Champions Chess Tour Finale: Radjabov neuer Zweiter

von André Schulz
04.10.2021 – Magnus Carlsen steht bereits als Sieger der Champions Chess Tour fest und die Anspannung ist etwas verloren gegangen. Gegen Levon Aronian verlor der Toursieger sein zweites Match in Folge. Teimour Radjabov verdrängte Wesley So vom zweiten Platz der Gesamtwertung. | Fotos und Grafiken: Champions Chess Tour

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Die Champions Chess Tour hat den Turnierkalender in der Corona-Pause bereichert und ist eine schöne Online-Schnellschach-Show der weltbesten Schachspieler. Nach der erfolgreichen Premiere als Magnus Carlsen Chess Tour zwischen Mai und August 2020, als es praktisch überhaupt keine Präsenz-Turniere gab, folgte die Meltwater Champions Chess Tour 2020/21 mit insgesamt zehn Online-Turnieren. Für jedes Turnier gibt es Einzelwertungen mit Turnierpreisen und außerdem eine Gesamtwertung, mit einem zusätzlichen Preis. Derzeit wird das Finale gespielt und endet in Kürze. 

Das Finale folgt allerdings einem etwa ungünstigen Format, da von Anfang an keine Spannung in Bezug auf den Gesamtsieg aufkam. Eingeladen wurden alle bisherigen Turniersieger plus zwei Spieler per "Wildcard". Für ihre bisherigen Erfolge erhielten die Spieler Bonuspunkte und nahmen diese mit in das Turnier. So startete Magnus Carlsen als bester Spieler der bisherigen Serie mit einem stattlichen Punktvorsprung ins Turnier und war unter normalen Umständen auch nicht mehr einzuholen. Spannung? Keine! Sein Gesamtsieg stand schon nach der 7. Runde fest.

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Nun ist bei den Akteuren auch die Anspannung etwas verloren gegangen. In der 8. Runde spielte Magnus Carlsen gegen Levon Aronian und verlor sein zweites Match in Folge. In der 1. Partie machte der Weltmeister Werbung für die Nimzowitsch Verteidigung. Nicht ganz geglückt, da er die Partie verlor. An der Eröffnung lag es aber nicht.  


Aronian,Levon (2782) - Carlsen,Magnus (2855) [B00]

Meltwater Tour Final 2021 chess24.com INT (8.1), 03.10.2021

1.e4 Sc6 [Die Nimzowitsch Vereidigung ist ein äußerst seltener Vogel im Spitzenschach, aber eigentlich gut spielbar.]

2.d4 [Oft wird 2.Sf3 gespielt. Schwarz kann dann mit 2...d6 3.d4 Sf6 4.Sc3 g6 mit Übergang in die Pirc Verteidigung fortsetzen.]

2...d5 3.e5 [3.exd5 Dxd5 4.Sf3 Lg4 5.Le2 0–0–0 ergibt ein Abspiel der Skanidnavischen Verteidigung.]

3...Lf5 4.c3 e6 5.Ld3 Sge7 6.Se2 h5 [Die Alternative ist 6...Dd7 7.0–0 f6]

 

7.Lg5 Dd7 8.h4 Lxd3 9.Dxd3 Sf5 10.Sd2 Le7 11.Lxe7 Scxe7 [Es gab noch einen Vorgänger: 11...Dxe7 12.g3 0–0–0 13.0–0–0= ½–½ (29) Muhari,I (2247)-Martini,B (2314) Hungary 2011]

12.Sf3 0–0–0 13.a4 Sg6 14.g3 f6 [Schwarz öffnet die f-Linie und schwächt den Bauern e5. Sein e6 ist nun aber auch schwach.]

15.b4 Kb8 16.0–0 Thf8 17.Kh2 Df7 [Mit Drohungen auf der f-Linie.]

18.Seg1 Sh6 19.Tae1 Sg4+ 20.Kg2 fxe5 21.dxe5 De8 [21...Df5 22.Dxf5 Txf5 23.Sd4 Txe5 24.Sxe6 ist gut für Weiß.]

 

22.Sh3 [22.Te2!? Tf5 23.Tfe1 gefolgt von Sh3–g5.]

22...Tf5 23.Shg5 [23.Dd4?! Txf3 24.Kxf3 Sh2+ 25.Kg2 Sxf1 26.Kxf1 Dxa4 mit Ausgleich.]

