die anderen Favoriten gaben sich in der ersten Runde
noch keine Blöße: Besonders Evry Grand Roque mit GM Pia Cramling und WGM Marie
Sebag und Bischwiller mit WGM Ketino Kachiani-Gersinska und WGM Sopie Milliet
hatten ebenfalls Ambitionen auf den Titel. Bischwiller schlug Bois-Colombes
überzeugend mit 4:0 und Evry Mulhouse Philidor mit 2:1. Da in Frankreich nur die
entschiedenen Partien gezählt werden, fällt das hart erkämpfte Remis der aus dem
Frauen-Bundesliga-Team von Karlsruhe bestens bekannten Anne Muller gegen die
Weltklassespielerin Pia Cramling etwas unter den Tisch.
In der zweiten Runde, die aufgrund der zu absolvierenden
Doppelrunde schon am Samstag um 9 Uhr begann, schlug Evry Bischwiller mit 3:0,
so dass das Team um Ketino Kachiani-Gersinska bei nur vier zu spielenden Runden
praktisch schon aus dem Titelrennen war. Parallel hatte Clichy keine Probleme
mit dem jungen Team aus Vandoevre und die Naujacaises gerieten am 3. Tisch gegen
die Hamburger Partnerstadt Marseille, die mit einem reinen Jugendteam antraten,
mit 1:3 unter die Räder. Nachdem unsere Küken Lena und Lara die Mittagspause zu
einem Schwimmbadbesuch nutzen konnten, während die älteren Semester – Rike und
ich – uns noch am Brett quälen mussten, wurden wir in der dritten Runde zum
zweiten Mal hintereinander hoch gelost (!) und mussten gegen Mulhouse ran.
Mulhouse gegen Naujac I: Anne Muller – Eva Maria
Zickelbein
Mulhouse gegen Naujac II: Rike, Lara und Lena unter „strenger“ Beobachtung des
Familienoberhauptes, IM Jules Armas!
Aus Formgründen wechselten Rike und ich die Bretter ab Runde
3 und nach gelungener Vorbereitung gelang es mir, WIM Anne Muller zu schlagen.
Leider reichte es ansonsten nur zu einem Remis von Rike, so dass wir zum dritten
Mal unter die Räder gerieten – nun mussten wir am Sonntag doch noch gegen den
Abstieg spielen! An den vorderen Tischen landeten die beiden Favoriten Evry und
Clichy Pflichtsiege gegen Marseille und Bois-Colombes, wobei Antoaneta Stevanova
aber mit einer Punkteteilung gegen die starke französische Nachwuchsspielerin
Pauline Guichard ihre weiße Weste verlor.
Nach der dritten Runde gab es in einem Saal der Mairie von
Clichy ein Diner für alle Teams, Gäste und die Organisatoren. Die
stellvertretende Bürgermeisterin, der neue Präsident der Fédération Française
des Échecs Jean-Claude Moingt und die
Beauftragte für Frauenschach Jocelyne Wolfangel begrüßten die Spielerinnen und
eröffneten das Buffet – und dann bestand die Gelegenheit, viele neue
Bekanntschaften zu schließen und interessante Gespräche zu führen:
Jocelyne Wolfangel, Jean-Claude Loubatière und die
Bürgermeisterin begrüßen die Gäste.
Gemeinsames Diner am Samstag Abend.
Für die letzte und entscheidende Runde am Sonntagmorgen hatte
sich das Auslosungsprogramm dann die Paarung aufgespart, die über die
Meisterschaft entscheiden sollte: Die Gastgeberinnen aus Clichy gegen Evry, d.h.
an den Spitzenbrettern die interessanten Paarungen GM Antoaneta Stevanova gegen
GM Pia Cramling und WGM Silvia Collas gegen WGM Marie Sebag.
Hier geht’s um die Französische Meisterschaft: GM Stevanova gegen GM Cramling,
Clichy gegen Evry.
Nachdem sich die
Großmeisterinnen am Spitzenbrett nach circa zwei Stunden friedlich getrennt
hatten und am vierten Brett Sophie Bujisho ihren wichtigsten Punkt in diesem
Turnier gemacht hatte, hing der Titel des Französischen Mannschaftsmeisters an
den Partien von Marie Sebag und Marina Roumegous am dritten Brett. Dann aber
spielten sich wahre Dramen ab: Marie Sebag, schon das gesamte Turnier von einer
sehr starken Erkältung geplagt, lehnte zuerst ein Remisangebot von Silvia Collas
ab, um dann in deutlich besserer Stellung mit Mehrbauern einen weiteren Bauern
zu fressen – allein dies wurde ihr dann leider zum Verhängnis und Silvia Collas
konnte die Partie mit einem sehenswerten, wenn auch nicht ganz wasserdichten
Damenopfer beenden (siehe Stellung). Und auch am dritten Brett war Evry im Pech:
WIM Marina Roumegous musste sich lange mit Figur gegen zwei Bauern verteidigen,
doch als sie gerade die Abwicklung in ein völlig gewonnenes Damenendspiel
geschafft hatte, dabei noch einige taktische Gewinnwege ausgelassen hatte, lief
sie, trotz inzwischen verwandeltem Bauern, also mit einer glatten Dame mehr, ins
Dauerschach.
