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Im letzten Dezember deutete Magnus Carlsen noch während des Weltmeisterschaftskampfes gegen Ian Nepomniachtchi an, dass dies vielleicht sein letzter WM-Kampf sein könnte und begründete das unter anderem damit, dass er seinen Titel nun schon dreimal gegen Spieler seiner Generation verteidigt hätte und hier keine echte Herausforderung mehr sehe. Gegen einen jüngeren Spieler - vielleicht.
Ding Liren ist ein jüngerer Spieler, aber nicht so viel jünger als Magnus Carlsen, dass man ihn zur nachfolgenden Generation zählen könnte. Der Chinese war durch die weltweite Corona-Pandemie ganz besonders benachteiligt. Er war einer der Favoriten beim Kandidatenturnier 2020-21, konnte aber nur unter ungünstigen Umständen teilnehmen und schnitt unter seinen Möglichkeiten ab. Für den Grand Prix in Berlin und Belgrad 2022 war Ding qualifiziert, konnte aber nicht teilnehmen, weil er von den chinesischen Behörden die Ausreisegenehmigung zu spät erhielt. Da die FIDE Ethik Kommission jedoch Sergey Karjakin wegen seiner aggressiven Äußerungen im Zusammenhang mit dem Angriff von Russland auf die Ukraine sperrte, rückte Ding aufgrund seiner Elozahl nach und könnte vielleicht ja das Kandidatenturnier gewinnen. Würde Magnus Carlsen gegen einen Herausforderer Ding Liren spielen? Reizvoll wäre dieser WM-Kampf auf jeden Fall.
Im Halbfinale des Chessable Masters kam es nun schon einmal zu diesem Vergleich: Der aktuelle Weltranglistenerste gegen den aktuellen Weltranglistenzweiten, hier allerdings "nur" im Online-Schnellschach. Eine von Dings großen Stärken besteht darin, dass er nur sehr schwer zu schlagen ist. Vor vier Jahren legte der Chinese eine Serie von 100 Partien ohne Niederlage hin.
Im Halbfinalmatch musste Magnus Carlsen die Erfahrung machen, wie schwer der der chinesische Spitzenspieler zu besiegen ist. In den ersten drei Partien des Matches gelang das dem Weltmeister nicht.
In der ersten Partie des Minimatches hatte Carlsen mit Weiß spielend kurze Zeit einen Mehrbauern im Endspiel. Der verschwand aber bald wieder. In der zweiten Partie hatte Ding etwas Vorteil, aber ohne Auswirkungen auf das Ergebnis. In der dritten Partie war Carlsens Vorteil zwischenzeitlich deutlich, doch zum Gewinn reichte es auch nicht.
In der vierten und letzten regulären Partie geriet Carlsen schließlich mit den schwarzen Steinen in eine sehr beengte Stellung und befand sich fast die ganze Partie in der Defensive:
Im zweiten Halbfinalmatch kämpfte das frühere "Wunderkind" Anish Giri gegen das "Wunderkind" Praggnanandhaa. Nachdem es eine Zeitlang so aussah, als ob die steile Aufstiegskurve des nun 16-Jährigen etwas abgeflacht wäre, kann man dem jungen Inder nun online bei seiner Reifeprüfung zusehen. Bei den Online-Turnieren der Chess Champions Serie hält Praggnanandhaa nicht nur locker mit, sondern spielt sogar im oberen Leistungsbereich. Anish Giri präsentierte sich beim Chessable Masters bislang in ausgezeichneter Form. Die Vorrunde hatte der geistreiche Niederländer gewonnen. Und bei Beginn des Viertelfinales war Giri noch ohne Niederlage. Das sollte sich nun ändern.
Nach einem Remis in Partie eins rannte Giri seinem jungen Gegner in eine tiefe häusliche Vorbereitung.
Die dritte Partie endete nach buntem Verlauf Remis. In der vierten Partie glich Giri aus. Dann verlor der Niederländer aber die erste Stichkampfpartie und konnte diesen Rückstand nicht mehr ausgleichen.
Nach dem Match enthüllte Praggnanandhaa, dass er am nächsten Morgen Prüfungen für sein Schulexamen machen musste. "Um 8.45 muss ich an der Schule sein. Hier ist es jetzt schon 2 Uhr nachts." Viel Erfolg!
Ergebnisse
Im Finale stehen sich nun also Ding Liren und Praggnanandhaa gegenüber.
Übersicht
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Partien der K.o.-Runden
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