23...S6xe5 24.Sxe5 Sxe5 25.Dd4 Sc6 26.Dd3 [Oder gleich 26.Dxg7!? e5 27.Dh7 Tf6]

26...Tf6 27.b5 Sa5 28.Dh7 e5 29.Dxg7 [Nun doch...]

29...Tf5 30.Dh7

 

30... Tf8? [Der Turm steht hier in einer Gabel (Se6) ungünstig, auch wenn das im Moment nicht droht. 30...Tf6 war besser.]

31.f4 e4 32.f5 De5 33.f6 [33.Se6?! Tg8 bringt Weiß noch nichts ein.]

33...Dxc3 34.f7 [Nun lässt sich Se6 kaum noch verhindern.]

34...Sc4 [34...Db2+ 35.Kh3+–; 34...Td6 35.Dg8 Tdd8 36.Dg6 Td6 37.Se6 Db2+ 38.Kh3 Dh8 39.Tf6+–]

35.Se6 Dd2+ 36.Kh3 Se5 [Schwarz hat noch eine Mattidee, aber es reicht nicht.]

37.Sxf8 Sf3 38.Sd7+ Ka8 [38...Txd7 39.f8D+ und Matt.]

39.Dxh5 [Ermöglicht die Königsfluch über g4.] 39...Sxe1 [39...a6] 40.f8D

1–0

Die nonchalante Nimzowitsch-Verteidigung

Ihr Hauptteil besteht dabei aus einer Pirc-Verteidigung (nach 1.e4 Sc6 2.Sf3 d6 3.d4 Sf6 4.Sc3 g6), in der Schwarz die schärfsten Abspiele vermieden hat, um den geringen Preis etwas verminderter Flexibilität, da sein Springer ja bereits auf c6 steht. Auße

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Skandinavisch - solide und schlagkräftig gegen 1.e4

Die Skandinavische Eröffnung (1.e4 d5) führt den Gegner auf ein weniger vertrautes Terrain als z.B. Sizilianisch, Französisch oder 1.e4 e5-Systeme. Bereits mit dem ersten Zug kämpft Schwarz um die Initiative.

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Nach zwei Remis musste Carlsen in der letzten Partie unbedingt gewinnen:

14.Lxd6 Txd6 15.e5 Td8 16.exf6 gxf6 17.d5? [Funktioniert nicht, da der Ld3 ungünstig steht. Nötig war 17.Sf2 Nach 17...Lxc4 steht Schwarz gut.]

17...Lxc4 18.De4 Txd5 19.Sf4 f5 [19...Td6–+]

20.De3 [Ein anderer Versuch war 20.Lc2 aber nach 20...fxe4 21.Lxa4+ Ke7 22.Sxd5+ exd5 23.Tfe1 f5 hat Schwarz auch mit Minusqualität das bessere Endspiel.]

20...Td7 21.De5 Tf8

 

22.Lxf5 [Carlsen kommt noch einmal mit der Brechstange, wird aber abgewiesen.]

22...Lxf1 23.Lxe6 [Oder zuerst 23.Sxe6 Nach 23...fxe6 24.Lxe6 Kd8 25.Lxd7 Dxd7 (25...Df4!?) 26.Txf1 ist der weiße Angriff verpufft.]

23...fxe6 24.Sxe6 Sc6 25.Dh5+ Tff7 26.Te1 Tde7 [Und Weiß hat sein Pulver verschossen.] 0–1

Teimour Radjabov gewann gegen seinen Landsmann Shakhriyar Mamedyarov und wollte sich über den Sieg nicht recht freuen. Die aserischen Spitzengroßmeister haben schon als Jugendliche zusammen in der Nationalmannschaft gespielt und sind eng befreundet.

Mit dem Sieg verdrängte Radjabov Wesley So vom zweiten Platz, da der US-Großmeister sein Match gegen Jan-Krzysztof Duda erst im Stichkampf gewinnen konnte.

Ansih Giri gewann mit 2,5:1,5 gegen Maxime Vachier-Lagrave. Im Match zwischen Vladislav Artemiev und Hikaru Nakamura konnte der russische Großmeister einen Rückstand in der letzten Partie ausgleichen, verlor aber die erste Partie des Stichkampfes durch Zeitüberschreitung und kam in Partie zwei nicht mehr zurück.

Partien

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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