10.11.2017 – St. Louis gilt als Schachhauptstadt der USA, wenn nicht der Welt. Immer wieder finden dort interessante, gut dotierte Wettbewerbe statt. Gestern begann der Champions Showdown. Vom 9. bis zum 14. November spielen acht Weltklassespieler vier Wettkämpfe im Schnell- und Blitzschach gegeneinander. Mit ungewöhnlichen Regeln.
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Champions Showdown in St. Louis - Tag 1
Die vier Wettkämpfe finden parallel statt und es bleibt dann auch bei diesen Wettkämpfen. Sind sie vorbei, ist auch die Veranstaltung vorbei, vier Spieler haben ihre Wettkämpfe gewonnen, vier haben verloren, aber Halbfinale oder Finale gibt es nicht.
Drei der Wettkämpfe (Hikaru Nakamura vs Veselin Topalov, Wesley So vs Leinier Dominguez und Alexander Grischuk vs Fabiano Caruana) begannen am Freitag, den 9. November, am Samstag treten Magnus Carlsen und Ding Liren gegeneinander an.
Gespielt werden jeweils 30 Partien, mit zunehmend weniger Bedenkzeit. Den Auftakt machten vier Partien Schnellschach, in denen jeder Spieler 30 Minuten für die gesamte Partie hatte. Am Freitag, dem zweiten Tag des Showdowns, folgen sechs Partien mit je 20 Minuten für die gesamte Partie, dann acht Partien mit je 10 Minuten für die Partie und am Ende schließlich 12 Blitzpartien, in denen jeder 5 Minuten für die Partie hat.
In allen Top-Turnieren der letzten Jahre im Blitz- und im Schnellschach gab es einen Zeitzuschlag, das so genannte Inkrement, doch in St. Louis verzichtet man darauf. Wer eine Dame mehr hat, aber nur noch Sekunden auf der Uhr, verliert vielleicht am Ende doch noch. Da die gesamte Veranstaltung live übertragen wird, kann man also dabei zusehen, wie Weltklassespieler hektisch auf die Uhr dreschen, um einfache Gewinnstellungen mit wenigen Sekunden auf der Uhr auch zu gewinnen. Auch die Wertung ist ungewöhnlich. Je länger die Bedenkzeit der jeweiligen Partien, desto mehr zählt die Partie. Zur besseren Übersicht eine Tabelle:
Gut dotiert ist die Veranstaltung auch. Der Gewinner eines Wettkampfs erhält 60.000 Dollar, der Verlierer immerhin noch 40.000 Dollar.
Hikaru Nakamura vs Veselin Topalov
Nakamura gilt als einer der besten Blitz- und Schnellschachspieler der Welt, Topalov fühlt sich eher bei klassischer Bedenkzeit wohl. So ist Nakamura in diesem Match Favorit und nach Tag 1 liegt er auch in Führung. Die erste Partie endete Remis, dann folgten drei Weißsiege, zwei davon gingen an Nakamura. Damit liegt er nach vier Partien mit 12,5-7,5 in Führung.
Veselin Topalov vs Hikaru Nakamura (Foto: Turnierseite)
Fabiano Caruana vs Alexander Grischuk
In diesem Match ist der dreimalige Blitzweltmeister Grischuk Favorit. Doch nach den ersten vier Partien steht es 10-10. Dieser Wettkampf illustrierte allerdings auch die Vor- und Nachteile der Entscheidung, auf das Inkrement zu verzichten:
Weiß zieht und hält Remis
In dieser Stellung spielte Grischuk 81.Dxc5 und überschritt beim Ausführen des Zuges die Bedenkzeit. Caruana hatte nur noch zwei Sekunden auf der Uhr, aber kann nicht mehr Mattsetzen – und so endete die Partie mit Remis. Für die Zuschauer vor Ort und live am Bildschirm mag das ein Spektakel sein, aber rein schachlich wirkt dieser Partieschluss doch albern.
Der letzte Zug in der Partie zwischen Alexander Grischuk (links) und Fabiano Caruana (rechts) (Foto: Turnierseite)
Wesley So vs Leinier Dominguez
In diesem Wettkampf ist Wesley So nomineller Favorit, aber man sollte nicht vergessen, dass Leinier Dominguez ein sehr starker Schnell- und Blitzschachspieler ist. 2008 wurde er sogar Blitzweltmeister – und auch da spielte man ohne Inkrement, mit einer Bedenkzeit von 5+0.
Leinier Dominguez (Foto: Turnierseite)
Auf jeden Fall war dieser Wettkampf ein theoretisches Duell: in allen vier Partien stand die Berliner Verteidigung auf dem Brett. Die ersten drei Partien endeten remis, in der vierten stellte So eine Figur ein und verlor. Damit liegt Dominguez nach Tag 1 mit 12,5-7,5 in Führung.
Wesley So (Foto: Turnierseite)
Champions Showdown in St. Louis, Tag 1 - Partien
Champions Showdown in St. Louis, Tag 1 - Video
Am Freitag, den 10. November, 20 Uhr deutscher Zeit, geht es weiter. ChessBase zeigt das Spektakel live auf der Webseite.
Johannes FischerJohannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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