ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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"Kaukasischer Vetter so scharf wie Inder“
Anand und Aronjan bei den Chess Classic favorisiert / "Marienhof“-Darstellerin
Fuchs und finnische Rockmusiker von HIM in Mainz
Von Hartmut Metz
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Levon Aronjan fiebert den Chess Classic Mainz (CCM) vom 15. bis 20. August entgegen. Der Weltranglistendritte will zwar Peter Swidler den Titel als Chess960-Weltmeister abknüpfen – ein Auge wird der armenische Olympiade-Sieger aber von Donnerstag bis Sonntag (täglich 18.30 und 20 Uhr) häufig auf die andere Seite der Bühne in der Rheingoldhalle werfen: Dort fordert Teimour Radjabow den unangefochtenen Schnellschach-König Viswanathan Anand heraus. „Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Mein kaukasischer Vetter spielt so scharf wie der Inder! Das verspricht heiße Partien“, befindet Aronjan.
Radjabow hat keine Angst vor großen Namen. Entsprechend kündigt der 19-jährige Weltranglistenelfte kampfeslüstern an: „Anand ist im Schnellschach der Beste und ein großer Spieler Ich gebe aber alles und kümmere mich nicht um die Meriten meines Gegners. Ich will Anand schlagen!“ Der neunfache Rekordsieger bei den Chess Classic gibt sich dagegen gewohnt zurückhaltend. „Ich rechne mit einem schweren Match. Radjabow, der zur neuen Generation der Bullet-Spieler im Internet zählt, ist eine gute Herausforderung“, äußert der „Tiger von Madras“ mit Blick auf den „Veteran unter den kommenden Topstars“, Radjabow, und die noch drei, vier Jahre jüngeren Sergej Karjakin und Magnus Carlsen. Der Weltranglistenzweite zeigt auch keine Furcht vor Gattin Aruna – und dass diese ihm Vorwürfe macht, sollte er mit dem siebten Erfolg in Mainz in Folge ein weiteres Siegerjackett mit nach Hause bringen. Der bei Madrid lebende Inder hat mit einem genügend großen Kleiderschrank klug vorgesorgt und berichtet mit einem Schmunzeln: „Damit’s keine Probleme gibt, bringe ich die Jacketts in die Reinigung.“
Präzisere Prognosen bezüglich der GrenkeLeasing-Schnellschach-WM wagen die anderen Hauptdarsteller der CCM. „Radjabow wird Anand einen harten Kampf liefern. Aber wie üblich ist Vishy favorisiert“, meint Chess960-Weltmeister Peter Swidler. Dies sieht seine Landsmännin Alexandra Kosteniuk ähnlich. Die konkreten Tipps reichen von einem 4,5:3,5 bis zu einem 5,5:2,5 für den achtfachen Rekordsieger, der zuletzt 1999 bei den Chess Classic Garri Kasparow den Vortritt lassen musste. Auf ein 4,5:3,5 für Anand setzt die beste deutsche Schachspielerin, Elisabeth Pähtz, ebenso wie Eckhard Freise.
Der erste
Hauptgewinner beim Jauch-Quiz „Wer wird Millionär?“ schöpft als
Geschichtsprofessor aus seinem Wissensfundus und prophezeit: „Der wilde Teimour
aus Aserbaidschan wird sich aufführen wie sein Namenspatron Tamerlan (Timur
Lenk) im 14. Jahrhundert, soll heißen: Es gibt ein grausames Schlachten!“
Eher eine klare Sache erwarten Wolfgang Grenke und Günter Drebes. Der
Vorstandsvorsitzende des CCM-Hauptsponsors GrenkeLeasing AG entdeckte zwar eine
„kleine Formschwäche“ in Korsika bei Anand, der auf der Insel zum ersten Mal
seit vielen Jahren ein Schnellschach-Finale gegen den Schweizer Vadim Milov
verlor. Als dennoch „weiterhin stärksten Schnellschachspieler“ traut Grenke dem
Spitzenmann seines Bundesliga-Teams OSC Baden-Baden ein 5:3 zu. Gar eine
2,5:5,5-Niederlage von Radjabow erwartet Drebes, der beim CCM-Organisationsteam
Chess Tigers Vertriebsvorstand ist.
