ChessBase 17: Rezension von Walter Eigenmann auf Glarean

von ChessBase
08.12.2022 – Mit seinem neuen Datenbank-Format ist ChessBase 17 handlicher und effektiver. Das ermöglicht viele neue Funktionen, die das Arbeiten mit dem Programm einfacher machen und einen analytischeren Blick auf die Partien erlauben. Wer spielt zum Beispiele die meisten schönen Partien? Walter Eigenmann hat sich das Programm angesehen und auch das schnell herausgefunden.

ChessBase 17 - Megapaket ChessBase 17 - Megapaket

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan.

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Rezension von Walter Eigenmann zum neuen ChessBase 17, erschienen auf seinem Kreativ-Portal (Literatur, Musik, Schach) Glarean-Magazin

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung

Größer, schneller, bunter, besser

Die Schach-Palette der Hamburger Software-Firma Chessbase umfasst mittlerweile hunderte von DVD-Editionen. Ihre beiden gewichtigsten Kaliber sind allerdings schon seit Jahren das Engine-Interface „Fritz“ und die Profi-Datenbank „Chessbase“, die beide im zweijährlich wechselnden Rhythmus neu aufgelegt werden. Nun war in diesem Spätherbst wieder „Chessbase“ an der Reihe, das größte und teuerste Zugpferd im CB-Stall – inzwischen schreibt man seine 17. Version.

Lässt sich eigentlich eine so komplexe, über Jahrzehnte gereifte Software wie „Chessbase“ immer doch wieder nicht nur vergrößern, sondern auch erweitern – nämlich um nützliche neue Features? Und zwar derart, dass der Karren nicht überladen in den Graben kippt – als kaum mehr gehfähiger Koloss, der unter dem eigenen Gewicht einknickt?

Nehmen wir mal die Antwort vorweg: man kann. Und widmen wir uns der Reihe nach den Novitäten im Hinblick auf ihren alltäglichen Nutzen für den ambitionierten Vereins- und den semiprofessionellen Turnierspieler.

Geboosterte Datenbanken

Chessbase führt mit dieser 17. Version ein neues, umfänglich abwärtskompatibles Datenbank-Format ein („2cbh“) – und in der Tat: Eine längst fällige Überholung. Denn zwar war das alte, native „cbh“-Format der allgemein verbreiteten, aber simplen Standard-„PGN“ aller übrigen Datenbanken – die da z.B. sind: Arena, SCID, ChessAssistant, Banksia u.a. – immer noch haushoch überlegen.  Aber es war gleichzeitig auch schwerfällig mit seinen vielen, in den Speicher gehievten Schlüssel-Dateien und seinem stets vorgeschalteten, ominpräsenten „Suchbeschleuniger“. Denn eine herkömmliche, mit allen Differenzierungen – sprich: „Eröffnungs-, Taktik-, Strategie-, Endspiel-, Themen-Schlüssel“ u.v.a. – bestückte CB-Datenbank hatte bisher fast 30 zusätzliche integrale Programmdateien im Schlepptau – ein Unding im Zeitalter der 10-Millionen-Partien-Sammlungen.
 

Die Kommandobrücke des neuen CB-Flaggschiffes Chessbase-17 mit Menüleiste, Brettfenster, Datenbank, Notationsfenster und Analyse-Engine

Demgegenüber weist „2cbh“ deutlich weniger solcher Segment-Dateien auf, deren Verwaltung nun spürbar flotter vonstatten geht. Bei meiner Probe aufs Exempel mit einer Datenbank von ca. 677’000 Partien – die sog. COMP2007 – dauerte die Umwandlung der betr. PGN-Datei ins neue Format nur noch ca. 2,5 Minuten (auf einem gemächlichen Ryzen7-3,7Ghz); frühere Versionen benötigten für eine cbh-Konvertierung noch fast 4 Minuten.

Beim Dubletten-Handling – neben dem Konvertieren & Sortieren eine zweite häufige Anwendung – scheint hingegen kein Tempozuwachs feststellbar. Hier hat Chessbase noch nachzubessern: Freeware-Tools wie z.b. SCID oder PGN-Extract sind da deutlich rasanter unterwegs (haben es allerdings beim PGN-Format auch mit einem deutlich primitiveren Format zu tun).

