15.08.2014 – Nach einem fünften Platz in Khanty-Mansyisk 2010 und dem vierten Platz in Istanbul 2012 galt China in Tromsø als Geheimfavorit, aber wirklich zugetraut hat ihnen kaum einer den Sieg. Doch am Ende gewann die junge Mannschaft ungeschlagen und mit zwei Punkten Vorsprung Gold. Wie hat China das geschafft und wer ist dieses Goldteam eigentlich? Mehr...
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Sprach man vor der Olympiade in Tromsø über mögliche Favoriten, lag der Fokus natürlich auf dem russischen Team. Hatte Russland mit Kramnik, Svidler und Karjakin doch gleich drei Teilnehmer des Kandidatenturniers 2014 in ihren Reihen, "ergänzt" durch die Nummer Vier der Weltrangliste, Alexander Grischuk.
Heiße Kandidaten auf die Goldmedaille sind auch immer die Ukraine, Aserbaidschan und Armenien. Aber keine dieser Mannschaften hat es 2014 bis ganz nach oben geschafft. Gold ging stattdessen an das junge chinesische Team, Durchschnittsalter 23 Jahre. Alle fünf Chinesen sind starke Großmeister mit über 2600 Elo, zwei Spieler sind mit einer Elo-Zahl von über 2700 sogar so genannte Supergroßmeister. Doch wie konnten die Chinesen in Tromsø so erfolgreich sein?
Eine Rolle spielte sicher die strategische Marschroute der chinesischen Mannschaft. Auffällig war zum Beispiel, dass an Brett eins nicht Ding Liren, der nominell stärkste Spieler, sondern Wang Yue, laut FIDE-Weltrangliste vom August Chinas Nummer drei, gemeldet war. Bemerkenswert auch, dass mit Wang Hao, Li Chao und Bu Xiangzhi drei der nominell fünf besten Chinesen gar nicht erst nach Tromsø reisen durften.
Wang Yue
Wang Yue ist in der Schachszene schon seit längerem bekannt. 2008 gewann er zusammen mit Magnus Carlsen und Vugar Gashimov das Grand-Prix-Turnier in Baku, und das gilt als sein bisher größter Erfolg. Seine Nominierung am Spitzenbrett war turniertaktisch ein voller Erfolg.
Wang Yue gewann zwar keine seiner neun Partien, ließ jedoch eine große Zahl nominell stärkerer Gegner an seinen Defensivqualitäten verzweifeln. Mit Schwarz strebte er kompromisslos Vereinfachungen an und hielt auch unangenehme Endspiele ohne große Probleme. Ein typisches Beispiel ist seine Partie gegen Maxime Vachier-Lagrave im vorentscheidenden Kampf gegen Frankreich in Runde zehn.
Wie schwer solche Stellungen zu halten sind, erfuhr vor wenigen Jahren der starke GM Michael Roiz in einer Partie gegen Alexander Grischuk:
Auch beim Wettkampf gegen Polen in der Schlussrunde, in der es für die Chinesen um Gold ging, blieb Wang Yue der strategischen Marschlinie treu und neutralisierte am Spitzenbrett Radoslaw Wojtaszek.
In der dritten Runde erlitt Wang Yue allerdings Schiffbruch und verlor gegen den Ungarn Peter Leko. Doch dies blieb die einzige Niederlage des chinesischen Teams in ihren 44 Olympiapartien.
Weder Maxime Vachier-Lagrave...
...noch Shakhriyar Mamyedarov konnten die chinesische Mauer an Brett eins überwinden.
Auch Anish Giri hatte gegen Wang Yue keine ernsthaften Gewinnchancen.
Ex-Weltmeister Kramnik kam gegen Wang Yue zu Gewinnstellung, ließ den Chinesen aber ins Remis entwischen.
An Brett zwei der chinesischen Mannschaft spielte der 21-jährige Ding Liren, mit einer Elozahl von 2742 die Nummer 19 der Weltrangliste und Chinas Nummer Eins. In Europa war er vor dieser Olympiade wenig bekannt, Auftritte wie beim Aljechin-Memorial 2013 oder dem Bieler Schachfestival 2013 eher selten. Doch die Prognose, dass er in Zukunft zu mehr europäischen Superturnieren eingeladen wird, scheint nicht allzu riskant zu sein.
Ding Liren holte am zweiten Brett die Bronzemedaille in der Einzelwertung.
Mit 7,5 Punkten aus 10 Partien und einer Performance von 2831 war er eine der Stützen der chinesischen Mannschaft. Sein Stil ist aggressiver als der von Wang Yue, wobei er mit Schwarz jedoch solide spielt.In Tromsø beschränkte er sich so ausschließlich auf die Caro-Kann Verteidigung. Dafür gelang es ihm in allen seinen vier Weißpartien, seine Gegner unter Druck zu setzen.