Ein höchst unglücklicher Wettkampfverlauf für Evry also, doch
um so größer natürlich die Freude bei GM Manuel Apicella und seinem Team -
Herzlichen Glückwunsch auch an dieser Stelle!
Für Naujac endete das Turnier, wie es begonnen hatte, mit
einem 4:0 - diesmal allerdings für uns! Gegen Chalons gelang uns endlich der
erste Sieg und damit das Erreichen des rettenden 8. Platzes – im nächsten Jahr
dürfen wir also wieder mitspielen!
Championnat de France féminin des Clubs
1 Clichy 92 12 4 11 12 1
2 Vandoeuvre 10 4 6 10 4
3 Evry Grand Roque 10 4 4 8 4
4 Bischwiller 8 4 2 8 6
5 Mulhouse Philidor 8 4 2 7 5
6 Marseille Duchamp 8 4 -1 7 8
7 Bois-Colombes 8 4 -3 5 8
8 Naujac-Sur-Mer 6 4 -3 6 9
9 Paris Jeen 6 4 -5 4 9
10 Chalons-En-Champagne 4 4 -13 0 13
Fotos:
Französischer Meister: Clichy Echecs
92…
…auch GM Apicella freut
sich.
Vizemeister Vandoevre…
…und ein
undankbarer 3. Platz für Evry!
Jüngste Teilnehmerin Marie
Rouffignac (6 Jahre)...
...und ihr Partieformular!
Professionelle Unterhaltung bei
unserem Lieblingschinesen in der Mittagspause: Der kleine Mann hat sich die
Tricks aus Zeichentrickserien abgeguckt und genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit
des Publikums!
Paris:
Wieder mal Brett vor’m Kopf gehabt und nichts von Paris
gesehen? Natürlich! Aufgrund des straffen Zeitplans war so gut wie keine Zeit
zum Sightseeing und Auffrischen schöner Erinnerungen an die schönste Stadt der
Welt…
Nach der „Remise des Prix“ allerdings hatte Jules Armas die
Idee, seinen Töchtern doch noch einen Eindruck von der „Capitale“ zu vermitteln
und wir unternahmen eine kleine Stadtrundfahrt im Regen:
Oh Champs Élysées: J’aime
balader sur l’Avenue le coeur ouvert à l’inconnu, il y a tous que vous voulez,
aux Champs Élysées… schmetterten Lena, Lara und ich im Fonds des Armasschen
Mercedes, als wir den Prachtboulevard hinunterfuhren… Wie es sich gehört, hatten
die Mädels den gesamten Text in der Schule auswendig gelernt!
Blick vom Pont de la Concorde
Richtung Ile de la Cité und Notre Dame
Paris kämpft gegen London,
Tokio, New York für die Ausrichtung der Olympischen Spiele, Hamburg ist ja
bekanntlich schon gegen Leipzig ausgeschieden…
Gekonnt das Alte mit dem Neuen
vereint im futuristischen Viertel La Défense: Die majestätische Achse Louvre,
Champs Élysées, Arc de Triomphe wird bis zur Défense und der „Grande Arche“
(deren Namen bei Deutschen und natürlich auch kleinen Französinnen wie Lena und
Lara immer Lacher produziert) verlängert.
Weitere
Fotos:
Das Team aus Bischwiller erreichte den vierten Platz,
Mulhouse wurde Fünfter.
Sechster Platz für das junge Team aus Marseille.
Bois-Colombes wurde Siebter, erhielt aber viel Applaus, weil es das einzige Team
mit weiblichem Teamchef (versteckt sich links hinten) war!
Achter Platz, aber ein Foto mit Monsieur le Président: Naujac!
Paris J.E.E.N auf dem neunten Platz
...und auf dem zehnten Chalons mit der
sechsjährigen Marie:
GM Pia Cramling gegen WGM Keti Kachiani-Gersinska am ersten
Brett und
WGM Marie Sebag gegen WGM Sophie Milliet.
Lena und Lara Armas…hätten wir auch gern bei uns in Hamburg
im Klub!
Lules und Lena Armas mit Mathilde, dreijährige Tochter vom Président.
Mme Wolfangel im Gespräch mit Christine Flear.