Ein Strauß frischer Features

Das neue „2CBH“-Format gestattet CB-17 nun ein ganzes Bundle von zusätzlichen Features. Einige davon seien hier näher ausgeführt:

 

Brettnummer-Eingabe im Partiedaten-Fenster

- Im Partiedaten-Fenster kann nun die Brett-Nummer eingegeben werden; Mannschaftsführer und Turnierleiter werden das beim Auswerten ihrer Matches zu schätzen wissen.

- Das Partie-Ende kann mit einer Punkt-Kennung versehen werden; nach der originalen Notation können also weitere Züge folgen, was beim erläuternden Schachunterricht oder beim Self-Learning praktisch ist.

 

Farblich differenzierte Varianten-Auffaltung nach Partien-Verschmelzung

- Wurde früher die Option „Partien verschmelzen“ angewandt, entstand ein oft undurchsichtiges Variantengestrüpp, wobei das alte Format zusätzlich limitierte. Neu können nun tief verschachtelte Notationen von tausenden von Games übersichtlicher kombiniert werden. Wer als Turnierspieler sein Repertoire ständig aktualisiert, wird solche „Verschmelzungen“ öfters anwenden, unter Einbezug sinnvoller Notationsgliederungen, die CB-17 neu zur Verfügung stellt (siehe auch die nachfolgend erwähnte, neue Funktionspalette).

 


Rotes „Opfer-Quadrat“ in der Funktionspalette rechts

- Das Partien-Fenster mit Brett, Notation & Partiedaten weist nun auf der rechten Screen-Seite eine neue Palette von Gestaltungs- und Such-Optionen auf, wovon die unterste die schachlich interessanteste ist: Die spezifische Suche nach Opfern in der geöffneten Partie, genannt „Markiere Opfer“ (rotes Quadrat). In Sekundenschnelle werden mittels vorangestelltem Diagramm die gefundenen Opfer aufgelistet (sofern vorhanden), und können nun gezielt analysiert werden. (Natürlich ist die Opfersuche noch viel differenzierter mithilfe der bereits aus früheren Versionen bekannten „Suchmaske“ mit stellungsspezifischen Manövern).

Die Partien-Suche aufgrund differenzierter Parameter, Manöver und Datenkriterien war schon immer eine Stärke von „Chessbase“. Nun legten die CB-Macher noch nach mit einer sog. „Interaktiven Suchmaske“. Dabei wird die Eingabe bzw. die Suche nach vordefinierten Stellungsmustern und Materialkonstellationen nochmals deutlich verbessert, indem das Programm in Echtzeit sofort all jene Partien einer Datenbank auflistet, denen die gesuchte Konstellation entspricht, wobei jederzeit zur ursprünglichen Abfrage zurückgekehrt werden kann, um sie ggf. zu ändern:

 

Interaktive Suchmaske mit vordefiniertem Stellungsmotiv (links) und entspr. Partien-Filter (rechts)

Bei Sehbehinderung: Zügeansage, vorgelesene Textkommentare, Bewertungsgeräusche

Eine neue CB-Funktion wird Schachspieler mit Sehbehinderung freuen: Das Programm liest die Partie beim Nachspielen vor, inklusive Bewertungsgeräusche, Textkommentare, Zügeansage und Brettgeräusche.

Wie bei jeder neuen CB-Version ist hinsichtlich Grafik ebenfalls aufgefrischt worden. Augenscheinlich sind vier neue Gesamt-Stile Weiß, Blau, Grau und Schwarz, und die Menübänder können nun „normal“, „minimiert“ oder „vereinfacht“ daherkommen.
Bereits CB-16 hatte ein Feature namens „Top-Partien bestimmen“. Nun erfolgte eine weitere Steigerung bezüglich Recherche nach bedeutenden oder spektakulären, taktisch betonten Games: Die Vergabe von „Schönheitswerten“.