Enger geht es nach
Meinung der Experten bei der Clerical Medical Chess960-WM zu. Unter dem neuen
Patronat des britischen Versicherers prallen die Nummer drei und Nummer fünf der
Welt aufeinander – statistisch gesehen ist damit dieses Duell noch höherwertiger
als der Hauptkampf. Obwohl Swidler vor zwei Jahren seinem erneuten Widersacher
das Nachsehen gegeben hatte, setzen fast alle auf den Herausforderer. „Es wird
diesmal noch härter als beim ersten Mal 2004. Ich fühle, dass sich Aronjan lange
Zeit in der absoluten Weltspitze halten wird. Aber ich spüre auch noch einige
gute Jahre in mir. Ich habe deshalb Hoffnungen, aber keine Erwartungen“, sagt
der 30-jährige St. Petersburger und rechnet mit einem „engen Ausgang“.
Damit befindet sich Swidler auf einer Linie mit den anderen Assen. „Ich drücke
natürlich meinem russischen Landsmann die Daumen – aber ich fürchte, am Schluss
wird Aronjan die Oberhand behalten. Er ist ein ungewöhnlich begabter Spieler“,
urteilt die Weltranglistendritte Kosteniuk.
Knapp mit 4,5:3,5 vorn sehen auch Pähtz und Drebes den Armenier. Freise traut Swidler immerhin ein 4:4 zu. „Beide sind ja sehr scharfsinnige und unkonventionell denkende Cracks - das verspricht ein Freudenfest für Querdenker. Im Tiebreak sehe ich jedoch physische Vorteile für Levon, weil Peter überspielt wirkt“, meint der starke Amateur, der Aronjan im Chess960-Simultan (16. August, 15.30 Uhr) aufs Zahnfleisch fühlen will. Schachsponsor Grenke hofft auch bei der Clerical Medical Chess960-WM auf seinen Vereinskameraden beim deutschen Meister OSC Baden-Baden: „Ich drücke ihm die Daumen, dass er wie bei uns in der Bundesliga auftrumpft. Ich halte allerdings doch Aronjan, der ihn in der Weltrangliste von Platz drei verdrängte, für etwas stärker. Ich hoffe auf ein 4:4 und dem besseren Ende für Swidler in der Verlängerung.“ Aronjan stellt den Vergleich mit seinem typischen Humor unter das Motto „Die Freundschaft gewinnt, wie wir früher in der Sowjetunion sagten. Wir sind beide gleich gut (oder schlecht)“. Der Vorjahressieger des FiNet Chess960 Open verspricht zumindest „deutlich höheres Niveau als vor zwei Jahren“. Daran hegt auch Swidler kaum Zweifel, schätzten es doch beide Akteure im Vergleich zum normalen Schach, „nicht von Eröffnungstheorie gehemmt zu werden“.
Erstmals sind den
beiden Hauptkämpfen drei Clerical Medical Chess960-Weltmeisterschaften der
Damen, der Senioren und der U20 (15. und 16. August, jeweils um 15, 16.15, 17:30
und 18.45 Uhr) vorgeschaltet. Große Aufmerksamkeit dürften wieder Kosteniuk und
Pähtz erfahren. Ihr „Duell der Grazien“ in Mainz hatte 2002 für immenses
Aufsehen gesorgt. Einen Nebenkriegsschauplatz beim Friseur wie vor vier Jahren
kann die Erfurterin diesmal nicht eröffnen. „Schön wär’s, wenn das noch ginge –
ich glaube, ich habe mittlerweile die kürzesten Haare der Schachwelt“, jammert
die Bundeswehr-Sportsoldatin. Außer auf dem Laufsteg wird es gegen die schöne
Russin, die schon in Filmen mitspielte, ebenso auf den 64 Feldern schwierig.
