Aber entschieden ist noch nichts, denn an den Tagen 2 und 3 zählt ein Sieg mehr als an Tag 1.
Runde 1
Nakamura 1-1 Caruana
Im amerikanischen Duell zwischen Nakamura und Caruana gewannen beide ihre Partien mit Weiß. In der ersten Begegnung zeigte Caruana, warum ein „guter Läufer“ gut ist, in der zweiten Partie zeigte Nakamura, der mit Schwarz früher gerne Königsindisch spielte, dass er die Eröffnung auch mit Weiß beherrscht.
Carlsen 1½-½ Gukesh
Für Aufregung sorgte die erste Partie zwischen Gukesh und Carlsen. Nach der Eröffnung hatte Carlsen eine aussichtsreiche Stellung, aber dann vergab er seinen Vorteil allmählich und geriet in Verlustgefahr. Doch in gefährdeter Stellung zeigte Carlsen Einfallsreichtum.
Mit seinem letzten Zug 31...Lc5! hatte Carlsen Gukesh vor unerwartete Probleme gestellt.
Der Läufer kann nicht genommen werden: Die weiße Dame muss f1 decken, und nach 32.Lxc5? gewinnt 32...Se5. Gukesh spielte 32.Dd3, aber übersah nach ...Lxd4 33.cxd4 Ta1 einen taktischen Konter Carlsens. Er spielte 34.Td1?
Nach 34.De2 De6 35.Ta2 Dxe2 36.Txe2 Txa6 hat Schwarz einen Bauern mehr, aber Weiß sollte das Endspiel halten können. Aber nach dem Partiezug 34.Td1? kann Schwarz mit 34...Sh4! sofort gewinnen, denn 35.gxh4 scheitert an 35...Dg4+ und Schwarz gewinnt den Turm auf d1.
Aber auch Carlsen war taktisch nicht auf der Höhe und spielte statt 34...Sh4! 34...Sf4?, wonach Weiß sich ins Remis retten kann. Aber Gukesh, der vermutlich von dem plötzlichen schwarzen Gegenspiel nach 31...Lc5 überrascht war, verlor hier den Mut und gab die Partie auf!
Hätte er an die Ressourcen der weißen Stellung geglaubt, hätte er das Damenopfer 35.Se3! vermutlich gesehen - nach 35...Sxd3 36.Txa1 (Diagramm) ist der weiße Freibauer auf der a-Linie stark genug, um das Remis zu retten.
Zum Turnierstart litten Gukesh und Carlsen beide an Schachblindheit | Foto: Lennart Ootes
Die zweite Partie zwischen Carlsen und Gukesh verlief auch taktisch, aber endete weniger dramatisch mit Remis.
Runde 2
Carlsen 1½-½ Caruana
Glück hatte Carlsen auch gegen Caruana. Die erste Partie verlief lange ausgeglichen, aber dann verlor Carlsen die Übersicht und landete in einem Endspiel mit Minusbauern, das schwer zu halten und objektiv wohl verloren war. Aber einmal mehr zeigte Carlsen seine Qualitäten als Verteidiger und rettete sich ins Remis.
Die zweite Partie verlief noch aufregender. Beide Seiten verpassten mehrfach Gewinnmöglichkeiten, aber am Ende war es Carlsen, der seine Chance nutzte.
Mit 46...Da1! übernahm Schwarz die Initiative und kam nach 47.Sg5+ Kg6 48.Sxe4 Dh1+ 49.Kg3 Dxh4+ 50.Kxh4 Sxe4 zu einem Springerendspiel mit Mehrbauern, das er nach einer Ungenauigkeit von Caruana gewinnen konnte.
Gukesh 1½-½ Nakamura
Gukesh zeigte sich von seiner Niederlage gegen Carlsen im Auftaktmatch gut erholt und kam gegen Nakamura zu einem verdienten 1½-½ Sieg. In der ersten Partie überspielte er Nakamura mit Schwarz in der Ragozin-Variante des Damengambits, die zweite endete mit Remis.
Hikaru Nakamura | Foto: Lennart Ootes
Runde 3
Nakamura 1½-½ Carlsen
Trotz der Wettkampfsiege gegen Gukesh und Caruana war Carlsen, wie er im Interview zugab, unzufrieden mit seinem Spiel. Tatsächlich verließ ihn das Glück, das er noch gegen Gukesh und Caruana gehabt hatte, bei seinem Wettkampf gegen Nakamura. Er verlor die erste Partie mit Weiß in nur 34 Zügen.
In der zweiten Partie steuerten dann beide ohne großen Enthusiasmus eine bekannte Remisvariante der Berliner Verteidigung an (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.O-O Sxe4 5.d4 Sd6 6.dxe5 Sxb5 7.a4 Sbd4 8.Sxd4 d5 9.exd6 Sxd4 10.Dxd4 Dxd6 11.De4+ De6 12.Dd4 Dd6 13.De4+ De6 14.Dd4 Dd6 15.De4+ 1/2-1/2) und trennten sich nach 15 Zügen Remis.
Gukesh 2-0 Caruana
Gukesh hingegen zeigte weiter aufsteigende Form und kam zu einem 2-0 Sieg gegen Caruana. In der zweiten Partie gelang ihm ein hübscher Angriffssieg.
In this Fritztrainer: "Attack like a Super GM" with Gukesh we touch upon all aspects of his play, with special emphasis on how you can become a better attacking player.
Gukesh mit Fan | Foto: Lennart Ootes
Partien
Saint Louis Chess Club