Das Schach im Schönheitsspiegel

Dieses „Schönheitswerte-setzen“ sei hier ausführlicher erwähnt. Denn was auf den ersten Blick als überflüssiger Schnickschnack daherkommt, stellt für Vereins- und Turnierspieler, aber auch für schachhistorisch Interessierte sowie für Buch-Autoren oder für Trainer durchaus einen nützlichen Mehrwert dar. Es geht darum, in Datenbanken jede Partie vollautomatisch im Hinblick auf ihre spektakulären Wendungen, ihren Opferreichtum, ihre taktische Vielseitigkeit zu untersuchen. 


Alexander Shirov heimst von Chessbase-17 besonders viele Schönheitsmedaillen ein

Je nach Grad ihrer diesbezüglichen „Schönheit“ erhalten dann die Games eine bis drei Schönheitsmedaillen zuerkannt, wobei ein Orden immerhin noch Interessantheit bedeutet, drei Medaillen dann maximales Spektakel signalisieren.

Ich habe als funny experiment mal alle Gewinnpartien von zehn der historisch besten und/oder interessantesten Weltklasse-Spielern – rausgepickt aus der mitgelieferten „Mega Database 2023“ des CB-Premium-Pakets – diesem Schönheitsideal von Chessbase‘ Gnaden unterzogen. Die folgende kleine Rangliste ist in ihrer personellen Zufälligkeit und statistischen Unbelastbarkeit natürlich cum grano salis zu interpretieren (der CB-Anwender mag selber weitere Spitzenspieler im Hinblick auf deren Spielattraktivität recherchieren):

Spieler und Anteil von schönen Partien

 

01. Alexander Shirov 55 %
02. Emmanuel Lasker 54 %
03. Alexander Aljechin 53 %
04. Visvanathan Anand 49 %
05. Vassily Ivanchuk 48 %
06. Garry Kasparov 47 %
07. Lev Aronian 46 %
08. Magnus Carlsen 44 %
09. Hakira Nakamura 42 %
10. Bobby Fischer 42 %

Dieses zusammengefasst: Wer das kreativ-kämpferische Spektakel genießen will, greift zu Shirov, Lasker oder Aljechin; wer die perfekt-lehrreiche Langeweile sucht, liest Carlsen, Nakamura oder Fischer. Interessant zu wissen, nicht?


And Action! - Die Kombination von Positionsspiel und Schachtaktik!

Alexey Shirov, einer der geistreichsten Taktiker der jüngeren Schachgeschichte, zeigt auf dieser DVD anhand eigener Partien, wie man Kombinationsspiel und Taktik erfolgreich miteinander verbindet.

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Solche Kategorisierungen – im Einzelfall mögen sie diskutabel zutreffend sein – waren bis jetzt den Schach-Feuilletonisten, -Autoren und -Kommentatoren vorbehalten. Nun vermag auch der gemeine Amateur die taktische Attraktivität eines Großmeisters zu beurteilen…
Allerdings reduziert Chessbase damit den Begriff der schachlichen Schönheit auf das rechnerisch Beweisbare bzw. das Kombinatorisch-Taktische. Die besondere Ästhetik von positionell tiefen Wendungen, deren durchschlagende Kraft sich erst am entlegenen Horizont offenbart, bleibt außen vor. Dieser Schritt wäre dann der nächste wünschenswerte der CB-Medaillenvergabe.

Neue Analyse-Instrumente

Es gäbe noch weitere, eher unter der Haube der Datenverwaltung werkelnde Änderungen aufzuzählen (beispielsweise die Hardware-nähere Anbindung des Programms an die Direct2D-Grafikschnittstelle), doch wenden wir uns nun einem Sektor zu, der in dieser jüngsten Programm-Version ebenfalls ein paar interessante Novitäten verpasst bekam, nämlich der Partie-Analyse mithilfe der Einbindung moderner kommerzieller Engines wie „Fritz“ und „KomodoDragon“ oder zahlreicher Freeware-UCI-Motoren von „Stockfish“ bis „LeelaChess“.