„Kosteniuk ist psychisch stärker – und es ändert daran nichts, ob wir im
Chess960 vorher die Figurenaufstellung auslosen“, bemerkt die ehemalige U18- und
U20-Weltmeisterin, die sich einen Zugewinn von 20 Elo Punkten und damit den
Sprung in die Top Ten zutraut. Momentan findet sich „Miss Eli“ auf Rang 22 bei
den Damen. Durch Platz zwei beim Frauenturnier in Dresden hinter Susan Polgar
fühlt sich Pähtz zusätzlich „motiviert gegen die klare Favoritin. Vor vier
Jahren hat mich Kosteniuk mit Mühe geschlagen, diesmal sollte ich dran sein“,
äußert die 21-Jährige mit einem Grinsen.
Die im Mai im „Penthouse“-Magazin ihrer Heimat interviewte Russin erkennt an, dass beide Rivalinnen seit 2002 deutliche Fortschritte in ihrem Spiel verzeichneten. Aus talentierten Küken sind arrivierte Großmeisterinnen geworden. Kosteniuk macht sich weniger Gedanken über das Endergebnis, sondern kündigt ein „extrem aufregendes Match“ an und preist Chess960. „Chess960 ist eine wundervolle Erfindung, die das schachliche Können ohne Eröffnungstheorie maximal fordert. Meine Chess960-Partien aus dem FiNet Open des Vorjahres sind mir wegen der ungewöhnlichen Startaufstellungen noch besser als andere Partien in Erinnerung“, gerät die attraktive Weltranglistendritte ins Schwärmen und vergleicht, „ich liebe Chess960! Es ist wie das richtige Leben. Man weiß nicht, wo man beginnt, aber man muss sein Bestes geben, um Erfolg zu haben!“ Den traut ihr Freise bei der Chess960-WM der Damen mit einem 4,5:3,5-Sieg zu. „Muss man den Damen vorher die Krallen stutzen? Es reicht vermutlich schon, dass irgendwo in der Halle ein Playboy-Foto der koketten Alexandra hängt - dann wird die Heilige Jung-Elisabeth ganz unheilig zur Furie und stürzt sich einmal zu oft ins eigene Messer“, scherzt der Jauch-Millionär. „Auf einen Effekt wie bei den deutschen Fußballern und dass sich das WM-Fieber überträgt“, hofft Drebes, wenn er ein 4,5:3,5 für Pähtz ankündigt.
Der Chess-Tigers-Vertriebsvorstand setzt auch auf die deutschen Karten bei den Senioren und der U20: „Vlastimil Hort schlägt Lajos Portisch ebenfalls 4,5:3,5, gleiches gilt für Arkadij Naiditsch gegen Pentala Harikrishna.“
Obwohl der Inder als Nummer 25 der Welt 21 Plätze vor Naiditsch rangiert, traut Freise „dem aufstrebenden Arkadij ein 5:3 zu. Ihm müssten Chess960-Partien eigentlich liegen, bei seinem Sinn für versteckte Möglichkeiten in der Stellung“. Bei seinen „Lieblings-Senioren, die früher kompromisslose Angriffsspieler waren und heute feinsinnige Strategen mit sehr viel Gefühl für ausgefallene Stellungen sind“, glaubt der CCM-Dauergast an ein 4:4 mit nachfolgendem Tiebreak-Erfolg von Hort.
Sind Open-Turniere bei den meisten Events Beiwerk, gelten in Mainz diese ebenso als Highlights. Das hängt unter anderem mit der schieren Masse zusammen. In den Vorjahren pilgerten insgesamt mehr als 500 Spieler zum FiNet Chess960 Open (17./18. August, Anmeldeschluss donnerstags um 11.45 Uhr) und Ordix Open (19./20. August, Anmeldeschluss samstags um 11.45 Uhr). Voranmeldungen deuten darauf hin, dass diese Zahl noch einmal übertroffen wird. „Wir sind für mehr als 600 Teilnehmer gewappnet“, erklärt Organisator Hans-Walter Schmitt. Mit 457 Voranmeldungen liegt die Zahl der Teilnehmer eine Woche vor dem ersten Zug im Ordix Open um rund ein Drittel höher als im Vorjahr! Im FiNet Chess960 Open sind trotz der Wochentagsspielzeiten auch bereits mehr als 200 Akteure dabei. Beide Wettbewerbe zusammen sind mit 40.000 Euro dotiert. 7.500 Euro erhält der Sieger, sollte er in beiden Wettbewerben Platz eins belegen. Das ist jedoch kaum zu schaffen.
