Concord Golden State Open

von ChessBase
19.01.2011 – Concord ist einer der Orte entlang der Küste der San Francisco Bay Area. Den US-Amerikanern ist der Name vor allem in Verbindung mit der Katastrophe auf dem naheliegenden Port Chicago ein Begriff: Am 17. Juli 1944 ereignete sich beim Verladen von Munition eine schwere Explosion, die über 300 zumeist schwarze Matrosen als Todesopfer forderte, mehrere Hundert wurden verletzt. Bei den nachfolgenden Protesten verurteilte man 50 Matrosen auf ungerechte Weise wegen Meuterei. Als Konsequenz wurde noch während des Zweiten Weltkrieges die Rassentrennung in der US-Marine abgeschafft. Im Übrigen ist Concord als Geburtsort von Tom Hanks und des Jazzmusikers Dave Brubeck bekannt und unter Schachspielern für sein Open. Hier holte sich Dejan Bojkov letzte Woche den ersten Preis im "Golden State Open" - Open und erläutert in seinem zweiten Bericht aus CA nun die Besonderheiten bei US-Open: Alles ist möglich, aber bringen Sie Spiel und Uhr bitte selber mit. Turnierseite...Bericht, Bilder, etc...

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Golden State Open
Von Dejan Bojkov
 


Karten: Google Maps


Die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz


City Hall von San Francisco


Golden Gate Bridge


Straßenschach, nachts, in San Francisco


Pier 39


Ruheplatz der Seelöwen

Dave Brubeck Quartett

 

Das typische amerikanische Open
Von Dejan Bojkov





Das Concord Open fand vom 14. bis 17. Januar (für die meisten Spieler vom 15. bis 17.) in dem gleichnamigen kleinen Ort statt, der nahe der Pittsburgh Bay Point Area, in Kalifornien liegt. Das Open war Teil der American Tour und war in verschiedene Elo-Gruppen unterteilt.

Das Wort, das ein amerikanisches Open charakterisiert, lautet „Flexibilität“. Schach ist ein Geschäft wie jedes andere. Deshalb versuchen die Organisatoren so viele Teilnehmer wie möglich anzulocken und unterbreiten ihnen verschiedene Angebote.


Tim Langland, einer der Organisatoren

Man hat die Wahl zwischen dem 4-Tage-Format, bei dem man alle sieben Partien mit normaler Bedenkzeit (2 Stunden für 40 Züge, danach eine zusätzliche Stunde für den Rest der Partie) spielt, oder dem 3-Tage-Format, bei dem man nur drei Tage spielt und an Tag 1 die ersten beiden Partien im verlangsamten Schnellschach (75 Minuten pro Partie) absolviert. Nach den ersten beiden Runden werden die beiden Formate dann vereint. Die meisten Spieler wählen das 3-Tage-Format, da sie so einen Tag weniger Unterkunft und Verpflegung zahlen müssen oder ganz einfach deshalb, weil sie diesen Tag arbeiten müssen.










Eine andere Besonderheit amerikanischer Open-Turniere ist die so genannte „Re-entry-Option“, die Wiedereintritts-Option. Spielt ein Teilnehmer in einer der unteren Elo-Gruppen und verliert in der ersten Runde, dann kann er aus diesem Turnier aussteigen, um am nächsten Tag ins Open einsteigen und dort nach 3-Tage-Modus zu spielen, womit er praktisch ein neues Turnier anfängt. Allerdings muss er dann noch einmal Startgeld zahlen.

Alle Spieler werden gleich behandelt. Jeder Spieler muss seine eigenen Figuren mitbringen, und wenn er Weiß hat, auch die Uhr. Mir wurde erzählt, dass es gar nicht so selten vorkommt, dass man Spieler wie Kamsky und Nakamura mit einem Schachspiel unter dem Arm im Turniersaal sieht. Das einzige Privileg, das man Großmeistern gewährt, besteht darin, dass sie kein Startgeld zahlen müssen. Aber wenn sie in die Preisränge kommen, dann wird das virtuelle Startgeld vom Preis abgezogen.

Eine andere interessante Sache war der Fünf-Sekunden-Verzögerungs-Modus. Das heißt, die Uhr setzt sich erst in Gang, nachdem fünf Sekunden verstrichen sind (und man erhält nicht etwa fünf Sekunden Zeitaufschlag, wie ich geglaubt hatte). Aber da manche Spieler immer noch mechanische Uhren mitbringen, können sie diese Möglichkeit nicht nutzen. Aber das ist niemandem wichtig. Ich war ein wenig überrascht, dass das Turnier trotz all dieser Freiheiten und der mangelnden Kontrolle reibungslos über die Bühne ging und es keinerlei Beschwerden gab.