Wer nach dem Öffnen eines Games eine Analyse-Engine ins Fenster lädt, dem fallen sofort einige ungewohnte Elemente ins Auge: Eine sprachliche Umschreibung der wesentlichen Stellungsmerkmale; eine zuschaltbare „Auto-Analysis (sacs“); ein farbig visualisierendes „Bewertungsfenster“ sowie die mitlaufende Analyse einer „Buddy-Engine“:

Das neue Engine-Analysefenster offeriert diverse Instrumente der Stellungsbewertung

„Buddy“ denkt mit

„Buddy“ (Kumpel) nennt Chessbase eine simultane Zweitanalyse, die der Haupt-Engine ein bisschen CPU- und Hash-Power entzieht, um zu prüfen, ob die Mainline einen deutlichen Bewertungsabstand zum zweitbesten Zug hat. Damit wird die Haupt-Engine entlastet, die im Single-Varianten-Modus analysieren und so schneller tiefer kommen kann als im Multi-Varianten-Modus. Gleichzeitig ermittelt „Buddy“, ob bestimmte Variantenzüge der Engine forciert, sprich die je „einzigen“ sind.

Sänger, Pianist, Komponist, Programmierer: CB-Chefentwickler Matthias Wüllenweber (*1961)

Die praktische Begründung von CB-Chefentwickler Matthias Wüllenweber für seine Implentierung dieses „Kumpels“ leuchtet ein: „Forcierte Varianten zu entdecken kann in der Eröffnungsvorbereitung von Vorteil sein, um einen ‚leicht schlechteren‘ Zug zu finden, der aber dem Gegner höchste Genauigkeit abverlangt. Denn weil alles forciert ist, hat der ‚leicht schlechtere Zug“ eine höhere praktische Gewinnchance als ein Zug, der zwar 0.3 Bauernheiten besser, aber leichter zu behandeln ist“.

Dabei funktioniert „Buddy“ nach dem interaktiven Mouse-over-Prinzip: Der Anwender führt den Mauszeiger auf einen Zug der Haupt-Engine-Variante, wonach im „Buddy“-Fenster die ganze betr. Variante verfolgbar wird.
Wer das betr. „Buddy“-Kapitel des Manuals zu Rate zieht, erhält detailliertere Erläuterungen, Tipps und Anwendungsbeispiele zu diesem „Hilfsmotor“, der sich erst beim zweiten Blick als nützliche Neuheit entpuppt, aber in geübten Anwender-Händen die Präzision des Analysierens deutlich erhöhen kann.

 

Analytischer Farbenreigen

Die Farben beweisen weiße Überlegenheit bezüglich Platzierung, Mobilität und Königssicherheit in scharfer Stellung: Einschätzung à la „Chessbase 17“

Eine zweite CB-17-Novität beim Analysieren wurde beim jüngsten „Fritz“ abgekupfert: Die sog. „Visuelle Bewertung“. Auch dieses Feature ist für die Interaktion gedacht: Der User fährt mit dem Mauszeiger über die Engine-Variantenzüge und erhält zeitgleich eine farbige Visualisierung der Stellungsmerkmale, wobei grün für „sicher“ bzw. „mobil“ steht, gelb für „soweit ok“ und rot für „gefährdet bzw. unmobil“.


Auf einen Blick kann also erfasst werden, wie es um die Platzierung der Figuren, um die Bauernstruktur, die Königssicherheit, die Mobilität, die potentiellen Freibauern sowie überhaupt um die Schärfe der fraglichen Stellung steht („Flammen“).

Um sich spontan einen Überblick auf die wesentlichen Merkmale einer Stellung zu verschaffen, kann dieses sofortige grafische Abbilden der Wirkungskräfte auf dem Brett differenzierter und also sinnvoller sein für den User als der reine Zentipawn-Output bisheriger Engine-Analysen. Wem das aber zu bunt wird, tauscht einfach wieder das altbekannte Variantenbrett ein.