Selbst Aronjan und Radjabow freuten sich 2005, dass sie überhaupt in einem
Mainzer Open ganz vorne lagen und sich für höhere Aufgaben empfahlen. Von den
Top 15 sind knapp die Hälfte in der Rheingoldhalle vertreten! Aus diesem Kreis
mischen drei im Ordix- und FINet-Turnier mit: Alexander Morosewitsch (Russland),
der Shootingstar des Jahres, Schachrijar Mamedjarow (Aserbaidschan), sowie der
„Hexer von Riga“, Alexej Schirow (Spanien). Zum Favoritenkreis zählen außerdem
die ehemaligen Top-Ten-Asse Etienne Bacrot (Frankreich) und Alexander Grischuk
(Russland). Die U20-Duellanten Naiditsch und Harikrishna rechnen sich ebenso
etwas aus an den letzten vier Chess-Classic-Tagen wie der russische Dauerbrenner
Jewgeni Barejew, der Ukrainer Andrej Wolokitin oder der bei der Schach-Olympiade
herausragende Gabriel Sargissian, der maßgeblich mit Aronjan für armenisches
Gold sorgte. Nicht zu vergessen Ex-Weltmeister Rustam Kasimdschanow, der in
Deutschland lebende Sportstar aus Usbekistan. Der Durchschnitt der stärksten
zehn Großmeister in beiden Open liegt mit 2697 Elo nur leicht unter der
magischen Grenze von 2700! Die ersten 50 verpassen im Mittel nur hauchdünn die
2600 Elo. Bis Anfang August hatten schon 62 Großmeister und 14 Großmeisterinnen
gemeldet. Mindestens 156 internationale Titelträger des Schach-Weltverbandes
FIDE werden in Mainz an den Start gehen!
Wer im FiNet Open seine Partien vorzeitig beendet hat, kann am 17. und 18. August (jeweils ab 10 Uhr) neun Runden beim Kampf um die Livingston Chess960-Computer-WM beobachten. Im Vorjahr setzte sich überraschend „Spike“ der Lokalmatadoren Volker Böhm und Ralf Schäfer durch. Die Amateur-Programmierer aus Mainz und Wiesbaden erhalten einen Tag zuvor (16. August, 10.30 Uhr) Gelegenheit, Chess960-Weltmeister Swidler zu fordern. Zeitgleich trifft Rekord-Computer-Weltmeister „Shredder“ des Düsseldorfers Stefan Meyer-Kahlen auf Radjabow.
Zu den Mitfavoriten in der Livingston Chess960-Computer-WM dürfte außer „Shredder“ und „Spike“ ein weiteres deutsches Programm, „Jonny“ von Johannes Zwanzger, zählen.
Annaconda Team: Frank Schneider und Kai Skibbe
Teilnehmerliste Chess960-Computer-WM...
Pressemitteilung Livingston...
Interview mit Frank Schneider und Kai Skibbe...
Genug der Höhepunkte bei den Chess Classic Mainz 2006? Noch nicht ganz. Die zwei Simultans dürfen nicht vergessen werden. Am 15. August (15.30 Uhr) tritt zum ersten Mal seit 2001 wieder Anand an. Der traditionsreiche Rundlauf geht wie stets entlang von 40 Brettern. Fans können entweder bei den Chesstigers (www.chesstigers.de/vorstand.php) einen Platz erwerben oder eines von 15 Brettern bei Ebay ersteigern. Sieben der 20 Plätze werden per Online-Versteigerung für eine Chess960-Partie gegen Aronjan vergeben. Stars befinden sich bei den Simultans auf beiden Seiten des Bretts: Im Simultan mit Anand misst sich die begeisterte Hobbyspielerin Caroline „Vaile“ Fuchs.