Mit Schwarz sicher, mit Weiß aggressiv
Ein Beispiel für Ding Lirens aggressives Spiel mit Weiß lieferte die wichtige Partie gegen den Polen Gajewski in der Schlussrunde, mit der Ding Liren China in Führung brachte. Wie gefährlich der Chinese mit Weiß ist zeigte auch seine Partie gegen Alexander Grischuk. In Runde drei hatte Ding Liren eine wichtige Partie gegen den Ungarn Csaba Balogh gewonnen, in Runde vier überspielte er dann Alexander Grischuk und kam zu einer klaren Gewinnstellung. Doch auf der Suche nach einem einfachen Gewinn, machte er sich das Leben schwer und wickelte ohne Not in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ab, das er am Ende nicht gewinnen konnte.
Alexander Grischuk hatte gegen Ding Liren nicht seinen besten Tag
und konnte mit einem halben Punkt mehr als zufrieden sein.
Eine besonders spannende Partie spielte Ding Liren im wichtigen Kampf gegen Frankreich. Sein Gegner Etienne Bacrot griff mit Schwarz in der Eröffnung zu einem bekannten Qualitätsopfer und erlangte im Gegenzug Kontrolle über die schwarzen Felder. Die Dinge verschärften sich, als Ding Liren zu einem Zentrumsdurchbruch kam und der weiße e-Bauer so stark wurde, dass sich Bacrot ins Remis retten musste.
Der Kampf gegen Frankreich in der zehnten Runde und vorletzten Runde war einer der Schlüsselkämpfe auf Chinas Weg zur Goldmedaille. Der entscheidende Sieg gelang dabei Yu Yangyi gegen Laurent Fressinet an Brett drei.
Yu Yangyi
Der erst 20-jährige Chinese holte 9,5 Punkte aus 11 Partien und schlug dabei namhafte Gegner wie Zoltan Almasi und Eltaj Safarli. In allen knappen Wettkämpfen (die Wettkämpfe, die am Ende 3:1 oder 2,5:1,5 für China ausgingen) gewann Yu Yangyi seine Partien, und das unterstreicht, wie wichtig er für seine Mannschaft war.
Yu Yangyi 2011
Über welches Potenzial Yu Yangyi verfügt, wusste man schon länger, und bereits als 15-jähriger zählte er zu den stärksten chinesischen Spielern: So gewann er 2011 ein stark besetztes Rundenturnier in Dangzhou mit 7 Punkten aus 9 Partien vor Wang Yue und sämtlichen anderen chinesischen Nationalspielern.
An das vierte Brett hatten die Chinesen ihren erfahrensten Mann gesetzt: Ni Hua, mit 31 Jahren der Oldtimer im Team. Ni Hua hat eine Ratingzahl von 2666 und ist damit nur Nr. 7 in der Landesliste. Die letzte Olympiade spielte er 2008 in Dresden, die Jahre darauf kam er im Nationalteam nicht mehr zum Zuge. Ni Hua holte mit Weiß wichtige halbe Punkte gegen Karjakin, Rapport und Edouard. Dabei schrieb ihm die Matchstrategie offensichtlich vor, vor allem kein Risiko einzugehen, was in seinen Partien gegen Richard Rapport und Sergey Karjakin gut zu sehen ist:
Mit 6,5 Punkten aus 9 Partien und einer Eloperformance von 2723 gewann Ni Hua die Bronzemedaille für die drittbeste Leistung am vierten Brett.
Der junge Ersatzmann Wei Yi während seiner Partie gegen den Holländer Robin Van Kampen.
Wie sehr China auf die Förderung der Jugend setzt, zeigt auch die Nominierung von Wei Yi, der am fünften Brett als Ersatzmann zum Einsatz kam. Wei Yi feierte im Juni seinen 15. Geburtstag, ist momentan der jüngste Großmeister der Welt und liegt auf Rang neun der Juniorenweltrangliste. 2013 tauchte er mit einem Paukenschlag in der internationalen Schachszene auf. Der damals 14-jährige gewann im World-Cup erst einen Wettkampf gegen den russischen GM Ian Nepomniachtchi, einer der stärksten Spieler der Welt, und setzte sich dann in Runde zwei gegen Alexei Shirov durch. Doch bei allem Talent fehlt ihm doch noch die Erfahrung und umso bemerkenswerter ist es, dass er für das Olympiateam nominiert wurde. Mit einer Bilanz von 4 Punkten aus 5 Partien zeigte er jedoch, dass dieses Vertrauen berechtigt war.
Fotos: Pascal Simon, André Schulz, Alejandro Ramirez
Marco BaldaufMarco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.
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