Clichy gewinnt französische Mannschaftsmeisterschaft

Die Zeiten der ganz großen internationalen Stars in der französischen Liga
sind vorbei. 2001 hatte die in Paris lebende Milliardärin und Mäzenin Nahed
Ojjeh (geb. 1959) , Tochter des ehemaligen syrischen Verteidigungsminister
Mustafa Tlass und seit ihrem 16-Lebensjahr mit dem saudischen Waffenhändler
Akram Ojjeh verheiratet, ihr Interesse am Schach entdeckt und den
Traditionsverein Caissa Paris gesponsert. Der Verein wurde in NAO Chess Club
umbenannt und Frau Ojjeh steckte 500.000 USD jährlich in die mit Stars
gespickte Erstligamannschaft. Andere Verein versuchten mitzuhalten, doch
vergeblich. 2006 verlor Frau Ojeeh ihr Interesse am Schach und gab ihre
500.000 USD nun woanders aus. Die Stars gingen, der Klub stieg ab.
Inzwischen ist der Name der französischen Hauptstadt Paris aus der
überregionalen Schachlandkarte Frankreichs verschwunden. Nach dem Rückzug
von Frau Ojjeeh hat sich das Mannschaftsschachleben in Frankreich wieder
normalisiert und wurde neu geregelt.
In der ersten Liga spielen 16 Teams eine Vorrunde in zwei Gruppen. Die
besten vier jeder Gruppe tragen dann das Meisterfinale aus, die anderen
Mannschaften spielen im Abstiegsfinale. Dort spielen dann in vier
Finalrunden nur noch die Vereine gegeneinander, die zuvor in
unterschiedlichen Vorrunden gespielt haben.
Der Vorteil dieses Modus liegt in der Reduzierung von Reise - und
Unterbringungskosten. Statt 15 Wettkampftagen gibt es nur 11. Die letzten
vier Runden werden am gleichen Ort ausgetragen, so dass man besonders mit
dem Meisterschaftsfinale "Poule Haute" auch ein möglicherweise vermarktbares
Schlussereignis vorzeigen kann.
Für die Zusammensetzung der Achtermannschaften gilt: Fünf Spieler aus
Frankreich sind in jeder Mannschaft vorgeschrieben. Ebenso ist ein
Frauenbrett Pflicht und dieses darf nur von einer Französin besetzt werden.
Dies hat der französische Verband festgesetzt, obwohl er sich darüber im
Klaren war, dass er mit der Regelung u.U. mit der bisher juristisch nicht
eindeutig gelösten Frage kollidieren könnte, ob für Schachturniere das
EU-Arbeitsrecht in Anwendung gebracht werden kann. Es herrschte die
Auffassung vor, dass es sich bei der Liga nicht um irgendeine Form von
Arbeit handle, sondern um eine Privatveranstaltung, für die auch private
Regelungen gelten dürfen. Die Vereine schlossen sich dieser Ansicht an. In
Deutschland wagte man bisher nicht, dieses heiße Eisen anzupacken. In
Österreich scheiterte der Verband mit seiner Regelung, vier Österreicher pro
Mannschaft vorzuschreiben am Widerstand und juristischen Drohungen eines
Vereins.
Ziel der französischen Regelung ist neben einer Förderung der eigenen
Spieler und des Nachwuchses eine größere Authentizität im Hinblick auf den
Charakter einer nationalen Mannschaftsmeisterschaft.
Auch die Punkte werden anders gezählt. Für das Ergebnis eines Wettkampfes
zählen nur die Gewinnpartien. Die Remisen fallen unter den Tisch. Die
Mannschaft mit größeren Anzahl gewonnener Partien, erhält drei Punkte. Ein
Unentschieden gibt einen Punkt. Das führt im Ergebnis zu einer deutlich
höheren Anzahl ausgespielten Partien.
André Schulz

Sieger Clichy



Meistergruppe
Partien der Meister- und
Abstiegsgruppe...
Partien der Vorrunde Gruppe A...
Partien der Vorrunde Gruppe B...
Ergebnisse des Finales
Ronde 8
|
Gonfreville l'Orcher |
0 |
- |
6 |
Clichy |
Metz Fischer |
2 |
- |
5 |
Montpellier |
Cannes |
6 |
- |
0 |
Mulhouse Philidor |
Evry Grand Roque |
3 |
- |
1 |
Vandoeuvre |
Ronde 9
|
Clichy |
6 |
- |
0 |
Metz Fischer |
Montpellier |
3 |
- |
3 |
Gonfreville l'Orcher |
Mulhouse Philidor |
0 |
- |
5 |
Evry Grand Roque |
Vandoeuvre |
1 |
- |
4 |
Cannes |
Ronde 10
|
Evry Grand Roque |
1 |
- |
4 |
Clichy |
Cannes |
2 |
- |
2 |
Montpellier |
Metz Fischer |
6 |
- |
1 |
Mulhouse Philidor |
Gonfreville l'Orcher |
4 |
- |
0 |
Vandoeuvre |
Ronde 11
|
Clichy |
1 |
- |
1 |
Cannes |
Montpellier |
2 |
- |
2 |
Evry Grand Roque |
Mulhouse Philidor |
0 |
- |
4 |
Gonfreville l'Orcher |
Vandoeuvre |
5 |
- |
1 |
Metz Fischer |
Abstiegsgruppe
Beste Spieler
1. Nakamura Hikaru (Antibes) 8,5/11
2. Nisipeanu Liviu (Clichy) 6/8
3. Kazhgaleyev Murtas (Cannes) 8,5/11
4. Tregubov Pavel (Clichy) 6/7
5. Philippe Christophe (Vandoeuvre) 8/11 (1ère norme de GM)
6. Libiszewski Fabien (Montpellier) 8/11 (3e norme de GM)
7. Cornette Matthieu (Cannes) 5,5/8
8. Skripchenko Almira (Clichy) 9/10
Vorrunden
Gruppe A
Gruppe B
Quelle: Französischer Schachverband