Verbalisierte Schachpläne

Wie ist es denn, wenn ich mir als Anwender eine Stellung von der Engine nicht farblich, sondern sprachlich erklären lassen will? Dafür hat CB-17 nun die automatische Funktion „Enginevariante als Text“ implentiert. Und wie die Visuelle Bewertung ist auch diese Funktion für „Nicht-Titelträger“ gedacht, (wie das Chessbase höflich formuliert). Sprich: Ein mittelmäßiger Vereinsspieler wird Stellungserläuterungen in sprachlicher Form sehr zu schätzen wissen, vor allem dann, wenn sie nicht-triviale Brettkonstellationen betreffen. (Siehe auch die Abbildung oben im Absatz „Neue Analyse-Instrumente“).
Auch wenn das momentan bei CB-17 noch teils etwas rudimentär daher kommt, dürfte es für viele Anwender eine willkommene Ergänzung darstellen. Und mit zunehmendem Einbezug moderner Sprach-KI könnte solches Verbalisieren in zukünftigen Versionen sogar das Programm-Highlight werden, um in großem Stile im Schachunterricht aller Leistungsklassen eingesetzt zu werden.

„Auto Analysis (Sacs)“

Auf Anfrage teilte Programmierer Matthias Wüllenweber mit, dass eine weitere Analyse-Funktion erst in allerletzter Minute implentiert worden sei, so dass sie es in kein Handbuch mehr geschafft habe: Die sog. „Auto Analysis (scacs)“.
Originalton Wüllenweber zu Sinn und Verwendung dieses Features: „Wenn eine Engine-Variante ein Opfer enthält, das nicht zu weit hinten in der Variante steht und nicht in der Partienotation vorkommt, dann wird automatisch eine Variante bis zur Opferstellung erzeugt. Der Sinn dahinter ist: Oft findet die Engine spektakulär interessante Varianten, nur um sie dann Sekunden später durch eine minimal bessere, trockene Fortsetzung zu ersetzen; Man sah das kurz aufblitzen, und schon ist es weg. (In CB16 hätte man das eh überhaupt nicht mitbekommen). Wenn nun diese Funktion aktiviert ist, dann füllt sich die Notation von selbst mit spannenden Varianten (vorausgesetzt, die Stellung gibt das her)“.

Angriffsdichte und Verteidigung

Als „Orientierungshilfe in taktisch geprägten Partien“ will Chessbase das fast unauffindbar versteckte Mini-Menü in der linken unteren Ecke des Schachbrettes verstanden wissen. Es holt vier klickbare Optionen ans Licht, die alle Angriffsbeziehungen der Stellung anzeigt in Form eines Geflechts von grünen und roten Pfeilen.

In seiner Unübersichtlichkeit ist es ziemlich gewöhnungsbedürftig und anfänglich das Gegenteil einer „Orientierungshilfe“. Nach einer gewissen Zeit mag sich die „Angriffsdichte“ beim interessierten Anwender dann tatsächlich zur Erleuchtung lichten…

 

 

 

 

Erweiterte Analyse-Aufträge

Starkes Instrument der Partien-Untersuchung: Verschiedene Engines analysieren vollautomatisch verschiedene Stellungen

Eine starke Option sind bei „Chessbase“ schon seit Jahren die sog. „Analyse-Aufträge“. Sie ermöglichen, dass mehrere Partie-Stellungen nacheinander von verschiedenen Engines nach bestimmten Kriterien selbstständig abgearbeitet werden. Die Ergebnisse werden entweder in die Partie-Notation übernommen oder in einer eigenen Datei gespeichert. Neu lässt sich nun die Analyse auch auf Rechentiefe konfigurieren:

Starkes Instrument der Partien-Untersuchung: Verschiedene Engines analysieren vollautomatisch verschiedene StellungenStarkes Instrument der Partien-Untersuchung: Verschiedene Engines analysieren vollautomatisch verschiedene Stellungen

Für lernfreudige Spieler und Kiebitze

Es besteht für den Schreibenden kein Zweifel: Den Machern von „Chessbase-17“ sind zu dieser neuen Version ein paar starke Innovationen eingefallen, die eine bereits mächtige Software noch mächtiger und noch nützlicher machen. Ebenso offensichtlich ist, dass sich die Philosophie des Programmes weg vom reinen Sammeln und Verwalten und Kategorisieren bewegt – hin zum Vereins-Amateur und zum ambitionierten Turnier-Spieler, der seine zahllosen Partien und jene der Spitzenspieler auf der Festplatte verstehen und aus ihnen lernen will.