Die Sängerin, die einer der Stars der Serie „Marienhof“ ist, wird beim Champions
Dinner zwei Lieder anstimmen. Gesellschaft erhält sie im Anand-Simultan wie beim
abendlichen Empfang für Sponsoren und Spieler von den berühmtesten Finn-Rockern,
noch vor „Lordi“: HIM. Die Skandinavier vertreiben sich auf ihren Touren rund um
den Globus gerne die Zeit mit dem königlichen Spiel. Bandleader Janne „Burton“
Puurtinen freut sich ebenso wie Bassist Mikko „Mige“ Paananen auf ein Treffen
mit Anand. Und weil die Rock-Weltstars nicht nur richtig heiß auf deutschen
„Jägermeister“ sind, sondern noch mehr auf Schach, wollen sie nach dem Simultan
am 15. August gegen Anand tags darauf auch noch Aronjan im Chess960
herausfordern! Das estnische Topmodel Carmen Kass wird ebenso wieder Mainz seine
Aufwartung machen. Zu den Ehrengästen zählt überdies Bessel Kok. Den bei der
FIDE-Präsidentschaftswahl gescheiterten Geschäftsmann will CCM-Organisator
Schmitt für die zunehmend populärer werdende Chess960-Gemeinde gewinnen.
Detaillierte
Informationen und neue Nachrichten zu den Chess Classic Mainz finden sich
regelmäßig auf
www.chesstigers.de
Top 20 der Setzliste
1 GM 77 Alexander
Morozevich SG 1868 Aljech. Solingen 2731
2 GM 85 Saxriyar Mamedyarov Azerbaijan 2722
3 GM 72 Alexei Shirov Ooser SC von 1930 Baden-Baden 2716
4 GM 83 Alexander Grischuk Russland 2709
5 GM 76 Zoltan Almasi SC Kreuzberg 2707
6 GM 66 Evgeni Bareev Rußland 2683
7 GM 86 Pentala Harikrishna Ooser SC von 1930 Baden-Baden 2682
8 GM 86 J Andrei Volokitin SC Katernberg 2677
9 GM 83 Etienne Bacrot Ooser SC von 1930 Baden-Baden 2672
10 GM 69 Rustam Kasimdzhanov SG 1868 Aljech. Solingen 2672
11 GM 83 Gabriel Sargissian SV Wattenscheid 1930 2667
12 GM 86 J Arkadij Naiditsch TSV Bindlach Aktionär-Schachabteilung 2664
13 GM 72 Alexei Aleksandrov SV Plettenberg 1920 2628
14 GM 78 Giovanni Vescovi Brasilien 2618
15 GM 77 Zoltan Gyimesi SC Eppingen 2616
16 GM 87 Csaba Balogh Ungarn 2609
17 GM 79 Rafael Leitao Brasilien 2598
18 GM 51 Rafael Agred Vaganjan SG Porz 2598
19 GM 71 Pavel Tregubov SV Mühlheim Nord 1931 2594
20 GM 88 J David Baramidze SG 1868 Aljechin Solingen 2591
...
über 450 Teilnehmer
Vaile will finnische Rocker ausstechen
"Marienhof“-Sängerin möchte im Schach-Simultan in Mainz länger als die
Weltstars von HIM durchhalten
Von Hartmut Metz
„Ich habe schon Schiss vor dem 16. August“, gesteht Musikerin
Vaile. Trotzdem freut sich die Schauspielerin, die in der ARD-Serie „Marienhof“
seit Januar die Sängerin „Jessy Wieland“ darstellt, auf die Chess Classic Mainz.
