Christian Hesse: Damenopfer

von Dagobert Kohlmeyer
18.05.2015 – Mit "Expeditionen in die Schachwelt" hat Mathematikprofessor Christian Hesse seinerzeit ein sehr unterhaltsames und erfolgreiches Buch über den "Planeten Schach" veröffentlicht. Nach einigen Büchern zu ganz anderen Themen steht in seinem neuesten Werk wieder einmal das Schachspiel im Mittelpunkt. Sein Buch "Damenopfer" bietet erneut faszinierende Einblicke in unseren Mikrokosmos. Mehr...

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Das Neue von Christian Hesse ist eine Weltpremiere!

Damenopfer

Erstaunliche Geschichten aus der Welt des Schachs

Ein Hesse kommt selten allein. Schachfreunde wissen: Die Rede ist hier nicht vom Schriftsteller Hermann H., sondern von Christian Hesse, dem begnadeten Mathematiker und Schachbuchautor. Nach dem Riesenerfolg seines internationalen Bestellers „Expeditionen in die Schachwelt“, der mehrere Auflagen erlebte, legte er in Sachen königliches Spiel (scheinbar) eine Schreibpause ein. Untätig war der Professor indessen nie: Er veröffentlichte in kurzen Abständen beim Verlag C. H. Beck in München ein halbes Dutzend unterhaltsame und verständliche Bücher über sein Spezialgebiet Mathe. Glauben Sie mir, auch deren Lektüre bereitet großes Vergnügen, selbst wenn man von der Königin der Wissenschaften nicht so viel versteht.

Als Schachjünger aber fragten wir uns natürlich die ganze Zeit, ob Christian Hesse nach seinem Geniestreich mit den Schach-Expeditionen vielleicht noch weitere so spannende, anregende und vergnügliche Bücher über unser liebstes Hobby planen und vorlegen würde. Er hat es getan! Im besagten Münchner Verlag erschien jetzt mit „Damenopfer - Erstaunliche Geschichten aus der Welt des Schachs“ ein neues Werk aus seiner Feder, in dem er uns einmal mehr den unendlichen Zauber des edlen Spiels nahebringt. Man öffnet das handliche Buch und hört mit dem Lesen und Genießen der Geschichten, Partien oder Studien nicht mehr auf.

Foto: privat


„Schach ist eine kleine Welt in der großen. Aber eigentlich ist es selbst auch eine große Welt. Das zeigen die Geschichten dieses Buches“, schreibt Hesse im Vorwort. Recht hat er. In 31 Kapiteln gibt der Autor Einblicke in die Faszinationskraft des königlichen Spiels und beschäftigt sich mit Phänomenen wie Aussetzern und Damenopfern, mit großen Momenten der Schachgeschichte wie dem legendären Weltmeisterschaftskampf 1972 zwischen Fischer und Spasski in Reykjavik, aber auch mit Humor im Schach.

In beinahe jedem Spiel passieren Fehler, sie sind unvermeidlich. „Gerade das große Reservoir an Schnitzern, Flops und Reinfällen macht Schach so überaus faszinierend“, findet Hesse. Selbst Weltmeister griffen gelegentlich daneben. Markante Beispiele dafür liefert ein spezielles Kapitel im Buch. Dort findet sich auch dieser berühmte Fehlgriff.


Capablanca – Lasker 5. WM-Partie
Havanna 1921




45…Kf8?? So kann man sich als schwarzer König ganz hurtig seine Biographie verhunzen. Der Regent betritt damit ein Tabufeld. 45…Kf6 war richtig. Nach 46.Db8+ gab Lasker umgehend auf.

Die meisten Schachspieler ärgern sich über Patzer. Doch die Sicht des Autors auf Fehler ist eher positiv. „Scheitern macht uns gescheiter. Man kann doch aus dem Scheitern lernen“, tröstet er uns.

Christian Hesse mit seinem schwersten Gegner. Foto: Ivo Kljuce (Bearbeitung: Vlad Sasu).


Im letzten Abschnitt des neuen Buchs geht es dann um das ewig spannende Thema Schach und Mathematik. Beide Gebiete des menschlichen Denkens inspirieren einander, weiß Christian Hesse wie kaum ein anderer. Sie sind von „unauslotbarer“ Tiefe und bieten zugleich intensive Gefühle. In Bezug auf den Denksport folgert der Verfasser: „Schachspielen ist nicht nur kühles Kalkül, es ist voller Leidenschaft. Schach nimmt unter den Spielen eine Sonderrolle ein. Wie kein anderes hat es philosophische, psychologische, mathematische Tiefe. Seine Schönheit ist an die Bewegung der Figuren geknüpft, an deren harmonische und effektive Dynamik: Wie positionieren sich angreifende und verteidigende Figuren zueinander, in welche Räume dringen sie vor, welche Linien werden überquert, welche Felder blockiert, besetzt, geräumt oder verstellt?“

Hesse: „Schach ist schön. Wer es lernt, der lernt auch etwas fürs Leben.“
D‘accord! Das königliche Spiel ist und bleibt ein anregendes, weites Feld…

Christian, ich gratuliere! Dir ist erneut ein feiner Wurf gelungen. Auch in diesem Buch steckt in der Tat wieder sehr viel Herzblut.

Foto: D. Kohlmeyer

 

In unserer Überschrift steht das Wort Weltpremiere. Wie man dem Rückseitentext des Werkes entnehmen kann, ist es das erste Schachbuch mit QR-Codes zum bequemen Nachspielen der besprochenen Partien und Studien auf dem Smartphone oder Tablet. Ein Grund mehr, nicht nur für die junge Generation, das Buch „Damenopfer“ zu erwerben. Last but not least: Der Preis ist auch erschwinglich.

 


Christian Hesse: Damenopfer Erstaunliche Geschichten aus der Welt des Schachs
Verlag C. H. Beck, München 2015. 271 S. mit 35 Abbildungen und zahlreichen Schachdiagrammen, gebunden 14.95 Euro
ISBN 978-3-406-67459-4

 

 


Dagobert Kohlmeyer gehört zu den bekanntesten deutschen Schachreportern. Über 35 Jahre berichtet der Berliner bereits in Wort und Bild von Schacholympiaden, Weltmeisterschaften und hochkarätigen Turnieren.

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