Auszeiten sind ebenfalls erlaubt und man kann so viele nehmen, wie man möchte, sofern man sie vor der dritten Runde ankündigt. Man kann auch jederzeit aus dem Turnier aussteigen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie man sich das vorgestellt hatte. Als ich den Turnierorganisator Bill Goichberg fragte, ob er die Auslosung am Abend zuvor ins Internet stellen könnte, meinte er: “Ich mache die Auslosung morgens, da viele Leute am Abend abreisen und man dann zwei Mal losen müsste.”

Kopfhörer sind während der Partien ebenfalls erlaubt und die meisten Leute nutzen sie, um sich besser konzentrieren zu können.


Mann mit Ohrhörern

Manche von ihnen hören dabei Musik. Der Anblick eines Gegners mit Kopfhörern, der starke Züge spielt, wirkte auf mich allerdings ein wenig zu Furcht einflößend.

“Warum nehmen alle so viele Auszeiten?”, fragte ich Daniel, den ich kennen gelernt hatte, als wir an der Busstation auf den kostenlosen Shuttle-Bus zum Hotel warteten (der nie gekommen ist).


DJ Daniel

“Weißt Du, ich arbeite als DJ in San Francisco und ich habe niemanden gefunden, der bei meiner Show für mich einspringen konnte, also habe ich in der dritten Runde ausgesetzt. Ich habe bis drei Uhr morgens gearbeitet, und bin jetzt schon wieder (es war 10 Uhr morgens) zur vierten Runde da.” “Aber dann bist Du sicher müde, warum nimmst Du nicht morgens eine weitere Auszeit?” “Ah, nein, ich will ein paar gute Partien spielen, und wenn ich die Chance habe, ins Geld zu kommen, dann ist das okay.” Daniel ist 42, hat eine Elo-Zahl um die 1300 und fing erst vor drei Jahren mit dem Schach an, aber es macht ihm großen Spaß. “Weißt Du, das ist etwas, bei dem man nie auslernt und das einen erfüllt.”


IM Sevillano

Ich startete schrecklich ins Turnier, wobei mein Punktestand noch viel schlimmer hätte sein können, wenn man sich anschaut, auf welchem Niveau sich meine Partien bewegten. Aber dann ging es aufwärts und mit zwei Schwarzsiegen zum Schluss landete ich schließlich zusammen mit Daniel John Bryant mit 5,5 aus 7 auf dem geteilten ersten Platz. Jetzt kam irgendein Wertungskriterium zum Tragen (was genau das war, habe ich nie verstanden und schriftlich lag die entsprechende Regel auch nicht vor) und Daniel gewann ein paar zusätzliche Dollar, weil er hier vor mir lag.



www.dejanbojkov.blogspot.com


Turnierseite mit ein paar Partien, Ergebnissen und weiteren Informationen: http://www.goldenstateopen.net/


Final Standings

# Name Rtng St Rd 1 Rd 2 Rd 3 Rd 4 Rd 5 Rd 6 Rd 7 Tot Prize
1 GM Dejan Bojkov 2644 BUL W41 L14 W30 W22 D2 W9 W4 5.5 $1737.50
2 IM John Daniel Bryant 2496 TX W20 L3 W18 W26 D1 W7 W8 5.5 $1887.50
3 GM Mark C Paragua 2641 NY W27 W2 W19 D5 D4 D8 D6 5.0 $581.25
4 IM Enrico Sevillano 2579 CA W29 D8 W28 W6 D3 W5 L1 5.0 $581.25
5 GM Melikset Khachiyan 2577 CA W30 W16 W13 D3 D8 L4 W11 5.0 $581.25
6 IM Jacek Stopa 2537 TX W37 W39 D14 L4 W13 W10 D3 5.0 $581.25
7 GM Mauricio Flores 2653 TX L22 W25 W21 D19 W12 L2 W17 4.5 $150.00
8 IM Ricardo De Guzman 2449 CA W18 D4 W15 W14 D5 D3 L2 4.5 $150.00
9 IM Emory A Tate 2395 AL W38 D22 D17 D13 W15 L1 W19 4.5 $1050.00
10 Howard Jed Chen 2323 WA H— D21 D39 W20 W28 L6 W22 4.5 $1050.00
11 IM Zhanibek Amanov 2461 CA L24 W32 W33 D17 D14 W21 L5 4.0  
12 Yian Liou 2342 CA W32 D28 D22 W35 L7 D17 D13 4.0  
13 IM Edward W Formanek 2278 NV W34 W24 L5 D9 L6 W30 D12 4.0  
14 Alessandr Steinfl 2243 CA W33 W1 D6 L8 D11 D22 D15 4.0  
15 Jimmy P Heiserman 2219 TX D31 W29 L8 W24 L9 W33 D14 4.0  
16 Luke Harmon-Vellotti 2204 ID W40 L5 D24 D23 D30 D18 W32 4.0  
17 Michael Wil Brown 2180 CA H— W23 D9 D11 W19 D12 L7 4.0  
18 Phillip Seitzer 2107 CA L8 B— L2 D27 W39 D16 W28 4.0  

... 44 Spieler im A-Open


 Kleine Auswahl:

 

 

 

 

 


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