Die Analyse-Werkzeuge wurden kreativer, der Fokus liegt sozusagen auf der schachlichen Ebene der vielen Millionen Partien, die für den User gefiltert, systematisiert, analysiert, erklärt und als Unterrichtsmaterial bereitgestellt werden wollen. Diese Ziel-Ausrichtung dürfte wohl auch die einzig erfolgversprechende sein für ein teures Profi-Paket, dem aus der Freeware-Szene sowohl im Datenbank- wie im Engine-Sektor ständig stärkerer Druck erwächst.

Ermöglicht wird dies alles eigentlich nur aufgrund der enorm gewachsenen Spielstärke aller modernen Engines, die inzwischen buchstäblich übermenschlich gut Schach spielen. Nur so verdienen Stockfish & Co. überhaupt das Vertrauen, das der Mensch in ihre Analysen hat. Schon seit langem hat sich ja das Blatt gewendet: Längst geht der Mensch beim Computer in die Schule. Und heutige Software hat dem Rechnung zu tragen und die Programmierung für breiteste Schachkreise nutzbar zu machen.

Rundum-Paket oder Starter-Version?

Eine letzte Frage ist natürlich noch jene nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Immerhin ist das „Premium-Paket“ mit 500 Euro nicht gerade billig. Es umfasst zusätzlich die inzwischen fast zehn Millionen Games schwere, vielfach hochkarätig kommentierte „Mega Database 2023“, ein sechsmaliges „CB-Magazin“-Abo, die ebenfalls professionell aufbereitete Fernschach-Datenbank „Corr Database 2022“ sowie 500 Dukaten fürs Online-Spiel auf „Playchess“.

Wer es günstiger haben will, verzichtet auf alle Großmeister-Kommentare in der „Mega“ und in der „Corr“ und lädt sich einfach die unkommentierten, dafür kostenlosen Partien bei z.B. TWIC und/oder von den diversen Fernschach-Servern runter.

Retro-Blick in die Schachstube des 19. Jahrhunderts: Eines der 3D-Bretter bei „Chessbase 17“

Eine Kaufempfehlung auszusprechen fällt mir diesmal leichter als auch schon, zumal seit dem jüngsten Update (17.5) keine nennenswerten Bugs oder Abstürze mehr feststellbar sind. Allerdings konnten in der kurzen Zeit seit dem Release natürlich nicht all die vielen hundert Programm-Funktionen auf Herz und Nieren durchgetestet werden.

Das Entwickler-Team von „Chessbase 17“

(Wobei ja eh unwahrscheinlich ist, dass im Laufe der ersten paar Wochen einer neuen Software ein so umfangreiches und mächtiges, mit Features vollgestopftes Paket wie „Chessbase-17“ fehlerlos läuft. Das zeigt sich immer wieder auch bei weit größeren Firmen als dem kleinen Schach-KMU in Hamburg).

In diesem Zusammenhang darf erwähnt werden, dass jeweils von den CB-Machern, wo nötig, schnelle Updates nachgeliefert werden. Ich persönlich habe zudem Kommunikation und Support dieser Firma stets als professionell erfahren; Anregungen oder Kritik aus Anwenderkreisen stehen Wüllenweber & Co. offen gegenüber.

Kurzum: Ambitionierte Vereins- wie Turnier-Spieler könnten sich Dümmeres unter den Weihnachtsbaum 2022 legen als dieses neue „Chessbase-17“. Wer zufrieden ist mit einer älteren Version – auch o.k. Aber dabei entgeht ihm m.E. ein interessanter, stark erweiterter Werkzeugkasten für sein Hobby.

Walter Eigenmann
 

ChessBase 17 - Megapaket

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan.

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Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.