Der Mittwoch hält schließlich gleich zwei Höhepunkte für die 26-Jährige bereit:
Zunächst nimmt die begeisterte Hobbyschachspielerin am Simultan von Lewon
Aronjan teil. Der Weltranglistendritte aus Armenien misst sich ab 15.30 Uhr an
20 Brettern mit Amateuren. Im Chess960 wird die Stellung der Figuren auf der
Grundreihe unter 960 Möglichkeiten ausgelost. Weil Vaile aber erst vor zwei
Jahren das königliche Spiel erlernte, hilft Organisator Hans-Walter Schmitt
gewohnt trickreich dem Ganzen etwas nach: Aronjan und die hübsche Sängerin mit
bürgerlichem Namen Karoline Fuchs beginnen von Position 518 – diese entspricht
der seit Jahrhunderten bekannten Startaufstellung.
Im Urlaub 2004 brachte ein Freund Vaile Schach bei. „Nach drei, vier Spielen
habe ich ihn dann schon in Grund und Boden gespielt“, berichtet die „Marienhof“-Mimin,
die in dem Dauerbrenner (seit 1992 rund 3.000 Folgen) auch ein Stück ihres
eigenen Lebens als Sängerin einbringt. Die Schauspielerin wagte sich nach den
ersten Versuchen auch unter Könner. „Die haben sich köstlich amüsiert. Der
Vereinsmeister bot dann an, eine Partie Blindschach gegen mich zu spielen. Davor
habe ich enormen Respekt, ohne Ansicht des Brettes zu spielen!“ Vaile nahm dann
doch lieber Reißaus und freut sich nun immer, „wenn ich in einem Café ein
Schachspiel entdecke. Es ist im Übrigen das einzige Brettspiel, das ich mag“. In
der Mainzer Rheingoldhalle hofft die Sängerin auf Unterstützung: „Mir dürfen
gerne alle über die Schulter schauen und Tipps geben, damit ich wenigstens ein
paar Züge durchhalte!“
Nach dem Simultan zählt die 26-Jährige zu den Höhepunkten des Champion-Dinners,
das traditionell einen Tag vor den Weltmeisterschaften im Schnellschach zwischen
Titelverteidiger Viswanathan Anand (Indien) und Teimour Radjabow (Aserbaidschan)
sowie im Chess960 zwischen Peter Swidler (Russland) und Aronjan stattfindet. Die
Gäste möchte Vaile mit einem „kleinen unplugged Gig“ unterhalten. Ob die
26-Jährige Stücke aus ihrem zweiten Album „Red Rain“ (Transmusic/Sony BMG) oder
den Song aus dem „Tatort“ am 15. Oktober, in dem sie auch mitspielt,
präsentiert, weiß die Sängerin noch nicht. „Das entscheide ich spontan und hängt
vom Publikum ab“, erklärt die gebürtige Hamburgerin, „ ich setze mich einfach
ans Klavier und spiele etwas Passendes zur Stimmung.“
Danach hofft sie auf eine ganz besondere Einlage: „Vielleicht ergibt sich eine
Session mit den Jungs von HIM!“ Die Mitglieder der weltberühmten finnischen
Rockformation sind Schach-Fanatiker. Keyboarder Burton und Bassist Mige nehmen
daher sowohl am Simultan gegen den Weltranglistenzweiten Anand (Dienstag, 15.30
Uhr) als auch gegen Aronjan teil. „Ich finde es lustig, dass so viele Rock-Leute
bei solch einem gediegenen Sport wie Schach dabei sind“, sagt Vaile und kichert.
„Die Chance, dass mich die beiden kennen, geht gegen null – aber ich kenne viel
von denen. Zwei Alben höre ich rauf und runter“, führt die Rock-Lady aus und
outet sich als HIM-Fan. Zumindest in einem Punkt möchte Vaile aber ihre Idole
ausstechen: „Hoffentlich spielen die schlechter als ich!“, äußert sie und lacht
vergnügt, um danach eifrig zu ergänzen, „ich setze mich gleich ans Brett und
übe.“
www.vaile.de
www.marienhof.de
www.chesstigers.de